Die Geschichte des englischen Komponisten Havergal Brian ist eine der bizarrsten der Musikgeschichte. 1876 geboren (ein Jahr nach Ravel), im Arbeitermilieu aufgewachsen hat, er sich weitgehend autodidaktisch das Komponieren beigebracht. Von 1919-1927 - also fast 50-jährig - schrieb er seine erste Symphonie "Die Gothische", die wg. ihrer Länge und dem geforderten Apparat zu legendärer Berühmtheit gelangte. Aber zu Lebzeiten wurde seine Musik kaum gespielt und unter den Zeitgenossen galt er eher als Spinner. Erst in den 1950er Jahren wurde seine Musik durch Robert Simpson "entdeckt" und erste Einspielungen tauchten auf. Die hat den 80-jährigen Komponisten dazu bewogen, noch über 20 Symphonien zu schreiben, so dass insgesamt 32 vorliegen. 1972 starb er dann hochbetagt. Eine Kurzbiografie von Brian hat Christoph Schlüren verfasst. Den Titel - der englische Mahler - finde ich aber eher unpassend. In England bemüht sich eine rührige Gesellschaft um seine Verbreitung.
Mein erster Kontakt mit der Musik von Brian liegt schon fast 30 Jahre zurück, seine 8. und 9. Symphonie unter Charles Groves waren die ersten Stücke, die ich kennengelernt habe. Da mich so Aussenseitertypen immer schon fasziniert haben, habe ich mich immer mal wieder mit Brian beschäftigt. Inzwischen sind ca 60% seiner Symphonien kommerziell erhältlich (den Rest kann man wohl als Mitglied der Society beziehen) und die meisten davon stehen in meiner Sammlung. Ich werde in unregelmäßigen Abständen über sie berichten.
BRIKOMP