Rolf Liebermann (1910 - 1999)

  • Zum 15. Todestag:

    Rolf Liebermann (* 14. September 1910 in Zürich; † 2. Januar 1999 in Paris) war ein Schweizer Komponist und Intendant, Opernregisseur und Buchautor.
    Er studierte von 1929 bis 1933 Jura an der Universität Zürich. Daneben erhielt er Musikunterricht am Privatkonservatorium von José Berr.
    1936 belegte er einen Dirigierkurs in Budapest bei Hermann Scherchen und wurde 1937 dessen Assistent in Wien.
    Von 1945 bis 1950 war er Tonmeister bei Radio Zürich. Anschließend übernahm er die Leitung der Orchesterabteilung der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft SRG.
    1954 erhielt er einen Kompositionsauftrag zu einem Orchesterwerk von den Donaueschinger Musiktagen, schrieb sein Concerto for Jazzband and Symphony Orchestra.

    Rolf Liebermann schuf eine Fülle von Kompositionen unterschiedlicher Couleur: vom politischen Lied bis zur Oper, von der Klaviersonate bis zur Musik für Maschinen, vom Konzert bis zum Multimedia-Projekt.
    Liebermann war ab 1959 vierzehn Jahre lang, und nochmals von 1985 bis 1988 Intendant der Hamburgischen Staatsoper. In der Zeit von 1973 bis 1980 leitete Liebermann die Pariser Oper.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebermann hat sich stets auch als Opernkomponist verstanden.
    Obwohl seine Musik kaum Ohrwurm-Eigenschaften hat, gibt es erstaulich viel von ihm auf dem Tonträgermarkt. Ob seine Opern heute noch auf der Bühne gespielt werden, entzieht sich meiner Kenntnis, ich glaube aber nich daran.



    Liebermann: Penelope (Gesamtaufnahme Salzburg 1954)



    Rolf Liebermann: Die Schule der Frauen, Salzburg 1957



    Rolf Liebermann: Freispruch für Medea, Hamburg 1995



    Rolf Liebermann: La Foret, Hamburg 1995


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebermann war ein universeller, überragender Theatermacher. Nicht zu vergessen seine frühen Opernfilme, die Pioniertaten bei der filmischen Aufzeichnung von Opern für das Fersehen waren. Unter anderem ist darunter die legendäre "Freischütz"-Verfilmung unter Leopold Ludwig aus dem Jahre 1968 mit
    Ernst Kozub als Max
    Arlene Saunders als Agathe
    Gottlob Frick als Kaspar
    Toni Blankenheim als Kuno
    Edith Mathis als Ännchen
    Tom Krause als Ottokar
    Hans Sotin als Eremit
    Franz Grundheber als Kilian
    Bernhard Minetti als Samiel
    Die Aufzeichnung ist bei der Firma Arthaus als DVD erhältlich.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Unter anderem ist darunter die legendäre "Freischütz"-Verfilmung unter Leopold Ludwig aus dem Jahre 1968 mit
    Ernst Kozub als Max
    Arlene Saunders als Agathe
    Gottlob Frick als Kaspar

    Inzwischen erstaunlicherweise komplett frei zugänglich, ich habe seinerzeit noch viel Geld für die DVD bezahlt, aber Frick wollte ich doch einmal nicht nur singen hören, sondern auch sehen - auch wenn er schon ein etwas reifer und später Kaspar ist. Kozub als Max ist stimmlich für mich der Hammer (absolut positiv gemeint!) und der berühmte Bernhard Minetti ist als Samiel für mich die große Enttäuschung dieser Opernverfilmung.


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die von operus erwähnte Oper ist in dieser Box enthalten, in der die unter Mitwirkung von Rolf Liebermann in seiner Hamburger Zeit entstandenen Opern zusammengefasst sind.
    Vielleicht können wir die einzelnen Opern noch separat besprechen.



    Sein berühmtester Opernfilm ist in seinerm Pariser Zeit entstanden, inzwischen ein Kultfilm weltweit:



    Don Giovanni
    Großbritannien/Italien, 1979
    Drama / Opernverfilmung, 169 Min.
    Regie: Joseph Losey
    Darsteller:
    Ruggero Raimondi, John Mcurdy, Edda Moser, Kiri Te Kanawa, Kenneth Riegel, Jose van Dam,
    Opera National de Paris,
    Dir.: Lorin Maazel


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Außer dem "Jazzband"-Konzert sind mir von Liebermann noch zwei kurze "Zugaben"-Stücke bekannt, die Fricsay in den 1950ern eingespielt hat. Besonders "Furioso" diente wohl häufig als "Rausschmeißer" bei Fricsays Konzerten. Das andere Stück (aus unbekannten Gründen nicht komplett eingespielt) ist eine Suite über Schweizerische Volkslieder; sie finden sich als Tracks 1-6 auf Disk 2 dieser kuriosen (aber nicht uninteressanten) Sammlung:


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber 'wega',


    selbstverständlich ist mir bekannt, dass es CD-Ausgaben (bei 'Orfeo') der Liebermann-Opern "Penelope" (Mitschnitt der Uraufführung 1954) und "Die Schule der Frauen" (Mitschnitt der Uraufführung der Neufassung 1957) gibt. Ich finde aber, dass die NDR-Aufnahme der "Penelope" auf Grund ihrer Besetzung und auch wegen des sicher besseren Klangbildes (Studio-Produktion!) interessanter ist.


    Diese 'Semi-seria-Oper' ist nach der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1954 nur selten auf der Bühne zu sehen gewesen, was nicht nur an der für die damalige Zeit typischen Tonsprache (kombinierte bitonale und zwölftönige Anlage der Partitur) sondern auch an der schwierig zu realisierenden Handlung liegt - das Werk spielt auf zwei Zeitebenen, die ineinander verwoben sind (Antike und die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg). Vor allem aber stellt die Titelrolle enorme Anforderungen sowohl musikalischer wie auch darstellerischer Art an die Interpretin; die Penelope ist quasi eine Doppelrolle. Bei der Schweizer Erstaufführung am 30. 10. 1954 in Zürich sang Liane Synek diese Partie, ferner wirkten Erna-Maria Duske (Telemachos), Richard Miller (Ercole), Willy Heyer (Odysseus), Matthias Schmidt (Achille) Franz Lechleitner (Podestà) und Charles Gillig (Eurymachos) mit; der Dirigent war Hans Rosbaud und der Regisseur Hans Zimmermann. Die deutsche Erstaufführung in Frankfurt/Main (2. 12. 1954) stand unter dem Dirigat von Georg Solti - Colette Lorand war die Penelope, Erika Schmidt der Telemachos, Ernst Kozub der Ercole und Willi Wolff der Odysseus. Die drei Freier der Penelope sangen Günther Ambrosius, Hans Dahmen und Hanns Bert Dick; Günter Roth führte Regie. Liebermanns "Penelope" müsste eigentlich 'ein gefundenes Fressen' für unsere zeitgenössischen Regisseure sein, denen es ja meistens nicht kompliziert genug sein kann.


    Im Gegensatz zur "Penelope" ist Liebermanns "Die Schule der Frauen" (nach Molières Komödie) ein sehr bühnenwirksames Werk, das - 1955 als "School for Wives" für eine amerikanische Bühne komponiert und 1957 für die deutsche Erstaufführung in Salzburg 1957 erweitert - vielfach und erfolgreich von deutschsprachigen Bühnen nachgespielt wurde, z. B. auch in München (Cuvilliés-Theater) 1960 mit Eva-Maria Rogner, Fritz Wunderlich, Karl Schmitt-Walter und Kurt Böhme unter dem Dirigat von Heinrich Bender, inszeniert von Heinz Arnold. Es gab auch eine Schallplatten-Aufnahme (Heinrich Strobels Libretto wurde von Elizabeth Montagu ins Englische übersetzt) durch die Kentucky Opera Association in der Besetzung der Uraufführung am 3. 12. 1955: Poquelin (Molière) - Robert Fischer / Arnolphe - William Pickett / Agnes - Charme Riesley / Horace - Monas Harlan / Georgette - Audrey Nossaman / Oronte - Richard Dales / Mitglieder des Louisville Orchestra / Dirigent: Moritz Bomhard. Die zwei Schallplatten erschienen unter dem Label 'Louisville Orchestra Commissioning Series' 1957 in den USA.


    Anneliese Rothenberger war allein an vier Produktionen beteiligt, u. z.:


    Salzburg, Landestheater, 17. 8. 1957 (Uraufführung der Neufassung): Poquelin (Molière) - Walter Berry / Arnolphe - Kurt Böhme / Agnes - Anneliese Rothenberger / Horace - Nicolai Gedda / Georgette - Christa Ludwig / Oronte - Alois Pernerstorfer / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: George Szell / Ausstattung: Caspar Neher / Inszenierung: Oscar Fritz Schuh (Mitschnitt auf CD).


    Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, 18. 10. 1957 (Deutsche Erstaufführung): Poquelin (Molière) - Benno Kusche / Arnolphe - Kurt Böhme / Agnes - Anneliese Rothenberger / Horace - Rudolf Christ / Georgette - Rut Siewert / Oronte - Erich Winkelmann / Ein Garderobier - Franz Hofstetter / Die Düsseldorfer Symphoniker / Dirigent: Alberto Erede / Ausstattung: Hein Heckroth / Inszenierung: Leopold Lindtberg.


    Hamburg, Hamburgische Staatsoper, 15. 5. 1958: Poquelin (Molière) - Theo Blankenheim, Arnolphe - Arnold van Mill / Agnes - Anneliese Rothenberger / Horace - Heinz Hoppe / Georgette - Gisela Litz / Oronte - Theo Herrmann / Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg / Dirigent: Albert Bittner / Ausstattung: Alfred Siercke / Inszenierung: Günther Rennert.


    Celle, Schlosstheater, 30. 11. 1958: Poquelin (Molière) - Walter Berry / Arnolphe - Arnold van Mill / Agnes - Anneliese Rothenberger / Horace - Murray Dickie / Georgette - Christa Ludwig / Oronte - Alois Pernerstorfer / Das Sinfonieorchester des NDR Hamburg / Cembalo: Frank Pelleg / Dirigent: Hans Schmidt-Isserstedt / Ausstattung: Caspar Neher / Inszenierung und TV-Regie: Oscar Fritz Schuh. Zwischen den Akten dieser Eurovisions-Sendung (ARD/ORF/SRG) des NDR wurde ein Ballett-Divertissement nach Musik von Francois Couperin aufgeführt - die Choreographie besorgte Yvette Chauviré, die auch als Solotänzerin mitwirkte. Ob es sich bei der TV-Sendung vom 30. 11. 1958 um eine Live-Übertragung oder um eine Aufzeichnung aus dem Schlosstheater in Cellle handelte, weiß ich allerdings nicht mehr.


    Ich werde diesen Text auch in dem Thread "Komponistenforum der Moderne: Rolf Liebermann" einstellen.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Liebe Taminos!


    Endlich ist es mir gelungen, die Besetzung der NDR-Aufnahme von Rolf Liebermanns "Penelope" herauszufinden - eine Produktion aus dem Jahre 1955, die selbst dem Sender unbekannt zu sein scheint. Hier nun die Einzelheiten:


    Penelope - Birgit Nilsson / Telemachos - Anneliese Rothenberger / Leiokritos - Horst Günter / Eurymachos - Sigmund Roth / Demoptolemos - Paul Kuen / Marchese Ercole - Ernst Haefliger / Achille - Theo Baylé / Der Podestà von Castel Circeo - Franz Lechleitner / Odysseus - Kurt Böhme / Erster Bote - Horst Sellentin / Zweiter Bote - Kurt Marschner / Sprecher der Zwischentexte - Heinz Klingenberg / Der Chor und das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Chorltg.: Max Thurn / Dirigent: Hans Rosbaud / Aufgenommen vom 2. bis 4. April 1955.


    Viele Grüße!


    Carlo