Die ROYAL OPERA im Kino

  • Auch das Royal Opera House Covent Garden in London überträgt diverse Opern- und Balletvorstellungen in die Kinos. Mit nächster Saison wird das Angebot noch erweitert.


    Hier das Programm für die Saison 2014/15:



    16. Oktober 2014
    Manon (Massenet)
    Ballett; Choreographie: Kenneth MacMillan


    27. Oktober 2014
    I due Foscari (Verdi)
    Placido Domingo, Francesco Meli, Maria Agresta; Antonio Pappano


    26. November 2014
    L'elisir d'amore (Donizetti)
    Lucy Crowe, Vittorio Grigolo, Bryn Terfel; Daniele Rustioni


    16. Dezember 2014
    Alice's adventures in Wonderland (Talbot)
    Ballett; Choreographie: Christopher Wheeldon


    29. Januar 2015
    Andrea Chenier (Giordano)
    Jonas Kaufmann, Eva-Maria Westbroek, Zeljko Lucic; Antonio Pappano


    24. Februar 2015
    Der fliegende Holländer (Wagner)
    Bryn Terfel, Adrianne Pieczonka, Peter Rose; Andris Nelsons


    17. März 2015
    Schwanensee (Tschaikowsky)
    Ballett; Choreographie: Marius Petipa und Lev Ivanov


    1. April 2015
    Austieg und Fall der Stadt Mahagonny (Weill)
    Anne Sofie von Otter, Peter Hoare, Willard W. White; Mark Wigglesworth


    5. Mai 2015
    La fille mal gardée (Hérold)
    Ballett; Choreographie: Frederick Ashton


    10. Juni 2015
    La Bohème (Puccini)
    Anna Netrebko, Joseph Calleja, Lucas Meachem, Marco Vinco; Dan Ettinger


    5. Juli 2015
    Guillaume Tell (Rossini)
    Gerald Finley, John Osborn, Malin Byström; Antonio Pappano



    Gregor

  • Gestern fand die weltweite Live-Übertragung der neuen Produktion der ROH-Produktion der „Manon Lescaut“ von Puccini in der „Regie“ von Jonathan Kent statt.
    Leider wieder einmal eine Verlegung in die „Jetzt-Zeit“. Auch die Anhäufung von Sex-Szenen wirkte gelinde gesagt befremdlich, wenn man das Libretto einigermassen kennt.
    Aber: Es wirkte auf mich nicht langweilig, sondern vermochte mich, Dank der musikalischen Leistung und der intensiven Personenregie über weite Strecken trotzdem zu fesseln.
    Als Beispiel soll eine konkrete kurze Szene aus dem zweiten Akt nacherzählt werden:
    Das Madrigal, in welchem Manon Ballettunterricht nimmt, wirkte auf mich (auch musikalisch) immer etwas langweilig und ich war froh, wenn es weiterging. Hier wird stattdessen ein Soft-Porno gedreht, inkl. einer Lesbenszene, was zwar geschmacklos wirkt (ich frage mich, ob diese Produktion für Jugendliche geeignet ist), aber zumindest wird der Voyeurismus des Publikums bedient und kaum jemand dürfte eingeschlummert sein.
    Naturgemäss sind in einer derartigen Inszenierungen viele Szenen konträr zur Musik (so fährt z.B. die Reisegesellschaft des 1. Aktes in einem Taxi vor, obwohl in der Musik die vorgeschriebene Postkutsche deutlich hörbar wird usw..
    Man könnte folglich zusammenfassend über diese RT-Inszenierung wieder einmal hinweggehen, wenn, ja wenn nicht die herausragende Besetzung wäre, die über sehr vieles hinwegtröstet.
    Das Orchester wird von Antonio Pappano, der sich immer mehr als ein Dirigent auf der Ebene des jungen James Levine entwickelt, gleichzeitig sensibel, als auch glutvoll geführt.
    Kristin Opolais und Jonas Kaufmann sind geradzu Idealverkörperungen ihrer Partien, einerseits stimmlich (wenn man auch zugeben muss, dass Kaufmann gelegentlich an stimmliche Grenzen stösst), andererseits aber auch in ihrer Darstellung, die ich auch in der mimischen Gestaltung geradezu Oskar-reif nennen würde.
    Es ist allerdings schwer sich vorzustellen, dass eine andere Besetzung, die sich weniger als vor allem die junge Lettin durch körperliche Attraktivität auszeichnet in einer derartig freizügigen Inszenierung behaupten könnte. Selbst eine Anna Netrebko wäre absolut undenkbar, von früheren hervorragenden Manons, von Olivero bis te Kanawa, ganz zu schweigen.
    Wenn auch das Protagonistenpaar auf mildernde Umstände stimmlich nicht angewiesen ist, frage ich mich schon ein wenig, ob mittlerweile die Zukunft der Oper mehr auf physische Schönheit angewiesen ist, als auf schöne Stimmen und eine sichere Technik.
    Letztlich bleibt noch darauf hinzuweisen, dass auch alle anderen Partien von der Londoner Oper hervorragend besetzt wurden.



    Eine persönliche Anmerkung zum Schluss:
    Mit der Tontechnik des Kinos wurde ich nicht ganz glücklich, da die Klanqualität mir zu basslastig und zuwenig filigran war und etwas erstaunt war ich darüber, dass der Altersdurchschnitt der Zuschauer des vollbesetzten Grosskinos weit über 50 war.



  • Das Orchester wird von Antonio Pappano, der sich immer mehr als ein Dirigent auf der Ebene des jungen James Levine entwickelt, ...


    Ich habe so meine Zweifel, ob Pappano dies als Kompliment betrachten würde - ist er doch Jahrgang 1959 und damit schon 54...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Und das soll wirklich "Manon Lescaut" sein, Puccinis Manon? :huh:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Unter welcher Eingabe kann ich denn Manon Lescaut aus London auf You Tube finden ? Hab bislang auch erfolglos versucht diese Oper zu finden.