Fantastische Tosca an der Göteborger Oper (2.5.2014)

  • Liebe Taminos,


    mein letzter Opernbesuch während meines Aupairjahres in Schweden sollte zugleich mein bester werden. Es wurde Puccinis Tosca gegeben, einer Oper die ich sowieso schon sehr schätze, aber in Folge meines Besuch doch in der Rangfolge ziemlich aufgestiegen ist. Die Besetzung war wie folgt:

    Regie
    : Lorenzo Mariani
    Kostüme: Silvia Aymonino
    Bühnenbild: Maurizio Baló


    Floria Tosca: Carolina Sandgren
    Mario Cavaradossi: Tomas Lind
    Baron Scarpia: Anders Lorentzson
    Angelotti: John Sax
    Spoletta: Iwar Bergkwist
    Sciarrone: Jonas Landström
    Messner: Peter Loguin
    Schließer: Sven Törnell
    Ein Hirtenknabe: Maja Lennwall


    Chor und Orchester der Oper Göteborg
    Kinderchor, Statisten
    Dirigent: Pier Giorgio Morandi






    Zur Musik: Die Aufführung der Göteborger Oper war mal wieder eine Offenbarung. Besonders herausragend war Tomas Lind als Cavarandossi, dessen Tenor ein sehr angenehmen Timbre hatte, welches an den frühen Carreras erinnerte. Seine Höhen waren so mühelos wie man es noch aus den besten Zeiten Pavarottis kannte, und konnte bestens in der Höhe strahlen. Auch Carolina Sandgren war eine Idealbesetzung für die Tosca. Ihre Stimmfarbe war ideal für die Rolle und wurde besonders in der Höhe sehr prachtvoll. Zeitweise fiel es ihr aber schwer das Orchester zu übertönen. Das gleiche Problem hatte zu Beginn auch Anders Lorentzson als Scarpia, der jedoch zum Te Deum aufblühte und im weiteren laufe des Abends seine Rolle als Bösewicht mustergültig gestaltete. John Sax als Angelotti hatte leider nur einen kurzen Auftritt, im dem er jedoch seinen sonoren Bass bestmöglich präsentierte und selbst für die kleine Rolle einen guten Applaus erhielt. Als einziger der Sänger fiel Peter Loguin als Messner nicht so auf, spielte jedoch seine Rolle hervorragend. Die anderen Polizisten waren grundweg solide. Sehr prachtvoll agierte das Orchester und Pier Giorgio Morandi, ein Import aus Italien, der genau wusste, wie er seinen Landsmann spielen sollte. Dynamisch sehr ausgewogen, nicht zu sehr ins sentimentale gezogen und durchaus klangvoll ließ er das Orchester aufspielen und sah die Musik nicht nur als Begleitung der Sänger an. Nur selten übertönte das Orchester die Stimmen, was aber auch an der guten stimmlichen Verfassung aller Sänger lag. Das Orchester ließ keine Fehler hören und folgte der Musik mit großer Spielfreude.



    Quelle: Jenny Jernberg von opera.se


    Die Inszenierung: Genau so überzeugend wie die Musik war auch die Inszenierung von Lorenzo Mariani. Im Original spielt die Handlung am 17. und 18. Juni 1800, wurde aber für die Aufführung ins Jahr 1930 verlegt, hätte aber bis auf eine Ausnahme auch 1800 spielen können. Zu den ersten mächtigen Akkorden öffnet sich rasch der Vorhang und man sieht Angelotti vor den Polizisten flüchten, die ihn mit einem echten(! - ähnlich Citroen 11 CV) Oldtimer auf der Bühne verfolgen. Die Bühne verdunkelt sich und schnell ist man in der Kirche Sant' Andrea della Valle. Ein riesiges Gemälde der Maria Magdalena sowie eine Malergerüst bestimmt das Bild. Während Cavaradossi einen schlichten Malerkittel trägt, ist Tosca in ein prächtiges rotes Gewand gehüllt. Zum Te Deum tritt der Chor auf. Zu seinen Zeilen "Tosca, Du lässt mich Gott vergessen" wirft sich der typisch italienisch bekleidete Scarpia in die Arme der zahlreichen begehrenden Frauen.
    Der zweite Akt spielt in Scarpias Palazzo Farnese. Die Szene ist prächtig gestaltet. Die Wände scheinen komplett aus Marmor, auch der Boden ist mit herrlichen Marmorplatten belegt. Zur linken ist Scarpias mächtiger Schreibtisch, ausgestattet mit einem Siegelstempel, einer bronzenen Schreibgarnitur, Kristalkaraffen und Gläser, Kruzifix und Lampe, zur rechten eine Wand mit Bildern gesuchter Verbrecher. Scarpia trägt nun einen weißen Anzug, Tosca behält ihr rotes Kleid, Cavarandossi trägt nun einen schlichten Mantel. Besonders beeindruckend ist in diesem Akt das Schauspiel Sandgrens und Lorentzsons. Leider ist die Ermordungsszene recht unglaubwürdig, da die Messerstiche im Zeitlupe ausgeführt werden, da wäre mehr möglich gewesen. So wie Scarpia verrenkt über dem Schreibtisch hing hat man ihn jedoch fast tatsächlich für tot gehalten.
    Der letzte Akt spielt auf dem Dach der Engelsburg. Man sieht eine Mauer, dahinter das Panorama von Rom mit dem Petersdom. Im Vordergrund stehen zwei mächtige Kanonen zwischen denen die Wachen patroullieren. Tomas Lind schmettert sein "E lucevan le stelle" und erntet stürmischen Zwischenapplaus für seine hervorragende Leistung. Doch die Freude im Publikum ist von kurzer Dauer. Tosca springt aus Verzweiflung von den Mauern der Engelsburg. In diesem Moment verschwindet die Mauer, ein Double wird von der Decke herabgelassen. Zeitgleich schnellt das Panorama von Rom nach oben, sodass ein rasanter Fall vorgetäuscht wird, dass am Ende nur noch die tote Tosca auf dem Boden zurückbleibt. Durchaus erschüttert und hochbegeistert gibt es verdiente Standing Ovations für diese vollkommen runde Aufführung! Danke für dieses tolle Erlebnis - die Top 2 meine besten Opernerlebnisse!


    Beste Grüße
    Christian

  • Lieber Christian !


    Ich freue mich für Dich, daß Du so einer herrlichen Tosca-Aufführung beiwohnen konntest. Ich liebe diese Oper auch sehr - eine meiner Top-Favoriten.
    Viel Spaß noch in Schweden und einen Gruß aus Wien,


    Louis