Eine sehr interessante Debatte im Thread „Jean Sibelius als Sinfoniker“ läuft auf die Frage hinaus: Wie soll der Einstieg sein in die unendlichen Weiten der Musik? Joseph II. bezeichnet die späten Bernstein-Aufnahmen als „Rundumempfehlung an Einsteiger und Fortgeschrittene“. Dagegen meldete sich auch Widerspruch. Teleton vertritt die Auffassung, dass „alle anderen sachlicheren Aufnahmen“ danach keine Chance mehr hätten bei Einsteigern. Für Norbert „hat Bernstein in etwa in der Zeit, in der er für die Deutsche Grammophon aufnahm, nur noch Bernstein dirigiert. Sein Tschaikowsky ist ,Bernstein, arrangiert von Tschaikowsky‘, sein Mahler ,Bernstein, arrangiert von Mahler‘ etc. Mit diesem Ansatz hat er bei Schumann oder bei manchen Beethoven Sinfonien oder Konzerten, auch bei Tschaikowskys 5. z.B. mitreißendes geschaffen, aber bei anderen Komponisten, für mich auch bei Sibelius, schlägt das Gefühlsleben ins Sentimentale um und das könnte einen Neueinsteiger eher verschrecken als begeistern“.
Für mein Empfinden haben alle Recht, am meisten stimme ich aber - aus eigener Erfahrung - mit Joseph überein. Ja, wie soll nun der Einstieg sein? Lässt sich aus der konkreten Debatte um Sibelius diese ganz allgemeine Frage ableiten? Ich bin überzeugt, dass der Einstieg dann am besten gelingt und am nachhaltigsten wirkt, wenn das Grunderlebnis extrem ist, extrem wie eben Sibelius beim späten Bernstein. Mein eigener Einstieg war neben dem „Holländer“ die „Elektra“ mit Inge Borkh unter Karl Böhm. Ich verstand zunächst zwar gar nichts, aber ich war ins Mark getroffen. Eine mehr „sachliche Aufnahme“ hätte womöglich nichts bewirkt. Wie ist es euch ergangen?
Beste Grüße von Rheingold