Ganze 145 Treffer weist sein Name hier in der Forensuche auf, zahlreiche Mitglieder schätzen ihn, nach Jahren des Vergessens ist seine Musik wieder auf der ganzen Welt präsentiert - ich rede von
Kurt Atterberg
(1887-1974)
Kurt Atterberg wurde am 12. Dezember 1887 in der Haga Kyrkogatan in Göteborg an der Westküste Schwedens geboren. Sein Vater war ein Ingenieur, besaß aber auch ein eigenes Labor in dem der junge Kurt gerne herumexperimentierte und dabei das ein oder andere Mal fast das Haus abgebrannt hätte. Bereits hierbei zeigt sich seine große technische Leidenschaft, die ihn Zeit seines Lebens im Hauptberuf als Ingenieur und leitender Beamter im Patentamt Stockholm begleitete. Mit 10 Jahren wurde sein Interesse zur Musik durch den Kontakt zu einigen Mitschülern geweckt. Als er jedoch das Leipziger Orchester 1902 hörte, überkam ihn die Leidenschaft und er entschloss sich Cellounterricht zu nehmen. Bereits drei Jahre später ist seine erste Komposition verzeichnet. Er schien ein eifriger Spieler zu sein, wurde er doch bereits 1908 - ein Jahr nach seinem Studienexamen - als fester Cellist de Mazerska Quartetts beordert. Doch auch die Komposition reizte ihn weiter und seine Klavierrhapsodie op.1 entstand. 1910 sollte er einen richtigen Kompositionslehrer bekommen - Andreas Hallén, selber ein ordentlicher Komponist. Doch Atterberg und er zerwarfen sich schnell - er nahm nur wenige Stunden und lehrte sich die Kunst der Komposition von nun an autodidaktisch (was Hallén später mit Bewunderung zu beurteilen wusste). 1912 debütierte Atterberg als Komponist und Dirigent mit seiner ersten Sinfonie in Göteborg und erntete einen stürmischen Erfolg. Weitere Engagements folgten u.a. in Stuttgart. Dank seines großen Erfolges konnte er nun die Heirat mit Ella Peterson eingehen, die ihm 1917 einen Sohn schenken sollte. In diesem Jahr durfte er auch erstmals seine Werke in Berlin präsentieren und erntete weiterhin große Erfolge. 1919 begann er neben seiner Dirigier- Komponier- und Ingenieurstätigkeit als Kritiker bei der Stockholmer Zeitung und lieferte sich dort häufig arge Wortkämpfe mit dem Komponisten Wilhelm Peterson-Berger. Obgleich dieser Atterbergs Musik verriss, stieg sein Stern immer weiter: Arthur Nikisch dirigiert seine zweite Sinfonie in Leipzig, 1923 wird seine fünfte Sinfonie und sein Cellokonzert von den Berliner Philharmoniker uraufgeführt - Atterberg ist nun in Deutschland fast besser repräsentiert als in seinem Heimatland. Zeitgleich mit der Uraufführung der 5. gründet Atterberg die STIM (schwedische GEMA) und setzt sich dafür ein, dass Komponisten für ausgeliehene Noten, etc. ebenfalls Geld erhalten, was zuerst auf großen Widerstand trifft. Einen seiner größter Erfolge hat Atterberg im Jahr 1928 als er mit seiner sechsten Sinfonie den internationalen Schubert-Wettbewerb gewann und 10.000$ Preisgeld erhielt, weshalb das Werk fortan "Dollarsinfonie" genannt wurde. Nach diesem letzten Höhepunkt begann Atterbergs Stern zu sinken - sein romantisches Idealbild wurde von der Moderne verdrängt. Im Laufe der Zeit fühlte sich Atterberg immer einsamer - nachdem seine romantischen Mitstreiter Ture Rangström (†1947) und Natanael Berg (†1957) gestorben sind und er zwar noch als musikalische Persönlichkeit anerkannt wurde, die schwedische Musik nun von Hilding Rosenberg, Gösta Nystroem und Lars-Erik Larsson beherrscht wurde, entschloss er sich nach seiner letzten großen Sinfonie (Sinfonia visionaria 1956) nur noch sporadisch zu komponieren und seine Kraft vermehrt den Rechten der Komponisten zu widmen. Sein letztes Werk, ein Adagio komponierte er 1967. Ein Jahr später wurde er - gegen seinen Willen - nach 56 Jahren Arbeit aus dem Patentwerk entlassen. 1974 stirbt Atterberg als letzter der großen romantischen schwedischen Komponisten am 15. Februar in Stockholm und wurde in Solna begraben.
Kurt Atterberg war - wie bereits erwähnt - der letzte der großen romantischen Komponisten Schwedens und zweifellos auch der erfolgreichste. Auch als Dirigent für skandinavische Werke war er gefragt. Seine Werke wurden mehr in Deutschland als in Schweden gespielt und waren immer ein großer Erfolg. Auch heute wird er nach Jahren der Vernachlässigung wieder regelmäßig gespielt - in Schweden, in Deutschland aber auch in den USA und in Asien. Sein Werk besticht durch eine opulente Klangfülle, enormen melodischen Reichtum, eine Vorzügliche Instrumentation und gutes Formempfinden. Zeit seines Lebens plädierte er gegen die moderne Musik, sah sie als Zerfall jahrhunderter langer Kultur an und bekannte sich oft und gerne öffentlich dazu. Obgleich er später die modernen Werke einen Gösta Nystroems akzeptierte, die ebenfalls aus einer tiefen Liebe zur Natur entspringen, war er wie er selbst sagte "ein unverbesserlicher Romantiker". Dies merkt man seinen Werken an, die oft schwelgend, zwischen lieblicher Lyrik und großer Dramatik schwanken und trotz allem romantischen Zeitgeists zum Trotz Anklänge an Hollywood aufzeigen. Heute ist sein sinfonisches Schaffen komplett erschlossen. Es gibt einen kompletten Zyklus von CPO, einer von Chandos ist in Planung, Einzeleinspielungen sind ebenfalls vorhanden. Lediglich seine zu Lebzeiten erfolgreichen Opern sind keineswegs erschlossen und warten auf eine Wiederentdeckung.
Zu seinen Werken sei in den kommenden Antworten etwas gesagt.
Beste Grüße
Christian