Die schönsten Opernhäuser

  • Hier soll es nicht um Opern als solche gehen, sondern um die Häuser, in denen sie aufgeführt werden. Falls es das Thema schon gab, bitte ich um Pardon und Verschiebung, meine Suche hat kein Ergebnis zutage gefördert.


    Wie groß ist bei Euch der Einfluss, den das Opernhaus auf den Genuss einer Aufführung hat? Spielt höchstens die Akustik eine Rolle, nicht aber die Architektur, denn spätestens, wenn das Licht ausgeht, sieht man sowieso nichts mehr davon? Oder trägt ein schönes Opernhaus mit zum Gesamterlebnis eines Opernbesuchs bei? Bei mir ist letzteres der Fall, vor allem beeinträchtigen von mir als hässlich empfundene Häuser den Genuss. Dazu zähle ich vor allem Theaterbauten, die in der Nachkriegszeit entstanden sind - abschreckende Beispiele sind für mich die Hamburgische Staatsoper (eröffnet 1955), das Opernhaus Düsseldorf (1956) und die Deutsche Oper Berlin (1961). Ich fühle mich in dieser Architektur unwohl, und auch wenn ich mich davon nicht abschrecken lasse, so beeinträchtigt sie doch die Freude an einem Opernbesuch. Ganz anders etwa das Aalto-Theater in Essen (eröffnet 1988), für mich einer der schönsten modernen Theaterbauten. Allein die Architektur macht jeden Besuch zu einem Genuss. Und dann natürlich die vielen schönen alten Opernhäuser mit ihren unzähligen Variationen des Themas Logentheater: La Fenice in Venedig, La Scala in Mailand, das Royal Opera House Covent Garden in London, das Nationaltheater in Prag, das Opernhaus in Budapest, um nur einige meiner Lieblingstheater zu nennen.


    Was sind Eure liebsten Opernhäuser?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Auf mich hat das Ambiente der Oper, ihre Einrichtung, die Architektur der Standort einen großen Einfluss.


    Ich drücke es jetzt mal so aus, man kann es mit nichts anderem vergleichen. Man tritt durch die Tür weist seine Karte vor, gibt seinen Mantel an der Gaderobe und schlendert so durch die Oper. Die Leute sind gepflegt und überall hört man Stimmen und sieht Leute durch die Gänge wandern während sie auf die kunstvollen Verkleidungen der Wände zeigen oder ihre Loge bzw. ihren Platz suchen. Dann macht man sich langsam auf den Weg in den Zuschauerraum und nimmt Platz. Das Stimmengewirr nimmt während dessen immer mehr zu da immer mehr Menschen in den Saal strömen. Wie viele andere bewundert man die kunstvolle Ausstattung aus Rot, Gold und Eflenbeinfarbe....


    So habe ich meinen ersten Opernbesuch erlebt (den ich vor ca. einem halben Jahr gemacht habe und in dem ich das Glück hatte einen ausgezeichneten Sitzplatz geschenkt zu bekommen) und es erfreut mich immer wieder die Wiener Staatsoper zu besuchen, schon alleine das "Vor-der-Oper" ist es wert sie zu besuchen :) (Auch wenn man nur einen Stehplatz hat, wie ich in den letzten drei Vorstellungen)


    Obwohl ich erst in einem Opernhaus war, wird die Wiener Staatsoper für mich immer das schönste Opernhaus der Welt bleiben :)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Von den mir bisher besuchten Opernhäusern würde ich die Semperoper in Dresden, die Staatsoper in Prag sowie die Wiener Staatsoper hervorheben. Bei letzterer allerdings mit der Einschränkung, dass der Zuschauerraum im gegenwärtigen Zustand nur mehr ein schwacher Abglanz einstiger Pracht ist. Wenigstens das Treppenhaus überstand den Bombenangriff von 1945 unbeschadet. Ich halte es beinahe schon für ein Sakrileg, dass man den Zuschauerraum nicht im Originalzustand wiederhergestellt hat, sondern stattdessen in einem nichtssagenden 50er-Jahre-Stil.


    So sah das bis 1945 aus:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eine beeindruckende Darstellung der Pracht dieses Opernhauses. Schade das es nun für immer verloren ist ;(


    Aber ich bin trotzdem ein begeisterter Freund dieses Opernhauses, bin eben noch sehr leicht zu beindrucken :)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Angeregt durch den Parallel-Thread Die schönsten Konzerthäuser liefere ich Bilder einiger meiner Lieblings-Opernhäuser nach und ermuntere die geschätzten Opern-Freunde in diesem Forum, dies ebenso zu tun - vielleicht lassen sich auf diese Weise noch einige Entdeckungen machen.


    Das Aalto-Theater in Essen als eines der schönsten modernen Opernhäuser:




    Die Mailänder Scala und La Fenice in Venedig kennt wohl jeder, das Nationaltheater in Prag vielleicht nicht:




    Und das Opernhaus in Budapest - herrlichste kakanische Prachtentfaltung und ehemals Wirkungsstätte von Gustav Mahler:



    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ach Bertarido!


    Was für wunderschöne Opernhäuser - und darin dann diese hässlichen RT- Inszenierungen! Welche Verschwendung!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ach Bertarido!


    Was für wunderschöne Opernhäuser - und darin dann diese hässlichen RT- Inszenierungen! Welche Verschwendung!

    Es freut mich, dass sich unser Geschmack wenigstens bei der Architektur trifft :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ins Aalto mag das moderne Regietheater noch bedingt reinpassen (womit ich gar nicht sagen will, das Essener Opernhaus sei hässlich), aber in die anderen? Auch für mich ein No-Go. Aber da werden wir uns nie einig werden. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf dem Bild erkenne ich sogar meine Stammplatz im Aalto Theater Essen. 2. Balkon 1. Reihe Mitte. Von dort hat man den besten Überblick. Aber leider besucheich das Aalto Theater nicht mehr so häufig, da es dort fast nur RT Inszenierungen gibt.

  • Bevor dieser Thread in das Thema Regietheater abgleitet, hier noch zwei Bilder eines weiteren Opernhauses, das ich sehr liebe: das Royal Opera House in London. Es ist auch ein Beispiel für eine sehr gelungene Renovierung. Ich habe während eines Studienjahres in England dieses Haus oft besucht (auch wenn ich mir damals nur die billigsten Plätze leisten konnte), dann viele Jahre nicht mehr, und ich war dann begeistert davon, was die Architekten im Zuge der grundlegenden Renovierung daraus gemacht haben (Foyers etc.), ohne seinen historischen Charme zu beeinträchtigen.


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Ein sehr gelungenes, moderne Opernhaus ist das Musiktheater in Gelsenkirchen. Vielleicht stellt jemand anderes ein Bild ein.
    Übrigens: mein erster Gedanke war auch: und dann RT.
    Aber auch hier gibt Dr. Pingel Rat: bei einer RT - Inszenierung wird auch das Haus entsprechend
    (verun-) gestaltet. Die Brüder Ludolf sind sicher bereit, Teile ihrer Sammlungen dafür abzugeben.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Das Royal Opera House, Covent Garden, wurde zurecht bereits angeführt. Da darf die Opéra Garnier in Paris natürlich nicht fehlen:



    Ich will nicht verhehlen, dass mir das Deckengemälde von Marc Chagall von 1963 nicht zusagt (Stilbruch), aber na ja. Mittlerweile auch fast schon ein Klassiker. Hat jemand ein Photo des alten Deckengemäldes (das übrigens nicht verloren ging, sondern sich noch darunter befinden soll)?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja, das Palais Garnier mag ich auch sehr, es verkörpert vielleicht am allerbesten den elitären Glanz, den Opernhäuser einmal hatten. Ich habe da immer Prousts Gesellschaftsskizzen vor Augen, seine Herzoginnen und Prinzessinnen... Leider finden die meisten Aufführungen der Opéra National de Paris heutzutage in der nicht gerade besonders atmosphärischen Opéra Bastille statt - aus praktischen Erwägungen nachvollziehbar, aber trotzdem bedauerlich. Das Deckengemälde empfinde ich auch als Stilbruch.


    Hier noch eine Außenansicht:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Vielleicht wäre das ja das einzige Gute daran, würde Le Pen Hollande wirklich beerben, dass das alte Deckengemälde wieder zum Vorschein käme ... :whistling:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das Teatro Massimo in Palermo ist auf jeden Fall eines der größten Opernhäuser Europas (und das größte in Italien) aber auch ein besonders schönes Haus. Nach unendlichen Querelen ist es in den 1990er Jahren wiedereröffnet worden und stellt sich von Außen nun so dar. Von Innen ist es jedoch auch sehr schön, wie man sich bei einem Blick auf die Homepage leicht überzeugen kann - oder einfach einmal nach Sizilien fliegen und selbst erleben. Es lohnt sich.



    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Der Innenraum des Teatro Massimo ist wirklich wunderschön - leider kenne ich es nicht. Hier ein Foto:



    Leider hat es - wie fast alle italienischen Opernhäuser - einen sehr ausgedünnten Spielplan :( .

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido,


    vielen Dank für das Einstellen der Innenansicht. Meine eigenen Photos haben leider keine gute Qualität, daher hatte ich darauf verzichtet. Ja, die Spielpläne sind leider recht ausgedünnt. Ich habe in Palermo bisher Puccini gehört, aber da ich regelmäßig nach Palermo komme, hoffe ich, ganz passend vielleicht die Cavalleria Rusticana dort zu hören.
    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich will nicht verhehlen, dass mir das Deckengemälde von Marc Chagall von 1963 nicht zusagt (Stilbruch), aber na ja. Mittlerweile auch fast schon ein Klassiker. Hat jemand ein Photo des alten Deckengemäldes (das übrigens nicht verloren ging, sondern sich noch darunter befinden soll)?


    Tatsächlich findet sich nirgends eine Foto vom originalen Deckengemälde. Zumindest habe ich keines gefunden nach langem Suchen. :( Im Palais Garnier gibt es eine sehr schöne Ausstellung über das Haus, in der die alte Decke auch gezeigt wird. In dieser Bemalung setzt sich die Pracht fort. Einzelheiten habe ich nicht mehr in Erinnerung. Inzwischen ist ja auch der Chagall etwas nachgedunkelt und nach meinem persönlichen Eindruck nicht mehr so schreiend gegensätzlich in seiner Wirkung. Als ich zum ersten Mal in diesen Zuschauerraum kam, war Chagall nicht einmal das erste, was optisch über mich herfielt, obwohl ich darauf gefasst war. Es war der Gesamteindruck, auf den man durch das Treppenhaus und die Foyers, die in Wirklichkeit etwas gedrängter sind als auf den Weitwinkelfotos. Die Entscheidung für Chagall, den ich persönlich für gehobenes Kunstgewerbe halte, war dem Zeitgeschmack geschuldet. Paris war immer sehr gut für so etwas. Einiges - wie die Pyramide am Louvre - ist ja auch wirklich sehr gelungen. Nunmehr ist der Platz vor der alten Oper zum unwirtlichsten Platz in ganz Paris geworden. Der Verkehr tob gnadenlos drum herum. Und das legendäre Café de la Paix an einer der Ecken des Vorplatzes ist total herunter gekommen. :(


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Trotz des Verkehrs bin ich gerne vor dem Garnier, denn ich liebe (als Komponistenbüsten-Sammler) die Komponistenbüsten in der Außenfassade des Hauses. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nach langem Suchen fand ich nun endlich heraus, wie das originale Deckengemälde der Opéra Garnier aussah, es gibt nämlich eine Studie des Malers:



    Jules-Eugène Lenepveu, The Muses and the Hours of the Day and Night, 1872. Study for the ceiling of the Auditorium. Oil on canvas, diameter: 59 inches. Inscribed: To my friend Garnier. Musée d'Orsay. (Quelle)


    Es ist an der Zeit, dass man eine Petition startet, welche die Enthüllung des Originals zum Ziel hat. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Glückwunsch, lieber Joseph II. Das hat sich aber gelohnt. Obwohl ich das Musée d'Orsay kenne, das Material wird dort - darauf könnte ich schwören - nicht öffentlich gezeigt. Du hast in weiser Voraussicht Deine Idee für eine Petition zum Rückbau mit dem passenden Smiley versehen. Ehr wird der Eiffelturm abgerissen, als dass die Chagall-Decke wieder abgenommen wird. ;)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die schönsten Opernhäuser für mich sind die Semperoper Dresden, die Staatsoper Berlin (so, wie ich das Haus zwischen 1989 und 2010 besucht und erlebt habe - wer weiß, wie es nach der Rekonstruktion aussieht...) und auch - zumindest vom Zuschauerraum her - auch die Komische Oper Berlin.


    Opernhäuser, die mir architektonisch weit weniger gefallen, stehen zum Beispiel in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Mannheim und in Berlin-Charlottenburg...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"