Bei mir stapeln sich DVDs, eigene Mitschnitte in diversen Kästen wollte ich schon immer anschauen, zumindest archivieren. Ich komme nicht dazu – oder mangelt es letztlich an Interesse? Ich weiß es nicht genau. Fest steht, ich sehe mir immer seltener Opern am Bildschirm an. Wenn, dann zu Informationszwecken, nicht aber, um ein bestimmtes Werk auf mich wirken zu lassen. Die Taste an der Fernbedienung für den Schnelldurchlauf ist die am meisten strapazierte. Oper – egal in welcher Inszenierungsart – wird am Bildschirm reduziert, wenn nicht gar amputiert. Und wenn ich die allerbeste Stereoanlage anschließe, was ich nicht tue, es klingt nicht. Und man sieht fast nichts. Oper ist die Totale, nicht der Ausschnitt, wenngleich es auch das Bemühen gibt, eine Ästhetik der Abbildung in bewegten Bildern zu entwickeln. Es gibt da positive Beispiele. Nur selten gelingt das, weil Übertragungen wie jetzt die „Traviata“ aus der Scala nur Übertragungen sind. Ich sehe auch nicht gern in Mundhöhlen von Menschen. Wenn ich das wollte, wäre ich Zahnarzt geworden. Derzeit wird über diese „Traviata“ in einem anderen Thread heiß debattiert, wobei ich manchmal den Eindruck habe, als sei drinnen gewesen, wer doch nur am Bildschirm saß. Wer dieses Haus aus eigenem Erleben kennt, der weiß, dass wir abgespeist wurden wie mit Kost aus der Konservendose in einem 5-Sterne-Restaurant. Gewiss hat in dem großen Haus alles auch noch anders geklungen und gewirkt als wir es in der Sendung wahrnehmen. Gerechte Urteile sind aus dieser Distanz gar nicht möglich. Elisabeth Schwarzkopf hat im Zusammenhang mit Oper im Fernsehen von Prostitution gesprochen. Ein hartes Wort. Ich glaube, wir haben uns zu schnell an die Abbilder gewöhnt, statt uns ans Original zu halten. Das gilt nicht nur für Opern-TV. Das gilt auch für Youtube etc. Andererseits muss man auch anerkennen, dass neue Medien viele Quellen eröffnen, die uns sonst verschlossen blieben.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Es grüßt Rheingold