Giuseppe Verdi: I Due Foscari (Napoli November 2000)

  • Francesco Foscari - Leo Nucci
    Jacopo Foscari - Vincenzi La Scola
    Lucrezia Contarini - Alexandrina Pendatchanska
    Jacopo Loredano - Danilo Rigosa
    Barbarigo - Leopoldo Lo Sciuto
    Orchester, Coro e Compagnia di Balletto del Teatro di San Carlo
    Leitung - Nello Santi


    Die Inszenierung entspricht mit hunderprozentiger Wahrscheinlichkeit genau dem, wovon hier im Forum der größte Teil schon immer geträumt hat bzw. tagtäglich auf der Bühne sehen möchte.
    Leo Nucci sitzt auf seinem Thron und hebt zu den Arien mal den linken und mal den rechten Arm oder macht ein paar bedeutungsschwangere Handbewegungen.
    Ach ja beim Singen macht er noch den Mund auf und zu.
    Alexandrina Pendatchanska tritt vorzugsweis von links auf, wenn sie nicht gerade von rechts kommt.
    Geht dann im Laufe eines Bühnenbildes links um den Thron herum, wenn sie von der anderen Seite kommt selbstverständlich dann rechts um den Thron herum, während auch sie beim Singen den Mund öffnet und schließt.
    Der Abwechlunghalber präsentiert sie sich dabei mal frontal und mal seitlich zum Publikum, es muß ja schließlich spannend bleiben.
    Sie trägt dabei ein schönes Kostüm (passend zur Zeit), in dem sie auch die Leonora in Verdi Il Trovatore, für den Fall das sie mal kurzfristig einspringen muß, hätte singen können.
    Vincenzo La Scola übt sich im treuen Dackelblick, sieht immer etwas bedeutungschwanger aus und tritt überwiegend auf der Stelle, wenn er nicht gerade von links oder rechts auf oder abtritt.
    Im ersten Bild steht der Chor noch auf der Bühne, sozusagen auf Augenhöhe mit den Sängern und man glaubt er warte dort auf den Bus der Linken (eine in Deutschland ansässige Partei), die einst verkündete wir müßen die Menschen abhohlen und mitnehmen.
    Leider schienen sie das bei diesen bedauernwerten Menschen vegessen zu haben, aber nichts desto trotz, um das Warten auf Gordot zu überbrücken stimmen sie dafür das eine oder andere Lied an, um sich bei Laune zu halten, das klappt auch ganz gut.
    In den nächsten Bildern wurde der Chor dann erhöht abgestellt, ähnliches war auch in Hamburg zu erleben und sorgte hier im Forum für einiges Mißfallen, zumindest bei zwei bis drei Mitgliedern, nur in Hamburg durfte er sitzen, hier wurde er einfach stehen gelassen.
    Verglichen mit dem Chor der Mailänder Scala vom 07.12.2013 war dieser übrigens hervorragend bei Stimme.
    Auch Leo Nucci dessen Stimme in den letzten Jahren mehr an Charakter als an Stimmschönheit dazugewonnen hat, steht diese Rolle übrigens gesanglich sehr gut.
    Ich muß hier offenbekennen, selten gefiel er mir gesanglich so gut, wie auf dieser DVD.
    Alexandrina Pendatchanskas Stimme besitzt dieses typische slawische Flackern, dafür aber die stimmliche Durchschlagskraft und findet zu dem auch die richtigen Farben für die verschiedenen Emotionen, kämpferisch, halb resignierend und schließlich den Tonfall der Trauer gepaart mit der Wut auf die Täter, die für den Tod ihres Mannes verantwortlich sind.
    Auf die Stimme von Vincenzo La Scola muß man sich einlassen wollen bzw. erst ein wenig gewöhnen, da diese vom Stimmtimbre her nicht gleich so angenehm aufs Ohr fällt, manche könnten meinen das ganz auch mit dem Klang einer Ziege assozieren zu wollen.
    Einmal geschehen stellt man allerdings fest wie differenziert und sensiebel er die Rolle des Jacopo gesanglich gestalltet.
    Nello Santi sorgt für einen hervorragenden Orchesterklang.
    Dennoch verglichen mit der Hamburger Inszenierung etwas zu fade und Inszenierungstechnisch bzw. Dramaturgisch weißt das ganze etliche Längen auf.
    Wenn hier nicht die hervorragenden Sänger der drei Hauptpartien gewesen wären, hätte man diese Veranstalltung kaum bis zum Ende ertragen können ohne einzuschlafen.
    Es wurde hier übrigens weder gekocht noch wurden hier hektisch herum gerannt.
    Das Ganze verlief eher im gemäßigten Tempo, ungefähr zu vergleichen mit dem Schrittempo eine Autos das vor einer Schule vorbeifährt.