Liebe Taminos,
angeregt durch die Rubrik über die Rundfunkübertragungen, die es leider nie auf CD geschafft haben, möchte ich hier sammeln, von welchen existierenden Fernsehaufzeichnungen von Opernübertragungen bislang leider keine DVD-Veröffentlichung erfolgt ist.
Mein persönlicher Schwerpunkt dabei ist natürlich meine Heimatstadt Berlin, wo die Deutsche Oper Berlin in den letzten zwei Jahren anlässlich ihres 100. Geburtstages bei ARTHAUS erfreulicherweise sehr viel auf DVD veröffentlicht hat (der Eröffnungs-"Giovanni" 1961, "Die heimliche Ehe", "Don Carlos", "Montezuma", "Otello" und einiges andere mehr) - in jeder Hinsicht vorbildlich!
Doch wie sieht es bei den anderen beiden Berliner Opernhäusern aus?
Die Staatsoper Berlin hat aus der Barenboim-Zeit viel auf DVD veröffentlicht, von Barenboims Einstand bei der zweiten "Parsifal"-Inszenierung von Harry Kupfer 1992 über den Langhoff-"Figaro" und die Dörrie-"Così" bis hin zu vielem anderen).
Und aus der Zeit davor? Da existiert auch so einiges, was meiner Meinung nach eine Veröffentlichung absolut lohnt - künstlerisch sowieso - insbesondere viele Dokumente von Barenboims langjährigem Amtsvorgänger, dem wunderbaren österreichischen Dirigenten Otmar Suitner! - und auch, weil genügend "Star"-Namen dabei sind, um auch wirtschaftlichen Erfolg zu versprechen.
Ich würde mir, analog zur Deutschen Oper Berlin, folgenden "Schuber" von DVD-Veröffentlichungen von Aufzeichnungen aus der Deutschen Staatsoper Berlin wünschen:
- Händel: "Julius Cäsar" (Dirigent Peter Schreier - Inszenierung Erhard Fischer - Celestina Casapietra, Annelies Burmeister; Theo Adam, Eberhard Büchner, Siegfried Vogel, Günther Leib u.a., 1979, in deutscher Sprache) - das muss es in den 1990er Jahren immerhin mal als Video-Kauf-Kassette gegeben haben, wie ich bei einem Freund gesehen habe
- Mozart: "Die Hochzeit des Figaro" (Dirigent Otmar Suitner - Inszenierung Theo Adam - Anna Tomowa-Sintow, Renate Hoff, Ingeborg Springer, Annelies Burmeister; Theo Adam, Siegfried Vogel, Horst Hiestermann u.a. - diese Fernsehaufzeichnung vom 13.1.1974, in deutscher Sprache, schlummert im Deutschen Rundfunkarchiv)
- Mozart: "Così fan tutte" (Dirigent Otmar Suitner - Inszenierung Erich Alexander Winds - Celestina Casapietra, Annelies Burmeister; Peter Schreier, Robert Lauhöfer, Theo Adam - diese Produktion von ca. Mitte/Ende der 1960er Jahre war nie im DDR-Fernsehen zu sehen, weil Lauhöfer kurz darauf in den Westen gegangen ist...)
- Rossini: "Der Barbier von Sevilla" (Dirigent Otmar Suitner - Inszenierung Ruth Berghaus, das ist die legendäre, die immer noch gespielt wird, zu DDR-Zeiten allerdings noch in deutscher Sprache! - Renate Krahmer; Peter Schreier, Wolfgang Anheißer, Reiner Süß, Siegfried Vogel u.a., die Aufzeichnung von 1971? war zuletzt im Rahmen einer Peter-Schreier-Nacht zu seinem 70. Geburtstag 2005 im ARD-Spartenkanal 1-festival zu sehen, aber leider nur der 1. Akt, also ohne den 2. Akt mit seiner genialen "Singstunde")
- Wagner: "Tannhäuser" (Dirigent Otmar Suitner - Inszenierung Erhard Fischer - Celestina Casapietra, Ludmila Dvorakova; Spas Wenkoff, Siegfried Lorenz, Fritz Hübner u.a., die Aufzeichnung von 1982 wurde sowohl im DDR-Fernsehen als auch nach 2000 in Gänze im ARD-Spartenkanal 1-festival gesendet, in diesem Jahr sendete das MDR-Fernsehen leider nur den 2. Akt)
- Wagner: "Die Meistersinger von Nürnberg" (Dirigent Otmar Suitner - Inszenierung Werner Kelch - Celestina Casapietra, Annelies Burmeister; Theo Adam, Siegfried Vogel, Günther Leib, Spas Wenkoff, Peter Schreier u.a., aufgezeichnet 1980 und im DDR-Fernsehen erstmals 1981 ausgestrahlt, vor einigen Jahren zu einem runden Geburtstag von Theo Adam (2006?) brachte das MDR-Fernsehen leider nur den 3. Akt)
- Dessau: "Die Verurteilung des Lukullus" (Dirigent Herbert Kegel - Inszenierung Ruth Berghaus - Annelies Burmeister, Celestina Casapietra, Gertraud Prenzlow; John Moulson, Gerhard Frei u.a., Aufzeichnung aus den 1960er oder 1970er Jahren, zuletzt vor einigen Jahren im ARD-Spartensender 1-Festival gesendet)
Und wenn man dann noch als Beispiel für die Gastspieltätigkeit des Hauses die Vorstellung von Wagners "Tristan und Isolde" (Dirigent Heinz Fricke - Inszenierung Erhard Fischer - Eva-Maria Bundschuh, Rosemarie Lang; Heikki Siukola, Siegfried Vogel, Ekkehard Wlaschiha u.a.) beim Japan-Gastspiel der Deutschen Staatsoper Berlin in Tokio am 1.11.1990 (vom japanischen Fernsehen aufgezeichnet und gesendet) als "Bonus" hinzunehmen würde, wäre mein Glück perfekt!
(Eine Alternative wäre die "Zauberflöte" vom Japan-Gastspiel 1980, Dirigent war Otmar Suitner)
Es gibt auch eine "Kaffee-Kantate" aus dem Apollo-Saal (Dirigent Peter Schreier - Inszenierung Theo Adam - Carola Nossek; Eberhard Büchner, Hans-Martin Nau), den Doppelabend "Die schöne Galathee"/"Die Insel Tulipatan", einiges Zeitgenössische wie "Meister Röckle" von Joachim Werzlau (mit Rudolf Asmus und Reiner Süß) und "Graf Mirabeau" von Siegfried Matthus (u.a. mit dem jungen René Pape), sicher noch einiges andere mehr - aber wo ist es und warum steht es nicht zu Verfügung? Sind die genannten Künstlerinnen und Künstler wirklich zu uninteressant??? Ich denke nicht!
Alles bis auf die besagte "Così" und den 2. Akt "Barbier" habe ich mir inzwischen irgendwie zusammengesammelt, aber wenn ich das nochmal in besserer Qualität bekommen könnte, würde ich einiges an Geld dafür ausgeben! Ich glaube auch, dass es genügend andere Opernliebhaber gibt, die sich einiger dieser DVD's zulegen würden - aber nichts passiert! Warum nicht? Glaubt man nicht an einen wirtschaftlichen Erfolg einer solchen Unternehmung oder verhindert die derzeitige Leitung der Staatsoper Berlin die Veröffentlichung einer solchen Edition aus "künstlerischen Gründen", also vielleicht aus Angst vor dem direkten Vergleich zur eigenen Gegenwart?
An der Komischen Oper Berlin sind die Felsenstein-Sachen, angeschoben von der Felsenstein-Erbengemeinschaft, die von seinem Sohn Christoph geführt wird, inzwischen alle in Top-Qualität und mit viel Bonus- und Begleitmaterial erschienen. Die späteren Sachen von Friedrich, Herz und Kupfer, die es auch gibt, scheinen hingegen ebenso wenig irgendjemanden (der das anschieben könnte) zu interessieren wie bei den aufgelisteten Beispielen von Aufzeichnungen der Deutschen Staatsoper Berlin. Wenn die beiden Ostberliner Opernhäuser mit DDR-Vergangenheit aufgrund dessen der Deutschen Oper Berlin den Vortritt und das Monopol auf eine DVD-Veröffentlichung von aufgezeichneten bzw. gesendeten Aufführungen aus der Vergangenheit des Hauses lässt, wäre das sehr traurig!
Viel eher sollte die Edition der Deutschen Oper Berlin Vorbild für andere Opernhäuser nicht nur in Berlin, sondern weltweit sein!
Ich könnte mir vorstellen, dass selbst in Wien, deren Staatsoper auf die künstlerischen Erfolge der Vergangenheit besonders stolz ist, und das mit Recht, diesbezüglich noch einige Schätze zu heben wären.