August Enna - Dänemarks ehemals bekanntester Opernkomponist

  • Trotz einer von großen Erfolgen beglückten Lebenszeit gehört der folgende Komponist zu den wohl unbekanntesten Komponist des kleinen Königreichs Dänemark. Es handelt sich um


    August Enna
    (1859-1939)



    Quelle: http://www.kb.dk


    August Enna wurde am 13. Mai 1859 in Nakskov auf der Insel Lolland in Dänemark geboren. Seine Vorfahren stammen von der Insel Sizilien, sind jedoch nach Dänemark ausgewandert und seitdem dort beheimatet. Mit 11 Jahren zog Enna mit seiner Familie in die florierende Hauptstadt, wo er zuerst Schuster-Lehrling wurde, ab 1878 jedoch zugleich Unterricht in Violine ( bei Christian Schiørring ), Klavier und Theorie ( bei Peter Rasmussen ) erhielt und bald als Geiger durch Skandinavien tourte und als Dirigent in Finnland wirkte. In dieser Zeit schrieb er auch seine ersten Kompositionen wie eine Konzertouvertüre und kleine Operetten. Als er 1883 wieder nach Kopenhagen kam, wurde er Musikdirektor an einem reisenden Tourneetheater wurde. 1884 schrieb er seine erste Oper Agleia, die wahrscheinlich unaufgeführt blieb. Erst 1886 weckte er mit seiner heute verschollenen 1. Sinfonie das Interesse Niels Wilhelm Gades. Dennoch verhalf diese ihm nicht zum Durchbruch und er musste sich weiter mit kleinen Gelegenheitskompositionen und Dirigieraufgaben befassen. Am 2. Januar 1892 gelang ihm jedoch endlich ein großer Erfolg. Seine 1889 fertiggestellte Oper Heksen hatte Premiere an der Königlichen Oper Kopenhagen und wurde ein großer Erfolg. Dieser führte dazu, dass auch Deutsche Bühnen seine Werke mit Erfolg spielten und ihn somit zu einem der berühmtesten Dänischen Persönlichkeiten in Deutschland machte. In zahlreichen Opernführern aus dem Anfang des 20. Jahrhundert finden seine Werke lobend Erwähnung. Weitere Opern folgten von denen die Kurzoper Den lille pige med svovlstikkerne nach dem Märchen Das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen die noch heute bekannteste ist. Andersens Märchen waren eine große Inspiration für ihn. In einem Interview 1901 sagte er Andersens Märchen faszinieren mich. Ich habe sie immer wieder gelesen, und in ihnen das höchste Vergnügen gefunden. So verwundert es nicht, dass fünf Opern und einige Orchesterwerke auf Geschichten des berühmten Märchenerzählers beruhen. Vor dem 1. Weltkrieg hatte Enna seine Sternstunden, sein Violinkonzert wurde sogar in der Carnegie Hall uraufgeführt. Doch danach fing sein Stern an zu sinken. Sein italienisch-angehauchtes Temperament sorgte dafür, dass sich viele von ihm abwandten. Auch seine hochromantische Musik war nicht mehr gefragt und er verschwand aus dem Repertoire Dänemarks und Deutschlands. Ohne je eine feste Anstellung gehabt zu haben, starb er verarmt am 3. August 1939 in Kopenhagen, bis zum Ende weiterkomponierend. Er ist auf dem alten Friedhof in Frederiksberg begraben.


    Ennas Tonsprache war wie bereits erwähnt ganz der Spätromantik verpflichtet, verzichtete jedoch auf jeden Pomp und ließ seine Melodien in natürlichen Bögen fließen. Dabei war er sowohl von Wagner als auch den Dänischen Klangfarben inspieriert, oft gepaart mit italienischen Temperament und ein wenig Exotik. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Ouvertüre zu seiner einaktigen Märchenoper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern welche bereits in den Anfängen der Schallplattenaufnahme um 1915 aufgenommen wurde. Seine Werke werde ich in den kommenden Antworten vorstellen.


    Beste Grüße
    Christian

  • Liebe Taminos,


    gestern erreichte mich eine neue - heißersehnte - Aufnahme des Dänen August Enna. Das Label CPO brachte seine Ouvertüre zu "Cleopatra", sein Violinkonzert sowie seine Sinfonische Fantasie mit der Radio-Philharmonie Hannover des NDR unter Hermann Bäumer, der auch bereits eine weitere Aufnahme des Dänen aufweisen kann und somit mit seiner spätromantischen Klangsprache bestens bekannt ist.



    Beginnen wir mit dem Violinkonzert D-Dur, welches das wohl schwächste Stück der Aufnahme ist. Die Musik ist wirklich nett - aber auch mehr nicht - man hört wenig von Ennas typischen Orchesterklang, das Violinkonzert ist rein konventionell, die Themen von eher geringem Wert, der Solistenpart nicht besonders effektvoll, nicht lässt einen vor Begeisterung durchatmen. Handwerklich ist es gute Musik - mehr aber auch nicht.
    Ganz anders schätze ich die Ouvertüre zur Cleopatra ein, die durchaus schwelgerisch, ein sehr pathetisches Hauptthema besitzt. Dabei hört man wieder den typischen opulenten Enna-Klang, der gewisse harmonische Varianten hat, die ich bisher nur bei Enna gehört habe. Am Ende erfährt das Hauptthema eine fast wagnerische Klimax, bevor die Ouvertüre mächtig ausklingt! Toll!
    Auch die sinfonischen Fantasien sind ein gelungenes Werk, obgleich ich seine Sinfonie Nr. 2 ( ebenfalls bei CPO, die erste gilt als verschollen ) höher einschätze. Insbesondere der zweite Satz, ein langsameres Scherzo ist durch seinen nordisch herbe und grotesken Tonfall zwar sehr bei Grieg anzusiedeln, jedoch deswegen alles andere als schlecht. Der Finalsatz ist durch seine formale Gestaltung ganz interessant. Der ganze Satz schreitet stätig voran, wird jedoch immer wieder von einem sehr sakral anmutenden retandierenden Motiv unterbrochen, bevor er - für mich anders als erwartet - leise, flimmernd ausklingt.


    Insgesamt bin ich von der CD angetan, aber nicht übermäßig befriedigt. Lediglich die Ouvertüre wird wohl öfter als manch anderes Werk aus meinen Lautsprechern erschallen. Die Orchesterleitung ist hervorragend, das Orchester fühlt sich scheinbar wohl in den opulenten Klängen. Empfehlen kann ich es!


    LG
    Christian

  • Habe mich jetzt auch zum ersten Mal mit August Enna beschäftigt, mit nachfolgender CD. Die 2. Symphonie habe ich gerade heute morgen gehört und muss sagen, sie ist o.k., aber mehr vielleicht auch nicht. Der erste Satz ist der beste, vor allem die ersten zwei, drei Minuten lassen aufhorchen, dann geht es aber doch recht konventionell wenn auch schwungvoll weiter. Klingt ähnlich wie Joachim Raff. Die anderen Sätze fallen aber ab und klingen wie die von Dutzenden ähnlicher romantischer Symphonien. Die Märchen-Suite und die Ouvertüre sprachen mich beim ersten Hören mehr an, aber die muss ich noch mal bewusster hören.