Wie ordnet Ihr Eure "historischen Aufnahmen" ein

  • Am Anfang war alles ganz einfach: Ich habe nur "historische Stimmportraits " in meiner Sammlung gehabt. Anfangs waren es nur wenige - heute sind es weit über 100. Diese haben einen eigenen Platz in der Sammlung - quasi ein "Ghetto"
    Seit einiger zeit beginne ich - zögerlich aber doch - auch Pianistenportraits (solo) aber auch Sinfonien zu sammeln. Ich bin mir nicht schlüsig ob es sinnvoller ist diese ebenfalls "separiert" zu halten oder aber sie wie "normale" CDs einzuordnen. Es gibt hier zahlreiche für und wider - und letztlich muß ich das selbst entscheiden - Aber dennoch würde mich interessieren wie Ihr das handhabt...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich ordne historische Aufnahmen selbstverständlich genau so ein wie andere.
    zB Beethoven-Sinfonien bei den Beethovensinfonien, "Don Giovanni" bei den Don Giovannis und interpretenbezogene Anthologien/Boxen bei den Anthologien/Boxen. Ich überblicke das nicht ganz, aber es könnte auch bei mir sein, dass ich anteilmäßig mehr Historisches in Form von Interpretenportraits/Boxen besitze (u.a. weil es die Aufnahmen entweder nur so oder viel preiswerter gegeben hat).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe überhaupt keine historischen Aufnahmen, weil die technischen Voraussetzungen so miserabel sind, dass man von den jeweiligen Stimmen und Orchestern keinen gültigen Eindruck gewinnt. Ich habe ja auch kein Schwarz-Weiß-Fernsehen mehr. Auch von meiner alten Pentax mit den Wechselobjektiven habe ich mich getrennt.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ich sortiere meine historischen Aufnahmen niemals separiert von anderen Aufnahmen (meist Klaviermusik), sie stehen schlichtweg am Anfang der Reihe, so daß ich mich von links nach rechts durch die Reihe hören kann und dabei dann chronologisch vorgehe. Da ich nie auf die Idee käme, die Tonqualität mit den anderen Aufnahmen zu erreichen, ist das für mich die beste Ordnung.
    Eine solche chronologische Ordnung ist allerdings auch ein eher berufsbedingter Ansatz :)


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Also ich tue mich immer etwas schwer mit der Antwort auf die Frage, was denn überhaupt historische Aufnahmen sind. Solche, deren Interpreten tot oder aus Altergründen nicht mehr aktiv sind. Setzen die großen Kriege im 20. Jahrhundert die entscheidenden Zäsuren? Oder die technischen Aufzeichnungs- bzw. Wiedergabemöglichkeiten? Ist Wunderlich historisch, obwohl derlei Etikett zu ihm gar nicht passen will. Ist es Karajan oder Carlos Kleiber? Oder muss schon zu Furtwängler, Blech, Casals oder Ristenpart zurück gegangen werden? Ich bin mir da nicht sicher. Schon deshalb gibt es in meinen Beständen, die ja persönlich gehalten und kein wissenschaftliches Archiv sind, keine entsprechende Zuordnung. Für mich ist Musik unteilbar, weder den Jahren ihres Entstehend nach noch ihrer Dokumentation. Damit bin ich immer gut gefahren. Es ist doch schön, wenn Jadlowker neben Jaroussky steht im Regal.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe überhaupt keine historischen Aufnahmen, weil die technischen Voraussetzungen so miserabel sind, dass man von den jeweiligen Stimmen und Orchestern keinen gültigen Eindruck gewinnt. Ich habe ja auch kein Schwarz-Weiß-Fernsehen mehr. Auch von meiner alten Pentax mit den Wechselobjektiven habe ich mich getrennt.

    Das scheint mir aber doch gar zu apodiktisch.


    Schließlich gewöhnt sich ja die akustische Wahrnehmung sehr schnell an gewisse Unzulänglichkeiten und blendet diese weitgehend aus. Eine Beethoven-Interpretation Furtwänglers aus den 40ern ist doch definitiv mit Gewinn zu hören. Zwar mögen vielleicht Feinheiten der Klangfarben manchmal verlorengehen, doch die Grundzüge der interpretatorischen Intention sind sehr wohl erkennbar. Gleiches gilt für Klavieraufnahmen, bei denen der Verlust durch die beschränkte Klangtechnik meines Erachtens sogar noch geringer ausfällt.
    Lediglich bei historischen Gesangsaufnahmen stimme ich zu, dass es hier schon etwas schwierig sein kann - aber keineswegs so, dass es einem keinerlei Aufschlüsse vermittelt.


    Man ist ja auch in der Lage, die großen Werke antiker Baukunst zu würdigen, obgleich sie nur in Ruinen überkommen sind.
    Oder gewinnt man etwa von der Schönheit der Venus von Milo keinen gültigen Eindruck mehr, bloß weil die Arme fehlen?

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Ein Nachtag, man will sich ja ausnahmsweise auch mal zum eigentlichen Thema äußern...


    Meine 'historischen' Aufnahmen stehen natürlich genau da, wo die anderen auch stehen.


    'Alt' oder 'Neu'; historisch oder zeitgenössisch ist für mich im Bereich der Kunst bedeutungslos. Es gibt Kunst, die mich begeistert und Kunst, die dies nicht tut. Die jeweilige Zeitstellung ist dabei für mich weitgehend unerheblich.
    Nachdem mir die Aufnahmetechnik in der Bewertung zu bedeutungslos ist, um deshalb eine eigene Abteilung aufzumachen, gibt es keine Differenzierung.
    Die Sichtweise, Dokumente einer eventuell historisch gewordenen Interpretationshaltung 'auszusondern' - sollte dies das Kriterium sein - widerstrebt meinem Kunstempfinden.


    Obwohl aufgrund meiner Profession eher mit Historikerblick ausgestattet, genieße ich es auch, Kunst erst mal ahistorisch zu rezipieren und gleiche Bewertungskriterien zeitübergreifend anzusetzen. Die Bezüge und Analogien, die einem dabei aufgehen, sind oftmals sehr bereichernd.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Ich habe ja auch kein Schwarz-Weiß-Fernsehen mehr.


    Falsche Antwort, da falsche Konsequenz. Verweigerst du dich trotz Farbfernseher auch Filmen wie Der blaue Engel, Bringing up Baby, Ninotschka, To be or not to be, Casablanca, Citizen Kane, Double Indemnity, Sunset Boulevard, The Maltese Falcon oder Some like it hot? Das hieße das Kind mit dem Bade auszuschütten...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Also ich tue mich immer etwas schwer mit der Antwort auf die Frage, was denn überhaupt historische Aufnahmen sind. Solche, deren Interpreten tot oder aus Altergründen nicht mehr aktiv sind.


    Ein wenig OT, aber doch ein idealer Platz die Richtlinien festzulegen - oder die eigenen zu definieren.
    Auch wenn Karajan, Böhm und Bernstein etc. streng genommen historisch sind, so wurden sie von mir nie so betrachtet. Seit Einführung der Stereophonie halte ich die Wiedergabequalität für "zeitgemäß" man kann sie geniessen. Edles Mono besitze ich kaum, weil die meisten Künstler die diese Zeit erlebten, ihre Aufnahmen sofort nach Einführung der Stereophonie wiederholten.
    HISTORISCH - darunter verstehe ich Schellack- und akustische Aufnahmen.


    Ich werde aber Eurer Anregung folgen und - mit Ausnahme von Sängerportraits - die historischen Aufnahmen mit den "modernen" vereinen. Meine Ordnung ist schon so kompliziert genug (Nach Geburtsjahr des Komponisten- und innerhalb dessen nach Werksgattungen.....


    mit freundlichen Grü9en aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Meine Ordnung ist schon so kompliziert genug (Nach Geburtsjahr des Komponisten- und innerhalb dessen nach Werksgattungen.....


    Chronologische oder alphabetische Ordnung? Ein leidiges Thema.


    Bei den CD's hält sich bislang die Vorgehensweise, dass es mit 'A' (also so richtig eigentlich mit 'B') beginnt.
    Im Bücherregal stehen zumindest die Monographien momentan in frei chronologischer Reihenfolge. Das mit dem Geburtsjahr als Maß hat ja auch so seine Nachteile. Die Zuordnung zur Zeitströmung - was für mich aus kunsthistorischer Sicht die entscheidende Chronologie wäre - hält sich oft nicht an Jahreszahlen. Jung Gestorbene und Epigonen machen einem oft einen Strich durch die Rechnung.
    Mithin ist meine Chronologie mehr eine gefühlte denn eine streng mathematische. Und irgendwie ist mir das bei der Musik zu diffizil. Schon schlimm genug, dass man bei Interpreten-CD's nie weiß wohin damit...

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Da das eigentliche Thema einerseits weitgehend abgehakt, andrerseits nicht über alle Maßen von lexikalischer Bedeutung ist, gebe ich gern Auskunft zum Subthema:
    Wenn zwei Komponisten das gleiche Geburtsjahr haben, so wird der später verstorbene auf den 2. Platz gereiht.
    Die von mir gewählte Ordnung hat den Vorteil, dass nicht Boulez bei Brahms steht, sondern all Komponisten eiber Epoche relativ nahe beieinander. So kann ich in einem bestimmten Bereich alle Mozart Zeitgenossen finden, wenn mir gerade danach zumute ist
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die von mir gewählte Ordnung hat den Vorteil, dass nicht Boulez bei Brahms steht, sondern alle Komponisten einer Epoche relativ nahe beieinander.


    Ja, das ist schon recht vorteilhaft.
    Aber es gibt einfach Grenzfälle. Wenn ich bedenke, dass Rachmaninow Jahrgang 1873 ist und Alban Berg 1885...

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Nachteil bei chronologischer Ordnung: Man muss sich Geburtsjahre merken... Vorteil: Man lernt mit der Zeit Geburtsjahre und manche Sampler wie etwa "Die Kunst der Niederländer", "Mannheimer Schule", "Pioniere der Elektronik" u.ä. können zwanglos historisch eingeordnet werden.

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