GIOVANNI PAISIELLO
1740 – 1816
Giovanni Paisiello, Ausschnitt aus einem Ölgemälde
der Madame Lebrun, Conservatorio di Napoli
Am 9. Mai 1740 erblickte Giovanni Paisiello in Taranto das Licht der Welt – zum Glück. Mal wieder waren es die Jesuiten, die ersten musikalischen Zugang verschafften. Der Tenor Carol Resta, der ihm erste Erkenntnisse vermittelte und die Kunstfertigkeit des Knaben entdeckte, sorgte dafür, daß der örtliche Adel ihm den Besuch des Conservatorio S. Onofrio di Napoli ermöglichte. Am 8. Juni 1754 wurde er dort aufgenommen, um dort 9 Jahre zu studieren. Einer seiner Lehrer war Durante. Paisiello komponierte hier bereits einiges an Kammermusik. Paisiello wurde ein Mensch der Oper – anhand der Opern kann man recht einfach seinen Lebenslauf nachvollziehen:
Die ersten Jahre nach Abschluss des Conservatorio verschlug es ihn demnach nach Bologna, Modena, Venedig, Parma, um wieder nach Neapel zurückzukehren, wo er in den Jahren 1766 und 1767 großartige Erfolge mit seinen Opern Vedova di bel genio und L’Idolo cinese zu feiern hatte.
Für Neapel komponierte Paisiello eine ganze Reihe an Opern; eine Ausnahme ist L’Annibale in Torino, welche er für das Teatro Nuovo in Turin schrieb. In den Jahren 1771 und 1776 wird die Opernserie erheblich fortgesetzt… Aufgrund seiner Erfolge wurde Paisiello von der Zarin Katharina II. an den russischen Hof gerufen: Am 29. Juli 1776 bricht er auf, um Musiklehrer der Großfürstin Maria Fedorovna zu werden, und um weitere Opern zu komponieren. Gleich seine erste Oper, welche er in seiner neuen Umgebung komponierte, war ein beträchtlicher Erfolg: La Nitteti – das Libretto von Metastasio. Mindestens sieben Opern [einigermaßen gesichert] schrieb Paisiello hier bis 1781. In diesem Jahr verlängert er seinen Vertrag mit dem St. Petersburger Hof und komponiert drei weitere Opern: La serva Padrona in 1781 und Il Barbiere di Siviglia in 1782 sowie [undatiert] Il Mondo della Luna. 1784 scheint er jedoch die Nase voll gehabt zu haben und bittet um seine Entlassung aus den Diensten; er will nach Neapel zurückkehren. Naja, es wurde etwas nachgeholfen: Als er Ende Januar 1784 abreiste, war er bereits zum Maestro di Cappella und Hofcompositeur in Napoli ernannt worden…
Für die Rückreise in sichere Dienste nimmt er sich ein wenig Zeit, gastiert in Warschau [Aufführung des Oratorio La Passione die Gesú Cristo und in Wien, wo er Joseph II. die Scrittura einer Oper anknappste: Il Re Teodoro in Venezia soll in kürzester Zeit entstanden und eine der erfolgreichsten Opern Paisiellos gewesen sein. Die „zweite neapolische Periode“ - wie man sie halt nennt – gipfelt mit L’Antigono nach Metastasio und Nina ossia La Pazza per Amore. Die Revolutionsregierung trug Paisiello 1799 das Amt des Direttore di Musica nazionale an – keine Frage, er nahm an. Auch Napoléon ließ nicht lange auf sich warten, um Paisiello an seine persönliche Kapelle zu Paris zu rufen. Der Vielbeschäftigte verweilte dort ab April 1802 für ein Jahr und komponierte dort wieder vornehmlich kammermusikalische Werke. Seine verfrühte Abreise dürfte in Zusammenhang mit der „kühlen Aufnahme“ seiner extra für Paris komponierten Opéra Proserpina zusammenhängen [UA 20. März 1803]. Wieder in Neapel, dem Dreh- und Wendepunkt seines Lebens, wurde er zu allem Überfluss noch zum Kapellmeister des erzbischöflichen Stuhles und Tesoro di S. Gennaro ernannt. Nachdem die Bourbonen 1806 die Löffel an die Bonaparte abgaben, wurde er nochmals mit Ämtern zugeschüttet: Er wurde u.a. Leiter des neuen Collegio Reale di Musica [zusammen mit Fenaroli und Tritto].
Seine letzte Oper schrieb Paisiello 1808 – I Pittagorici., mit der er ebenfalls noch Erfolg erhaschen konnte. Nach dem Tod Joseph Haydns bot man ihm 1810 den freigewordenen Stuhl in der Académie française an.
Am 5. Juni 1816 stirbt Giovanni Paisiello an einem Leberleiden. Er hinterlässt über 100 Opern, mehr als 30 Messen [darunter 2 Requien], 12 Sinfonien, 6 Klavierkonzerte, 12 Klavierquartette, 6 Streichquartette und ein Konzert für Harfe.
Wenige Prozent seines Opernschaffen sind bisher eingespielt worden, aber wenn, dann mit grandiosen Musikern:
Letztgenannte fehlt mir noch in meiner Sammlung, dürfte aber ob des Preises nicht mehr lange dauern…
Ich möchte Paisiellos Opernmusik keinesfalls mehr missen, besonders hervorzuheben sind die cantablen Arien [für mache mögen sie etwas schmalzig klingen] und die grandiosen Opernfinali, nicht unter 15 Minuten Nonstop-Musik, ein Spannungsaufbau, der sich gewaschen hat... Ein Beispiel, wie man Klasse und Masse unter einen Hut kriegen kan!
Schönes Wochenende
Ulli