Thomas Zehetmair - ein stiller Großer

  • Sagitt meint:


    Ich habe nichts gefunden, also fange ich damit einmal an. Thomas Zehetmair, ein Geiger aus Salzburg ( Jg. 1961) ist einer der " stillen" Großen seines Fachs.
    Ich lernte ihn vor ca. 20 Jahren kennen. Einerseits im Fernsehen, die ARD gestaltete 1985 einen mehrstündigen Abend über J.S. Bach ( so was gab es einmal und das im ersten). Zehetmair, mit wilder Mähne und dichtem Bart geigte mit Gidon Kremer im Doppelkonzert BWV 1043 um die Wette, dass es eine Freude war, ihnen zuzuhören. Zweitens erwarb ich die Kreutzersonate, mit Malcolm Frager und bin bis heute von dieser Aufnahme begeistert. So wie Zehtmair hat noch keiner diese Sonate leidenschaftlich gespielt ( man versteht jetzt Tolstoi). Daraufhin gehörte dieser Geiger immer zu den Solisten, die ich gerne höre. Er hat ein breit gefächtertes Repertoire, ein eigenes Streichquartett, eine Professur in Graz. Ist medienmäßig nicht unterwegs, aber ein hochkarätiger Künstler. Sehr interessant sein Beethovenkonzert mit Brüggen. Seine Bachkonzerte mit den Amsterdamer gehören in die Spitzengruppe, mit seinem Mozart kann ich weniger anfangen. Aber er spielt auch Schumann-Konzert,Sibelius oder Szymanowski.
    Andere werden vielleicht weitere Schätze ausgraben ?


  • Der Bart ist inzwischen ab :D



    Ich kenne hauptsächlich die Bach-Konzerte und die Werke für Violine Solo, schätze die aber alle sehr (die Konzerte z.B. höher als die hochgelobte Manze-Aufnahme). Die Kreutzersonate werde ich mal versuchen zu finden, die Schumann- und Dvorak-Konzerte habe ich nach Nennung hier im Forum schon bestellt, jedoch noch nicht gehört. Die Berg/Hartmann gefällt mir auch sehr, allerdings kenne ich da keine anderen Interpretationen


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes:


    die Aufnahme der Kreutzersonate ist ungefähr von 1985 und war jahrzehntelang bei TelDec, auch bei 2001, sehr presiwert,zusammen mit der " Frühlingssonate".


    Schöne Grüsse aus Bremen


    Sagitt


    P.S. Der Bart ist schon lange ab !

  • Eine CD besitze ich auch von und mit Zehetmair:



    (Brahms Violinkonzert mit Christoph von Dohnanyi und dem Cleveland Orchestra) und die sollte ich eigentlich dringend mal wieder hören... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Leider nicht auf CD erhältlich ist Beethovens Violinkonzert, das er 1987 in Frankfurt mit Ernest Bour und dem ensemble modern einspielte. Der erste Satz wurde im Originaltempo, d.h. in knapp 21 Minuten gespielt. Die einleitenden Pauken bekamen dadurch einen ganz anderen Charakter. Das wurde sehr schön in der Kadenz aufgegriffen, in der Violine und Pauke im Duo zusammen spielten.


    Ich habe die Aufnahme seinerzeit im Radio mitgeschnitten und schätze sie sehr.


    Viele Grüße,
    Walter

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  • Zitat

    Original von Walter.T
    Leider nicht auf CD erhältlich ist Beethovens Violinkonzert, das er 1987 in Frankfurt mit Ernest Bour und dem ensemble modern einspielte. Der erste Satz wurde im Originaltempo, d.h. in knapp 21 Minuten gespielt. Die einleitenden Pauken bekamen dadurch einen ganz anderen Charakter. Das wurde sehr schön in der Kadenz aufgegriffen, in der Violine und Pauke im Duo zusammen spielten.


    So weit ich weiß gibt es streng genommen kein "Originaltempo"; es gibt Metronomziffern von Czerny (einigermaßen zeitgenössisch) und von Kolisch (rekonstruiert). Czerny hat IIRC 126 für Viertel im 1. Satz; etwa so ein tempo wird auch z.B. von Heifetz gespielt. Kolisch (da bin ich aber nicht ganz sicher) schlägt Halbe als Bezugspunkt, damit ein noch schnelleres tempo (ca. 69-72 für Halbe) vor. Ich weiß nicht, ob das jemals jemand so schnell genommen hat, hören würde ich es gern mal so. Auch das larghetto ist in traditionellen Aufnahmen meist viel zu langsam. Hast Du zufällig die Spieldauern der Sätze von dieser Funkaufnahme?


    Das "Duo" von Pauke und Geige in der Kadenz stammt aus Beethovens Klavierfassung des Konzerts (als erster hat sie Schneiderhan wohl wieder für Violine arrangiert.


    Was mich wirklich etwas wundert ist, dass es heute eigentlich keine Ausnahme mehr ist in den Sinfonien oder Quartetten, Tempi zu hören, die sehr nahe an Beethovens "unspielbaren" Metronomisierungen sind (schon Scherchen, Leibowitz, teils Toscanini, heute Gardiner, Norington, Gielen, Mackerras usw.), auch teilweise in den Klaviersonaten (Gulda, Schnabel, Kovacevich), aber die Konzerte weitgehend unbetroffen bleiben...das Tripelkonzert könnte von einem wirklich zügigen Kopfsatz nur profitierten, ebenso das 5. Klavierkonzert.


    viele Grüße


    JR

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    (die Konzerte z.B. höher als die hochgelobte Manze-Aufnahme). Die Kreutzersonate werde ich mal versuchen zu finden, die Schumann- und Dvorak-Konzerte habe ich nach Nennung hier im Forum schon bestellt, jedoch noch nicht gehört. Die Berg/Hartmann gefällt mir auch sehr, allerdings kenne ich da keine anderen Interpretationen


    Die Manze Aufnahme hat mir beim Probehören am Samstag gar nicht gefallen!
    Kaufe ja was die Bach VC angeht eigentlich f a s t alles, aber die bestimmt nicht!


    Aber erfreulicherweise habe ich mir ja Zehetmair's Schumann und Dvorak gekauft! :D

  • Bezüglich Zehetmair hätte ich eventuell noch Nachholbedarf. Ich kenne und schätze aber seine Sonaten op. 27 von Eugene Ysaye sehr:



    Gruß, Cosima

  • Zitat

    Original von Richard


    Die Manze Aufnahme hat mir beim Probehören am Samstag gar nicht gefallen!
    Kaufe ja was die Bach VC angeht eigentlich f a s t alles, aber die bestimmt nicht!


    Ich meine halt mich zu erinnern, dass Manze in etlichen Blättern und den entsprechenden Internet-Foren sehr gelobt worden sei (ist ja schon ein paar Jahre alt). Ich war auch eher enttäuscht: IMO zwar dynamisch, aber ziemlich konturlos runtergezockt. Zehtmair ist wesentlich flexibler (bei ebenfalls flotten tempi und klarem einfluß der Historischen Praxis), leider ohne Doppelkonzerte und momentan wohl noch Vollpreis.


    viele Grüße


    JR

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  • Hallo Johannes,


    mit der schnell hingeschriebenen Charakterisierung "Originaltempo" wollte ich die Aufnahme beschreiben. Ich weiß, dass es zu dieser Frage einen müßigen Glaubenskrieg gibt. Ich persönlich bevorzuge bei Beethoven im Prinzip die schnellen Aufnahmen, mit den von Dir genannten Dirigenten ... es sei denn, es gelingt zum Beispiel einem Otto Klemperer, auf seine Art die Eroica oder die 9. zu dirigieren. Dann mache ich gern eine Ausnahme.


    "Originaltempo" war auch ein wenig eine Bezeichnung, mit der damals für dieses Konzert geworben wurde. Das ging so weit, dass von einer Art neuen Uraufführung gesprochen wurde, weswegen es angemessen sei, das "ensemble modern" hinzuzuziehen. Lassen wir das. Die Aufnahme ist einfach aus sich heraus gut.


    Larghetto: Das ist gar nicht so einfach. Da Zehetmair eine sehr lange Kadenz spielt, muss im Vergleich zu anderen Aufnahmen gesagt werden, dass diese Kadenz nach 7:40 Minuten beginnt, und dann über eine Minute dauert. Ansonsten wäre dieser Satz wie dann auch der 3. Satz langsamer als etwa die Interpretation von Heifetz und Toscanini (die für den ersten Satz auch nur wenig mehr als 21 Minuten brauchen).


    Ja, ein rasch gespieltes Tripelkonzert wünsche ich mir auch. Das ist eins der Werke, wo ich noch keine Aufnahme gefunden habe, mit der ich wirklich zufrieden bin.


    Viele Grüße,


    Walter

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  • 10 Jahre sind eine lange Zeit. Solange fand es offensichtlich keiner mehr wert, über Thomas Zehetmair etwas zu schreiben. Schon erstaunlich. Die Damen stehlen den Männern offensichtlich die Show.


    Diese 25 Jahre alte Aufnahme ist mir für € 2,50 untergekommen und auch wenn das Cover potthässlich ist, der Inhalt ist es nicht. Spitzenaufnahme von Zehetmair in Cleveland mit Dohnanyi. Gefällt mir viel besser als die m.E. völlig überbewertete Aufnahme von Kremer und Bernstein. Geht in die Sammlung.

  • Es scheint, als wenn Thomas Zehetmair keine eigene website hat. Das ist mir sympathisch, ich habe auch noch keine. :D

  • Seine Aufnahme des (rekonstruierten) Janacek - Violinkonzertes ist eine der besten, die es gibt.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Wenn ich auch nicht Deine Meinung zu Kremer/Bernstein (DG) bei Brahms teile (mein Favorit = Szeryng/Monteux (RCA)), so habe ich für Dich noch eine Zehetmair-Empfehung:


    Die CD hatte ich zunächst wegen dem Schumann-Violinkonzert d-moll gekauft - hier mit C.Eschenbach, Dirigent; aber auch das Dvorak-Violinkonzert a-moll op.53 - hier mit E.Inbal hat seine Qualitäten, die sich vor absoluten Spitzenaufnahmen, wie Milstein/Steinberg (EMI) nicht zu verstecken braucht. Zudem ist die CD Klangtechnisch auf der Seite mit gegebenem Hörspass !



    APEX, 1989, 1991, DDD



    Die APEX-CD mit Zehetmair mit den VC von Janacek, Hartmann und Berg (Abb in Beitrag2 vorhanden) ist wirklich auch eine weitere Empfehlung für diesen Geiger = :thumbup:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Aktuelles über Thomas Zehetmair
    gibt es hier:
    http://www.askonasholt.co.uk/a…nductors/thomas-zehetmair


    Ein aktuelles Konzert vom 13.02.2015 aus Utrecht
    hält NPO Radio4 bereit:
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Adagio en fuga voor strijkers KV.546 in c
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Concert voor fluit, harp en orkest KV.299 (297c) in C
    Max Reger
    Variaties en fuga voor orkest, op.132, "Op een thema van Mozart"
    Residentie Orkest
    Thomas Zehetmair, Dirigent
    http://www.radio4.nl/luister-c…mair-en-residentie-orkest



    Leos Janacek
    Violin Concerto `Putování dušičky` (Pilgrimage of the Soul) JW 9/10

    Berlin Philharmonic Orchestra
    Thomas Zehetmair (violin, conductor)
    Alan Gilbert (conductor)
    Berlin 2013
    http://classical-music-online.net/en/production/32916



    Ludwig van Beethoven
    Violinkonzert
    Muzio Clementi
    Sinfonia nr 4
    Thomas Zehetmair, Solist und Dirigent
    Amsterdam, Concertgebouw, 2011
    http://www.todoperaweb.com.ar/…sinfonia-nr-4-id-306.html


    Eine ältere Liveaufnahme des Violinkonzertes von Johannes Brahms
    kann man hier downloaden:
    Johannes Brahms
    Concerto for violin and orchestra in D
    Thomas Zehetmair, violin
    Orchestra of the 18th Century
    Frans Brüggen
    recorded: August 30, 2003, Muziekcentrum Vredenburg,Utrecht
    http://classicalmusicinconcert…/Zehetmair%20%28Thomas%29

    mfG
    Michael

  • Die Mozart-Konzerte mit Brüggen wurden ja neulich in einem anderen Thread erwähnt. Auch das Beethoven-Konzert mit demselben Dirigenten ist sehr hörenswert. (So mehr mir allerdings die oft zu langsamen und lyrischen Interpretationen des Beethoven-Konzert auf die Nerven gehen, sind mir Zehetmair/Brüggen stellenweise beinahe zu aggressiv, obwohl die marschartigen Abschnitte diesen Gestus sicher vertragen können.)


    Die Dvorak/Schumann, sowie die Berg/Janacek/Hartmann-CDs gefallen mir auch sehr gut, allerdings mit wenig bis keinen Vergleichsmöglichkeiten bei diesen Konzerten. Die Brahms-CD werde ich mal vormerken, weil ich die Schumann-Fantasie op.131 (ominöse Opuszahl) gar nicht kenne.


    Insgesamt sind die deutsch-österreichischen Jungstars der 1980er: Zehetmair, Zimmermann, Tetzlaff auch mit Ende 40/Anfang 50 noch sehr ernst zu nehmen, selbst wenn ich ihre neuesten Aufnahmen nicht alle kaufen kann (dazu interessiert mich das typische Violin(konzert)repertoire einfach nicht genug...).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Thomas Zehetmair ist ja auch als Dirigent unterwegs. Ich meine mich zu erinnern, dass folgende Aufnahme von 2008 hier irgendwo mal ziemlich gelobt wurde:



    Er hat sich die beiden am meisten vernachlässigten und wohl kammermusikalischsten Symphonien von Sibelius, die Dritte und die Sechste, ausgesucht, was seinem Interpretationsstil wohl auch mehr entgegenkommt als die Zweite und die Fünfte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Habe am Dienstag dieser Woche ein sehr intimes Kammerkonzert mit nur 25 Zuhörern erlebt. Es spielte das Zehetmair-Quartett (mit Thomas Zehetmair an der ersten Violine) ein Programm mit Werken von Hindemith, Mozart und Debussy. Neben diesem außergewöhnlichen musikalischen Erlebnis verdient der Ort des Konzerts einige Erwähnung: Beim Aufführungsort handelte es sich um den "Kuhhirtenturm" in Frankfurt-Sachsenhausen. Der Turm stammt aus dem späten Mittelalter und ist einer der wenigen erhaltenen Reste der Stadtbefestigung. In den 1920er Jahren bewohnte Paul Hindemith den Kuhhirtenturm in Sachsenhausen für einige Jahre gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester.


    Vor einigen Jahren renovierte die Stadt Frankfurt das Gebäude vollständig und errichtete ein kleines Hindemith-Museum darin und im vierten Stock gibt es dann einen Konzertraum (Konzertsaal wäre definitiv der falsche Ausdruck! :D - mehr als die erwähnten 25 passen da nämlich nicht hinein). Und dort fand am Dienstag eben jenes Konzert mit Zehetmair statt, das ich eingangs erwähnte.


    Es war ein schönes Erlebnis an diesem Ort, an dem Hindemith einstmals gelebt hatte, seine Musik (und natürlich die der anderen Komponisten) in so hoher interpretatorischer Qualität zu hören.


    Grüße
    Garaguly

  • Thomas Zehetmair ist ja auch als Dirigent unterwegs. Ich meine mich zu erinnern, dass folgende Aufnahme von 2008 hier irgendwo mal ziemlich gelobt wurde:



    Er hat sich die beiden am meisten vernachlässigten und wohl kammermusikalischsten Symphonien von Sibelius, die Dritte und die Sechste, ausgesucht, was seinem Interpretationsstil wohl auch mehr entgegenkommt als die Zweite und die Fünfte.


    Lieber Joseph,


    wie ich mich kenne, dürfte ich das gewesen sein. ;)
    Deine Vermutung des Interpretationsstils trifft den Kern schon sehr gut. Man kann Zehetmairs Ansatz durchaus als "kammernusikalisch" sehen, denn "sein Sibelius" ist nicht durch den "groben Pinsel", sondern durch eine feinsinnige Dynamisierung und Artikulation gekennzeichnet.
    Durch das in den Streichern nicht zu groß besetzte Orchester entsteht ein transparenter Orchesterklang, der nicht so "vibratosatt" ausfällt wie gewohnt, sondern in der Klangbalance die Holz- und Blechbläser prägnant zur Geltung kommen lässt. Es herrschen hier also keine "romantischen" Klangverhältnisse im Sinne von "karajanschen Klangflächen", sondern Sibelius klingt hier rauer als gewohnt.
    Auffallend ist neben des großen Dynamikumfangs Zehetmairs Liebe zum Rubato. Insbesondere bei der 6. Sinfonie zieht er das Tempo stellenweise merklich an, gestattet sich aber, z.B. im zweiten Satz der 3. Sinfonie Momente des Innehaltens, der Ruhe.


    Abschließend zum Sibelius verweise ich auf die nach meiner Meinung gelungene Rezension bei Amazon.


    Ebenfalls sehr gerne höre ich



    Das Violinkonzert von Brahms zeigt exemplarisch auf, dass es auch Vorteile haben kann, wenn der Solist auch als Dirigent auftritt. Das Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester gerät "aus einem Guss", zeugt davon, dass man einander zuhört, miteinander musiziert.
    Auch hier ist die Interpretation eher als "klassizistisch" und dynamisch fein abgestuft zu bezeichnen und nicht als "romantisch klangfett". Allerdings tritt hier Zehetmairs Liebe zum Rubato nicht auf, die Tempo wirken sehr organisch. Am Rande sei noch erwähnt, dass Zehetmair im ersten Satz eine eigene Kadenz verwendet.


    Schumanns 4. Sinfonie hingegen ist "Sturm und Drang pur". Zehetmair zeigt exemplarisch auf, dass die Originalfassung von 1841 immer noch zu unrecht vernachlässigt ist und wesentlich häufiger verdient hätte, auf CD und im Konzertsaal zu erscheinen. In vielen kleinen Details, im Zusammenspiel der einzelnen Orchestergruppen, in liebevoll ausgestalteten Solistenstellen, in der stets vorwärts strebenden Grundhaltung merkt man, dass hier nicht routiniert, sondern aus Leidenschaft miteinander musiziert wurde.


    Weiterhin besitze ich noch:



    Bei Schubert treffen die gleichen positiven Eigenschaften zu wie bei Sibelius und Schumann, die 2. Sinfonie von Hans Gal ist mir hingegen kompositorisch nicht als (be-)merkenswert in Erinnerung geblieben.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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