Rossini Wilhelm Tell: Übertragung der Premiere in München im Livestream

  • Hat eigentlich keiner die Wilhelm Tell Premiere aus München gesehen? Dank der Software Audials 11 habe ich mir den Livestream am Samstag aufgenommen. Was mich immer maßlos ärgert sind die Kürzungen die vorgenommen werden. Natürlich wurde wieder mal das Ballet weggekürzt. Dabei hat die Bayerische Staatsoper doch so ein hervorragendes Ballettensemble. Und wenn man schon sparen muss, kann man die Balletmusik ja auch ohne Ballet aufführen. Auf die 20 Minuten mehr kommt es auch nicht mehr an. Ich habe bei den Pesaro Festspielen im Radio fast den kompletten Tell gehört, der ging knapp 5,5 Stunden, aber die Zeit verging unheimlich schnell und es wurde nie langweilig. Die Inszenierung ist einfach nicht der Rede Wert und das Regieteam wurde am Ende zuercht ausgebuht. Ordentlich bis sehr gut waren die sängerischen Leistungen. Bryn Humel war ein wunderbarer Arnold, obwohl er am Anfang noch etwas knödelig klang. Seine Arie wurde zum Highlight des Abends. Sehr gut hat mir auch Die Mathilde von Marina Rebecca gefallen, die zur Zeit ja eine große Karriere zu machen scheint. Auch Michael Volle war ein sehr guter Tell. Überhaupt nicht anfreunden konnte ich mich mit dem Dirigat von Herrn Ettinger. Das war so grobschlächtig wie die Regie. Man meinte die ganz Zeit Wagner oder Verdi zuhören, aber keinem Rossini. Und die Overtüre hat er leider auch verschenkt, zumal sie erst vor dem zweiten Akt gespielt worden ist. Nur müsste sie dann nicht eigentlich Intermezzo heißen? Ganz furchtbar die Moderatorin Frau Eichinger. Da muss sie wohl noch ein paar Stunden Nachhilfeunterricht bei Frau Gerlach im Fach Moderation nehmen. :) .

  • Nein, gesehen habe ich den "Tell" nicht. Ich habe nur ein wenig die Vorberichte verfolgt, an denen ja kein Mangel war. Ich bin ein glühender Liebhaber des Werkes. Selbst das ZDF konnte sich gar nicht fassen und warf mit Vorschusslorbeeren nur so um sich. Der Aspekte-Sendung begann damit, dass sehr abgerissene und ungeputzte Turnschuhe die prunkvolle Treppe im Opernhaus hinauf stiegen. Sie erwiesen sich als dem Regisseur Antú Romero Nunes zugehörig, der beim Nähertreten in eben so abgewetzten Jeans steckte, deren Schritt bis zu den Knien reichte. Kids, die die Pubertät noch nicht hinter sich haben, sieht man damit. Mein Eindruck war, dass die Sendung damit ein programmatisches Zeichen setzen wollte. Dieser Regisseur nun, jünger aussehend als er womöglich ist, kommt vom Schauspiel und hat vor allem am Maxim Gorki Theater in Berlin gearbeitet. Er ist ungemein charmant, sehr einnehmend, klug und hat nicht den geringsten Respekt vor dem Genre Oper. Ich weiß auch nicht, ob er je eine Oper inszeniert hat. Für mich wäre das auch kein Problem, wenn da nicht in den Bildern und Clips der Inszenierung in München wieder die allseits bekannte billige Straßenanzugs-Optik triumphieren würde. Die müssen ja einen Vorrat haben an diesen Dingern. Er greift ja auch nicht nur durch Striche ein in die Grand Opera, wie auch rololfo39 feststellte, er verlegt auch die berühmte Ouvertüre ins Innere der Handlung. Warum, ist mir nicht klar geworden. Ich bin ratlos wie immer. Musikalisch - ich hörte einiges aus anderer Quelle - war das eine maue Veranstaltung. Auch Herr Volle schien mir fehlbesetzt. Die Aufführung hatte überhaupt keinen Puls, der bei Rossini unabdingbar ist. Es rumste so vor sich hin. Nicht für umsonst würde ich mich in diese Aufführung setzen. Ich bin gespannt, ob wer drinnen gewesen ist, vielleicht Figarooo oder Bertarido?


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nicht für umsonst würde ich mich in diese Aufführung setzen.

    Ich werde mich für 65 Euro in eine dieser Aufführungen setzen, da ich das Stück noch nie live erlebt habe. In Berlin ist es seit ich denken kann nicht gespielt worden, und dass es mit ersten Sängern szenisch an einem deutschen A-Haus angeboten wird, ist auch nicht der Normalfall.


    Wohl dem, der sagen kann, schon viele bessere Live-"Tell"-Aufführungen erlebt zu haben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Sie erwiesen sich als dem Regisseur Antú Romero Nunes zugehörig, der beim Nähertreten in eben so abgewetzten Jeans steckte, deren Schritt bis zu den Knien reichte. Kids, die die Pubertät noch nicht hinter sich haben, sieht man damit. Mein Eindruck war, dass die Sendung damit ein programmatisches Zeichen setzen wollte.

    Wenn das Publikum bei den Festspiel-Gala-Preisen so erschiene, wär das Geschrei wohl gross.... :angel:



    Zitat

    Ich bin gespannt, ob wer drinnen gewesen ist, vielleicht Figarooo oder Bertarido?

    Ich habe ein Ticket für Mittwoch, bin aber im Moment im Zweifel, ob ich mir das wirklich antun soll.....

  • Ich habe ein Ticket für Mittwoch, bin aber im Moment im Zweifel, ob ich mir das wirklich antun soll.....


    Du bist doch immer so mutig. Geh hin und erzähl uns, was Du gesehen und gehört hast. :)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin gespannt, ob wer drinnen gewesen ist, vielleicht Figarooo oder Bertarido?


    Ich kann auch nicht mit einem Bericht dienen: nachdem ich im Vorfeld einiges über Regisseur und Inszenierung gelesen hatte, habe ich davon Abstand genommen, mir diesen "Tell" anzutun. Und die ersten Kritiken der Premiere haben mich in dieser Entscheidung bestätigt. Falls jemand Interesse hat: es gibt noch sehr viele Karten für die nächsten Vorstellungen, was für München eigentlich sehr ungewöhnlich ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.