Ich wollte es kaum glauben, dass dem Bariton Eike Wilm Schulte in unserem Tamino-Klassik-Forum noch kein eigenes Thema gewidmet ist. Mit großer Freude möchte ich diese Lücke schließen. Große Freude deshalb, weil Eike Wilm Schulte immer ein verlässlicher Garant für ausgezeichnete sängerische und darstellerische Leistungen ist. Die Legende berichtet, dass der Bariton in seiner jahrzehntelangen Karriere höchstens 2 - 3 Vorstellungen abgesagt hat - und das obwohl dieser Sänger für seinen bedingungslosen Einsatz auf der Bühne bekannt ist.
Eike Wilm Schulte wurde 1939 in Plettenberg/Westfalen geboren. Er begann sein Studium mit 19 Jahren an der Staatlichen Hochschule für Musik In Köln.
Lehrer waren unter anderen die Professoren Glettenberg und Josef Metternich. Gesangskenner konstatieren, gewisse Ähnlichkeiten bei Schulte und seinem berühmten Lehrer Metternich. Bereits mit 23 Jahren erhielt er seinen ersten Fachvertrag bei den Städtischen Bühnen Bielefeld. In gerade einmal vier Jahren hat der Hochbegabte also sein Studium absolviert. Es folgten Engagements am Staatstheater Wiesbaden - wo ihn der "Sängerpapa" Siegfried Köhler ganz besonders förderte - und an der Deutschen Oper am Rhein. Rasch begann die internationale Karriere und Schulte singt bis heute an den bedeutendsten Opernhäusern und Festspielplätzen der Welt. Auch im Konzertbereich hat Eike Wilm Schulte sich einen exzellenten Ruf ersungen. Mit Dirigenten wie Abado, Sawallisch, Boulez, Levine machte der Sänger zum Teil größere Tourneen. Der Bariton baute seine Laufbahn systematisch auf, indem er sich ökonomisch vom lyrischen Fach bis zum Charakterbariton entwickelte und nie über sein Fach hinaus sang. Jetzt im reiferen Sängeralter kann Schulte die Zinsen seiner Klugheit kassieren. Aktuell brilliert er als Telramund in "Lohengrin" und bekommt das Kunststück fertig, diese gesangstechnisch gefürchtete Partie mit der Leichtigkeit und Eleganz eines Liedersängers zu servieren. Kaum zu glauben!
Dennoch gibt es eine Rolle, die mit Eike Wilm Schulte besonders verbunden wird, dies ist sein legendärer Beckmesser. Vor vielen Jahren schrieb ich in einer Kritik: "Eva hätte nicht den Stolzing oder den Sachs genommen - nein sie wäre dem herrlich singenden Beckmesser Eike Wilm Schulte unrettbar verfallen gewesen".
Für seine Verdienste um Kunst und Kultur wurde Eike Wilm Schulte mit der Goethe Plakette, der höchsten Auszeichnung in Hessen, geehrt. 2010 erhielt er als erster Sänger dieses Landes den Titel Kammersänger. So wie es aussieht ist zu hoffen und zu erwarten, dass der auch menschlich so sympathische Eike Wilm Schulte die Opernfreunde noch lange begeistern wird.
Herzlichst
Operus