Von Korsaren, schlafenden Schönen, untoten Witwen und weißen Schwänen: die Welt des Balletts

  • hallo, mit erstaunen stelle ich fest, daß hier noch gar kein allgemeiner thread über das ballett existiert ... 8o nun aber schon ;)


    also rufe ich alle freundinnen und freunde des tanzes auf, dem forum von euren lieblingsmusiken vorzuschwärmen und hierbei vielleicht auch mal auf ballette jenseits von tschaikowsky und co hinzuweisen ... aber diese sind natürlich auch herzlich gerne gesehen ...


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Das Festmahl der Spinne ist eine der reizvollsten Ballettkompositionen die ich kenne. Sie stammt von Albert Roussel und hatte ihre Uraufführung im Jahre 1913 in Paris.


    Die Szene spielt in einem Garten. Im Hintergrund sitzt eine mächtige Spinne in ihrem Netz und hält Ausschau nach potentieller Beute. Es nähert sich eine Ameise, die ein Rosenblatt transportiert, und zwei Mistkäfer tanzen beschwippst quer durch den Garten. Ein Schmetterling verfängt sich und verendet. Eine Frucht fällt vom Baum. Zwei Würmer krabbeln darauf zu und suchen einen Weg, hineinzugelangen. Zwei Gottesanbeterinnen bekämpfen sich, geraten aus Unvorsichtigkeit ins Netz und eine beschuldigt die andere der Nachlässigkeit. Ein kurzlebiges Insekt wird geboren und stirbt sogleich wieder. Die Spinne macht sich auf die Beine, um ihr grausiges Festmahl zu verzehren. Die beiden Mistkäfer haben jedoch eine der beiden Gottesanbeterinen befreit, welche der Spinne den Kopf abbeißt. Damit ist das blutige Bankett beendet. Gemeinsam beerdigt man die Eintagsfliege und den Schmetterling. Nacht senkt sich über das Insektendrama und den Garten.


    :angel:

  • Hallo Klingsor


    Mit Balletten habe ich es leider nicht so, aber die drei großen Ballette von Tschaikowsky schätze ich genau so wie die berühmten Ballettmusiken von Prokoffiew, Katchaturian und Strawinsky (ich nenne noch keine Titel).


    Mein "Lieblingsballett" kenne ich zwar nur als kleine Suite, aber das würde mich mal sehr reizen, es auf der Bühne zu sehen:


    Schostakowitsch: Das goldene Zeitalter, op 22.


    Handlung: eine sowjetische Fußballmannschaft reist in den Westen und wird dort von allerhand Versuchungen und Provokationen herausgefordert (laszive Jazzmusik, Sopransaxophon!), die Sportler widerstehen jedoch auf sportlich zackige Art. Am ende verbrüdern sich die sowjetischen Sportler mit den Arbeitern der westlichen Provokateure. Das Publikum lachte wohl Tränen und begeisterte sich gerade für die Elemente der Musik, die den bösen Westen charakterisiert.


    Eine optimale Darbietung der Suite spielte Neeme Järvi ein. (vier Stücke)


    (Die unglaublich komische Bühnenmusik (op. 32 a) zur Hamlet-Kommödie (eine lustige Verdrehung des Stoffs) befindet sich auch auf dieser Doppel-CD)


  • Nun, in meiner Jugendzeit und auch heute noch, bin ich ein großer Freund des Weißen Ballettes, das unter dem bürgerlichen Namen als "Real Madrid" bekannt ist.
    Unser Staatsopern-Abo (Nr. 24) versetzt mich in die Lage, einmal pro Jahr ein Ballett zu sehen, so es meine Töchter nicht vorziehen, mit der Mama zu gehen und ich zum Fußball verdammt bin.
    Begeistert hat mich bisher Prokofieff: Romeo und Julia. Dies würde ich "freiwillig" gerne wiedersehen.
    Am 11.9.2005 war in der Wiener Staatsoper wieder Ballett - Dhiagelew-Abend - angesagt.
    Das dritte Stück brachte eine nervtötend einfältige Musik von Strawinsky. Aufgelockert wurde dies durch Bühnenbilder des konzessionierten Fleischermeisters Nitsch. Zu diesem Ballett quollen die Gedärme, abgeschnittenen Brüste und durchgeschnittene Kehlen von der Leinwand - eine Pflichtvorlesung für Chirurgen.
    Es war eine rechte Freude. Daher liebe Ballett-Freunde in Wien: Wenn Ihr so etwas sehen wollt, ist es billiger, CNN mit Kriegsberichterstattung zu schauen. Wenn Euch leicht übel wird, meidet diese Veranstaltung und geht zum Fußball.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • :DHallo Rienzi und Ballettfreunde,


    da war wohl wiedermal einer dieser supermodern "sein wollenden" Ballettchoreographen am Werk, der es absolut Extrem bringen wollte und sich dabei wiedermal vergriffen hat.
    Was war das denn für eine nervtötende Musik von Strawinsky - mir fällt da nur die Ballettmusik "Das Kartenspiel" ein, die ziemlich langweilig ist !?!


    :) Dann lieber so modern wie im Bonner Stadttheater, da habe ich eine der besten Balletaufführungen aller Zeiten gesehen:
    Zur Musik von Schostakowitsch (Ausschnitte aus Filmmusiken und Sinfonien (besonders aus Sinfonie Nr.10)) wurde vom Bonner Ballett getanzt und das Orchester der BeethovenhalleBonn (heute Beethoven-OrchesterBonn)spielte. Und da so eine Aufführung auch von der Qualität der Musik lebt, war es für mich ganz besonders beeindruckend.
    Das moderne in der Aufführung war neben dem Bühnenbild die Art zur Musik zu tanzen und die Mädels waren alle "oben ohne", was mir besonders gut gefiel :D :D :D. . Es muß also nicht immer eine reine Ballettmusik bei einer Ballettaufführung sein.


    :) In einer anderen Aufführung in Bonn hatte ich auch mal Ravel: La Valse, den Walzer aller Walzer als Ballett gesehen - fantastisch, schon wegen der Musik. Danach folgte Strawinsky´s Sacre und der Abend war perfekt !


    ?( Eine andere Ballettaufführung von Tschaikowsky´s Schwanensee, war für mich in der Bonner Beethovenhalle in den 80er Jahren ein Reinfall:
    1. weil die Musik nur aus Lautsprechern tönte.
    2. weil auf dem Podium (wo sonst das Orchester sitzt) die Ballettaufführung stattfand und die Beethovenhalle gar nicht darauf eingerichtet ist ein anständiges Bühnenbild einzurichten, das geht nur im Theater Bonn.
    Die Stadt Bonn seit dem solche Unternehmungen auch nicht mehr in der Beethovenhalle gemacht, da es zum scheitern verurteilt ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ballettmusik habe ich immer benutzt um eine Brücke zu Leuten zu schlagen, die sich recht wenig mit "Klassik" beschäftigten. Es ging von Coppelia, Sylvia, Sylphides, La fille mal gardée und Sullivan/Mackerras "Pineapple Poll" (Themen aus Gilbert & Sullivans Operetten) über die Stravinsky und Khatschaturian Ballette (Gayaneh, Spartacus, Masquerade) oder Prokofieffs "Romeo und Julia" und "Cinderella".


    Romeo und Julia habe ich vor Jahren hier im Kölner Opernhaus in einer beeindruckenden Inszenierung mit Bühnenbild nach "West Side Story" gesehen, bzw. gehört.


    In letzter Zeit höre ich selbst gern Brittens "Prince of the Pagodas", Schulhoffs "Ogelala", Waltons "The Quest", Antheils "Ballet Mechanique" und Schnittkes "Peer Gynt".


    Selbst die moderneren Kompositionen stellen in der Regel für Leute, die aus der rhythmusbezogenen U-Musik oder dem Jazz kommen in der Regel keine Schwierigkeiten dar, wobei die Schostakowitsch Suiten meistens die grössten Heiterkeitserfolge erzielen.


    Grüsse
    Walter

  • Lieber teleton,
    Das Ballett nennt sich Renard, die Choreographie stammte von Renato Zanella, dem ehemaligen Balett-Chef der Wiener Staatsoper, die Bühnenbilder aus dem Schlachthof von Hermann Nitsch.
    Nun, bei diesem Stück geht es darum, daß der "listige Fuchs" von den anderen Tieren ermordet wird.
    Jedoch wird durch die rasante Abfolge der scheuslichen Bühnenbilder von den Tänzern abgelenkt.
    Am Ende gab es einen kleinen Buh-Orkan für diese Aufführung und leider auch für die Tänzer, die sicher ihr Bestes gaben.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Liebe Ballett-Enthusiasten,



    I. Maurice Ravel (1875-1937)



    eine der sinnlichsten Ballettmusiken überhaupt ist für mich die 1909-12 für die berühmten Ballets Russes entstandene "Choreographische Symphonie in drei Teilen" 'Daphnis et Chloé' von Maurice Ravel (1875-1937).
    In unterschiedliche Versionen (Gesamtfassung in 3 Teilen oder Suiten Nr. 1 & 2) und für verschiedene Besetzungen (für Orchester mit Chor oder ohne) arrangiert, entfaltet für mich die vollständige Ballettversion in der Ausführung für Chor und Orchester den größtmöglichen Reichtum an differenziertesten, farbig-schillernden Klängen. Am schönsten finde ich die traumhaften Stellen mit dem Chor (jeweils zu Beginn des 1., 2. und 3. Teils sowie Ende des 3. Teils) der sehr virtuos, manchmal summend, meist aber auf Vokalisen singend und an einer Stelle sogar a capella, eingesetzt wird.
    Gleichfalls immer wieder faszinierend 'La Valse' (1919/20) und der 'Boléro' (1928) - zwei Stücke, die sich mir als Konzertwerke schon so eingebrannt haben, daß mir erst jetzt, bei Beschäftigung mit diesem Thread, wieder in Erinnerung gebracht wurde, daß sie Ravel ja auch für die Ballettbühne konzipiert hat.



    II. Nicolai Tscherepnin (1873-1945)



    Ein weiteres wunderschönes - dem Ravelschen 'Daphnis' sehr ähnliches - Ballett hat der russische Komponist Nicolai Tscherepnin (1873-1945) ebenfalls für die Ballets Russes komponiert:
    Narcisse et Echo - Ballett für gemischten Chor und Orchester, opus 40 1911
    Wenn man beide Werke - 'Daphnis et Chloé' und 'Narcisse et Echo' - miteinander vergleicht, fallen einem sofort viele formale, instrumentatorische und klangliche Übereinstimmungen auf:
    Abkehr vom traditionellen Nummernballett, Hinwendung zur durchkomponierten Partitur, Wahl mythologischer Sujets für die Handlung, meisterhafte Beherrschung der an Debussy erinnernden Orchestrierung (feinste Klangnuancierungen, äußerst farbige Orchesterpalette) bis hin zur Verwendung des auf Vokalisen singenden Chors. Allerdings kann man den durch die bestehenden Ähnlichkeiten aufkommenden Verdacht, Tscherepnin hätte Ravels Musikstil kopiert, ganz einfach dadurch entkräften, indem man sich die Entstehungsdaten vergegenwärtigt. Im April 1911 wurde 'Narcisse et Echo' in Monte Carlo uraufgeführt, 'Daphnis et Chloé' war hingegen noch bis April 1912 in Arbeit und wurde im Juni desselben Jahres in Paris uraufgeführt.



    Schöne Grüße
    Johannes

  • Hallo!


    Die Ballettmusik, die ich in letzter Zeit am häufigsten gehört habe, ist die Musik zu "Rosamunde" D 797 von Franz Schubert.
    Da sind außer DER Rosamunde-Melodie (u.a. von Schubert auch in einem Streichquartett und einem Impromptu verarbeitet) noch andere schöne Stücke dabei.
    Meine Aufnahme ist diese:

    Für den, der keine Adleraugen hat: Die Berliner Philharmoniker spielen unter Fritz Lehmann.


    Frage: Wer weiß, was es mit Beethovens "Musik für ein Ritterballett" WoO 1 auf sich hat bzw. wer kennt es und kann dazu etwas sagen?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • hallo, pius, so sieht/hört/liest man sich wieder ...


    das ritterballett kenne und habe ich. eine - wenn ich mich recht erinnere - gut 20-25 minütige musik bestehend aus einer rahmenmusik quasi der promenade aus den bildern einer austellung vergleichbar, die mehrere kurze sätze a la kriegslied, jagdlied, trinklied, deutsches lied etc. umschließen. alles in allem recht hübsch und effektvoll, z.b. nette fanfaren etc.pp., aber musikalisch nicht unbedingt auf der höchsten höhe und durch die vielen wiederholungen etwas ermüdend ...


    viele grüße
    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Hallo,


    dank(?!) VHS und DVD kommt es kaum mehr vor, dass ich mir ein Ballett nur mehr anhöre, ich sehe es mir lieber an. Allerdings gibt es Ausnahmen, wie z.B. kurze Ballette (Josephslegende, Feuervogel oder Sacre du Printemps), oder jene Werke, von denen es Suiten als Zusammenstellungen gibt (Nussknacker, Romeo und Julia oder Pulcinella).


    Interessant ist, dass ich mich für Ballette abseits von Tschaikowsky erst relativ spät zu interessieren begann, ich sie mir aber heute sehr gerne ansehe.


    Pius: Rosamunde ist sehr schön, aber kein Ballett sondern ein Drama von Helmina von Chezy (die auch die Euryanthe "verbrochen" hat ;) ), zu dem Franz Schubert die Bühnenmusik geschrieben hat, in der auch einige Tänze vorkommen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • hallo,


    hier mal ein ganz außergewöhnliches ballett-sujet: ein tennisspiel ....
    zu hören bei debussy unter dem titel 'jeux'


    daneben gibt es auch noch ein weiteres ballett 'khamma' ... von ihm . hier habe ich aber den inhalt im büro nicht zur hand ... vielleicht kann jemand helfen?

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Lieber Klingsor,


    also, jetzt muß ich Deine "Arbeit" auch noch mit übernehmen! :motz:
    Aber bitte sehr: 8) Hier ein Ausschnitt aus einer Werkbeschreibung von Jean Gallois:


    Die faszinierende, dunkel-bedrohliche Musik der Tanzlegende 'Khamma' (komponiert 1911/12), deren teilweise Orchestrierung Debussy dem hochgeschätzten Komponistenkollegen Charles Koechlin übertragen hat, "wiegt durch ihr Temperament, ihre magische Schönheit und raubtierhafte Sinnlichkeit die von W. L. Courtney und Maud Allan ersonnene Talmi-Orientalik weitgehend auf.
    Aus der tragischen Handlung - eine Priesterin des Tempels des Amun Re fleht die Gottheit durch Tänze und schließlich durch Selbstaufopferung an, den drohenden Brand von der Stadt abzuwenden - hat Debussy lediglich die poetische, orientalisierende Atmosphäre herauskristallisiert, die ihn zu einer prachtvollen Musik inspirierte, voll saftiger Farben, wo mit jedem neuen Tanzschritt der Priesterin der Rhythmus neu erfunden zu sein scheint. Das erst am 15. November 1924 unter Gabriel Pierné uraufgeführte Ballett ist viel zu wenig bekannt geworden, bedauerlicherweise, denn es ist von außerordentlicher Bedeutung: zeigt sich doch in den dunklen Klängen und den unter die Haut gehenden Rhythmen bereits der neue und wegweisende Stil der 'Jeux' ('Spiele')."


    Und damit möchte ich noch ein paar Takte zur Tanzdichtung 'Jeux' (1912/13) sagen. So eindimensional, daß es sich lediglich um die Vertonung eines Tennisspiels handelt, ist Debussys Werk nicht. Die vordergründige Handlung (zwei Tennisspielerinnen und einem jungen Mann kommt beim Match der Ball abhanden, wobei ihnen nach der langen vergeblichen Suche in der Dunkelheit von irgendwoher ein neuer Ball zugespielt wird, woraufhin das Spiel erneut beginnt) hat - wie bereits der allgemein gehaltene Titel 'Spiele' zum Ausdruck bringt - noch weitere symbolische Bedeutungen.
    Einmal geht es um die verunsichernde Erkenntnis, daß das Individuum auf dieser Welt dem "Spiel" des Zufalls unterworfen ist und keine Möglichkeit besitzt, aus dem Wirkungsbereich des Unbekannten zu entkommen.
    Außerdem hatten die Mitwirkenden der Ballettproduktion wohl die Interpretation der Beliebigkeit der menschlichen Liebe im Sinn (erotische Spiele), d. h. wechselnde Paarbildungen der möglichen Partnerkonstellationen der beiden Frauen und des Mannes.
    Sicher gibt es noch weitere interessante Deutungsansätze für dieses äußerst bemerkenswerte, leider viel zu unbekannt gebliebene Werk Debussys.



    Schöne Grüße
    Johannes

  • Hallo, Theophilus!


    Zitat

    Original von Theophilus
    Pius: Rosamunde ist sehr schön, aber kein Ballett sondern ein Drama von Helmina von Chezy (die auch die Euryanthe "verbrochen" hat ;) ), zu dem Franz Schubert die Bühnenmusik geschrieben hat, in der auch einige Tänze vorkommen.


    Jein! In D 797 sind sind zumindest einige Abschnitte eindeutig als "Ballettmusik" überschrieben, auch wenn das Stück "Rosamunde" von von Chezy ein Schauspiel war - möglicherweise mit Balletteinlagen.


    Etwas anderes: Die Suite zu Tschaikowskys Ballett "Der Nußknacker" war eine meiner allerersten Berührungen mit klassischer Musik - auf einer LP meines Vaters. Ich höre die Suite immer noch ab und zu gerne. Sie ist einfach märchenhaft.


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • hahaha, lieber johannes, warum hatte ich nur geahnt, daß du 'derjenige, welcher' sein würdest ... mich trug mein gefühl nicht :rolleyes:


    besten dank!!!


    liebste grüße :lips:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Pius


    Zitat

    Jein! In D 797 sind sind zumindest einige Abschnitte eindeutig als "Ballettmusik" überschrieben, auch wenn das Stück "Rosamunde" von von Chezy ein Schauspiel war - möglicherweise mit Balletteinlagen.


    Da muss man jetzt definieren, was du unter Ballett verstehst. Ich meinte eigentlich die eigenständige Kunstform der komponierten Musik zu einer getanzten Handlung. Wenn du die Ballett-Einlagen in vielen Opern und einigen Bühnenstücken einbeziehst, dann gilt es natürlich auch für Teile der Rosamunde-Musik, die aber kein durchgehend komponiertes Ballett ist.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • hallo, noch gar nicht genannt wurden die für die entwicklung des handlungsballettes maßgeblichen werke von lèo delibes (1836- 1891 ), die u.a. tschaikowsky sehr neidisch betrachtete...


    1. coppélia (UA 1870)


    2. sylvia (UA 1876)


    sehr schöne musik, besonders m.e. zum glühen gebracht von richard bonynge bei decca ...-


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • ein wunderschönes ballett mit herrlichen melodien (eher lyrisch gehalten) ist auch das werk


    'die jahreszeiten' op. 67 von alexander glasunow 1865-1936 , das in vier sätzen den reigen der jahreszeiten ausdrückt


    hier gibt es eine reihe sehr gelungener einspielungen (u.a. ashkenazy bei decca)

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • vor kurzen das außerordentlich beeindruckend ballett 'checkmate' von arthur bliss gehört.
    solch aggressive musik, die in der totalen vernichtung des 'weißen, guten königs' gipfelt, hab ich selten - noch dazu in der britischen musik - gehört. wenn man sich erst einmal auf seine tonsprache einläßt, wird man tatsächlich überwältigt.


    dies ballett würde ich gerne mal erleben ... grandios .... :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Tschaikowski SCHWANENSEE


    Am Donnerstag erwartet mich dieses wunderbare Stück an der Wiener Staatsoper. Aus diesem Grund wollte ich über das Ballett im allgemeinen nachlesen - und siehe da - es gibt nichts darüber. Das wollen wir aber schnell ändern.


    Welche gefallen Euch bzw. welche habt ihr schon genossen?


    Ich habe Schwanensee schon 3 x gesehen, Giselle 3x, La fille mal gardee, Spartacus (überragende Vorstellung), Romeo und Julia, Dornröschen, Tchaikovski-Impressionen, Alice, usw. das sind nur mal die wichtigsten.


    Ach so, nicht zu vergessen, Le sacre am Bolschoi, das war grandios.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Zitat

    Original von nala
    Aus diesem Grund wollte ich über das Ballett im allgemeinen nachlesen - und siehe da - es gibt nichts darüber. Das wollen wir aber schnell ändern.


    Doch, da gibt es schon etwas darüber.
    Somit sei der alte Thread wieder hochgeholt. ;)



    MOD 006 Peter

  • danke Pete, damit hab ich wieder Lesestoff:
    Danke!
    :hello:

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

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  • Ballett -- nur was für weltferne Romantiker, Musik für Frauen?


    Da ich nicht genau weiss, wie ich den Faden anfangen soll, versuche ich es mal mit dieser provokanten Frage. In letzter Zeit interessiere ich mich wieder mehr für Ballett(musik). Blicke ich zurück, so fällt mir auf, dass Ballettmusik schon seit Beginn meiner Klassikhörerzeit eine sehr wichtige Rolle eingenommen hat, teilweise sicherlich in Form von Suiten.


    Es fing an mit Tschaikowsky, und da kommt man fast zwangsläufig auf seine Ballette Schwanensee, Dornröschen und Nussknacker. Gerade für einen Klassikanfänger ist dies doch recht dankbare Kost. Mir fällt jetzt so richtig auf, dass viele Lieblingsstücke von mir Ballettmusik sind (war mir nicht immer bewusst). Hier eine kleine Aufzählung:


    Strawinsky (Petruschka; Le Sacre du Printemps)
    Bartok (Die hölzerne Prinz; der wunderbare Mandarin)
    Ravel (Ma Mere l'Oye; Daphnis et Chloe; ich kann auch Bolero und La Valse mitrechnen)
    Prokofjew (Romeo und Julia; Cinderella)
    Schostakowitsch (Das Goldene Zeitalter; der Bolzen; der helle Bach)


    Ich habe bisher nur von Musik gesprochen. Aber wie ist es mit dem Tanz? Der hat mich bisher nicht interessiert. Und doch gehört es doch zum Gesamtkunstwerk dazu.


    Ich erinnere mich, so um Weihnachten 2003 im TV (vermutlich Arte) eine Aufführung von Prokofjews Cinderella (teilweise) gesehen zu haben. Ich fand das schon beeindruckend. Insbesondere gefiel mir natürlich die Musik. Aber erst vor kurzer Zeit habe ich mir spontan eine Ballett-DVD gekauft:



    Und ich muss sagen, dass diese DVD mich doch sehr beeindruckt. Nicht nur, dass Musik und Klang fantastisch sind (noch besser als bei Roshdestvensky (Chandos)), auch die Leistungen des Bolshoi-Balletts sind beeindruckend. Die Perfektion ist teilweise atemberaubend. Nun muss man sagen, dass gerade "Der Bolzen" nun so garnicht dem Klischee eines Balletts entspricht. Das Libretto ist zwar ziemlich banal, aber immerhin ist es ein moderner Stoff, kein Märchen etc., es ist voller Ironie (auch wenn es gegenüber der Originalversion deutlich "entschärft" wurde), und die Tänze sind nicht so, wie ich mir Ballett gemeinhin vorgestellt habe. Meine oberflächliche Vorstellung war wohl so nach dem Muster, dass eine Primaballerina auf Zehenspitzen über die Bühne trippelt, alles in allem ein eher albernes Bild. Ich übertreibe jetzt ein wenig. Vermutlich ist dies auch so das typische Schwanensee-Klischee. Ich bin sicher, dass nicht nur ich hier eine verfälschte Sichtweise auf das Ballett hatte, ich denke dass dies ein weitverbreitetes Klischee ist.


    (Historisch ist an dieser DVD noch bemerkenswert, dass es sich dabei um die erste Aufführung des Ballettes seit der Uraufführung im Jahre 1931 handelt, nach fast 75 Jahren!)


    Durch diese positive Erfahrung ermutigt habe ich mir eine weitere Ballett-DVD gekauft, von der ich glaube, dass es sich dabei um die Aufführung handelt, die ich 2003 im TV gesehen habe:



    Auch diese musikalisch/klanglich fantastisch. Musik und Stoff unterscheiden sich natürlich drastisch vom "Bolzen". Die Musik ist gefälliger, aber immer mit diesem prokofjewschen ironisch-dissonanten Unterton (herrlich der Walzer). Der Stoff ist ein Märchen, eher nicht so meine Welt, aber es ist teilweise mit Witz inszeniert. Die Tänze hier wirken klassischer und traditioneller als bei der zuvor genannten DVD, aber meisterhaft durch das Zürcher Ballett vorgetragen. Es ist alles etwas beschaulicher als beim "Bolzen". Aber meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.


    Meine Vorurteile gegenüber Ballett sind daher ziemlich gewichen, allerdings würde ich mir wohl keine Tschaikowsky-Ballett-DVD o. ä. kaufen, es sollte schon moderner sein. Ich würde aber, wenn sich die Gelegenheit bietet, dem Besuch einer Live-Aufführung offen gegenüberstehen.


    Meine Fragen an andere:


    Wie geht es Euch mit Ballett? Kennt Ihr diese Vorurteile/Klischees? Pflegt Ihr sie selbst?


    Könnt Ihr weitere Ballett-DVDs empfehlen? (20. Jahrhundert.)


    :hello:
    maticus


  • Lieber Maticus,


    bin total glücklich über diesen Ballettthread, da gerade jede Woche mindestens einmal in einer Vorstellung an der BSO. Komme eben von der Kameliendame/John Neumeier zurück und bin immer noch berauscht von der Musik (Frédéric Chopin) und dem Tanz, obwohl die Besetzung der letzten Woche in allen Bereichen noch stimmiger war. Davor saß ich mehrmals im Schwanensee, aber da wirklich in erster Linie wegen Tschaikowsky und einem ersten Geiger, der einen fast um den Verstand mit seiner Virtuosität brachte.


    Jetzt muss ich aber ins Bett. Demnächst sicher mehr.


    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Hallo maticus,


    Einerseits hätte ich keinerlei Berührungsängste bezüglich konventionell inszenierter Ballettaufführungen à la 'Schwanensee', 'Dornröschen' oder 'Nußknacker', jedoch liegen meine Präferenzen eher bei den innovativ ausgerichteten Produktionen der 'Ballets Russes', die zwischen 1909 und 1929 von dem Ballettimpressario Sergei Pawlowitsch Djagilew / Sergej Diaghilew ins Leben gerufen und zu Weltruhm geführt wurden.


    Angesichts der bereits im frühen 20. Jahrhundert berühmt gewordenen
    - Kompositionen von Igor Strawinsky, Sergej Prokofiew, Claude Debussy, Maurice Ravel, Erik Satie ...
    - Choreographien von George Balanchine, Léonide Massine, Bronislava Nijinska ...
    - Bühnenbilder von Léon Bakst, Alexander Benois, Henri Matisse, Jean Cocteau, Pablo Picasso ...
    - Tänzer wie Anna Pawlowa und Vaslav Nijinsky ...
    erscheint mir die Bühnengattung 'Ballett' als ein so ungeheuer vielseitiges / vielschichtiges und alle Konventionen sprengendes Genre, so daß ich auf Deine Eingangsfrage Ballett -- nur was für weltferne Romantiker, Musik für Frauen? eindeutig mit <NEIN> antworten kann!!!


    Meine speziellen Favoriten innerhalb der Gattung 'Ballett' werde ich in diesem hoch erfreulichen Thread demnächst gerne ausführlich auflisten.


    :hello:
    Johannes

  • Dank an die Admins, durch die Verschiebung auf den alten Thread aufmerksam zu machen. Habe meinen eigenen Thread nur über die Suchfunktion gefunden... Der Titel des Threads ist vielleicht etwas lang...


    Die Eröffnung eines Ballett-Threads neulich von mir im allgemeinen Forum war nicht sonderlich erfolgreich. Nur recht wenig Leute, die ihn überhaupt angeklickt haben. Das und einige Beiträge in dem alten Thread zeigen mir doch, dass Ballett allgemein nicht besonders beliebt zu sein scheint. Insofern frage ich mich, ob das von mir geschilderte Klischee von Ballett bei den meisten tatsächlich verankert ist. Ich kenne es auch ein wenig aus dem Bekanntenkreis, wo der Vorschlag, sich (auf DVD) ein Ballett anzusehen, auf ein mildes Lächeln stößt.


    Hallo Guercoeur,


    gerne würde ich die Liste Deiner Favoriten sehen. Schön wären auch konkrete DVD-Empfehlungen.


    :hello:
    maticus

  • Lieber Maticus, ich schaue mir auch hin und wieder gerne Ballett an und tanze (bzw hopse.... :untertauch:) auch gerne selbst zu Ballettmusik.
    Besonders faszinieren mich immer Verbindungen aus verschiedenen Künsten. So z.B. werde ich niemals eine getanzte und gesungene Winterreise oder die Goldbergvariatonen mit Cembalo und Ballet vergessen. das waren einfach Sternstunden!


    Hier in Frankreich wird die Balletttradition ganz groß geschrieben und jede Musikschule/Conservatoire hat eine große Ballettklasse.
    Jede Oper, die in Paris aufgeführt werden sollte, musste im 19 Jh. (und vorher sowieso) ein Ballett haben- was manche Komponisten keinesfalls goutierten..... :D


    Im Moment aktuell höre ich eine sehr sehr schöne Ballettmusik von Reynaldo Hahn, die ihrerseits ein großer Erfolg war:
    "Le Bal de Beatrice d'Este"
    zu fidnen auf dieser CD:



    oder noch besser hier, vom Komponisten selbst dirigiert!



    Man stelle sich dazu dann bitte die herrliche Stadt Ferrara und die passenden Cortegiani vor.

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