Was lange währt, wird endlich gut. Nach cirka 14 Jahren geduldigem Bestellen und nach Überleben diverser unlustiger Krankheiten war es diesmal soweit.
In Folge der Versuch einer möglichst kurzen Schilderung, der wieder fehlschlagen wird.
Der fliegende Holländer
Über die musikalische Qualität dieser Aufführung möchte ich kein Wort verlieren, außer daß die Aufführungen vom Holender (Wiener Staatsoperndirektor) mir lieber sind.
Die Inszenierung fand ich im ersten Augenblick etwas daneben. Aber nach längerem Nachdenken und Diskussionen mit meiner Frau (ein paar Bierchen und Schoppen waren dabei sehr hilfreich) beginnt sie mir immermehr zu gefallen.
Daß die Oper im Vestibül von Dalands Villa spielt und frei nach Tristan "Kein Schiff zu sehen" stört mich noch immer.
Aaaber: Die Psychologisierung der Personen hat mich sehr beeindruckt.
a) Daland und Holländer als Paar, das zum Ziel hat, Senta zu benutzen
(sie sind auch gleich "kostümiert", wären sie nicht Baß und Bariton wären sie schwer auseinanderzuhalten)
b) Senta, die auch als kleines Mädchen auf der Bühne präsent ist, steigert sich immer mehr in einen Erlösungswahn. Dieser wurde ihr bei dieser Inszenierung sozusagen "in die Wiege gelegt".
c) Die "Spinnerinnen" werden als mieselsüchtige Gouvernanten dargestellt (hier war auch die musikalische Interpretation sehr gut, das hahaha kam wie ein Peitschenhieb)
Lohengrin:
Musik: Ein Fest ein wahres Fest mit Peter Schneider/Seiffert/Schnitzer/Welker
Inszenierung:
Herbertl von Karajan hätte seine Freude gehabt (schwarzer Scheinwerfer, finster)
Hervorragend herausgearbeitet wurde:
die Zweiklassengesellschaft: die edlen Ritter des König Heinrich und die
als "Kanonenfutter für Kriege vorgesehenen Brabanter" mit dem als Trumpf-As vorgesehenen Lohengrin, das dann doch nicht stechen wollte. Dadurch wurde auch plausibel, daß nicht alle Brabanter für Lohengrin die Laola legten.
Das Bühnenbild war sehr minimalistisch und dadurch sehr wirkungsvoll.
Über den Klang im Festspielhaus ist alles bekannt, dies zum ersten Mal hören ist ein Erlebnis.
Ambiente:
Da im Forum über Speis', Getrank und Kleidung schon geschrieben wurde:
Kleidung: sehr festlich, ohne Hang besonders auffallen zu wollen (dürfte natürlich bei Premieren anders sein)
MitarbeiterInnen der Festspiele: herzlich freundlich ohne elitärem Touch
(hätte aus Erfahrung von anderen Orte erwartet, daß sich jede(r) als direkter Nachkomme des Lokalheroen fühlt)
FAZIT: Wir hoffen, daß es nicht wieder 14 Jahre dauert (es könnte für mich sonst zu spät sein)