Glucks Orpheus und Eurydike an der Göteborger Oper

  • Liebe Taminos,


    erneut möchte ich Euch einen Bericht aus der Göteborger Oper bringen. Nachdem bereits Billy Budd und der Liebestrank überdurchschnittlich in der Inszenierung als auch Besetzung war, ging ich auch erneut in eine mir unbekannte Oper, die trotz meiner Barock- und Klassikabneigung doch sehr mein gefallen fand. Es wurde die nur rund 80 Minuten dauernde Parmafassung gespielt.


    Die Besetzung


    Orpheus - Katarina Karnéus
    Eurydike - Kerstin Avemo
    Amor - Mia Karlsson


    Dirigent: Laurence Cummings
    Regie: David Radok
    Szene: Lars-Åke Thessman
    Kostüme: Karin Erskine


    Chor der Oper Göteborg
    Orchester der Oper Göteborg


    Die Handlung in Kürze: An seinem Hochzeitstag verstirbt Orpheus Ehefrau Eurydike. Orpheus ist verzweifelt und wünscht sich seine geliebte Frau wieder zurück. Der Liebesgott Amor erscheint und verspricht ihm seine Frau unter zwei Bedingungen zurück. Zum einen muss er die Furien mit seinem Gesang rühren, zum anderen darf er seine Frau während der Reise zurück ins Leben nicht angucken. Falls er es doch tut wird sie für ewig tot sein. Opheus stimmt den Abmachungen zu und steigt hinab in die Unterwelt wo es ihm gelingt die Furien zu besänftigen. Er nimmt Eurydikes Hand und will sie hinauf zu den Lebenden führen. Doch während des Aufstiegs ist Eurydike nahezu beleidigt, dass er sie keines Blickes würdigt und realisiert wie glücklich sie doch im Elysium war. Orpheus kann nicht widerstehen und blickt sie an, worauf Eurydike erneut verstirbt. Opheus will ihr in den Tod folgen, doch Amor erscheint und schenkt ihm seine Frau wieder. Seine Liebe braucht keinen weiteren Beweiss.


    Zur Inszenierung: Modern und sehr düster gestaltet sich die Bühne, die Trauer ist überall zu spüren. Orpheus trägt einen Anzug, seine Trauergäste ebenfalls. Eurydike ist am Anfang kurz zu sehen bevor sie, im engelhaften Kleid dahinscheidet. Amor erscheint, ganz in Rot und bietet den Abstieg an. Sehr beeindruckend verlief die Szenenumwandlung zum Hades. Ein zweiter Vorhang erhob sich und zahlreiche Spiegel streuten das düstere Licht, aus dem 3. Rang sah es tatsächlich so aus als würden die Seelen im Styx schweben. Ein scheinbar unendlich langer Korridor erhebt sich hinter den Furien, aus dem noch mehr Seelen - ebenfalls in engelsgleichen Küsten - herauskommen und sich in die Geisterfluten einreihen. Am Ende erscheint wieder das Trauerzimmer, immer noch düster.


    Musikalisch kann ich, da ich alles andere als ein Barockexperte bin nichts wirklich fundiertes zur Aufführung sagen. Das Dirigat von Laurence Cumming schien mir sehr stimmig - die Begleitung war hervorragend ausgewogen und durchaus interessant gestaltet. Die Tempi schienen meist recht flott gewählt, allerdings nicht überhetzt. Die Details der Partitur waren gut und transparent hörbar. Gesanglich konnte mich die hier im Forum recht beliebte Katarina Karnéus immer noch nicht. Sie hat weder eine besondere Stimmfarbe noch Dramatik in der Stimme, die in den Höhen jedoch etwas zu strahlen anfing. Auch nutzt sie m.E. viel zu viel Vibrato. Im großen und ganzen war alles recht flach. Dennoch war ihr schauspielerisches Können sehr gut und man hat ihr die Trauer gut abgekauft. Kerstin Avemos Stimme strahlte hingegen die ganze Zeit. Mit einem prächtig - voluminösen Sopran war sie manchmal leider nicht ganz sauber im Ton. Mein persönliches Highlight war die kleine Rolle des Amor, die von Mia Karlsson mit einer zwar kleineren Stimme aber umso mehr Ausdruckskraft überzeugen konnte. Der Chor sang hervorragend und es war ein durchaus zufriedenstellender Opernabend der mich in erster Linie mit seiner modernen Inszenierung überzeugte.


    Grüße
    Christian


    Anbei noch ein Bild der Inszenierung von der Homepage der Oper ( opera.se )