Ture Rangström - düsteres Schweden

  • Hallo Taminos,


    nun möchte ich Euch den vielleicht unbekanntesten der großen vier schwedischen Komponisten vorstellen. So befindet sich zwischen Hugo Alfvén, Wilhelm Stenhammar und Wilhelm Peterson-Berger ( man kann auch Allan Pettersson mit eingliedern ) auch ...


    Ture Rangström
    (1884-1947)




    Ture Rangström wurde am 30. November 1884 als erstes Kind eines Lederhändlers in Stockholm geboren. 1894-1899 besucht er die allgemeine Schule im Stockholmer Stadtteil Östermalm bevor er an das bekannte Norra Latin Gymnasium wechseln, wo er bei Erik Åkerberg, einem Schüler Cesar Francks, den ersten Musikunterricht erhält und auch bald die ersten kleinen Lieder und Klavierstücke komponiert. Nach dem Examen 1903 geht er kurzzeitig zum Militär, beginnt aber bereits im November mit einem Kontrapunktstudium. Trotz seiner musikalischen Neigung versucht er zuerst ein "normales" Leben als Bankkaufmann, welches er jedoch kein Jahr später aufgibt um sich weiter der Musik zu widmen. Dafür reist er nach Deutschland wo er einige Stunden bei Hans Pfitzer und Julius Hey ( Gesang ) nimmt. Während dieses Aufenthalts erlebt er u.a. die Uraufführung von Strauß' Salome. 1906 reist er kurz nach Stockholm zurück und verlobt sich dort mit Lisa Hollender. Im kommenden Jahr komponiert er viel und wird vom Svenska Dagbladet als Kritiker angestellt. 1908 heiratet er Lisa und zieht in die Stockholmer Bastugatan; seine ersten Kompositionen erscheinen im Druck. Mittlerweile ist Rangström auch ein gefragter Gesangspädagoge, was ihm sehr zugutekommt, da die Zeitung seine Anstellung 1909 kündigt. Im selben Jahr entstehen seine ersten großen Orchesterwerke, so die Ballade für Klavier und Orchester sowie die sinfonische Dichtung Dityramb. In Kopenhagen trifft er den sehr inspirierenden August Strindberg, dem später einige Werke gewidmet sein werden. 1910 wird er Kritiker beim Stockholms Dagblad. Außerdem werden seine ersten Werke mit großen Erfolg in Göteborg und Stockholm uraufgeführt. Die kommenden vier Jahre sind äußerst produktiv und zahlreiche Lieder entstehen. 1914 verlässt er die Zeitung: Eine Kritik über die zweite Sinfonie Wilhelm Peterson-Bergers ( der selber der unfairste Kritiker der Zeit war ... ) wurde zum Eklat. Die freie Zeit nutzt er zur Vollendung seiner ersten Sinfonie August Strindberg in memoriam, die im folgenden Jahr unter seiner eigenen Stabführung uraufgeführt wird. Nach weiteren arbeitsreichen Jahren wird 1919 seine Oper Kronbruden nach August Strindberg in Stuttgart uraufgeführt. Auch vollendet er seine zweite Sinfonie Mein Land und gibt sein Debüt bei den Göteborger Sinfonikern. Diese ernennen ihn 1922 zu ihrem Chefdirigenten, womit Rangström die Nachfolge des bis heute verehrten Wilhelm Stenhammars antritt. Doch seine Zeit in Göteborg währt nicht lange. Die Kritik wirft ihm einen "grottigen Orchesterklang" sowie untragbare Tempi vor, weshalb sich das Orchester gezwungen sieht sich von Rangström 1925 nach 125 gemeinsamen Konzerten zu verabschieden. In diese Zeit fällt auch die Trennung von seiner Frau - es sind keine Kompositionen für das Jahr verzeichnet. Trotz des schlechten Rufs in Göteborg findet er eine Anstellung im Freizeitpark Liseberg in dem er über 50 populäre Konzerte dirigiert und auch in der Folgezeit wird Rangström als gefragter Gastdirigent aktiv. 1929 vollendet er seine 3. Sinfonie Lied unter den Sternen, welche 1930 vom Komponisten uraufgeführt wird. Die Jahre 1930 bis 1933 zeigen ihn als Kritiker, der auch einige Szenenmusiken schreibt. Seinen 50. Geburtstag 1934 nimmt er als Grund um sich ein Sommerhaus auf Törnsholmen in der Schärenküste zu errichten. Zwei Jahre später ist seine vierte und letzte Sinfonie Invocatio vollendet. Weitere Orchesterwerke und zahlreiche Dirigate, u.a. in Dresden folgen bis 1940. Im Dezember muss sich Rangström im Krankenhaus einer Strahlentherapie unterziehen, da ein Tumor in seiner Luftröhre entdeckt wurde. Er kündigt alle feste Anstellungen und lebt in weiser Vorraussicht seine letzten Jahre als freischaffender Komponist. Er beginnt mit der Arbeit zur Oper Gilgamensch. Sein 60. Geburtstag 1944 wird in Schweden mit zahlreichen Festvorstellungen gefeiert. Rangström arbeitet immer weiter am Gilgemensch, doch er schafft es nicht sein Werk zu vollenden. Er stirbt am 11. Mai 1947 an seiner Tumorerkrankung. Er wird auf dem Friedhof in Gryt, nur wenige Kilometer von seinem Sommerhaus, an der Schärenküste beigesetzt.


    Rangströms Musik verlor zum Glück nie wirklich an Interesse, weshalb zahlreiche CD-Einspielungen ( u.a. CPO und Sterling ) vom Schaffen dieses nordischen Meisters zeugen. Er ist ganz dem spätromantischen Klangideal verpflichtet, ist aber weitaus expressiver als seine Zeitgenossen Alfvén oder Peterson-Berger. Er zeigt die Landschafts Schwedens von ihrer ursprunglichsten Seite - wild, kraftvoll, sphärisch. Seine Partituren gehören zu den farbenreichsten Werken Skandinaviens und schrecken auch vor grellen Orchestereffekten nicht zurück. In den weiteren Beiträgen werden die Werke Rangströms vorgestellt, wozu auch ihr herzlich eingeladen seid.


    Beste Grüße aus Göteborg
    Christian

  • Ich mag diesen Komponisten sehr. Er scheut sich nicht vor grellen Effekten, setzt diese recht kantig-unvermittelt nebeneinander in einem andererseits auch wieder kargen, strengen Stil. Das Effekthascherische wird also gebändigt durch eine irgendwie besessen wirkende Sturheit, in der dann mal eine Weile nichts anderes als absteigende Tonleitern zu hören ist. Der Mangel an Formgestaltung lässt sich dadurch auch wieder als Qualität zurechthören, wenn man Sprödigkeit schätzen kann.


    An "vier Großen" kenne ich zeitlich vor Pettersson und Blomdahl die Schweden Stenhammar, Alfvén, Rangström und Atterberg - aber mir ist unklar, ob nicht Nystroem oder Rosenberg gleichrangig sind. Jedenfalls liegt vor Rosenberg eine Art "Stilgrenze", Stenhammar, Alfvén, Rangström und Atterberg sind noch sehr "romantisch", wenn auch schon "modern". Mir fällt es sehr schwer, bei diesen vier Komponisten jemanden zu bevorzugen, am nächsten liegt mir zwar Rangström, aber ich drücke da quasi beim Hören immer ein Auge zu.
    ;)

  • Es wird vielleicht manchen verwundern, aber ich habe die Sinfonie Nr 1 "August Stindberg in memorian" von Ture Rangström mit - ja man kann sagen - Begeisterung gehört. Und zwar erneut gehört. Gestern mit Kopfhörern - heute mit Lautsprechern - was noch beeindruckender war. Die Sinfonie besteht aus 4 Sätzen, welche Bezeichnungen tragen, welche "Strindberg-Nähe" atmen - indes der Komponist davor warnt, sie allzu "programmatisch" auszulegen

    Die Titel der 4 Sätze lauten:
    Jäsningstid (Zeit des Aufruhrs) - Allegro entusiastico
    Legend (Legende) - Andante serioso
    Trollruna (Magische Rune) - Sostenuto . Presto turbulento
    Kamp (Kampf) Allegro eroico


    Ich erspare mir fürs erste die Beschreibung der einzelnen Sätze, sondern erwähne lediglich, daß die Sinfonie nicht nur dunkel sondern stellenweise auch grell und feurig ist, dass sie beeindruckende Bläserfanfaren - und -Attacken zu bieten hat, sowie generell zahlreiche beeindruckende akustische Effekte. Die Uraufführung fand am 12. März 1915 statt. Weder Werk noch Komponist konnte ich in den mir zur Verfügung stehenden Konzertführern finden - was an sich eine Schande ist.....
    Ich gehe davon aus, dass Christian Biskup das Werk in weiterer Folge ausführlicher beschreiben wird.
    Die Sinfonie Nr 1 ist derzeit lediglich im Rahmen der ganz oben im Beitrag gezeigten Gesamtaufnahme aller 4 Sinfonien Rangströms zu bekommen, aber die 3-CD-Box kostet derzeit so viel wie einst eine einzige CD dieser Serie.
    Die Tontechnik ist exzellent.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Weder Werk noch Komponist konnte ich in den mir zur Verfügung stehenden Opernführern finden - was an sich eine Schande ist.....

    Die 1. Sinfonie im Opernführer?
    ;)
    In reclams (altem) Konzertführer ist Rangström erwähnt, wird sogar gelobt, er steht dort nicht im Schatten von Alfvén oder Atterberg (was er heute discographisch zu tun scheint).

  • Ich empfehle mal, im Konzertbuch von Karl Schönewolf den Beitrag über skandinavische Sinfonik im 19. und 20. Jahrhundert zu lesen.
    Da steht zwar auch nicht viel über Rangström, aber man glaubt ja heute gar nicht mehr, wie die Autoren in der DDR damals in ihren musikwissenschaftliche Analysen den Horizont der gesellschaftspolitischen Entwicklung thematisiert haben!



    Im Übrigen:


    Sehr lesenswert ist der Artikel über Rangström von G. Percy "Gesang für den neuen Tag" in dem Sonderheft von Musikrevy "Schwedische Musik einst und jetzt" (1970).


    Und das Standardwerk in englischer Sprache scheint mir nach wie vor


    Frederick Key Smith:
    Nordic Art Music: From the Middle Ages to the Third Millennium.
    Greenwood Publishing Group, 2002
    (Gibt es auch als eBook)




    Gruß


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich war als langjähiger Rangström-Fan auch enttäuscht, dass im Reclams Konzertführer (10.Auflage) gerade mal ein Fünfzeiler abgedruckt ist. Alfven und Atterberg haben auch nicht mehr Info-Zeilen.


    So dachte ich, dass ich in der Reclams - Neuausgabe 17.Auflage (die allgemein weit besser gestaltet ist) sicher mehr finden würde:
    ;( Leider nicht - hier ist Rangström gar nicht erwähnt - und das empfinde ich auch als Schande für dieses Buch.


    Den Thread werde ich auch als Anlass nehmen, diese tollen Sinfonien in diese ausgezeichneten cpo-Aufnahmen wieder einmal zu hören.
    :!: Es wird auch interessant zu lesen sein, was über die weiteren Sinfonien geschrieben wird, die ich noch beeindruckender finde, als die Sinfonie Nr.1.


    Die beiden Rangstrom-Sinfonien Nr.3 und 4 hatten vor Jahren bei mir eine totale Begeisterung ausgelöst.
    :angel: Die Athmosphäre und Energiegeladenheit ist einzigartig und die farbige Instrumentation sucht ihresgleichen. Ebenfalls gilt für Rangström, dass die Werke gegenüber dem Landsmann Petersson viel kurzweiliger, leichter zu verstehen und damit genießbarer sind; dennoch haben die Sinfonien die zu erwartenden Modernität.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In meinem alten Ullstein-Musiklexikon aus 1965 sind Alfvén, Atterberg, Rangström und Stenhammar etwa gleich gewürdigt mit je einem relativ kurzen Eintrag. Im aktuellen Harenberg-Komponistenlexikon, das 760 Komponisten listet, finden sich nur Alfvén und Stenhammar - da ich das Lexikon nicht besitze und nur in der Amazon-Vorschau das Inhaltsverzeichnis durchsehe, weiß ich nicht, was über die Komponisten drinsteht. Aber es wundert mich nicht, Alfvén und Stenhammar scheinen heute Atterberg und Rangström etwas in den Schatten zu stellen.

  • Liebe Taminos,


    ich denke, dass das generelle Problem in Skandinavien ist, dass man meint mit Sibelius, Grieg und Carl Nielsen die einzigen strahlenden Sterne des Nordens gefunden zu haben. Atterberg, Rangström und Alfvén - um jetzt im schwedischen Raum zu bleiben - waren bereits zu ihren Lebzeiten unmodern und wurden gegen Ende kaum mehr als aktuelle Künstlerpersönlichkeiten wahrgenommen. Doch heißt unmodern gleich schlecht? Ich denke nicht, und soweit ich das sehe, stimmt ihr mit mir in dem Punkt auch überein. Leider haben nicht alle das Interesse auch abseits des Mainstreams zu hören, weshalb eben solche Schätze wie die Sinfonien Rangströmsnun mal nur auf CD, aber nicht im Konzertsaal erscheinen. Deshalb finde ich es gar nicht so schlecht wie beim Paul von Klenau Konzert in Kopenhagen Freikarten zu verteilen, wenn der Saal nun mal nicht voll ist. Manche muss man eben zu ihren Glück fast zwingen.


    Auf Alfreds Äußerung beschreibe ich die 1. Sinfonie natürlich gerne. Rangström komponierte das Werk im Sommer 1914 in einem kleinen Fischerhäuschen auf der Insel Fångö im Gryt-Schärengarten und vollendete sie am 7. September 1914 in Stockholm. Die Sinfonie hat den Untertitel August Strindberg in memoriam und ist somit eine Reaktion auf den Tod des wohl bekanntesten schwedischen Dichters, der 1912 starb und von Rangström sehr verehrt wurde. Strindberg war ein großer Kritiker und Revolutionär in Schweden. Rangström konnte sich gut mit seinen Ansichten vereinbaren. Dies sollte auch in der Sinfonie anklingen, deren militärischer Marschrhythmus diese Revolte, also die kritische Weltanschauung Strindbergs darstellen soll. Am 12. März 1915 wurde die Sinfonie mit der Königlichen Hofkapelle Stockholm uraufgeführt. Dabei gab Rangström sowohl sein Debüt als Komponist als auch als Dirigent. Die Kritiken waren gemischt – allgemein wurde seine Orchesterbehandlung und seine Experimentierfreude gelobt. Einigen war der Klang jedoch zu schwer. Insgesamt war es jedoch ein Erfolg. Der Komponist Wilhelm Peterson-Berger, selber gefürchteter Kritiker schrieb folgendes: Vier glücklicherweise kurze, aber in der Stimmung monotone, unfreie, nichtssagende kleine Orchesterstücke, denen jede Hoffnung auf geistige Nahrung, künstlerische Eigenständigkeit von des Komponistens organischer Umformung, etwas zu wachsen lassen aus den sinfonischen Formeln These, Antithese Synthese, vernichtet wurde. [-] und wenn sich jedes Mal an anwendbarer Gedanke offenbart, so in Trollruna oder im Finale, weiß der Komponist nicht was er damit machen soll. Nach ein paar Takten ist die Eingebung zu ende, den Schluss mit einer Generalpause markierend [-] so viele Generalpausen wie gestern habe ich noch nie an einem Abend gehört. - übersetzt aus „Ture Rangström“ von Axel Helmer.


    Der erste Satz Vårnätter (=Frühlingsnächte ) beginnt mit tonartbestimmenden Dreiklängen in den Hörnern bevor ein greller Beckenschlag und Tremoli in Violine, Flöte für sphärische Stimmung sorgen. In Cello, Viola und Klarinette wird das Hauptthema des Satzes vorgestellt. Schon bald stellt sich ein Marschrhythmus ein, der jedoch der verklingt und dem ruhigen Seitenthema Platz macht, welches von Oboe und Viola gespielt wird. Im weiteren Verlauf zeigt sich die typisch Nordische Harmonik. Rangström lässt das Orchester immer wieder anschwellen, zahlreiche Farben kommen zum Vorschein, wobei einiges auch an Hugo Alfvén Schärensage erinnert. Die fanfarenartigen Eingangstakte kommen zurück, eine dramatische Stimmung entsteht. Spätestens jetzt erkennt man, das der Satz eine freie rhapsodische Fantasie entlang der beiden Hauptthemen ist. Ein aktiver Abschnitt wechselt immer wieder mit einem lyrischen ab - etwas was alle Sinfonien Rangströms ausmacht. Zum Schluss schwellt das Orchester nochmal zu drei eindrucksvollen Höhepunkten an, vielleicht verdrängt die Sonne die Nacht die nun in vollem Glanz über Schweden scheint? In den Trompeten verklingt der Satz.


    Als Legend (=Legende ) überschrieben ist der zweite, langsame Satz, der mit einem Rezitativ in den Streichern beginnt. Es folgt ein trauermarschartiger Abschnitt, in düsterster Manier. Die schönsten skandinavischen Harmonien finden sich hier. Beckenschläge sorgen für grelle Lichterscheinungen, die Stimmung wird etwas freundlicher, doch der Trauermarsch kommt wieder, die Bläser drücken Weltuntergangsstimmung aus, wild-unrhythmisch scheinende Paukenschläge verstärken den Effekt. Wieder kommt die Trauerhymne ( übrigens von Johann Lindegren, einem Stockholmer Kantor inspiriert), die Bläser scheinen endgültiger den je. Ruhig, jedoch dunkel endet der Satz.


    Trollruna (=Trollrune? - soweit reicht mein Schwedisch doch nicht ), so ist das Scherzo der Sinfonie benannt. Es beginnt jedoch ganz anders als man es erwarten mag. Nur die Streicher stellen ein traugiges Thema vor, welches einige Male eine kleine Variation erfährt. Doch schon beginnt das Presto mit rasanten Streicherbewegungen. Fast stechend gibt das Blech immer wieder kleine Einwürfe, die rhythmisch immer weiterentwickelt werden. Ein Trioteil folgt, den man fast als lyrisches Intermezzo ansehen kann, der sich aber schnell wieder ins Presto begibt und immer mehr an Kraft gewinnt. Nach dem erneuten Erscheinen des Trios wird der Satz mächtig beendet.


    Als Kamp (=Kampf ) ist der letzte Satz überschrieben, der von lauten Hornrufen eröffnet wird und in einen Marsch überleitet. Dieser wird schnell zu einen kleinen Tumult, entspannt sich jedoch und verläuft sich in einem etwas versteckten Walzer, der harmonisch an die letzten Höhepunkte des ersten Satzes erinnert. Es folgt eine kontrapunktisch interessante Episode bei der sich das Blech gegenseitig übertrumpfen zu wollen scheint. Wieder ertönt das Marschthema. Ein mächtiger Orchesterschlagbeendet es und eine ruhigere, jedoch nicht spannungsfreie Oase kommt auf, die wegen des Vorschreitens des Marsches jedoch nur von kurzer Dauer ist. Fast hymnisch wirkt der nächste Teil, dessen Fanfaren immer wieder zum Anschwellen des Orchesters einladen. Der Marsch kehrt zurück, drei Tuttieinsätze scheinen das Werk zu beenden, doch ein langer Ton des der Streicher und der Hörner lassen auch diesen Satz verklingen.


    Beste Grüße
    Christian

  • Trollrune - in diesem Zusammenhang darf man wohl als "magisches Zeichen". "Zauberzeichen" oder "magischer Buchstabe" übersetzen, wobei der Begriff eher schwammig als exakt zu definieren ist. Siehe auch bei Wikipedia unter "Rune"


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ture Rangström hat (leider) nur ein einziges Streichquartett komponiert, ein jugendliches Werk eines 25-jährigen auf Anregung von Carl Nielsen komponiert. Leider auch ziemlich kurz, min 13:22. Ein Nachtstück in der Manier von E.T.A. Hoffmann, lautet der Titel. Dieses unkonventionelle einsätzige Werk variiert ein Thema in teils aufbrausenden, teils verträumt ruhigen Passagen (offensichtlich eine unruhige Nacht) und ist ziemlich originell und leicht zu erfassen. Erinnert entfernt an Debussy und Janacek, der aber zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Quartette geschrieben hatte. Schade, dass es bei diesem einen Versuch geblieben ist.


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  • Liebe Taminos,


    in den letzten Tagen blieb ich immer wieder bei Ture Rangström hängen und seine Musik ist nach wie vor ungemein faszinierend und jedesmal ein sehr intensives Erlebnis für mich. Ganz besonders hat es mir seine dritte Sinfonie "Sång under stjärnorna" (Lied unter den Sternen) angetan, welche laut Rangström als ein Lied ohne Worte für großes Orchester stehen soll. Das 1929 vollendete Werk stellt ein "Lebenssymbol in Tönen unter einer einsamen, nächtlichen Meeresfahrt" dar und geht melodisch teils auf sein Lied "Bön til natten" (Gebet an die Nacht) von 1924 zurück. Die Sinfonie selber wird in einem Satz gespielt, geht aber in diesem auf die typische Folge Allegro, Adagio, Scherzo und Finale zurück (wobei diese Sätze wie bei Rangström üblich sehr frei und collagenartig gearbeitet sind).
    Das rund 22 Minuten dauernde Werk beginnt mit einer eindrucksvollen absteigenden Hornlinie, worauf eine schillernde, breite Orchesterhymne folgt. Die Musik wird gleich unruhiger, dabei rhythmisch sehr effektvoll und bricht immer wieder mit klanglichen Effekten aus, wobei doch meist klare, "liedartige" Phrasen in den Violinen bleiben. Nach einem orchestralen Höhepunkt folgt das Adagio, ein wirkliches Nachtstück. Die ständig abfallenden großen Sekunden in der Begleitung mit einer "singenden Solovioline", dagegenspielenden Celli und Orgelpunkten im Bass sorgen für eine flimmernd, dunkle Atmosphäre, die sich gegen Ende immer mehr aufbäumt und danach kurz in das Scherzo überleitet. Dieses ist mit Xylophon und grellen Trompeteneinsätzen sehr grotesk gehalten - gerade das groteske Element liebte Rangström sehr und verwendet es in zahlreichen Werken. Obwohl in der Rangström Biografie (Axel Helmer) Peterson-Bergers Same Ätnam Sinfonie als Inspiration erwähnt wird, höre ich sehr deutlich Richards Strauss Tanz der sieben Schleier aus diesem Scherzo heraus. Rangström selber, war bei der Uraufführung des Werkes von Strauss anwesend und schrieb seine erste große Rezension darüber. Nach diesem grotesken Teil, leitet Rangström höchst genial (meine liebste Stelle) erneut in einen breiten Orchestergesang über. In diesem verwendet er äußerst frei bereits vorgestellt Themen und führt mehrfach eindrucksvolle Kulminationen durch, die die dynamischen Grenzen des Orchesters aufweisen (fünffachforte). Die Sinfonie schließt ruhig und düster, verklärt in einer Coda mit den Anfangstakten des "Gebets an die Nacht". Das Werk wurde am 8. Januar 1930 Uraufgeführt.


    Was fasziniert mich an diesem Werk? Rangström komponiert hier eine verhältnismäßig dichte Musik, verwendet die wunderlichsten Harmonien und verlangt auch damit dem Hörer einiges ab. Neben einer subtilen, teils wirklich sehr mitreißenden Rhythmik, sind es vor allem die zahlreichen Farben, die grellen Klangeffekte, die düsteren Blechlinien, die diese Musik zu einem unglaublich intensiven Erlebnis macht. Nichts wirkt hier gekünstelt, die Musik ist archaisch, urwüchsig und rau - ungemein reizvoll!




    Zwei Aufnahmen sind mir von diesem Werk bekannt, und beide sind auch beim Werbepartner erhältlich. Die erste, aufgenommen 1979, ist vom Label Sterling. Hier spielt das Helsingborg Symphony Orchester unter Janos Fürst. Doch was spielen sie? Gewiss keinen Rangström! Dies ist eine sehr stark romantisierende, kaum die archaische Gewalt der Partitur auskostende Interpretation ohne große Aussagekraft. Die Klangqualität ist auch nicht optimal, allein das Becken klingt wie bei einem Kinderschlagzeug...
    Welch eine andere Welt präsentiert doch Michail Jurowski mit dem ebenfalls schwedischen Norrköping Symphony Orchestra. Hier erleben wir Schweden von seiner dunkelsten Seite, mächtig, klangfüllend und rau. Die orchestralen Höhepunkte sind sehr eindrucksvoll, Jurowski nimmt jeden dynamischen Hinweis ernst und versteht genau was Rangström wollte. Eine für mich unverzichtbare Aufnahme!


    LG
    Christian

  • Welch eine andere Welt präsentiert doch Michail Jurowski mit dem ebenfalls schwedischen Norrköping Symphony Orchestra. Hier erleben wir Schweden von seiner dunkelsten Seite, mächtig, klangfüllend und rau. Die orchestralen Höhepunkte sind sehr eindrucksvoll, Jurowski nimmt jeden dynamischen Hinweis ernst und versteht genau was Rangström wollte. Eine für mich unverzichtbare Aufnahme!


    Danke für deine Gegenüberstellung zweier Aufnahmen der Rangström-Sinfonie Nr.3, lieber Christian.
    So eine Warnung für nicht Kaufenswertes ist immer sinnvoll.
    8o Deine erneute Begeisterung, wenn man wieder einmal Rangström hört, kann ich jederzeit voll nachvollziehen. Von den Jurowski-Aufnahmen bin ich auch absolut überzeugt. Da kam und kommt bei mir nie der Gedanke auf, eine weitere Aufnahme haben zu müssen.
    Deinen Beitrag nehme ich zum Anlass auch in Kürze wieder Rangström-Klänge zu geniessen ... auf cpo !


    Aber die Sinfonie Nr.1 unter Segerstam (auf der STERLING-CD) müsste doch eigentlich OK sein !?
    ( ;) Obwohl ich auch die nach Jurowski (cpo) nicht haben muss !)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich werde mich auch mal wieder mit Rangström beschäftigen , neben der Jurowski Box habe ich noch drei Symphonien auf Vinyl, 1 und 2 mit Segerstam.


  • Im Rahmen meiner Arbeiten am Thread-Directory habe ich diesen Thread entdeckt und auch die Tatsache, daß da bei mir noch eine Box mit Werken von Ture Rangström herumsteht, von denen höchstens eine der drei CDs gehört ist - und das nur telweise. So entschloss ich mich heut einen neuen Beitrag hier zu leisten. An die erste Sinfonie konnte ich mich nicht wirklich erinnern, durfte hier aber nachlesen, dass sie mich seinerzeit begeisterte. Das scheint im Widerspruch dazu zu stehen, daß ich mich nicht mehr an sie erinnern kann. Aber das ist ganz natürlich, auch eine Mozart Sinfonie bleibt nicht im Kopf, wenn man sie nur einmal gehört hat und noch dazu der Reizüberflutung ausgesetzt ist, die nun mal vorhanden ist, wenn man andauernd Klassik hört und zu beschreiben versucht.
    Was tun ? Ich habe also das Hören der 2. Sinfonie auf später verschoben, zuerst musste die erste erneut gehört werden. Das habe ich nicht bereut, da ich mich inzwischen scheinbar schon mit der Klangsprache Rangströms vertraut gemacht hatte, bzw sie mir vertraut schien, konnte ich das Werk noch intensiver genießen als beim ersten Mal. Ich würde im Zusammenhang mit den bisher gefallenen Attributen noch so etwas wie ein "dunkles Glühen" hinzufügen, soll heissen, ich empfinde die dunklen Stellen zwar als sehr dunkel, aber nicht als schwarz, sondern als dunkelrote verhaltene Glut, die sich jederzeit in einen gleißenden grellen Lavastrom verwandeln kann.


    Es ist ein großes Verdienst der Label von "Nischenrepertoire", daß sie oft sehr ausführliche Hintergrundinformationen liefern, die in keinem Musiklexikon zu finden wären, selbst, wenn es hier Einträge gäbe (was sowieso nicht der Fall ist), cpo ist hier ganz vorne an der Spitze mit dabei !!!
    Wir erfahren, daß Rangström zwar einige Lektionen in Musiktheorie absolvierte (unter anderem bei Lindegren und Pfitzner), aber im wesentlichen Autodidakt war. Oder aber, daß er wegen seiner oft ungestümen Kompositionsweise den Spitznamen "Sturm und Drangström" erhalten hat. Ist das von Bedeutung ? wohl kaum - Aber es bringt einem den Komponisten näher - macht ihn irgendwie interessanter - man möchte was von ihm hören. Vielleicht noch am Rande erwähnenswert, daß Rangström für diverse Zeitungen Kritiken schrieb und äusserst schafzüngig und verletzend sein konnte. Einer solche Kritik wegen hat er vom Stockholm Dagblad keine Aufträge mehr erhalten, er hatte die 2. Sinfonie seines Komponisten- und Kritikerkollegen Peterson-Berger "Sunnaförd" schlecht kritisiert. Peterson-Berger war damals mächtig und hatte großen Einfluß. Im Gegenzug schrieb er über Rangstöms 2. Sinfonie, sie sei "antiquierter romantischer Müll". Man muß sich die Schärfe dieser Bezeichnung vor Augen halten, denn Rangström galt ja weithin als moderner schwedischer Komponist aus dem Umfeld Atterbergs und Stenhammars.
    Ich hatte vorgehabt, das Abhören der 2. Sinfonie auf morgen zu verschieben, aber einen kurzen Moment wollte ich noch hineinhören. Das Projekt scheiterte in der Hinsicht, daß ich mich nicht loseisen konnte, und die gesamte Sinfonie in einem Zug durchhörte. Sie ist mit über 37 Minuten übrigens Rangströms längste Sinfonie, hat aber lediglich 3 Sätze. Der Titel ist "Mein Land" und soll die Schönheit Schwedens beschreiben,, Die Sinfonien beginnt sehr verhalten und weist generell mehr lyrische Momente auf, als dies bei der ersten Sinfonie der Fall ist. Aber wo es angebracht ist, da lässt er es oft auch schön krachen, der Herr Rangström und zwar auf eine sehr charakteristische Weise, daß man verleitet sein könnte von einem "Rangström-typischen" Stil zu sprechen.
    Ich kann mich allerdings weder Peterson-Bergers Aussage vom "romantischen, antiquierten Müll", noch der Gegenseite, die da schrieb "Keine Dissonanzen sind ihm zu stark" anschliessen.
    Wer die Aufnahme kennenlernen will, dem wird nichts übrig bleiben als die gesamte Box mit allen 4 Sinfonien zu erwerben (die übrigens autnahmetechnisch zu den Klangwundern zählt) - nur scheinbar ein Wermutstropfen, da er durch den günstigen Preis von 19.99 Euro für 3 CDs versüsst wird.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 765

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für mich gehört Ture Rangström zu meinen späten Entdeckungen. Dieses Thread besteht seit 2014, und ich habe daraus viele Anregungen empfangen. Erstaunt bin ich über die Vielseitigkeit dieses Komponisten. Leider kann ich seine Lieder texlich nicht verstehen. Was ich aber davon mitbekommen, gibt mir stets eine Ahnung. Wenn ich dann doch einen Gedanken oder ein Wort nachvollziehen kann, habe ich es eigentlich musikalisch längst verstanden. Das ist verblüffend und zeugt von starker Ausdrucksfähigkeit.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es ist ein großes Verdienst der Label von "Nischenrepertoire", daß sie oft sehr ausführliche Hintergrundinformationen liefern, die in keinem Musiklexikon zu finden wären, selbst, wenn es hier Einträge gäbe (was sowieso nicht der Fall ist), cpo ist hier ganz vorne an der Spitze mit dabei !!!

    Natürlich wird Rangström in Lexika/Konzertführern erwähnt oder kurz besprochen. So unbekannt ist der auch nicht.

    Zitat

    Wir erfahren, daß Rangström zwar einige Lektionen in Musiktheorie absolvierte (unter anderem bei Lindegren und Pfitzner), aber im wesentlichen Autodidakt war. Oder aber, daß er wegen seiner oft ungestümen Kompositionsweise den Spitznamen "Sturm und Drangström" erhalten hat. Ist das von Bedeutung ? wohl kaum -

    Das Autodidaktische kann man eigentlich ganz gut hören ...

  • Zitat

    Natürlich wird Rangström in Lexika/Konzertführern erwähnt oder kurz besprochen. So unbekannt ist der auch nicht.


    Er ist auf jeden Fall NICHT enthalten im
    a) Harenberg Konzertführer (2001)
    b)Konzertführer von Holland/Csampai (2009)
    c)Konzerführert (Wiener Verlan um 1976)
    d)Reclams Komponistenlexikon (2009)


    Zitat

    Das Autodidaktische kann man eigentlich ganz gut hören ...


    Eine interessante Frage.
    Wenn jemand mit den Grundregeln der Komposition vertraut ist, wird das vermutlich stimmen, der durchschnittliche Klassikhörer indes vermutlich nicht, vor allem da ja sehr viele Komponisten (angeblich absichtlich ?) gegen die Regeln verstoßen haben....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Natürlich wird Rangström in Lexika/Konzertführern erwähnt oder kurz besprochen. So unbekannt ist der auch nicht.


    Diese Erfahrung habe ich auch gemacht, lieber kurzstueckmeister.



    Zum Beispiel in diesem mehrbändigen Lexikon gibt es einen angemessenen Artiel. In der mir vorliegenden neunten Auflage des Musiklexikons von Hugo Riemann aus dem jahr 1919 auch:



    Das sind nur zwei weitere Quellen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich meine eher nicht Regeln der Satztechnik sondern das Blockhafte in der Form und seine Vorstellung von Verarbeitung des Materials. Man könnte das vielleicht auch als naiv bezeichnen.

  • Er ist auf jeden Fall NICHT enthalten im
    ...
    d)Reclams Komponistenlexikon (2009)


    Wenn er eine Frau wäre, wäre er drin. :D:untertauch:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Zitat kurzstueckmeister: Das Autodidaktische kann man eigentlich ganz gut hören ...

    Zitat

    Zitat kurzstueckmeister: Ich meine eher nicht Regeln der Satztechnik sondern das Blockhafte in der Form und seine Vorstellung von Verarbeitung des Materials. Man könnte das vielleicht auch als naiv bezeichnen.

    Liebe Taminos,


    mit solchen Statements werde ich ja geradezu aufgerufen, wieder hier mitzumischen...nun denn. Das Rangström weitgehend Autodidakt war, kann man m.E. nicht hören und es ist umstrittig, dass wir mit ihm einen der bedeutendsten schwedischen Komponisten vor uns haben. Er studierte ungemein viel, aber eben privat. In seiner Notensammlung befanden sich Unmengen durchgearbeiteter Werke - von Bach bis Schönberg. Und wie letzterer gehört er eben doch auch schon ein wenig zu den Modernen. Deshalb kann man - denke ich - auch nicht erwarten, dass hier alles durchkomponiert und klassisch durchgeführt ist. Vielmehr lösen sich bei ihm - mehr als bei allen anderen Schweden seiner Zeit - die sinfonischen Eigenschaften auf. Die Themen bzw. eher Mottos sind sinfonisch, keine Frage - aber da sie eben oft so kleingliedrig sind (so z.B. in der ersten Sinfonie) sind sie schlichtweg nicht zur Verarbeitung geeignet und auch nicht intendiert! Es ist schon alles eher rhapsodisch angelegt und der Expressionismus meldet sich auch schon zu Wort. Atterberg ist da schon noch mehr in der Romantik verwurzelt. Satztechnisch ist Rangström stets hervorragend, Kontrapunkt beherrscht er auch einwandfrei (zeigt er besonders in seiner 4.) aber er verstößt auch ungemein viel gegen die Regeln (was aber auch grundsätzlich der skandinavischen Musik aufgrund ihrer traditionellen Quintbegleitung eigen ist). Gerade seine vierte ist ein Beispiel, dass er durchaus durchführen und sehr polyphon arbeiten konnte. Doch die Gebirge, die er in seiner Sturm-und Drangzeit (Sinf.1) von einem Moment zum nächsten weiter auftürmen wollte, passten halt in keine Form. In Bezug zu seinem Erstling halte ich Deine Kritik auch noch am ehesten für angebracht, aber danach wird doch alles dichter und geschlossener. Was genau Rangströms Intention hinter diesen "Formschwächen" sind, müsste ich nochmal nachlesen. Soweit erstmal wieder mein Plädoyer ;)


    LG
    Christian

  • Ich bin mir auch nicht ganz sicher ob "Autodidakt", oder daß man es (angeblich) hört, eine Wertminderung ist. Autodidalten haben in der Kunst - und nicht nur dort - oft hervgorragendes geleistet. Sie gaben aber einen anderen Zugange, eine andere Auffassung, weil sie ihre "Lektionen" nicht aus einer bestimmten Schule systematisch bekamen, sondern sich das, was sie brauchten aus den verschiedensten Quellen zusammenklaubten.
    Prinzipiell bin ioch aber bei Glockenton, daß man seit dem 20. Jahrhundert kaum mehr unterscxheiden kann, was in Kompositionen auf Unkenntniss der Regeln oder aber auf bewussten Stilbruch zurückzuführen ist.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !