Ich halte diese Threadserie "Aufnahmen des 21. Jahrhunderts" für sehr verdienstreich, vor allem als Mendelssohnianer. Gerade Mendelssohn ist ein Komponist, von dem in den letzten Jahren sehr viel eingespielt worden ist. Ich möchte hier einen kleinen Überblick über die Einspielungen der "Italienischen Symphonie", bzw. 4 Symphonie, seit dem Jahr 2000 geben. Die Italienische Symphonie ist wohl Mendelssohns beliebteste Symphonie und in etwa so populär wie das e-Moll Violinkonzert, nicht zuletzt wohl deshalb, weil es kaum eine zweite Symphonie gibt, die so viel ungebremste Lebensfreude ausstrahlt. Klarerweise spiegelt sich diese Beliebtheit auch in der Zahl der Aufnahmen wieder. Es gibt tatsächlich nur ganz wenige Dirigenten, die dieses Werk nicht eingespielt haben - spontan fielen mir nur Karl Böhm und Simon Rattle ein, wobei letzterer ja noch nachliefern kann. Das heißt, dass sich jeder, der die 4. von Mendelssohn einspielt, mit einer Unzahl von Konkurrenzaufnahmen messen lassen muss. Meiner Meinung nach gelingt das manchen durchaus!
Hier ein kurzer Überblick:
Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ein paar Aufnahmen sind mir sicherlich durch die Finger gerutscht. Ich kenne natürlich auch nicht alle, besitze allerings die Aufnahmen von Holliger, Fey, Litton und Norrington. Ganz besonders verdienstvoll finde ich Holligers Aufnahme, denn er ist einer der wenigen, der die zweite Version der Symphonie eingespielt hat (neben Gardiner und Statsenko in den 1990er Jahren). Diese gilt allgeminhin als etwas weniger sprühend, dafür gewichtiger. Das deckt sich im wesentlichen mit meinen Eindrücken. Gerade die Mittelsätze wurden kontrapunktisch ungemein verdichtet bei der Überarbeitung. Da der erste Satz mitreißend ist wie eh und je, ziehe ich deshalb die 2. Version vor. Holligers Aufnahme ist zudem von einmaliger technischer Qualität und ich würde nicht anstehen, sie als derzeitige Referenz zu werten. Meine persönliche Referenz aus dem 20. Jahrhundert wäre Mackerras' Einspielung mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment. Litton und Norrington machen ihren Job durchaus gut, stechen aber nicht so wirklich hervor. Die Italienische von Fey finde ich - so wie überhaupt seinen Mendelssohn - fahrig und unnötig rauh.
Ich hoffe, andere Taminos können etwas zu den anderen Aufnahmen sagen!
SINFAU21J