Christian Sinding - ein musikalischer Botschafter Norwegens


  • Scheinbar habe ich meinen Vorsatz, einen Thread über den norwegischen Komponisten Christian Sinding (1856-1941) zu eröffnen, bis jetzt noch nicht verwirklicht, denn ich kann ihn zumindest nicht finden. Das wird aber jetzt nachgeholt. Ich habe mich in Anbetracht der eher bescheidenen Anzahl an verfügbaren Aufnahmen, verteilt auf alle Sparten seines Schaffens, dafür entschieden alle eventuell vorzustellenden Werke in diesem Thread unterzubringen.
    Sinding studiert in Leipzig, wobei sich seine Lehrer über sein Talent nicht einig sind, während Salomon Jadasson meint: „Sein Talent für die Musik im allgemeinen ist nur sehr geringer Art,“, urteilt Ernst Richter „Die vorgelegten Kompositionsversuche lassen auf Anlage schliessen“ – Einig sind sich die beiden Professoren indes, dass Sinding den Unterricht nur „gelegentlich“ besucht….
    Nach einer Unterbrechung des Studiums, wo er in seiner Heimat als Orchestermusiker tätig ist kehrt er wieder nach Lepzig zurück und nimmt Stunden bei Reinecke.
    Die auf den hier gezeigten Aufnahmen enthaltene Sinfonie hat er 1887 zu schreiben begonnen, veröffentlicht aber erst 1890 die Zweitfassung.
    Die Sinfonie Nr 1 op 21 in d-moll ist ein teilweise sehr „massiges“ Werk, was schon ein zeitgenössischer Kritiker feststellte, ebenso wurde immer ein Naheverhältnis zu Wagner aus der Sinfonie herausgehört. – Wie dem auch sei – jedenfalls ist das Werk stellenweise recht beeindruckend, und kam auch beim zeitgenössischen Publikum gut an. Indes – vergleicht man mit dem 14 Jahre älteren Gustav Mahler, dann ist die Sinfonie eher als konservativ einzustufen. Ich würde auch nicht mit Wagner und Bruckner vergleichen, denn die oft sehr präsenten Bläser sind eher fröhlich und triumphierend als weihevoll-feierlich….
    Ich besitze nur die CD mit der Radio-Philharmonie Hannover des NDR unter Thomas Dausgaard, bin aber sehr zufrieden damit.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Pflichtstück für jeden Salon-Pianisten: "A rustle of spring" von Christian Sinding, op. 32 #3:



    Darf in keinem Wunschkonzert fehlen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich zitiere mich mal selbst:


    "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Dieses Bonmot von Gorbatschow gilt auch in der Musikgeschichte. Christian Sinding ist sicher ein Komponist, auf den dies zutrifft. Die hier zum ersten Mal komplett eingespielten Violinkonzerte entstanden in der ersten und zweiten Dekade des 20. Jhdts, wissen aber nichts von der Entwicklung der Musik ab Mahler und Bruckner. Sie sind somit fest im 19. Jhdt verankert und vergleichbar mit denen von Bruch, Dvorak oder Joseph Joachim.
    Allerdings handelt es sich um außerordentlich klangschöne und melodienselige Werke, so dass es eigentlich unverständlich ist, dass sie erst jetzt "entdeckt" wurden. Sie müssen sich, was die kompositorische Qualität angeht, nicht vor denen der oben erwähnten Komponisten verstecken und sind z.B. denen des Herrn Paganini m. E. weit überlegen. Das wäre ideales Futter für einen Jascha Heifetz gewesen.
    Insofern dürfen wir ein weiteres Mal (wie schon unzählige Male zuvor) der Firma CPO dankbar sein, dass sie diese Schätze ans Tageslicht befördert hat. Dazu in Einspielungen, die was die geigerische Umsetzung durch den jungen Nachwuchsgeiger und die orchestrale Begleitung durch die NDR-Radiophilharmonie unter Frank Beermann angeht, vorbildlich sind.
    Dass JPC die Doppel-CD seit kurzem im unteren Preissegment führt, tut der Sache sicher keinen Abbruch. Allen Freunden wirklich romantischer Musik wärmstens empfohlen.

  • Lange Zeit war ich hin und her gerissen, ob ich für die Sinfonien Nr.1 und 2 auch noch die Aufname mit Ari Rasilainen (APEX) brauche, denn ich habe auch nur die von Alfred in Beitrag 1 abgebildete cpo-CD mit T.Daussgaard. Bei den Sinfonien Nr. 3 und 4 nur die Rasilainen-Aufnahme.


    *** Die Sinfonien Nr. 3 und 4 sind echte Spätwerke von Sinding:
    Sinfonie Nr.3 (1920) op.121 und Sinfonie Nr.4 (1936) op.129 wurde erst kurz vor der Uraufführung zum 80.Geburtstag des Komponisten fertig gestellt.


    Ich muss sagen, dass die Rasilainen-Aufnahme (APEX) wirklich auch ausgezeichent ist und hier für die Sinfonien Nr. 3 und 4 so ganz und gar nicht den Wunsch erzeugt, auch die Dausgaard-Aufnahme zu besitzen. Das Norwegian RSO spielt mit Herzblut und Rasilainen wirkt autentisch.
    Trotzdem ändert das nichts an dem Eindruck, dass Sinding recht konservativ tönt - ;) in den Jahren 1920 und 1936 hat man schon modernere Töne gehört. Allerdings hat sich Sinding in der Sinfonie Nr.4 von konservativen sinfonischen Formen gelöst und seine Vierte recht rhapsodisch frei gestaltet ... aber nur von der Form her. Ausserdem hat die Vierte den Programmtitel "Winter und Frühling".



    APEX, 2000, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Ich muss sagen, dass die Rasilainen-Aufnahme (APEX) wirklich auch ausgezeichent ist und hier für die Sinfonien Nr. 3 und 4 so ganz und gar nicht den Wunsch erzeugt, auch die Dausgaard-Aufnahme zu besitzen. Das Norwegian RSO spielt mit Herzblut und Rasilainen wirkt autentisch.


    Ich habe in die Sinfonie Nr 1 vergleichsweise per Clip hineingehört - und bevorzuge die Dausgaard - Aufnahme


    Du brauchst Dir aber bezüglich der cpo Ausgabe keine Gedanken über eine Dausgaard Aufnahme der Sinfonie 3 und 4 zu machen: Die gibt es nämlich nicht !!! Gleiche Aufmachung- gleiches Orchester - anderer Dirigent: David Porcelijn


    Dass Sindings 1. Sinfonie (die 2. habe ich noch nicht gehört) sehe ich indes nicht als Fehler ! :D


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sindings FRÜHLINGSRAUSCHEN ist geradezu unheimlich eingängig - Salonmusik!
    Das wurde (und wird) in Konzertführern auf Sindings andere Kompositionen übertragen - merkwürdigerweise nicht auf einzelne Kammermusikwerke, wie beispielsweise das Klavierquintett e-Moll, das Streichquartett a-Moll, denen durchaus "Meisterschaft" attestiert wird.
    Bei den Orchesterwerken und Opern wird Sinding nicht das Format eines Grieg zugestanden; er komponiere "wie gewollt, aber nicht gekonnt", alles klingt "aufgesetzt", nicht echt empfunden.
    Wenn ich nun den Hörschnipseln lausche, komme ich nicht umhin, einiges Interessante zu bemerken, aber lohnt sich das Entdecken wirklich?
    Ich werde mal diesen Thread und seine Beiträge interessiert verfolgen, mal sehen, was sich hier tut...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Liebe Taminos,


    Christian Sinding ist ein durchaus kontrovers diskutierter Komponist Norwegens. Während er Zeit seines Lebens sehr anerkannt war und in fast jedem vornehmen Hause musiziert wurde (was u.a. daran lag, das Breitkopf und Härtel viel von ihm publizierten), ist er heute vergessen und teils sogar verkannt. In meinem Propyläen - Welt der Musik Bd. 5, Berlin 1989 muss man folgendes zu Sinding lesen: Wie Edvard Grieg war Christian Sinding ein Meister der kleinen Form, seine über 200 Lieder und die vielen kleinen Klavierstücke erreichten aber die Weichheit und Zartheit Griegs nicht. Sie entfernen sich auch zum Teil von der Ursprünglichkeit des nordischen Volkstons, und wenn darauf zurückgekommen wurde, macht das oft den Eindruck des Gewollten und Aufgesetzten. [...] Die seinerzeit mit Begeisterung aufgenommenen Klavierstücke, wie das berühmte "Frühlingsrauschen" [...] nähern sich bedenklich der Salonmusik; ihr nordisches Kolorit wirkt oft unecht.

    Dieser Text spiegelt nicht nur die Meinung des Komponisten im Heimatland Norwegen selber wieder, sondern auch die einiges Musikwissenschaftler. Doch ist dies nicht mal seinem - doch sehr hochwertigen - musikalischen Schaffen zu "verdanken", sondern eher seiner politischen Einstellung. Gegen Ende seines Lebens war Sinding ein bekannter Nazi-Sympathisant, etwas, was in den nordischen Ländern einem Todesurteil gleichkommt (Kurt Atterberg erging es ähnlich, allerdings nur weil Deutschland sein Hauptwirkungsort war - etwas damals sehr verdächtiges).


    Die negative Beurteilung seiner Klavierwerke ist für mich nicht nachvollziehbar! Viele Klavierwerke - auch das herrliche Frühlingsrauschen - sind durchaus Salonmusik, aber sind Griegs Lyrische Stücke nicht dasselbe? Letztendlich ging es nur darum das Nationale der Musik "kunstvoll verpackt" in die Häuser zu bringen und die norwegische Volksmusik einzufangen und in der Welt erklingen zu lassen. Ein Ziel, welches beide Komponisten - wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg - erreichten.


    Sindings Sinfonien höre ich sehr gerne, insbesondere die erste und die vierte Sinfonie. Während die erste doch düster und sehr skandinavisch anmutet, sind die anderen von großer Frische und Lebensfreude, herrlich für Orchester gesetzt, in keinster Weise auf Effekt aus geschrieben und voll im Geist der Romantik schwelgend. Ich denke, dass es sich lohnt diese Werke zu entdecken, obgleich sie gewiss nicht zu den bedeutendsten sinfonischen Schöpfungen skandinaviens gehören. Die Aufnahme unter Rasilainen, kann mir aber gut vorstellen, dass Dausgaard - ein wahrer Experte für die Musik des Nordens - noch ein Stück mehr aus den Werken herausholt.


    LG
    Christian
    Seine Sinfonien

  • Ich widme mich heute zum ersten Mal der von lutgra in Beitrag vorgestellten Doppel-Cd mit den Violinkonzerten Nr 1-3 von Sinding (und einigen kleineren, dazu passenden Werken)
    Das hier geschriebene bezieht sich momentan auf das Violinkonzert Nr 1 op. 45 in A-dur. Im Gegensatz zu lutgra - finde ich nicht, daß es ein Schaden war, daß Sinding sich stets dem 19. Jahrhundert verpflichtet fühlte und somit eine Epoche ins 20. Jahrhundert hinüberrettete. Zumindestens für das Violinkonzert Nr 1 erhielt er vom Publikum keine "Strafe" - Man darf nicht vergessen, daß Bruckner und Mahler lange Zeit nicht wirklich geliebt waren - von avantgardistischen Strömungen will ich an dieser Stelle lieber gar nicht erst reden. Bestraft wurde Sinding allerding von den sogenannte Konzertführern - Weder der Harenberg noch der von Csampai erwähnt Sindign, dafür findet man zahlreiche progressiver Komponisten, die so progressiv sind, daß man sie in 20 Jahren gar nicht mehr kennen wird......
    Kommen wir zurück zum ersten Violinkonzert Sindings. Es war dem Geiger Adolf Brodsky (1859-1921) gewidmet, der es aber nicht zur Uraufführung brachte. Es wurde 1898 mit dem Konzertmeister der Kopenhagener Hofkapelle als Solist erstmals gespielt. Das Konzert ist dreisätzig, wobei jedoch die drei Sätze nahtlos ineinander übergehen. ich fand den Orchesterpart - vor allem am Anfang - ein wenig zu kompakt und bombastisch, mit der Neigung , das Soloinstrument zuzudecken - das mag aber auchg der Aufnahmetechnik (oder meinem allmählich nachlassenden Gehör ?) zuzuschreiben sein. An sich ist das Konzert sehr gelungen, sehr melodiös. Der zur Zeit der Aufnahme 26 Jahre alte Geiger Andrej Bielow ist IMO ein Erlebnis.
    Als Elebnis wurde auch die 1900 stattgefundene Aufführung in Bremen mit dem damals ebenfalls 26 Jahre alten Geiger Henri Marteau (1874-1934) von der damaligen Kritik und dem zeitgenössischen Publikum gefeiert.

    Zitat

    "Den stärksten Beifall erntete allerdings Herr Henri Marteau mit dem meisterlichen Vortrag des geistvollen Violinkonzerts von Christian Sinding.- Das graziöse, durch originelle Thematik fesselnde, von edler Empfindung erfüllte und forlmal meisterlich gestaltete Werk, dessen feinsinnig gestaltete Orchesterpartie einen besonders erfreulichen Eindruck macht......."


    Im Beiheft ist mehr aus dieser Kritik zu lesen....
    Aber ich glaube, es sollte hier genug sein, um auf das Konzert neugierig zu machen - und vielleicht auch auf die folgenden, die auf dieser Doppel CD enthalten sind....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo da draußen!


    für's Archiv :):


    Christian Sinding (1856-1941)
    Symphonien Nr.1 & 2

    Radio-Philharmonie Hannover des NDR, Thomas Dausgaard
    CPO, DDD, 97/99


    In meiner Erinnerung bin ich einem Fehler aufgesessen, wähnte ich doch mich an die Existenz mehrerer Produktionen der vier Sinfonien von Christian Sinding zu erinnern. Tatsächlich gibt es scheinbar lediglich jeweils zwei CDs auf CPO sowie Finlandia (bzw. Zweitverwertung auf dem Warner-Sublabel Apex).
    Die erste Sinfonie ist viersätzig und in der Haupttonart d-Moll gehalten. Die Spieldauer in der vorliegenden Aufnahme liegt bei recht langen 40 Minuten. Das Werk erinnert in seiner düsteren Schwermut ein wenig an Brahms (insofern passt das Covergemälde - Johann Christian Clausen Dahl "Vor der norwegischen Küste" - insbesondere zur 1. Sinfonie sehr gut). Auch die Dramatik der Sinfonie weist in diese Richtung. Die deutlich kürzere zweite Sinfonie (30 Minuten) ist dreisätzig. Diese Komposition erscheint deutlich lichter (Haupttonart D-Dur) und unterscheidet sich von der Atmosphäre her doch sehr stark vom Erstling. Wundervoll gelingen Sinding bspw. einige herrlich kammermusikalische Stellen und hier insbesondere die Übergänge zwischen einzelnen Instrumenten bzw. Instrumentengruppen (bspw. 2. Satz Allegro moderato bei etwa 2:30/2:40). Beiden Sinfonien gemeinsam ist, dass sie bei mehrmaligem Hören durchaus Wiedererkennungswert haben und ein gewisses "Hitpotenzial" mitbringen. Manche Passagen bleiben sehr gut im Gedächtnis. Dies erscheint mir durchaus ein Qualitätsindikator, den nicht jedes abseitige Werk vorweisen kann.
    Thomas Dausgaard, der mit seinen Einspielungen für BIS längst im Kernrepertoire angekommen ist und hier Erfolge vorzuweisen hat, liefert IMHO mit dem Orchester aus Hannover eine untadelige Leistung.
    Die CD ist mit einer Spieldauer von ca. 70 Minuten gut gefüllt und das Klangbild der CD ist sehr guter Rundfunkstandard (Aufnahme im großen Sendessaal des Landesfunkhauses des NDR in Hannover), könnte jedoch im Falle der 1. Sinfonie ein wenig brillanter sein.
    Besprechungen: Klassik heute, Classics today, MusicWeb.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Und wieder war ein ein Eintrag zu einem thread, der mein Hörprogramm beeinflusste. Ich habe mich heute für Sindings Violinkonzert Nr 2 entschieden und bin davon genauso begeistert wie seinerzeit vom ersten. Man sollte gar nicht glauben, daß mein Beitrag darüber schon eineindhalb Jahre alt ist. Diesmal gibt es von meiner Seite überhaupt keine Einwände gegen das Werk, scheinbar ist mir nun Sindings Tonsprache bereits vertraut. Das Konzert, wenngleich es eher verhalten beginnt, ist in weiterer Fplge auf Glanz und Strahlkraft angelegt, im Solopart gelegentlich leicht süsslich - oder - positiver formuliert: lieblich. Kurz es musste das Publikum des 19. Jahrhundert schlechthin zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben. Und genau das tat es auch, denn bei seiner Uraufführung a. 20. Oktober 1901 setzt bereits nach dem 1. Satz tosender Beifall ein, und der Komponist wurde aufs Podium gerufen. Den Solopart spielte damals der junge Geiger Henri Marteau (1874-1934), welcher sich schon um Sindings Violinkonzert Nr 1 verdient gemacht hatte indem er es mehrmals erfolgreich als Solist spielte. Deshalb hatte Sinding im sein 2. Konzert gewidmet. Wieder möchte ich sagen, ein Konzert, das man getrost neben jenes von Bruch oder Mendelssohn stellen könnte - auf keinen Fall sollte es in der Sammlung eines Violinkonzertliebhabers fehlen.....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Bliebe der Vollständigkeit halber noch nachzutragen, dass sogar der Opernkomponist Sinding auf CD dokumentiert ist. Allerdings kann ich dazu noch nichts sagen, da die CD noch nicht in meinem Besitz ist.

  • Beim Durchstübern meiner ungehörten Aufnahmen fiel mit die cpo Aufnahme mit Sindings Sinfonien Nr. 3 und 4 in die Hand. So beschloss ich die 2. Sinfonie zu hören. Sicherheitshalber grub ich diesen Thread aus, um nachzusehen, ob ich nicht vielleicht doch vor Jahren etwas geschrieben hätte. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich, daß ich nicht mal die 2 Sinfonie vorgestellt habe. Daher -> Programmwechsel:
    Christian Sinding: Sinfonie Nr 2 op, 83 in d-moll.
    Es wird immer wieder betont, wie nahe Sinding hier der Tonsprache Richard Wagners käme, ich fand die Sinfonie wäre zwar mächtig und kraftvoll, aber doch etwas weniger monumental als Wagner. Sie bedient sich zwar des öfteren des Fanfarenhaften, aber durchaus freudig strahlend und beinahe sangbar melodiös (zumindest habe ich das so empfunden. Das Werk ist dreisätzig, hat eine Spieldauer von einer guten halben Stunde und entstand 15 Jahre nach Sindings 1. Sinfonie, also 1905.
    Mir hat diese Sinfonie auf Anhieb gut gefallen, anders als seinen Zeitgenossen bei der Uraufführung. Allerdings wissen wir wenig über die Reaktion des Publikums, schriftlich erhalten geblieben sind uns nur die Meinungen der Rezensenten.
    Hier ein Auszug einer Rezension aus dem Jahre 1907:

    Zitat

    "(die neue Sinfonie) enttäuschte alle diejenigen, die der ersten Sinfonie dieses hochbegabten Komponisten vor eingen Jahren zugejubelt haben. Sindings Muse war übler Laune als sie dem Meister Sinn und Hand für dieses Werk leitete. Bis auf das rhythmisch interessante, breit auslegende Hauptthema des dritten, letzten Satzes leidet die Sinfonie unter einer merkwürdigen Unselbständigkeit oder Kleinlichkeit der Erfindung. Der erste Satz scheint zum Teil unter dem Einfluß Mendelssohns, zum Teil in Erinnerung an Wagners "Rheingold" entstanden zu sein. nur daß er den edlen Orchesterklang, der diesen beiden Meistern zu Gebote stand, nicht entfernt erreicht"


    Also, ich habe eher den Eindruck daß es der Verfasser dieser Zeilen war, der übler Laune war, und nicht die Muse von Sinding. Was den Orchesterklang betrifft, ich weiß nicht wie das dereinst unrter Felix Weingartner geklungen hat (er war der Dirigent der verrissenen Aufführung) aber unter Thomas Dausgaard klang es gerade zu phänomenal, noch dazu mit der Radio Philharmonie Hannover, über die ich neulich nichts Schmeichelhaftes gesagt habe....Hier indes ein strahlender, voller Orchesterklang, der bei aller Wärme auch sehr durchhörbar und brillant sein konnte.
    Von mir eine heiße Empfehlung für diese Aufnahme (die ja auch die bereits vorgestellte Sinfonie Nr 1 enthält)
    Da sie seit 2001 im Angebot ist, kann man sie derzeit um 7.99 Euro erwerben.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es wurde hier ja schon einiges gesagt zu Christian Sinding und seinen wichtigsten Werken. Bis auf den Namen kannte ich bis vor kurzem gar nichts von ihm. Das hat sich geändert. Bisher habe ich zwar nur seine 1. Symphonie gehört, aber bereits die lässt aufhorchen. Wunderbar wuchtig und monumental, dazu ein unverkennbarer nordischer Tonfall. Was Grieg mit seiner einzigen Symphonie nur ganz zaghaft umsetzte, hier ist's getan: ein spezifischer norwegischer Tonfall.


    Bisher wurden die zwei derzeit greifbaren Einspielungen genannt: Einmal mit der Radio-Philharmonie Hannover des NDR unter Thomas Dausgaard (1997), einmal mit dem Norwegischen Rundfunk-Orchester unter Ari Rasilainen (1998). Es ist schwierig hier einer eindeutig den Vorzug zu geben. Die Spielzeiten unterscheiden sich nicht wesentlich:


    Dausgaard: 10:47 - 10:52 - 7:36 - 10:00
    Rasilainen: 10:47 - 9:50 - 7:41 - 8:46



    Etwas Recherche förderte eine weitere Einspielung zu Tage, die vermutlich 1976 entstand: Die Osloer Philharmoniker unter Oivin Fjeldstad, einem der großen alten norwegischen Dirigenten. Im Netz wird die Aufnahme sehr gelobt, daher habe ich sie mir jetzt ebenfalls (gebraucht) bestellt.


    Die Spielzeiten hier: 12:09 - 9:29 - 7:42 - 10:24


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nachdem ich mir gerade eben die heute eingetroffene Einspielung von Fjeldstad mit dem Oslo Philharmonic Orchestra angehört und noch einige Stellen mit den beiden anderen Aufnahmen verglichen habe, würde ich konstatieren, dass die alte Fjeldstad-Aufnahme tatsächlich die beste der drei erhältlichen ist. Dahinter käme für mich Dausgaard, dann Rasilainen (beide für sich genommen dennoch auf hohem Niveau). Fjeldstad lässt sich im Kopfsatz über eine Minute mehr Zeit als die beiden anderen, ist dafür im langsamen Satz am schnellsten. Im spritzigen Scherzo gibt es es keine temporalen Unterschiede. Das Finale nimmt er wiederum am getragensten und lässt das Werk noch größer abschließen. Klanglich kann man von einem guten Stereo sprechen, das zwar nicht ganz die Räumlichkeit der Dausgaard-Aufnahme hat, dafür aber direkter herüberkommt. Die Paukenstellen sind hier teilweise besser zu hören als in den neueren Einspielungen. Als Bonus erhält man noch das sehr ansprechende Klavierkonzert (Solistin: Eva Knardahl), das von Zeitgenossen "Gigantkonzert" genannt wurde.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões