New York City Opera am Ende

  • Die New York City Opera, das kleinere New Yorker Opernhaus, ist bankrott und hat die laufende Saison beendet. Es war nicht möglich, die für einen weiteren Betrieb notwendigen 7 Millionen $ aufzutreiben. Damit ist die Geschichte der fast 70 Jahre alten Opern Company beendet. Viele bedeutende Künstler wie Beverly Sills, Placido Domingo und Samuel Ramey haben u.a. hier ihre Karrieren begonnen. Das Haus war schon seit einigen Jahren von Missmanagement und zurückgehenden Kartenverkäufen gekennzeichnet, nun ist es aus!


    Die hier besprochene Aufführung war dann wohl eine der letzten.


    Auch die MET hat große Probleme; trotz einer Rekordspendensumme in 2012 von über 180 Mio $ schiebt man ein Defizit von 40 Mio $ vor sich her bei sinkenden Kartenverkäufen. Alex Ross, Musikkritiker vom "New Yorker" befürchtet, dass New York Opernprovinz wird.


    Die Zeichen der Zeit?

  • Auslastung ist für die finanzielle Lage eines Hauses heute vermutlich von sekundärer Bedeutung. Sie ist lediglich ein Anreiz für Sponsoren (und (in Europa)Politik) Geld in ein an sich prestigeträchtiges Projekt zu pumpen um es über Umwege (oder Wählrtstimmen) mehrfach wieder zurückzuerhalten. Im Falle der New York City Opera ist das aber nicht der Fall. Das Projekt sah niedrige Eintrittspreise (und niedere Gagen) und den überproportionalen Einsatz von Nachwuchskräften vor. So etwas ist kein Prestigeprojekt und lockt keine Sponsoren an, die sich im Licht ihres Mäzenatentums sonnen wollen. Es mag im Geldadel vermutlich sogar Kreise geben. die den Niedergang dieser Institution mit Befriedigung verfolgen.
    Verfolgt man auf Wikipedia die Geschichte der NYCO so wird man feststellen, daß die Geschichte dieser Institution eine Geschichte des Geldmangels über viele Jahre hinweg war. Gerald Mortier, der 2009 die Position eines Generalmanagers hätte übernehmen sollen, sagte Ende 2008 wegen unzureichender finanzieller Ausstattung überraschend ab.
    Die fehlende Summe, die die NYCO zum Weiterbestand für ein Jahr benötigt hätte ist geradezu lächerlich: Auf jeden Einwohner New Yorks entfielen etwa 90 (amerikanische) Cent......
    Hier ein Link zu einer hervorragenden "Lustigen Witwe"


    und einer ebensolchen "Zauberflöte"


    beides ist allerdings Jahrzehnte her.........


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit Elisabeth Futral, Rosalind Elias und Vivica Genaux sangen an der New York City Opera die gleichen Sänger wie an der Metropolitan Opera, und sie konnte es sich immerhin leisten für Il Viaggio a Reims alle Rollen mit Top Sängern zu besetzen, das muß denen die Met erst einmal nach machen.
    Wohl gemerkt ich sprech hier nicht von weltweitbekannten Namen, sondern von erklassigen Sängern, das ist ein gewaltiger Unterschied.
    Ich war in den letzten Jahren, sofern ich in New York war, immer 2 mal in der New York City Opera und dieses Hauses zeichnete sich zum einen durch einen hervorragenden Orchesterklang aus, zum anderen durch hervorragende Dirigenten und zu guter letzt waren in den Opern die ich dort gesehen haben: Capriccio, Daphne, Die tote Stadt, Il Viaggio a Reims, La Traviata, Semele, Vanessa und Cendrillion alle Rollen mit erstklassigen Sängern besetzt.
    Kurz um dieses Haus hob sich wohltuend von der Metropolitan Opera ab, auch durch das interessantere Programm, das dort gespielt wurde.

  • Zitat

    und sie konnte es sich immerhin leisten für Il Viaggio a Reims alle Rollen mit Top Sängern zu besetzen,


    ... sie konnte es sich eben NICHT leisten - denn sonst wären sie jetzt nicht bankrott.


    Es ist eine bekannte Tatsache, daß "soziale Konzepte" (in diesem Falle billige Eintrittskarten) immer von jenen in Angriff genommen werden, die selbst kein Geld haben. Denn die wirklich Reichen, die sich das leisten könnten, sind daran nicht interessiert.



    Ich weiss nicht von wann die Ausschnitte aus dieser Traviata sind - aber man könnte weinen, was da alles zerstört wurde....



    mit freundlichen Grüßen aus WIEN
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !