Barry McDaniel - Berliner Kammersänger aus Kansas

  • Barry McDaniel (* 18. Oktober 1930 in Lyndon, Kansas) ist ein amerikanischer Bariton, der seine Karriere fast ausschließlich in Deutschland gestaltete. Neben seiner Bühnentätigkeit trat er auch als Konzert- und Liedsänger hervor.
    In den großen Sängerlexika findet er kaum Erwähnung, und CDs existieren fast keine.
    Allerdings schlummert einiges in den Rundfunk-Archiven, das es zu entdecken gilt:



    Barry McDaniel - SFB-Aufnahmen Berlin 1963-1974
    Lieder von Schubert, Schumann, Wolf, Duparc, Ravel, Debussy
    Barry McDaniel, Hertha Klust, Aribert Reimann, Eberhard Finke, Karlheinz Zoeller
    Label: Audite, ADD, 1963-1974, 2 CDs

    Auf Youtube kann man ein hinreißendes Duett aus Bizets „Perlenfischern“ bewundern, McDaniel mit Alfredo Krauss:



    Barry McDaniel studierte an der Juilliard School in New York und kam Anfang der fünfziger Jahre mit einem Fullbright- Stipendium nach Deutschland. Liederabende bescheren ihm erste Erfolge, Engagements in Stuttgart und Karlsruhe bringen ihn 1962 dann an die Deutsche Oper, der er 37 Jahre lang die Treue hält: 1800 Vorstellungen im Spiel- und Kavalierfach, 54 Premieren, etliche Uraufführungen (von Hans Werner Henze und Aribert Reimann).


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Er gehörte zur Deutschen Oper Berlin wie der Funkturm zu Berlin.
    Ein unglaublich vielseitig eingesetzter Sänger der eigentlich alles konnte: Mozart, Cimarosa, Henze, Reimann, Blacher und
    vieles mehr.
    Er lebt glaube ich immer noch in Berlin.



    :hello::jubel::yes:

    mucaxel

  • Auch ich besitze einige Aufnahmen mit Barry McDaniel. In einem Querschnitt aus "Zar und Zimmermann" auf einer LP von Europa singt er den Zar neben Arnold van Mill als van Bett.

    W.S.

  • Auch ich besitze einige Aufnahmen mit Barry McDaniel. In einem Querschnitt aus "Zar und Zimmermann" auf einer LP von Europa singt er den Zar neben Arnold van Mill als van Bett.


    Lieber Wolfgang,


    das ist genau die Aufnahme, durch die ich auf Barry McDaniel aufmerksam wurde. Nie wieder habe ich die Arie des Zaren "Sonst spiel ich mit Zepter..." so klangschön und wortdeutlich gehört!



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Barry McDaniel bewundere ich sei ca. 40 Jahren als exzellenten Lieder und Oratorien-Sänger.
    Mit einer sehr schönen Stimme, einer hervorragenden Technik, Wortdeutlichkeit und überzeugender Gestaltung stelle ich ihn in die erste Reihe der Nachkriegs- Liedersänger mit Fischer-Dieskau, Prey und Souzay.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Freue mich sehr über die Reaktionen auf MCDANIEL, dachte er ist vergessen, aber denkste, so kann man sich irren.
    Ich habe ihn ja in Berlin so soft gehört und da er so ein Urgestein der Deutschen Oper Berlin war, nahm ich an, er sei überregional nicht so bekannt!
    Er sang auch Abende an der Staatsoper Wien und diese waren Harelekin in Ariadne, Barbier in Schweigsame Frau, Orest in Iphigenie auf Tauris, Sekretär im Jungen Lord. Olivier in Capriccio.
    Bei den Salzburger Festspielen 1968 sang er den Allaxim in Zaide.
    Ein Hoch diesem so vielseitigen Sänger.


    :hello:

    mucaxel

  • Barry McDaniel bewundere ich sei ca.40 Jahren als exzellenten Lieder und Oratorien-Sänger.
    Mit einer sehr schönen Stimme, einer hervorragenden Technik, Wortdeutlichkeit und überzeugender Gestaltung
    stelle ich ihn in die erste Reihe der Nachkriegs- Liedersänger mit Fischer-Dieskau, Prey und Souzay.


    Ja genau da wäre der Platz, den er verdient hat!!!
    Wer es nicht glaubt, sollte einfach mal seine Aufnahme der WINTERREISE von Schubert, die er mit Aribert Reimann eingespielt hat, hören!
    Es gibt sie immer noch zu kaufen, auch wenn ich kein Cover-Foto finde, um es hier einzustellen!


    McDaniel war aber auch ein grossartiger Opernsänger mit einem breiten Repertoire, das von Purcell bis Haubenstock-Ramati reichte. Er war als Malatesta genau so grossartig wie als Wolfram. Darüber wäre viel zu berichten und davon liesse sich lange schwärmen! Dafür fehlt mir jetzt die Zeit: Aber auf eine ganz unvergessene Leistung von Barry McDaniel möchte ich doch hinweisen: Er sang in Berlin Jahre lang im Fidelio den ersten Gefangenen! Mit dem Solo im Gefangenenchor vermittelte er nicht selten mehr vom Geist der Werkes als die gesamte übrige Aufführung. Wie da aus aus dem schlichten Glauben daran, dass es ein Ende des Leidens geben müsse und man die Hoffnung nicht aufgeben dürfe, Zuversicht erwuchs, war immer wieder ungemein berührend!
    Man kann das auf dem Video der Berliner Produktion nachhören!

    Ludwig van Beethoven: FIDELIO


    Dirigent: Artur Rother
    Inszenierung. Gustav Rudolf Sellner
    Bühne:
    Wilhelm Reinking
    Mit Christa Ludwig, Lisa Otto; James King, Josef Greindl,
    Walter Berry, Martin Vantin, William Dooley, Barry McDaniel, Manfred Röhrl


    Chor & Orchester der Deutschen Oper Berlin
    1 DVD
    Live-Aufnahme
    aus der Deutschen Oper Berlin aus dem Jahr 1963
    Caruso41
    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Herr Steiger verzeichnet allein 7 Operngesamtaufnahmen, von auf CD fast nichts vorhanden, kann hier beim besten Willen nun wirklich keine Rede sein.
    [...]

    Man muss wohl wieder einmal daran erinnern, dass persönliche Angriffe unerwünscht sind!


    Manchmal frage ich mich wirklich, wie ein erwachsener Mann nur so einen Unsinn schreiben kann.
    Recherchierst du eigentlich bewußt nicht mehr richtig, bevor du Unwahrheiten ins Netz stellst.

  • Ein Klick auf amazon verzeichnet 156 Treffer. Leider nicht dabei Qu aus der verkauften Braut (eurodisc) und die GA von Schwarzer Peter (Schwann).
    In Berlin war er Mitte der 90er bei den Meistersingern auch dabei.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Ein Klick auf amazon verzeichnet 156 Treffer.


    Danke, lieber Bernward.
    Zum Vergleich - Ein Klick bei amazon für:
    Dietrich Fischer Dieskau - 13.941 Treffer
    Fritz Wunderlich - 13.602 Treffer
    Placido Domingo - 10.242 Treffer
    Hermann Prey - 5.275 Trefferi

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Schuberts Winterreise war Barry McDaniel schon seit seiner Jugend vertraut, das deutsche Lied war auch Teil seiner Ausbildung in New York.
    Erst im Alter von 39, im Jahr 1969, sang er - mittlerweise erfolgreicher Opernsänger in Berlin - zum ersten Mal öffentlich den Liederzyklus (in Braunschweig).
    Im Jahr 1972 ging er dann mit seinem Klavierpartner, dem Komponisten Aribert Reimann, nach London ins Studio, um die "Winterreise" für die Schallplatte aufzunehmen.
    Die Platte wurde jedoch seltsamerweise - FiDi wird es vielleicht wissen(?) - niemals veröffentlicht.
    Heute sind die Originalbänder nicht mehr aufzufinden.


    Glücklicherweise ist eine private Tonbandkassette erhalten geblieben. Diese Aufnahme wurde im Jahr 2004 von der Zeitschrift "Opernwelt" auf CD veröffentlicht und den Abonnenten als Jahresgabe verschickt.



    Ein äußerst beeindruckendes Tondokument und ein wichtiger Bestandteil meiner "Winterreisen"-Sammlung.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Tod von Barry McDaniel hat mich tief im Herzen getroffen!


    Er war einer der wirklich großen Künstler unter den Sängern seiner Zeit!
    Ob er kleine Partien sang oder im Zentrum einer Aufführung stand: immer war es ein ungetrübtes Vergnügen ihn zu hören. Bei ihm stimmte noch die kleinste, feinste Farbnuance, klangen alle Konsonanten, war jeder Text Musik und jede Musik immer auch Text.
    Ein Wunder. Fast unbegreiflich!


    Seine Leistung als erster Gefangener im Fidelio habe ich oben bereits gewürdigt.
    Wenn ich die großen Partien, die er gesungen hat, in Erinnerung rufe, war es eine, in der er wie kein anderer für mich Maßstäbe gesetzt hat: als Pelleas an der Seite von Pilar Lorengar und Thomas Stewart. Unvergessen!


    Requiescat in pace!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Auch ich möchte gerne noch ein paar Worte zu Barry McDaniel nachtragen. Da meine Besuche an der Deutschen Oper Berlin erst in den frühen 90ern ihren Anfang nahmen, habe ich Barry McDaniel live nur noch in kleinen Partien erlebt: Dancairo, 1. Priester in der "Zauberflöte", Kuligin in "Katja Kabanowa", Konrad Nachtigall etc. Seine einnehmende Bühnenpräsenz und sein großer darstellerischer Charme beeindruckten mich aber auch damals noch und führten dazu, dass mir diese Rollenportraits im Gedächtnis geblieben sind.
    Die Legende sagt, dass Egeon Seefehlner (bei Gründung der Deutschen Oper Berlin Sellners Stellvertreter und später sein Nachfolger) in Stuttgart wegen Manfred Röhrl eine "Figaro"-Aufführung besuchte und auf Barry McDaniel aufmerksam wurde. Engagiert wurden letztlich beide. Bei seinem Ausscheiden aus dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin 1999 zählten die Statistiker 1874 Abende auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin, bei denen Barry McDaniel mitgewirkt hatte. Er reüssierte in zahlreichen Partien des lyrischen Bariton-Faches - den Pelléas (übrigens nicht nur an der Seite Pilar Lorengars, sondern auch an der Hilde Güdens) hat "Caruso41" bereits lobend hervorgehoben - u.a. als Premierenbesetzung des Poeten in Günter Rennerts Inszenierung von "Der Türke in Italien", als Figaro in Winfried Bauernfeinds "Barbier"-Inszenierung, als Papageno in Peter Beauvais' "Zauberflöte", als Guglielmo in Otto Schenks "Così", als Harlekin in Sellners "Ariadne", als Malatesta in Barlogs "Don Pasquale" und nicht zuletzt als Dr. Falke in Otto Schenks "Fledermaus", wo er darstellerisch mit dem viel zu früh verstorbenen Donald Grobe so harmoniert haben muss, dass die beiden häufig als "Zwillingsbrüder" bezeichnet wurden. In der legendären Aufführung von Cimarosas "Heimlicher Ehe" (Musikalische Leitung: Lorin Maazel, Inszenierung: Gustav Rudolf Sellner, auf DVD erhältlich) sang er den Graf Robinsone.
    Die Karriere Barry McDaniels wäre nicht denkbar ohne die großen Ur- und Erstaufführungen, in denen er in Hauptrollen verkörperte: Henzes "Junger Lord" 1965, wo er die Partie des Sekretärs verkörperte, "Amerika" von Roman Haubenstock-Ramati 1966 mit ihm als Delamarche, Oberkellner und Personalchef des Theaters (eine auch deswegen legendäre Produktion, weil sie nur zwei Aufführungen erlebte - das serielle Werk wurde erst viel später in einer Neufassung von Haubenstock-Ramatis Schüler Beat Furrer rehabilitiert) und natürlich 1971 der Graf von Lusignan in Aribert Reimanns "Melusine". Mit letzterem verband ihn eine enge künstlerische Zusammenarbeit, nicht zufällig wählte er ihn als Begleiter für seine heute leider nur noch antiquarisch erhältliche Aufnahme der "Winterreise" aus.
    In der späten Phase seiner Karriere waren Foyer-Abende, in denen sich Barry McDaniel U.S.-Amerikanischer Popmusik widmete eine willkommene Abwechslung zum Repertoire-Alltag. Mit einem Programm "Thanks, Berlin! Come Fly With Me Trough A Century Of Songs" verabschiedete er sich auch 1999 von seinem treuen Berliner Publikum.
    Mit Barry McDaniel verliert die Deutsche Oper Berlin einen der letzten wichtigen Protagonisten aus ihrer Gründungszeit. Möge man ihm ein ehrendes Andenken bewahren!

  • Lieber Melomane!
    Hab Dank, dass Du noch einige seiner Rolle erwähnt hast!
    Ich bin mir nicht sicher, ob es schon erwähnt wurde, aber Barry McDaniel war auch ein wundervoller Wolfram im Tannhäuser!


    ….Er reüssierte in zahlreichen Partien des lyrischen Bariton-Faches - den Pelléas (übrigens nicht nur an der Seite Pilar Lorengars, sondern auch an der Hilde Güdens) hat "Caruso41" bereits lobend hervorgehoben....


    Der Pelleas ist auch die Partie, in der er 1972 in New York an der MET gesungen hat.
    Seine Partner waren Judith Blegen und (wie in Berlin) Thomas Stewart.


    Dass in Berlin auch Hilde Güden die Melisande gesungen hat, habe ich selbst erlebt. Zu der Zeit aber war sie doch schon zu damenhaft für die Partie. Barry McDaniel hat entschieden besser mit Pilar Lorengar harmoniert!


    …...und natürlich 1971 der Graf von Lusignan in Aribert Reimanns "Melusine". Mit letzterem verband ihn eine enge künstlerische Zusammenarbeit, nicht zufällig wählte er ihn als Begleiter für seine heute leider nur noch antiquarisch erhältliche Aufnahme der "Winterreise" aus.


    Es gibt diese absolut hörenswerte Aufnahme wenigstens bei Youtube:


    https://www.youtube.com/watch?v=UQhrxCzYKQ4


    Übrigens gibt es gar nicht wenig von Barry McDaniel auf Youtube.


    Unter anderem das Nedda-Silvio-Duett aus „Pagliacci“ mit Pilar Lorengar.


    https://www.youtube.com/watch?v=oqMtPGPSHRY


    Und - das wird Rheingold freuen - zwei Balladen von Carl Loewe!


    https://www.youtube.com/watch?v=4kqUQ3CCqe0


    Besonders eindrucksvoll ist er in Ravels "Chansons madécasses"


    https://www.youtube.com/watch?v=cAeF4r7P9AE


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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