Im Hindemiththread stellte sich die Frage nach dem Verhältnis der Bedeutung von Instrumental- und Vokalmusik im 20. Jahrhundert:
Paul Hindemith - Der bedeutendste deutsche Komponist des 20. Jahrhunderts - V.1 - Allgemeine Betrachtungen
Folgendes ausführlichere Statement möge eine neue Diskussion eröffnen:
Alles anzeigenNatürlich gibt es einzelne sehr bedeutende Vokal- und besonders Bühnenwerke. Die populärsten davon, Strauss' und Puccini gehören aber nicht oder nur sehr bedingt zur klassischen Moderne oder Avantgarde.
Aber nehmen wir mal einige der ohne Zweifel wichtigsten Komponisten der klassischen Moderne und schauen uns an, wie wenig solcher Werke sie komponiert haben und wie zentral die in ihrem Schaffen sind.
Bartok: 1, eher frühes Werk
Berg: knapp 2, beide sehr bedeutend
Hindemith: eine Reihe, aber weit weniger als Instrumental; werden anscheinend kontrovers beurteilt.
Schönberg: eine kurze Oper, eine große, aber unvollendete, zwei oder drei schwer einzuordnende Stücke (Erwartung, Pierrot)
Stravinsky: hier kann man eine ganze Reihe anführen, als richtige Oper gilt aber wohl nur "The rakes progress". Insgesamt dominiert andere Musik
Schostakowitsch: eine Oper, dutzende von gewichtigen Instrumentalwerken
Webern: keine Oper, einige Kantaten
Es gibt, wenn man Strauss und Janacek ausklammert (und die sind halt eine Generation älter als die erste Generation der klass. Moderne), kaum einen anerkannt herausragenden Komponisten des 20. Jhds., für den Opern so zentral für sein Schaffen sind wie bei Monteverdi, Händel, Gluck, Mozart, Weber, Rossini, Donizetti, Bellini, Verdi, Wagner, Mussorgsky. Am ehesten vielleicht Prokofieff und Stockhausen (wobei letzterer auch nicht mit Opern berühmt geworden ist), Berg mit Einschränkung, denn der hat insgesamt so wenig komponiert, dass 1,7 Opern sofort einen gut Teil des Ouevres ausmachen.
Es gibt natürlich erst recht keinen, für den a cappella Chormusik zentral ist
Ich schrieb außerdem "nur", "nicht den Stellenwert", also nicht *viel* weniger wichtig.