...und nochmal die Einfalt: doppelte Inszenierung

  • Eigentlich wollte ich ja mal in den Raum hinein vorschlagen, eine der vielen Operninszenierungen, die hier am meisten Kopfschütteln hervorgerufen hat, einfach mal parallel klassisch "konservativ" auf der selben Bühne mit den selben Darstellern/Sängern anzubieten. Musik und Libretto sind identisch, Kostüme, Bühnenbild und Epoche sind verschieden. Einmal original, einmal transferiert und neuinterpretiert. Nun hat der Zuschauer beim Kartenkauf die Wahl zwischen beiden Varianten.
    Requisiten für die klassische Inszenierung dürften bei altehrwürdigen Häusern nicht gleich ins finanzielle Fiasko führen.
    Stellt man nun die Kartenverkäufe nebeneinander, hätte man die Inszenierung mit dem größten Publikumszuspruch ermittelt.
    Klar, der Gedanke ist naiv. Und spätestens, wenn die Zahlen vorlägen, zu Gunsten der klassischen Version, würde man zu hören bekommen, dass es schließlich nicht um Befriedigung der Publikumserwartungen ginge, sondern die Freiheit der Kunst o.ä. Und schon gar nicht um die Bezahlbarkeit dessen oder gar den verächtlichen Massengeschmack.
    Also lasse ich es lieber...

  • Das gab es doch zuletzt in Wien beim Don Carlo von Verdi ( zumindest beinahe ), einmal in 5 Akten importiert aus Hamburg und einmal in einer konventionellen Inszenierung.
    Wer hatte hier eigentlich die Nase vorn und vor alle, warum?

  • Das sind interessante Fragen! Haben wir hier Zeitzeugen?
    Wahrscheinlich würde ich mir anfangs immer beide Inszenierungen anschauen, obwohl ich natürlich das Gesamtbild, das ja auch meine eigene Vorliebe widerspiegeln soll, nicht dadurch verzerren möchte. Aber vielleicht ist es wie ein Unfall, man kann nicht weggucken...
    Aber so hätten alle ihre Chance und niemand muss missionieren. Aber wahrscheinlich wird´s dann für Neuinterpretationen uninteressant, da ja keiner mehr zum provozieren da ist. Die sind alle in der anderen Vorstellung. Und umgekehrt genauso...

  • ich bitte, nur einmal zu überlegen, welche Häuser sich diesen Aufwand leisten könnten.
    um zu präzisieren: Requisiten sind ja nur die beweglichen Gegenstände, die von den Schauspielern benutzt werden.
    Aber es geht um die komplette Ausstattung.
    Woher soll das Bühnenbild kommen?
    von einer bereits bestehenden konservativen Inszenierung?


    ich glaube, der logistische Aufwand ist hier den wenigsten klar.
    Immerhin geht es auch um die doppelte Lagerkapazität für die Ausstattung?


    die einfachste Möglichkeit wäre vermutlich eine Absprache zwischen zwei Opernhäusern in derselben Stadt. Man kann zwar den Chor und das Orchester nur schwer "tauschen", aber bei den Solisten ist das denkbar.



    dürften bei altehrwürdigen Häusern nicht gleich ins finanzielle Fiasko führen.

    :wacko:
    in der Allgemeinheit müsste man diese Idee schon sehr gut propagieren.


    letztlich: wer glaubt, dass sich ein unanfechtbares Ergebnis erzielen lässt?

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Irgendwo hab ich´s schon mal geschrieben.


    Die Oper Erfurt hat das vor Jahren einmal gemacht. Inszenierung Giancarlo del Monaco. Die Oper war Hänsel und Gretel.


    Ein Version war für Erwachsene gemacht, mit dem extra Vermerk - für Kinder nicht geeignet, ich glaube, es gab auch eine Altersbeschränkung nach unten (nach oben offen). Die Handlung spielte unter Prostituierten, es gab (gespielten) Sex auf der Bühne, die Hexe war Puffmama. Nach wenigen Vorstellungen und massiven Protesten des Publikums bei gleichzeitig schlechten Besucherzahlen wurde das Experiment als gescheitert abgesetzt.


    Die andere Version war eine "normale" Inszenierung, mit Eltern, Kindern, Tau- und Sandmännchen, mit der Hexe, das alles im Wald, mit Hexenhaus, mit Abendsegen + Engelein. Das spielen sie heute noch.


    Müßig meine Erklärung, daß ich nur in der Kindervorstellung war und mir trotzdem ein negatives Urteil über die Nuttenversion gemacht habe.


    Die Sänger waren übrigens die gleichen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • ...dann ist mein Ansatz also gar nicht so neu.


    Ich würde in der einen Version zumindest ALLE Stücke anschauen, in Braunschweig, Hildesheim und Hannover. So jedoch bleibt es eher wie im letzten Jahr: 10x in Italien, 1x in Hildesheim.


    In einer konventionellen Inszenierung braucht sich kein Regiekünstler selbst verwirklichen, hier reicht für den Anfang eine schlichte Ausstattung. Und wenn durch diese Version die Einnahmen stimmen, wird man sich eher überlegen, den Platz hierfür zu räumen.

  • stimmt, von der Hänsel und Gretel Inszenierung hab ich mal gehört.


    @ oranje: das mit schlichter Ausstattung ist aber ein Punkt, der nicht allen Freude bereiten wird:
    wenn man merkt, dass bei der konventionellen Inszenierung gespart wurde, wird sie kaum auf Zustimmung stossen.


    Ich finde den Hinweis mit der "unnötigen" Selbstverwirklichung selbst unnötig, Regisseure sind gestaltende Künstler, die ernst genommen werden sollten.
    sonst klingt dieser Seitenhieb so, als wäre man mit Stehtheater und mit Rampensängern durchaus zufrieden und hätte am liebsten gar keine Bewegung auf der Bühne.


    Ausserdem wird hier eine Konkurrenzsituation geschaffen, auf die kaum ein seriöser Regisseur eingehen wird.
    Schliesslich müsste er von "seiner" konventionellen Version genauso überzeugt sein, wie sein "Gegner".

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • In einer konventionellen Inszenierung braucht sich kein Regiekünstler selbst verwirklichen, hier reicht für den Anfang eine schlichte Ausstattung. Und wenn durch diese Version die Einnahmen stimmen, wird man sich eher überlegen, den Platz hierfür zu räumen.


    Das ist für mich einfach logisch nicht schlüssig. Was ist denn eine "konventionelle Inszenierung"? Inszenierungen kosten Geld. Deswegen wiederholen die meisten Opernhäuser manche Inszenierungen 10, 20 Jahre lang. Wenn man sich alle Inszenierungen anschaut, die faktisch gespielt werden, dann gehen die ältesten vielleicht auf die 60iger Jahre des vorigen Jahrhundets zurück. Ich glaube kaum, daß sich ein Opernhaus finden läßt, daß Opern wie 1790 oder 1820, also als sie entstanden sind, aufführt. Warum darf also ein Regisseur von 1960 oder 1980 sich selber verwirklichen und einer von 2013 nicht mehr? Konventionen haben auch nur eine zeitlich begrenzte Dauer.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Deswegen wiederholen die meisten Opernhäuser manche Inszenierungen 10, 20 Jahre lang.

    darf ich geringfügig korrigieren: die Opernhäuser wiederholen erfolgversprechende Inszenierung... ich denke, dass die wirtschaftlichen Gründe hier vorherrschend sind gegenüber den künstlerischen...
    ich denke, wenn das Publikumsinteresse nachlässt, ist es sinnvoll, etwas Neues zu bringen.
    Bzw. Standardstücke wie Carmen und Zauberflöte entstehen oft alle 10 Jahre neu...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Ich habe ja nicht gefordert, dass das grundsätzlich so sein sollte! Es sollte ein Einzelfall sein, um beide Aufführungsarten mal gegeneinander zu stellen. Ein direkter Vergleich, gleiche Anfahrt, selbes Werk mit denselben Musikern, aber nicht der selben Ausstattung.


    Den Begriff "konventionell" bitte ich, in diesem Zusammenhang nicht als absolut zu sehen. Gemeint ist "werkgetreu", keine SS-Uniformen, nicht aus Sicht einer Ratte, keine Nacktherumwälzer und was es alles so gab und bei mir sodann nicht unter diesem Begriff zu verstehen ist. Holger, nach Deinem Einwand, müsste ja dann das leider üblich gewordene "Regietheater" aktuell als "konventionell" gelten?
    Die Aufgabe eines Regisseurs der 60er-80er, und aller davor und danach, sehe ich auch dort nicht in der Selbstverwirklichung, sondern in der Umsetzung. Aber das führt jetzt zu der auch hier 1000fach geführten Diskussion über das Für und Wieder. Darum ging es mir nicht! Es soll ja bei meinem Beispiel gerade auch den jeweils Anderen/das jeweils Andere geben!


    Eine Konkurenzsituation halte ich in jeder Form von "Gewerbe" für mehr als nur gut. Erfolg sollte messbar sein. Oder zumindest vergleichbar.


    Und ja: Ich würde Stehtheater mit Rampensängern vorziehen!! Weniger als "nicht mehr in die Oper" gehen, geht eh nicht. Das ist mir lieber, als die ganze Aufführung über starr wegzugucken, um wenigstens ein ungetrübtes Hörvergnügen zu haben.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das gab es doch zuletzt in Wien beim Don Carlo von Verdi ( zumindest beinahe ), einmal in 5 Akten importiert aus Hamburg und einmal in einer konventionellen Inszenierung.
    Wer hatte hier eigentlich die Nase vorn und vor alle, warum?


    Ich habe die derzeitige und die vorherige vieraktige italienische Version an der Wiener Staatsoper gesehen. Die alte Inszenierung habe ich als sehr naturalistisch in Erinnerung. Die neue tut zwar keinem weh, aber ist kein Fortschritt (sie spielt ohne erkennbaren Grund im fiktiven 19. Jahrhundert).


    Die fünfaktige französische war doch von Konwitschny, oder? Mir reichten die Ausschnitte bei YouTube um zu wissen, in welche ich gehe. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • naja, jetzt hab ich zwei schwerwiegende Einwände:


    1. wie gesagt, es wird sich kein qualifizierter Regisseur finden, der es unter der Bedingung, konventionell zu inszenieren, auf einen fachlichen (!) Vergleich mit Bieito, Herheim, Konwitschny etc. einlassen.
    selbst wenn der Publikumsvergleich zu seinen Gunsten ausginge, wäre vermutlich sein Ruf auf lange Zeit geschädigt.


    Regie führen bedeutet, sich Gedanken über ein Stück zu machen. Sich in jede Person hineinversetzen, jede Position, jeden Beweggrund verstehen...
    viele der "gefürchteten" Regisseure wissen genau, was sie tun. Ihnen auf fachlichen Ebene zu begegnen, ist keinesfalls leicht.
    Umso weniger, wenn man in einer "konventionellen" Inszenierung offensichtlich alle Klischees und Probleme unberührt lassen sollte, anstatt die Auseinandersetzung zu wagen.


    Opernregie kann nicht heissen, einfach sklavisch irgendwelche Anweisungen des Librettos umzusetzen, das könnten die Sänger auch alleine. (oder auch Dirigenten)
    und jene Repertoirestücke, bei denen die Probenarbeit darin besteht, dass der Inspizient den Sänger bei der Hand nimmt, ihn zur gewünschten Stelle mitnimmt, und dann wieder abholt - wo also bestenfalls Auf-und Abtritte geübt werden, die verdienen die Bezeichnung Regie nicht...


    2. wer sich dazu bekennt, mit Stehtheater einverstanden zu sein, der hat mit der ganzen Schauspielzunft ein ernsthaftes Problem... eine Oper besteht aber zu 50% aus Schauspiel und wird auch an diesen Kriterien gemessen.
    konzertante Aufführungen finden nur wenig Publikum.


    Ich weiss, dass es auch ein Klischee ist, zu sagen, wer konventionell inszeniert, dem fällt nichts ein.
    aber mit intelligenter Personenführung lassen sich Opernklischees nicht vereinbaren...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Den Begriff "konventionell" bitte ich, in diesem Zusammenhang nicht als absolut zu sehen. Gemeint ist "werkgetreu", keine SS-Uniformen, nicht aus Sicht einer Ratte, keine Nacktherumwälzer und was es alles so gab und bei mir sodann nicht unter diesem Begriff zu verstehen ist. Holger, nach Deinem Einwand, müsste ja dann das leider üblich gewordene "Regietheater" aktuell als "konventionell" gelten?
    Die Aufgabe eines Regisseurs der 60er-80er, und aller davor und danach, sehe ich auch dort nicht in der Selbstverwirklichung, sondern in der Umsetzung. Aber das führt jetzt zu der auch hier 1000fach geführten Diskussion über das Für und Wieder. Darum ging es mir nicht! Es soll ja bei meinem Beispiel gerade auch den jeweils Anderen/das jeweils Andere geben!


    Damit habe ich als Ästhetiker Probleme. Erst einmal sollte man doch bitte die verschiedenen Betrachtungsebenen auseinanderhalten. Wenn Alfred Brendel einstmals den Beruf des Pianisten gewählt hat, Thomas Quasthoff den des Sängers, Pina Bausch den der Tänzerin und Choreographin, Patrice Chereau den des Regisseurs, dann kann man ganz allgemein sagen, daß sie mit dem Ergreifen des Künstlerberufs sich selbst verwirklichen wollten. Das heißt aber doch nicht, daß sie in ihrer konkreten Arbeit, wenn sie ein Werk interpretieren, automatisch ihre persönliche Selbstverwirklichung in den Vordergrund stellten. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun.


    Mit der "Werktreue" ist das so eine Sache. In der Ästhetik ist dieser Begriff inzwischen alles andere als unumstritten. Weil man nämlich so tut, als gäbe es das Problem rezeptionsästhetischer Vermittlung nicht. Besonders bei einer Bühnenaufführung ist das evident. Die Wahl eines Sujets ist abhängig vom Zeitkontext - die mythologischen Stoffe einer Händel-Oper waren schon Ende des 18. Jhd. dem Publikum kaum noch zuzumuten. Und die Ausstattung einer Bühneninszenierung nimmt natürlich auf das zeitgenössische Publikum und seine Bedürfnisse Rücksicht. Wenn seit der Entstehung der Oper 200 Jahre verflossen sind, dann hat der Regisseur ein Vermittlungsproblem - was unabhängig ist von der "Werktreue". Kein Opernhaus ist gezwungen, eine solche Oper von Anno Dazumal überhaupt ins Repertoire aufzunehmen. Also muß der Regisseur das durch seine Inszenierung leisten, zu ermöglichen, das das zeitgenössische Publikum einen solchen Zeitsprung machen kann und eine Beziehung zu diesem Stück in der Lage ist aufzubauen aus seiner heutigen Welterfahrung heraus. Das kann natürlich mehr oder weniger gelungen sein. Selbstverständlich gibt es auch da "Moden". Wenn es überall auf dem Theater schick ist, nacktes Fleisch zu zeigen, dann macht man das halt auch in der Oper. Als man zuerst damit angefangen hat, war das aufreizend (Marlene Dietrich kurz nackt im Film war ein handfester Skandal, in unseren Tagen lachen wir darüber), heute hat sich das längst abgenutzt. Das gehört auch zur rezeptionsästhetischen Vermittlung zu erkennen, wann ein Kunstmittel der Inszenierung seinen Sinn (seine Vermittlungsfunktion) hatte und wann es ihn nicht mehr hat.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Wenn Alfred Brendel einstmals den Beruf des Pianisten gewählt hat, Thomas Quasthoff den des Sängers, Pina Bausch den der Tänzerin und Choreographin, Patrice Chereau den des Regisseurs, dann kann man ganz allgemein sagen, daß sie mit dem Ergreifen des Künstlerberufs sich selbst verwirklichen wollten. Das heißt aber doch nicht, daß sie in ihrer konkreten Arbeit, wenn sie ein Werk interpretieren, automatisch ihre persönliche Selbstverwirklichung in den Vordergrund stellten.

    Ich unterscheide alleine schon bei der Begrifflichkeit Beruf des Regisseurs. Da werden Aktionskünstler und Punksänger plötzlich zur Regie berufen. Menschen, die von sich selbst behaupten, nichts mit der Kunstform Oper am Hut zu haben. Wenn es dann nur noch um immer schriller und immer provozierender (provokanter) der Provokation wegen wird, nenne ich das durchaus Selbstverwirklichung.



    Zitat

    Und die Ausstattung einer Bühneninszenierung nimmt natürlich auf das zeitgenössische Publikum und seine Bedürfnisse Rücksicht.

    Aber genau DAS wird doch eben abgelehnt, da man doch Künstler um der Kunst Willen ist und auf keinen Fall die Publikumserwartungen bedienen will.



    Zitat

    Also muß der Regisseur das durch seine Inszenierung leisten, zu ermöglichen, das das zeitgenössische Publikum einen solchen Zeitsprung machen kann und eine Beziehung zu diesem Stück in der Lage ist aufzubauen aus seiner heutigen Welterfahrung heraus.

    Ich bin schon davon überzeugt, dass das Publikum durchaus in der Lage ist, die Thematik (die Message, die Moral, das Fazit) des Werkes auf heutige Umstände zu transferieren, ohne UFOs, Sex mit Kindern oder
    Fäkalienschleudern. Da bin ICH dann nämlich Ästhetiker.


    ABER: Ich habe den Zar und Zimmermann gesehen in einer modernen Inszenierung. Das Bühnenbild war als Monopoly-Spielbrett angelegt, die roten Hotelklötzchen waren immer wieder Utensil der Protagonisten, ohne in die Handlung an sich einbezogen zu werden. Auch die Rossini-Aufführung, die in ein Kino der 20er/30er Jahre eingebettet war, ist durchaus als modern und kreativ anzusehen. Ich behaupte, hier können sich selbst die echten "Staubis" drauf einlassen. Da soll keiner mit Gewalt missioniert werden oder selbstgerecht der Spiegel vors Gesicht gehalten werden. Hier sehe ich die Kunst, Kompromisse zuzulassen.

  • ... und ich wäre dankbar, wenn dieser Meinungsaustausch NICHT in persönliche Angriffe und groben Beleidigungen endet. Denn ICH will (analog zu meinem Anspruch an die Regie) auch nicht missionieren oder wen von meiner Denke überzeugen, ich will nur meine Gedanken mit denen der anderen Mitgliedern austauschen. Danke also hierfür!

  • Ich unterscheide alleine schon bei der Begrifflichkeit Beruf des Regisseurs. Da werden Aktionskünstler und Punksänger plötzlich zur Regie berufen. Menschen, die von sich selbst behaupten, nichts mit der Kunstform Oper am Hut zu haben.

    Das verstehe ich jetzt nicht und bin ein bisschen verwirrt. ?( Deine These war doch, daß es im Grunde gar keiner eigenständigen künstlerischen Leistung der Regie bedarf (das nanntest Du "Selbstverwirklichung" wenn ich mich nicht irre) - ein bisschen Bühnenausstattung "werk"-treu nach dem Libretto, und das wars. Ist dazu nicht wirklich jeder Dilettant in der Lage? Im Grunde kann man dann doch die Position des Regisseurs ganz abschaffen und den Dirigenten damit beauftagen als Nebenbeschäftigung.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Mit der "Werktreue" ist das so eine Sache. In der Ästhetik ist dieser Begriff inzwischen alles andere als unumstritten. Weil man nämlich so tut, als gäbe es das Problem rezeptionsästhetischer Vermittlung nicht. Besonders bei einer Bühnenaufführung ist das evident. Die Wahl eines Sujets ist abhängig vom Zeitkontext - die mythologischen Stoffe einer Händel-Oper waren schon Ende des 18. Jhd. dem Publikum kaum noch zuzumuten. Und die Ausstattung einer Bühneninszenierung nimmt natürlich auf das zeitgenössische Publikum und seine Bedürfnisse Rücksicht. Wenn seit der Entstehung der Oper 200 Jahre verflossen sind, dann hat der Regisseur ein Vermittlungsproblem - was unabhängig ist von der "Werktreue". Kein Opernhaus ist gezwungen, eine solche Oper von Anno Dazumal überhaupt ins Repertoire aufzunehmen. Also muß der Regisseur das durch seine Inszenierung leisten, zu ermöglichen, das das zeitgenössische Publikum einen solchen Zeitsprung machen kann und eine Beziehung zu diesem Stück in der Lage ist aufzubauen aus seiner heutigen Welterfahrung heraus.


    Schöne Grüße
    Holger


    Da kommt wieder einmal etwas zum Vorschein, was historisch nicht zu halten ist: die intellektuelle Arroganz, die glaubt vermitten zu müssen, daß unsere Altvorderen von schlichter Einfalt geprägt waren, man also heutzutage gezwungen ist, neue Erkenntisse den althistorischen Stoffen aufpropfen zu müssen, damit die Gegenwart-Generation in ihrer Rezeption nicht überfordert ist. Das hieße doch, die emotionalen und zwischenmenschlichen Fragen und Probleme nur aus heutiger Zeit "richtig" deuten und erkennen zu müssen, wenn einer daherkommt, diese Problematik in die Jetztzeit zu übersetzen - welch haarsträubende Intoleranz, verbunden mit historischer Ignoranz.


    Offenbar hat es sich bis in die intellektuellen Kreise noch nicht herumgesprochen, daß emotionale Empfindungen immer schon vorhanden waren und keinesfalls des intellektuell-arroganten Fingerzeigs bedürfen, um derartige Meisterwerke in ihrem Sinngehalt den heutigen Generationen via "Modernisierungen" glauben, verständlich machen zu müssen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Offenbar hat es sich bis in die intellektuellen Kreise noch nicht herumgesprochen, daß emotionale Empfindungen immer schon vorhanden waren und keinesfalls des intellektuell-arroganten Fingerzeigs bedürfen, um derartige Meisterwerke in ihrem Sinngehalt den heutigen Generationen via "Modernisierungen" glauben, verständlich machen zu müssen.

    Ich äußere mich nur zu dem Inhalt - das völlig überflüssige polemische Drumherum interessiert mich nicht. (Wieso eigentlich dieser gereizte Ton, das verstehe ich nicht.) Unterstellt wird hier, daß es in einer Oper nur um die Übermittlung von Emotionen geht. Wirklich? Was unterscheidet denn dann die Oper von einem Stück reiner Instrumentalmusik? Emotionale Empfindungen gibt es da auch. Oper ist Theater. Da geht es um menschliche Dramen und wie man sie auf die Bühne bringt - eine hochkomplexe Angelegenheit. Eine historisierende Inszenierung ist erst einmal ein ganz bestimmtes ästhetisches Konzept, das sich letztlich auch aus einem Zeitkontext begründet. Über ästhetische Konzepte kann man freilich streiten, aber das Problem rezeptionsästhetischer Vermittlung einfach zu verleugnen ist letztlich wenig zielführend.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Sollte es um mein "polemisches Drumherum" gehen, bitte ich das lediglich als Stilmittel zu verstehen, durch Überspitzung meine Position deutlicher und verständlicher zu machen.


    Manchmal glaube ich fast, dass es zuträglicher ist, auf seiner Position ganz grob und kompromisslos zu verharren. Die kleinste Einschränkung, das kleinste Zugeständnis wird zerpflückt, um nunmehr als widersprüchlich zu gelten. Beispiel:


    A sagt: Ich mag Verdi nicht!
    B antwortet: Aber er hat doch richtig gute Opern geschrieben!
    A: Naja, die späteren Opern finde ich durchaus gelungener als die frühen Galleerenstücke.
    B: Widerspruch!!! Du hast doch gesagt, du magst Verdi nicht!


    Ich bin durchaus in der Lage zu differenzieren und lehne nichts einfach so kategorisch ab. Daher meine Ausflüge ins Moderne bei Zar und Zimmermann und Rossini oben (das war nicht ein bißchen Bühnenausstattung und das wars). Daher behaupte ich auch nicht, dass es überhaupt keiner Regie bedarf, denn hier gab es welche! Mit Augenmaß, ohne Zeigefinger!
    Hier Zuhause hatte ich 2 Dekaden den Streit in der Familie, ob das Zusammenstecken von Adventskalendern "Kunst" ist oder eher "Handwerk". Heute gibt es den Begriff "Kunsthandwerk", hier verorte ich einen Opernregisseur. In der Gestaltung ist der "Verantwortliche" durchaus frei, aber mit nur 3 Kerzen oder aufgeblasenen Kondomen statt der Kerzen wird es nicht plötzlich doch wieder Kunst.

  • Man verzeihe mir. Ich behaupte, daß die Ausübung der Arbeit eines Opernregisseurs doch ein profundes Wissen an Musik- und Werkgeschichte, an Ansprüchen an Musiker, Sänger sowohl in interpretatorischer Hinsicht als auch im schauspielerischen Auftreten verlangt. Er sollte wissen, in welcher Stellung es einem Sänger schwerfällt, seine Töne überhaupt zu produzieren und sie dann noch publikumsfreundlich über die Rampe zu bringen. Er sollte durch Aktionismen nicht den Ablauf stören und damit die Konzentration auf die Musik reduzieren.


    Kurzum - die Arbeit eines Opernregisseurs sollte auch Notenkenntnis, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den anderen Theaterleuten wie Kostüm- und Maskenbildnern, den Zimmerern, Malern, Tontechnikern u.a. beinhalten. Und zumindestens kann man Begeisterung für das Genre Oper erwarten. Opernregisseur ist ein sehr ernsthaftes und Fachwissen erforderndes Handwerk!


    Heute maßt sich mancher an, nur weil er einmal in der Oper Gast war, eine Oper zu inszenieren ( Beispiel ist Moritz Bleibtreu, der als musikalischer Laie in Erfurt den Freischütz umschrieb) zu dürfen.


    Nicht jeder, der einmal im Krankenhaus lag, sollte einen Blinddarm entfernen dürfen. Aber jeder Hanswurst darf eine Oper auf die Bühne bringen!! Wer soll das noch ernst nehmen?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nicht jeder, der einmal im Krankenhaus lag, sollte einen Blinddarm entfernen dürfen. Aber jeder Hanswurst darf eine Oper auf die Bühne bringen!! Wer soll das noch ernst nehmen?


    Ein schöner Vergleich! :thumbsup: Wobei du ja andererseits gar nicht weißt, was dir da an neuen Erkenntnissen entgeht. Warum muss es denn immer der Blinddarm sein, es kann doch auch mal ein Stück Dünndarm sein. Schließlich darf sich jeder Künstler nennen. Dann doch bitte auch ein kunstvoll operierender Chirurg, denn auch Chirurgie ist nachschaffende Kunst!

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Dass ein Opernregisseur kompetent sein soll, bestreitet doch niemand. Es geht vielmehr darum, wie man die Aufgabe bzw. Rolle des Regisseurs definiert. Wenn einem eine bestimmte Rollendefinition nicht gefällt - die des Regietheaters - sollte man deshalb nicht gleich unterstellen, alle Vertreter dieser Richtung seien inkompetente Amateure, die von Musik nichts verstehen. Ich hatte in anderem Zusammenhang schon mal den kürzlichen verstorbenen Marcel Reich-Ranicki zitiert, der nun wahrlich eine scharfe Zunge hatte und kein Blatt vor den Mund nahm. Seine doch sehr kluge Haltung war - der ich mich anschließe: "Es gibt gutes und schlechtes Regietheater" - genauso wie es gutes oder schlechtes eher "konventionelles" Theater gibt. Und: Es ist noch kein Operntheater am Regietheater wirklich zugrunde gegangen. Ganz pragmatisch und undogmatisch betrachtet gibt es also genug Leute, die solche Art von Inszenierungen sehen wollen. Es ist auch nicht unproblematisch, wenn die entschiedenen Gegner des Regietheaters diesen Opernbesuchern einfach die Mündigkeit absprechen in dem fast schon religiösen Glauben, im Besitz der allseligmachenden Wahrheit zu sein, die es unter allen Umständen zu behüten gilt. Mich erinnert das fatal an manche nun wirklich nicht sympathische Gepflogenheiten in der katholischen Kirche.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Aber liebe Strano dann bitte kein Chirurg im Op Saal des Jahres 1870 mit den damaligen Instrumenten.
    Ich bin hier doch eher für das moderne Ambiente zu haben.
    Auch wenn damals schon ein Blinddarm oder ein stückchen vom Dünndarm entfernt worden ist.
    Schließlich leben wir im Heute nicht im Gestern.

  • Eigentlich wollte ich ja mal in den Raum hinein vorschlagen, eine der vielen Operninszenierungen, die hier am meisten Kopfschütteln hervorgerufen hat, einfach mal parallel klassisch "konservativ" auf der selben Bühne mit den selben Darstellern/Sängern anzubieten. [...]
    Stellt man nun die Kartenverkäufe nebeneinander, hätte man die Inszenierung mit dem größten Publikumszuspruch ermittelt.
    Klar, der Gedanke ist naiv.

    Eigentlich würde ich gerne antworten, dass der Gedanke an eine doppelte Inszenierung tatsächlich naiv ist, aber ich lasse es lieber, glaube ich doch, vor einigen Monden selbst etwas derartiges vorgeschlagen zu haben. :P Dennoch, was würde durch ein solches Experiment bewiesen bzw. wie hülfe es in dem festgefahrenen Stellungskrieg zwischen Staubis und Modernis weiter?
    Das Ergebnis lieferte nur eine Auskunft darüber, ob diese oder jene Inszenierung zugkräftiger war. Daraus nun aber Rückschlüsse ziehen zu wollen, indem man die jeweilige Inszenierung als pars pro toto für das konventionelle oder Regietheater betrachtet, wäre tatsächlich einfältig.



    Und spätestens, wenn die Zahlen vorlägen, zu Gunsten der klassischen Version, würde man zu hören bekommen, dass es schließlich nicht um Befriedigung der Publikumserwartungen ginge, sondern die Freiheit der Kunst o.ä. Und schon gar nicht um die Bezahlbarkeit dessen oder gar den verächtlichen Massengeschmack.

    Und spätestens, wenn die Zahlen vorlägen, zu Gunsten der Version des Regietheaters, würde man zu hören bekommen, dass schließlich nichts anderes zu erwarten gewesen sei und es sich um einen weiteren und schlagkräftigen Beweis für den diabolischen und tiefgreifenden Einfluss der Regietheatermafia handelt, die ihr unermüdliches Zersetzungswerk vorantreibt.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Deswegen wiederholen die meisten Opernhäuser manche Inszenierungen 10, 20 Jahre lang.

    Nein. Ich würde sogar über Tastenwolfs Einwand hinausgehen und sagen, die wenigsten Opernhäuser machen das. Weltweit ist das Stagione-System vorherrschend. Viele mittlere Häuser im vorwiegend deutschen Sprachraum lassen eine Inszenierung eine Saison lang laufen, bei bekannt zugkräftigen Stücken oder besonderen Erfolgen wird sie in eine zweite Saison übernommen. Echte Repertoirehäuser mit teilweise langlebigen Inszenierungen sind Wien, MET, Moskau, St. Petersburg und einige deutsche Häuser. Ich glaube, man kommt mit seinen zehn Fingern aus - bei ca. 150 Opernhäusern weltweit...



    - ein bisschen Bühnenausstattung "werk"-treu nach dem Libretto, und das wars. Ist dazu nicht wirklich jeder Dilettant in der Lage?

    Nein! Ob der Regisseur die Anweisungen des Librettos relativ eng, großzügig oder gar nicht befolgt, ist für die Qualität der Regiearbeit letztlich ohne Belang. In jedem Fall zeigt sich das Können in vielen Details und dem großen Rahmen. Es ist aber so, dass der Regisseur, der zu einer Oper eine neue Geschichte erfindet, sich damit zumindest teilweise der Kritik entzieht, was für ihn auch ein nicht uninteressanter Gesichtspunkt sein mag...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Nein. Ich würde sogar über Tastenwolfs Einwand hinausgehen und sagen, die wenigsten Opernhäuser machen das. Weltweit ist das Stagione-System vorherrschend. Viele mittlere Häuser im vorwiegend deutschen Sprachraum lassen eine Inszenierung eine Saison lang laufen, bei bekannt zugkräftigen Stücken oder besonderen Erfolgen wird sie in eine zweite Saison übernommen. Echte Repertoirehäuser mit teilweise langlebigen Inszenierungen sind Wien, MET, Moskau, St. Petersburg und einige deutsche Häuser. Ich glaube, man kommt mit seinen zehn Fingern aus - bei ca. 150 Opernhäusern weltweit...


    Das verstehe ich ja auch und glaube es gern. Welcher Dauer-Abonnent hat denn schon Lust, innerhalb von 5 oder 6 Jahren dreimal dieselbe Inszenierung von Otello z.B. vorgesetzt zu bekommen. Das wäre wirklich kalter Kaffee, und der schmeckt bekanntlich nicht. :) Von der Düsseldorfer Rheinoper weiß ich aber, daß sie z.B. die berühmte Inszenierung von "Moses und Aron" über Jahrzehnte unverändert im Repertoire hatten (ich selbst habe sie gesehen). :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Das wäre wirklich kalter Kaffee, und der schmeckt bekanntlich nicht.


    Das ist ein Punkt, über den diskutiert werden kann. Es gibt jedoch prominente Gegenbeispiele: in Wien erfreut sich das Publikum nach wie vor an jahrzehntealten Inszenierungen von Bohème, Tosca, Meistersinger...
    Vor etwa 15 Jahren war das Bolschoi-Theater mit drei Inszenierungen für zwei Wochen in Graz: Boris Godunow, Pique Dame und Der goldene Hahn. Erstaufführungen ca. 1951, 1948 und 1963!!! Man konnte in allen drei Fällen von Modellinszenierungen sprechen (geradezu berauschend schön der Goldene Hahn !!!). Für mich völlig undenkbar, dass diese Inszenierungen bei guten Aufführungen jemals zu kaltem Kaffee mutieren könnten (allerdings glaube ich gehört zu haben, dass inzwischen alle drei Inszenierungen eingemottet wurden).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Welcher Dauer-Abonnent hat denn schon Lust, innerhalb von 5 oder 6 Jahren dreimal dieselbe Inszenierung von Otello z.B. vorgesetzt zu bekommen.


    Ich z.B.! Und nicht in 5 bis 6 Jahren, sondern innerhalb von 5 bis 6 Wochen. Vor gut zwei Wochen habe ich gemeinsam mit einem Freund eine für unsere Begriffe und unseren Geschmack rundum erstklassige "Carmen" erlebt. Die fanden wir so gut, daß wir beim nächsten Termin, wenn er uns auch persönlich paßt, wieder unbedingt dabei sein wollen. Wie ich an Deiner obigen Aussage merke, kannst Du Dir so etwas wohl nicht vorstellen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das ist ein Punkt, über den diskutiert werden kann. Es gibt jedoch prominente Gegenbeispiele: in Wien erfreut sich das Publikum nach wie vor an jahrzehntealten Inszenierungen von Bohème, Tosca, Meistersinger...
    Vor etwa 15 Jahren war das Bolschoi-Theater mit drei Inszenierungen für zwei Wochen in Graz: Boris Godunow, Pique Dame und Der goldene Hahn. Erstaufführungen ca. 1951, 1948 und 1963!!! Man konnte in allen drei Fällen von Modellinszenierungen sprechen (geradezu berauschend schön der Goldene Hahn !!!). Für mich völlig undenkbar, dass diese Inszenierungen bei guten Aufführungen jemals zu kaltem Kaffee mutieren könnten (allerdings glaube ich gehört zu haben, dass inzwischen alle drei Inszenierungen eingemottet wurden).


    Stimmt natürlich - jedes Ding hat halt seine zwei Seiten! :) Ich kann ja auch bestimmte CDs ein Leben lang hören und will es gar nicht anders. Trotzdem glaube ich, daß sie bei der Zusammenstellung der Abonnements-Programme aufpassen, daß es nicht zu viele Wiederholungen im dichten Abstand gibt. Kann ich mir jedenfalls gut vorstellen. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Es gibt auch viele Abonnenten denen die Inszenierung völlig egal ist und wie ich hauptsächlich wegen der Sänger oder eines DIrgenten in die Oper gehen. Diese Diskussion hatten wir gestern bei der Macbeth Premiere im Aalto Theater Essen. Denn es ist viel interessanter die Entwicklung der Sänger zu bebachten als sich über die Inszenierung zu streiten. Und ich gehe sogar innerhalb weniger Monate mehremale in die gleiche AUfführungsserie.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose