Bachs Motetten

  • Neulich war ich in einem Klassikkonzert, welches mich total umgehauen hat.
    Obwohl ich mich schon einigermaßen mit JS Bach auskenne (besonders mit dem Klavierwerk), kam mir die Motette "Singet Dem Herrn Ein Neues Lied" , BWV 225, vor wie eine Offenbarung Gottes. Etwas Schöneres habe ich noch nicht erlebt.


    Daher habe ich mir diese Aufnahme besorgt:


    Gibt es noch weitere Einspielungen, die ich besitzen sollte?

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo SMOB,


    mit der Aufnahme des RIAS- Kammerchors hast Du meines Erachtens schon eine sehr gute Wahl getroffen. Die Klangästhetik, die Rene Jacobs an den Tag legt, ist schon beeindruckend! In vieler Hinsicht eine der " schönsten" Aufnahmen! Wenn man etwas herummäkeln will ( rein subjektiv!), könnte man die zurückgenommene Erdenschwere bemerken, den in ein bißchen zuviel engelschörigen Wohlklang aufgelösten Konflikt des ( barocken) Menschseins! Dennoch- diese Aufnahme gefällt mir sehr!


    Ansonsten kann ich noch empfehlen:


    als außerordentlich vielschichtig und makelos gesungen:

    als preiswerte sehr solide Aufnahme des manchmal unterschätzten Ensembles " The Scholars Baroque"

    Rillings Aufnahme hat mir den Zugang zu den Motetten geöffnet.

    Die Motetten mit den Thomanern haben halt ganz einfach einen besonderen Reiz ( stimmts, MaxThomaner?)Ich finde diese Aufnahme aber tatsächlich richtig gut gelungen - besonders die BWV 225, die es Dir angetan hat!



    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Sagitt meint:


    Wenn sie bei Virgin wieder erhältlich wäre, ist die alte Aufnahme mit dem Monteverdi choir sehr zu empfehlen. Gardiner noch vor seine Zeit des Durchrasens Bach´scher Partituren, der Monteverdichoir in absoluter topform, auch nach Jahrzehnten noch eine maßstäbliche Interpretation, damals mit BWV 4 und 50 gekoppelt, beides ebenfalls großartige Meisterwerke, BWV 50 wirklich hochvirtuos.

  • Hallo Sagitt


    Ich glaube Du irrst.... Gardiner hat bei ERATO die Motetten und BWV 50 + 118 eingespielt. Die hervorragende ADD Doppel-CD ist bei amazon für 19,99 zu haben.


    Auch meine Topempfehlung! Gruß, Markus


  • Ansonsten besitze ich noch weitere Einspielungen der Motetten, uneingeschränkt empfehlenswert finde ich auch Herreweghes und Harnoncourts Einspielungen.


    Bei "Rondo" gibt es einen sehr ausführlichen Interpretationsvergleich


  • Hallo SMOB,


    ich denke, du bist mit der Aufnahme mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin schon ziemlich nahe am Optimum. Die ist wirklich toll. Aber, wie du siehst, gibt es noch eine ganze Menge weiterer Einspielungen, wobei ja fast alle der üblichen Verdächtigen auftauchen. Viel falsch kannst du aber mit denen auch nicht machen.


    herzliche Grüße
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Danke schon mal für die Antworten. Dann weiß ich jetzt genauer, wie ich die Binnenwirtschaft aufblühen lassen werde :D.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo!
    "Jesu, meine Freude" BWV 227 ist eines meiner Lieblingswerke in der geistlichen Musik! Ganz wunderbar!
    Ich habe folgende CD:

    (Kammerchor Stuttgart; Stuttgarter Barockorchester; Frieder Bernius)
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Sagitt meint:


    Irren ist menschlich, je älter desto mehr. Aber: die Firmen bringen ja ihre Stücke immer wieder in den unterschiedlichsten Zusammenstellungen heraus. ich habe eine ältere Version, wahrscheinlich die Ur-Version, und da ist BWV 4 mit drauf. Was soll ich machen ?


    Christ lag in Todesbanden, auch eine der großartigen Kantaten und die wirklich alte Gardiner Version gefällt mir sehr gut, auch wenn sie die Solopartien, Tenor-und Bassarie chorisch darstellt, kein Problem, wenn alle so singen können....

  • Hallo Forum,


    ich besitze seit längerem in MC-Diskettenform, von Verwandten geschenkt bekommen, Motetten-Aufnahmen von J.S. Bach,
    mit der Gächinger Kantorei, dem Bach-Collegium Stuttgart, Dirigent Helmuth Rilling.
    Co-Produktion mit dem ZDF und dem HR, Spielzeit-Dauer von 2 MCs 93,4 Min. HÄNSSLER-Verlag.
    Erstellungsdatum-Jahr: 1990.


    Sie enthält folgende Motetten:


    BWV 225 Singet dem Herrn ein neues Lied
    BWV 226 Der Geist hilft unserer Schwachheit auf
    BWV 227 Jesu, meine Freude
    BWV 228 Fürchte dich nicht, ich bin bei dir
    BWV 229 Komm, Jesu komm
    BWV 230 Lobet den Herrn, alle Heiden
    BWV 118 O Jesu Christ, mein Lebens Licht
    BWV Anh.159 Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn
    BWV 160 Jauchzet dem Herr, alle Welt
    BWV deest Der Gerechte kommt um


    Diese 2 MCs möchte ich verschenken, da ich von den Thomanern Cds besitze und MC bei mir out sind....
    Bei Interesse Benachrichtigung über PN.


    Schönen Sonntag und Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die vielfach über den "grünen Klee" gelobte Eisnpielung des "Sächsischen Vokalensembles" unter Mathias Jung kann mich nicht überzeugen. Zum einen irritiert mich die Ambition Jungs, den Ensembleklang seines Chores dem Klangideal eines Rudolf Mauersberger anzupassen. Diese Art von Revivals halte ich einfach für unangemssen und zum anderen sind die gewählten Tempi, besonders ärgerlich bei "Singet dem Herrn" einfach zu schnell. Das hat nichts mehr mit einem manchmal durchaus heilsamen "drängenden Impetus" zu tun sondern ist lediglich die Geschwindigkeit, welche entsteht, wenn man damit verhindern will, zu spät zum Essen zu erscheinen ! :D Auf der Habenseite dieser CD steht natürlich durchaus die Professonalität des Chores und seines Dirigenten und die wie (fast immer) hervorragende Aufnahmetechnik der Fa. TACET, bei der alle Facetten der klanglichen Ausbalancierung bestens aufbereitet sind.



    Mein Spitzenreiter in Sachen Bach-Motetten bleibt nach wie vor unangefochten J.E. Gardiner mit seiner Erato-Einspielung dieser Werkgruppe aus 1979. Ein Jahr später gab Gardiner mit ebendiesen Werken seinen "Einstand" in Berlin, erweitert durch D. Scarlattis "Stabat Mater", das ich zu meinen stärksten Konzert-Erebnissen überhaupt zählen darf. Vielleicht kann der SFB das ja einmal "ausgraben" und veröffentlichen, denn aufgezeichnet und im Rundfunk überragen wurtde das Konzert.


    Ebenfalls eindrucksvoll ist Rene Jacobs ebenfalls hier schon gelobte Einspielung. Die Aufzeichnungen, die mit Knabenchören (Thomaner, Windsbacher) aufzuwarten haben, errreichen dieses Niveau nicht, fehlende Transparenz und eine forcierte Kompaktheit des Klanges werden dieser wortgezeugten UND wort-exegierenden Musik leider garnicht gerecht...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich bin ein wenig verwundert, daß folgende Einspielung noch nicht genannt wurde:







    Ich zitiere eine Rondo-Rezension:
    "Technisch nicht minder brillant und ebenso authentisch im extremen An- und Abschwellen agieren die holländischen Kollegen im Holländischen Kammerchor unter Ton Koopman. Hier kann man die barocke Verzierungskunst mit gestochen scharfen Trillern selbst noch in der Baßstimme bewundern, und manche “andere”, ungewohnte Note (gegenüber dem fälschlich sogenannten “Urtext” der 1892 erstellten Bach-Ausgabe) zeigt, wie sich Koopman um die Quellen bemüht hat. [...]"


    Mir gefällt diese Aufnahme beiweitem besser als die des Sächsischen Vokalensembles, da erstens die Tempi nicht so gehetzt sind und vor allem der Chor schlichtweg besser und sauberer singt.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo Bubba:


    nach dem Lesen deines Beitrages und kurzem Nach-Recherchieren auf der Website von "Rondo" meinst du wohl folgende Einspielung:



    Hättest du die Rezension bis zum Ende gelesen, wüsstest du, warum diese Aufnahme nicht unter den "topfive" landen konnte:


    Zitat Rondomagazin:


    Zitat

    Leider leidet - auch der dumpfen Continuo-Begleitung wegen - das Klangbild und mit ihm der Gesamteindruck unter einer argen Baßlastigkeit und dumpfen, trockenen Akustik.


    Ich für mein Teil bin, was die Besorechungen bei "rondo" angeht, eher vorsichtig, musste ich doch mehr als nur einmal feststellen, daß diese nicht eben ein "Kompetenz-Team" an Kritikern unter sich versammelten
    ! :kotz:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Irgendwie wurde mein bild geschluckt-keine Ahnung wieso, Danke fürs nachliefern.
    Bei Rondo habe ich tatsächlich manchmal den Eindruck ich läse die Onlineausgabe eines fiktiven BILD-Feuilletons.
    Wenn Du genau mein Zitat bis zum Ende gelesen hättest, hättest Du : [...] bemerkt :P . Das heißt, das Zitat ist abgeschnitten und zwar aus dem Grunde, weil ich mit dem Rest NICHT übereinstimme.
    Aber was haltet jetzt ihr von Koopmans Einspielung? (Und kommt mir bloß nicht mit Baßlastigkeit :D :motz: )
    Zugegeben, seine friesischen Bässe sind schon recht kräftig, aber eigentlich stört mich es nicht.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo BBB,
    Dein Zitat:
    Mein Spitzenreiter in Sachen Bach-Motetten bleibt nach wie vor unangefochten J.E. Gardiner mit seiner Erato-Einspielung dieser Werkgruppe aus 1979. Ein Jahr später gab Gardiner mit ebendiesen Werken seinen "Einstand" in Berlin,
    -------------------------------------------------------------------


    Ich bin absolut erstaunt über diese Aussage von Dir. Wenn ich mich recht erinnere, waren Deine Ausführungen hier im Forum über "Gardiner" doch recht zwiespältiger Natur, umso mehr freut es mich,
    diese Aussage gerade von Dir zu hören!!!



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Bubba (zum 2ten!)


    Natürlich ist Koopmans Aufnahme beachtlich, jedoch für die Bach-Motetten unabdingbar ist die GLEICHWERTIGKEIT ALLER STIMMEN, die sowohl durch die Textgestaltung zum einen und durch die Polyphonie zum anderen bestimmt wird und genau DA hapert es letztlich, wenn er einem Stimmbereich Sonderrechte einräumt. Ich denke, daß dieses (baßlastige)Denken von der Orgel her kommt und für die Aufführung dieser Werke einfach unangemessen ist.


    Vergleiche bitte einmal in "Jesu, meine Freude" die Strophe "Gute Nacht, o Wesen" zwischen Gardiner und Koopman: bei Gardiner entrückt dieses Stück "Gute Nacht, o Sünden/bleibet weit dahinten" wirklich in die Ewigkeit, einem Raumschiff vergleichbar, daß sich immer weiter von dem Ort, wo es gestartet wurde, entfernt. Bei Koopman wird diese Strophe lediglich sauber und klar gesungen...
    Es war schon immer so, daß das bessere ein Feind des Guten ist.


    Wirklich neugierig jedoch bin ich auf Hans-Christoph Rademanns und des Dresdner Kammerchores Einspielung der Werke, die hoffentlich, wie mir der Dirigent sagte, im nächsten Jahr erscheinen soll.
    Die Motetten "Der Geist hilft" und "Singet" erklangen schon auf dem "Fest für alte Musik im Erzgebirge" und das Projekt scheint mir vielversprechend zu sein.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Lieber Reklov,


    Gardiner bewegt sich eben auf vielen Feldern und nicht alle Bereiche, wo er Musike macht, interessieren mich gleichermaßen.


    Als Bach- und Mozart-Interpret jedoch führt kein Weg an ihm vorbei !
    Im Übrigen kann ich micht nicht erinnern, je etwas wirklich negatives über ihn geäußert zu haben, auch seine Einspielungen der miesten Großwerke Bachs und auch die vieler Kantaten erfreuen sich meiner ungebrochenen Wertschätzung, obwohl es natürlich genau da ( von den Motetten einmal abgesehn, die ich in DIESER geistlich-geistigen Durchdringung noch immer für konkurrenzlos halte !) durchaus Alternativen gäbe...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ok, ich werde mal genauer mit Gardiner vergleichen.
    Da eh ein bisschen Themenfremd Gardiner geehrt wird, so will ich noch anmerken, daß mir z.B. die Johannespassion mit Koopman deutlich besser gefällt.
    Für mich sind aber Koopman, Gardiner, Pinnock, Leonhard/Harnoncourt (weil halt des öfteren in Kombination) auf der gleichen Stufe.
    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Lieber BBB,
    Dein Zitat:
    Als Bach- und Mozart-Interpret jedoch führt kein Weg an ihm vorbei !
    Im Übrigen kann ich micht nicht erinnern, je etwas wirklich negatives über ihn geäußert zu haben, auch seine Einspielungen der meisten Großwerke Bachs und auch die vieler Kantaten erfreuen sich meiner ungebrochenen Wertschätzung,
    --------------------------------------------------------------


    Hier muss ich Dir uneingeschränkt zustimmen, nach Durchsicht Deiner Gardiner-Beiträge wurden sie
    wohlwollend von Dir bewertet.
    Ich hatte wohl diese Aussage vom Weihn.-Orat. aus Weimar von Dir noch im Kopf gehabt, die da lautet:
    ----------------------------------------------------------------
    Der einzige Wermutsropfen der Aufzeichnung ist, da muss ich Sagitt recht geben, die Wahl der Solisten,die, abgesehn von der fulminanten Altistin Bernarda Fink, leider sonst nur durchschnittlich sind. Bei seiner Wahl der Interpreten im Jahr 1987 hatte Gardiner mehr Fingerspitzengefühl bewiesen. Da aber sonst alles auf eine wunderbare Weise stimmig und inspiriert ist, bin ich bereit, diese "Kröte" zu schlucken
    --------------------------------------------------------------
    Diese Aussage ist keine erwähnenswerte Kritik Deinerseits, die als alzu negativ definitiv zu gelten hätte.


    Sorry, liebe Grüße nach Berlin
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo bubba,
    Dein Zitat:
    Da eh ein bisschen Themenfremd Gardiner geehrt wird, so will ich noch anmerken, daß mir z.B. die Johannespassion mit Koopman deutlich besser gefällt.
    ----------------------------------------------------------


    Diesen Satz verstehe ich nicht, "da eh ein bisschen Themenfremd Gardiner geehrt wird" in welchem
    Zusammenhang ist das von Dir gemeint?
    Ist das auf Gardiners Motetten bezogen, oder sollte das noch einen anderen Hintergrund haben?



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Als erstes zu Deiner Beruhigung: Ich finde Gardiner großartig.
    Ich habe das nur erwähnt, um meine Meinungsäußerung über Koopman zu rechtfertigen (nicht, daß jemand auf die Idee kommt und sagt, in diesem Thread hat soetwas nichts verloren). Dass Gardiner geehrt wird, verstehe ich, aber eigentlich ist das, was über die Motetten hinausgeht, Themenfremd (was mich aber persönlich nicht im geringsten stört).
    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Was sind eigentlich so eure Lieblingsstellen im Werk, die euch wegschmelzen lassen :rolleyes: :jubel: :angel:? Jetzt sagen bestimmt welche, dass die Diskussion sinnlos sei, denn die Motetten seien immer gleich schön :D. Aber ich glaube, dass jedem bestimmte Abschnitte besonders gut gefallen.


    Mein mikrokosmisches Highlight liegt im ersten Satz der ersten Motette "Singet dem Herrn". Genauer gesagt nach der kurzen Pause, wenn das Wort "Israel" erneut ertönt, was beim RIAS-Chor nach 1,56 Minuten der Fall ist.


    Und nach 2,43 der Basseinsatz "Die Kinder...". Bei diesem Einsatz zeigen die Männer des RIAS-Chores mal was in ihnen steckt. Ich finde es schade, dass das bei den anderen Stimmen nicht so ist, obwohl der Alt ganz ok ist.


    Bei der ersten Aria "Gott, nimm dich ferner unser an" kommt kommt auch noch eine theologische Komponente dazu: Nach 1,38 : "Gott weiß, wir sind nur Staub", was natürlich auf einem "tiefen" Akkord endet, gefolgt von der nun konstrastierden und aufsteigenden Sequenz "Denn ohne Dich(Gott)...", in der Bach ein fugenähnliches Dickicht aufspannt, das kaum überraschend ohne den Einsatz des Basses(tief,am Wenigsten "göttlich") auskommt.


    Ich finde den ersten Chor sowieso schöner als den letzten, und bedaure, dass er nicht öfter anstelle des letzten Satzes gespielt wird.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Mein absoluter Favourit befindet sich in "Komm Jesu Komm":


    Du bist der rechte Weg, die Wahrheit und das Leben


    Das ist überhaupt eine der schönsten "Fetzen" Musik, die ich kenne. :jubel: :jubel: Als wir diese Motette aufgeführt haben (pro Stimme 2 Laien und ein Profi), meinte der Dirigent einmal, wenn man einen idealen Zeitpunkt zum sterben sucht, so wäre er wohl beim Aufführen dieser Stelle gekommen.
    Leider haben nur die Profis diesen Teil gesungen - einerseits war es schade, daß ich deshalb diese Stelle nicht mitsingen durfte (und besonders schwer ist sie nicht), andererseits ist es solistisch noch viel sakraler und die Profisänger konnten ihre Verzierungskunst zum besten geben. :jubel: :jubel:
    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo Bubba:


    na da staun ich aber: "Komm, Jesu, komm" ist nämlich meine bachsche
    Lieblingsmotette und es dürfte für dich sehr spannend werden, wenn du gelegentlich das dir bekannte mit dem wunderbaren VORBILD, das Bach beim komponieren dieses Werkes vor Ohren hatte, vergleichen kannst. Es handelt sich um die glleichnamige Motette seines VorVorGängers als Thomaskantor Johann Schelle (1648-1701)
    Finden kannst du das auf eine großartigen CD, die auch sonst unter Beweis stellt, daß Bach nicht wie ein Gesandter des Himmels aus einem undifinierbaren musikalischem "Nirgendwo" kam, sondern zusammenfassend eine Tradition abschliesst und vollendet, die 150 Jahre lang vor alem in Mitteldeutschland eine Blüte erlebt hatte:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich empfehle Konrad Junghänel, Cantus Cöln, erschienen 1995 bei DHM. Es handelt sich um eine sehr stimmige Interpretation mit solistischer Besetzung der Chöre und sparsamen Instrumentengebrauch.

  • Bislang sind nur Einspielungen der Motetten - auch von mir - mit Instrumentalbegleitung vorgestellt worden. Hinweisen möchte ich auf eine Variante der Aufführungstradition dieser Werkgruppe, wonach die Motetten a capella vorgetragen werden. Dies stellt sich historisch betrachtet überhaupt nicht als abwegig dar, da Belege dafür, daß die Motetten nach Bachs Auffassung nur mit Instrumentalbegleitung vorgetragen werden sollen, nach meiner Kenntnis nicht existieren. Insoweit stellt es vielleicht nur eine Anpassung an neuzeitliche Hörgewohnheiten dar, wenn der Motettengesang fast immer instrumental begleitet wird. Freilich setzt a capella-Gesang voraus, daß der Chor qualitativ hochwertig ist, denn Defizite/Schwächen im gesanglichen Bereich können dann natürlich durch das Fehlen der Instrumentalbegleitung nicht mehr ausgeglichen werden. Angesichts der Vielzahl hochwertiger Gesangensembles finde ich es schon ein wenig erstaunlich und auch schade, daß hinsichtlich der Motetten der a capella-Gesang so wenig gepflegt wird.


    Ich persönlich kenne eine a capella-CD-Umsetzung der Motetten, nämlich die Einspileung mir Günther Ramin und dem Thomanerchor aus den 50ern, allerdings in mono (erschienen bei Archiv).

  • Hallo Tom,


    ich stimme Dir voll und ganz zu! :yes:


    Wie schön wäre es, mal eine unbegleitete Aufnahme eines unserer tollen HIP-Vokalensembles zu haben!


    Aber vielleicht gibts so etwas ja und ich kenne es nur nicht? Ich wäre für jeden Hinweis dankbar!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Halo Stefan,


    also rein technisch wär das ganz gewiss möglich und weder der "Dresdner Kammerchor" noch "Amarcord" hätten damit, im gegensatz zu dne meisten Knabenchören, ein Problem.
    Was die Ensenbles wohl von derartigen Einspielungen abhält, ist das nicht zu leugnende Vorhandensein eines "basso continuo", der hier, anders als in der "Geistlichen Chormusik" von H. Schütz eben doch mehr als nur eine (entbehrliche) Reminiszens an den Zeitgeist ist.
    Am besten scheint mir das ganze noch bei Gardiner 1979 gelöst, wo dies e Funktion durch eine sehr dezent gespielte Thruhenorgel übernommen wird und damit weitgehend dem von Bach geforderten Klangbild entsprechen dürfte !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Um diesen Thread mal wieder zu beleben:
    Gerade höre ich die ERATO-CD der Motetten mit Gardiner(samt BWV 118 und 231, die sonst nicht eingespielt werden).
    Also davon abgesehen, daß die CD wohl in einer riesigen Kathedrale aufgenommen wurde(das lässt zumindest der ziemlich hallige und somit nicht gerade klare Klang vermuten), ist der Chor von Ton Koopman klanglich kultivierter. Gardiner verwechselte damals anscheinend kräftig mit militärisch. Vieles wirkt etwas fest.
    Besonders auffallend zum Beispiel in "Fürchte dich nicht" der Schluss: Wie leer und kalt, ja fast schon Karl Richter-mäßig lässt hier Gardiner seinen Monteverdi-Choir auf den Schluss "Du bist mein" drücken, im Gegensatz zu Koopmans versöhnlichem ausschwingen. Zudem hat der Monteverdi-Choir hin und wieder echte Intonationsschwierigkeiten. Außerdem kann ich persönlich es nicht leiden, wenn der Chor (insbesondere die Frauenstimmen) von Streichern begleitet werden.
    Eine nicht schlechte Aufnahme (ich habe jetzt nur die negativen Aspekte genannt) - ungefähr auf dem Level Harnoncourts, aber Koopmans finde ich besser.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Zum Thema passt wahrscheinlich auch eine Scheibe vom Label cpo mit dem Titel "Die apokryphen Bach - Motetten". Sie enthält Motetten, die im Anhang des BWV geführt werden. Allerdings ist die Zuschreibung bei diesen Stücken teilweise zweifelhaft. Nur zwei der sechs Motetten sind, und das auch nur unsicher, JS Bach zuzuordnen, nämlich ein Teil von Jauchzet dem Herrn alle Welt Anh. 160, und Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn Anh. 159. Bei den anderen wurden Telemann, JC Altnickol, GG Wagner und Johann Ernst Bach als Autoren ausgemacht. Alle hatten Kontakt mit Bach, waren entweder Schüler von ihm oder Verwandte und Bach hat diese Werke wohl auch aufgeführt.





    Der Chor in dieser Aufnahme pflegt einen sehr schlanken Klang. Alle Stücke werden rein a capella gemacht. Kann man gut anhören.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose