Otto Gerdes (geboren am 20. Januar 1920 in Köln, gestorben am 15. Juni 1989) war ein ein deutscher Dirigent und Musikproduzent.
Nach einem Musikstudium in Köln gründete Gerdes 1946 ein Tanzorchester ebenda, das Kölner Rundfunk-Tanzorchester. Dieses wurde allerdings bereits im Herbst 1947 vom NWDR aufgelöst.
Gerdes übernahm in der Folgezeit beim Südwestfunk die Dirigentenstelle des Unterhaltungsorchesters.
Es folgten Dirigate auch bei anderen Orchestern, nun allerdings im Bereich der E-Musik. Er war daneben als Produzent und künstlerischer Leiter in den Opernhäusern von Berlin und München tätig.
1956 ging Gerdes als Produzent zur Deutschen Grammophon Gesellschaft und avancierte 1963 zum künstlerischen Direktor. 1966 wurde ihm als Produzenten der Grammy Award für den "Wozzeck" unter Böhm verliehen. Angeblich wurde er aus den Diensten der DG entlassen, nachdem er Herbert von Karajan jovial als "Herr Kollege" begrüßt hatte.
Gerdes' bis heute berühmteste Aufnahme ist der "Tannhäuser" aus dem Jahre 1968/69 mit Windgassen, Fischer-Dieskau, Adam und Nilsson. Daneben existieren Aufnahmen des "Meistersinger"-Vorspiels, der relativ unbekannten Symphonie in C-Dur von Wagner sowie der 4. Symphonie von Brahms.
Später spielte er mit den Rundfunk-Sinfonieorchestern Berlin und Leipzig für das DDR-Label Eterna ein und war für die tschechische Supraphon tätig.
Im Juni 1989 starb Gerdes im Alter von 69 Jahren. Sein berühmter Widersacher Karajan überlebte ihn um einen Monat.
2001 erhielt er postum den Ehrenorden der freien Musiker-Loge Baden-Baden für sein Lebenswerk.
Vor der Aufnahme war ich irgendwann gewarnt worden. Kürzlich habe ich mir mein eigenes Bild gemacht und muss den Verriss doch scharf zurückweisen. Die Sängerbesetzung ist erstklassig. Wolfgang Windgassen legt einen spektakulären Tannhäuser hin, Dietrich Fischer-Dieskau ist der vielleicht beste Wolfram, Theo Adam ein nobler Landgraf und Birgit Nilsson überzeugt als sensationelle Venus. Abstriche muss man machen bei ihrer Darstellung der Elisabeth; sie ist halt nicht das unschuldige Ding, aber egal. Wirklich überrascht war ich vom Dirigat von Otto Gerdes, das sich m. E. keineswegs verstecken muss. Er lässt der Musik Zeit zum Atmen. Die Aufnahme erschien nach ihrer LP-Veröffentlichung lange nicht auf CD, offensichtlich erst 2002. Vielleicht war der Gegensatz zwischen Gerdes und Karajan dergestalt, dass letzterer sogar die Zurückhaltung der Aufnahme erreichte? Eine besonders gute Presse hatte sie ja offensichtlich nicht. Sollte die Anekdote stimmen, die zur Entlassung von Gerdes führte, zeichnet das wieder ein bezeichnendes Bild Karajans. Womöglich neidete er ihm, dass die DG nicht ihn selbst mit der Einspielung betraute.
"Bei dieser Aufnahme soll Fischer-Dieskau gesagt haben, er habe vieles neu entdeckt, was er an dieser Oper bisher noch nicht erkannt habe." (Kenneth S. Whitton, DFD Mastersinger, London 1981)