Die "Transkriptionen" sind nicht eigenmächtiger als das, was bei Bachs "Klavierkonzerten" seit vielen Jahrzehnten üblich ist. Im Grunde sind das größtenteils Konzerte für ein Tasteninstrument, die man weitestgehend einfach so auf einem modernen Flügel spielen kann, da keine Pedalstimme umarrangiert werden muss oder so etwas.
Da Händel, ähnlich wie Bach, einer der eifrigsten Arrangeure und Recycler gewesen ist, sollte man deswegen sicher kein schlechtes Gefühl haben.
Schließlich sind die Konzerte ebenso für Cembalo wie für Orgel gedacht und diese Instrumente sind voneinander ebenso unterschiedlich wie ein moderner Flügel von beiden. Und die großen Kirchenorgeln, auf denen sie oft gespielt wurden, haben mit der Orgel, die Händel seinerzeit verwendete, nicht viel zu tun. (Die Konzerte waren Pausenfüller in den Oratorien). Ich habe gerade noch mal in die Decca-Aufnahme reingehört, auf der Malcolm zwei Konzerte auf dem Cembalo spielt. Es mag auch daran liegen, dass das (moderne?) Cembalo gegenüber dem mit modernen Instrumenten besetzten Kammerorchester (Marriner) recht leise (wenn auch durchdringend) ist, aber mir gefällt das nach wie vor nicht besonders gut.
Kirschnereit spielt (nach den Schnipseln) frisch und verzierungsfreudig, aber, obwohl ich kein so großer Orgelfan bin, klingt das für mich dennoch irgendwie "falsch". Teilweise liegt es wohl auch daran, dass die Verzierungen auf einem so kräftig klingenden modernen Flügel keinen rechten Sinn ergeben (das stört mich inzwischen auch bei einigen Stücken Bachs), hauptsächlich aber an der Gewohnheit. Wenn man die Stücke seit 15 Jahren nur auf der Orgel gehört hat, ist das auch kein Wunder. (Dagegen habe ich zB Bachs "Klavierkonzerte" auf einem modernen Flügel kennengelernt.)