Kaiser und Könige - als Operntitel

  • Alfredo il Grande


    ist die dreizehnte Oper, die Gaetano Donizetti im Jahre 1823 für das
    Teatro San Carlo in Neapel komponiert hat. Zieht man die Werke ab,
    die nie zur Aufführung gelangten oder dessen Partitur verschollen ist,
    wäre es seine siebente.


    Gaetano hält das Textbuch seines Librettisten Andrea Leono Tottola
    in Händen und bemüht sich nach Kräften aus der mageren Geschichte
    etwas herauszuholen. Seine schlimmsten Befürchtungen werden noch
    übertroffen. Das Werk wird von den Napolitanern nicht angenommen
    und nach der zweiten Aufführung vom Spielplan abgesetzt.


    Bis heute gibt es und gab es keine Gesamteinspielung auf Tonträgern.
    Das muss aber nicht heißen, das in Zukunft keine Änderung eintreten
    könnte. Della Jones hat bereits guten Willen gezeigt.



    Im Tamino-Opernführer wird eine Inhaltsangabe angeboten.


    :jubel:


    Ich finde es immer wieder reizvoll der Vertonung einer Opernfigur
    nachzugehen, Quellenforschung zu betreiben und die historische
    Stichhaltigkeit zu vergleichen, ohne indes den Librettisten zu rügen,
    wenn nichts stimmig ist.



    Der historische Alfred:


    Das Leben Alfred des Großen, geb. im Jahre 848, ist geprägt von
    aufreibenden Kämpfen mit den Dänen, die ständig in Wessex
    einfallen, um es ihrem Imperium anzugliedern oder einfach nur,
    um zu plündern.


    Uneinigkeit auch unter den angelsächsischen Königreichen, weil jeder
    Kleinkönig die Herrschaft über All-England anstrebt. Als Nachfolger
    seines verstorbenen Bruders Ethelred, dessen Kinder noch unmündig
    sind, fällt ihm, Alfred, dem jüngsten Sohn des Königs Ethelwulf
    von Wessex, die Königswürde zu. Das Gebiet umfasste damals den
    gesamten Süden von Kent bis Cornwall.


    Verträge werden geschlossen, Verträge werden gebrochen. Schließlich
    gelingt es Alfred in der Schlacht bei Edington die Dänen vernichtend
    zu treffen, obwohl er selbst flüchten muss. Der Dänenkönig Gunthum
    ist zum Christentum übergetreten, lässt seine englischen Besitztümer
    im Stich und verzichtete auf weitere Eroberungspolitik.


    Es tritt eine Zeit der Ruhe ein, in der Alfred zur Verhinderung zukünftiger Überfälle bessere Vorsorge trifft. Er kümmert sich um den Wiederaufbau des Landes, ordnet das Heerwesen und baut eine Flotte. Innenpolitisch bemüht er sich um das Bildungswesen und holt Gelehrte an seinen Hof, von denen er selbst ausgiebig profitiert. Er übersetzt lateinische Bücher in die Volkssprache, ordnet das Rechtswesen und befasst sich mit der Dichtung seines Landes


    Es gelingt ihm die angelsächsischen Königreiche unter seiner Herrschaft
    zu vereinigen. Alfred von Wessex stirbt nach einem turbulenten Leben
    etwa 50 jährig um das Jahr 900; das genaue Todesjahr weiß man nicht.


    Mit dem Einfall der Normannen im Jahre 1066 bricht ein neues Kapitel
    englischer Geschichte an


    :angel:

  • Salut Engelbert,


    ich hatte hier diese Oper bereits einmal erwähnt... :D


    Natürlich gibt es jede Menge Kaiser und Könige bzw. Herrscher im allgemeinen, die zum Thema der Oper geworden sind:


    W. A. Mozart: Mithridate, Ré di Ponto
    W. A. Mozart: Idomeneo, Ré di Creta
    W .A. Mozart: La Clemenza di Tito


    G. F. Händel: Julio Cesare
    G. F. Händel: Imeneo
    G. F. Händel: Poro, Ré dell'Indie
    G. F. Händel: Rodelinda


    Joh. Chr. Bach: Alessandro nell'Indie


    Béla Bartók: König Blaubarts Burg


    Claudio Monteverdi: L'Incoronazione di Poppea


    ...


    Liebe Montagsgrüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    da gäbe es auch noch einige Werke eines südländischen Komponisten namens Joseph Grün (der noch dazu eine Josephine zur Frau hatte!):


    Nabucodonosor
    Attila
    Macbeth

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Elisabetta, Regina d´Inghilterra


    Diese weniger bekannte Oper Rossinis hatte Ihre Uraufführung am 4. Oktober 1815 . Sie wurde mit Spannung erwartet. Rossinis Feinde und Freunde hatten sich eingefunden.Schon bei der Ouvertüre hatte Rossini gewonnen und das eher kritische bis ablehnende Publikum für sich eingenommen. Im Laufer des Abens steigerte sich die Stimmung noch und des Werk erhielt jede Menge Zwischenapplaus und himmlisch Kritiken. Es handelt sich um eine IMO eher banale Liebesgeschichte, als um ein raffiniertes Libretto. Die Ouvertüre ist übrigens bekannt, abgesehen von etwas anderer Intrumentierung handelt es sich um die gleiche, die Rossini auch beim "Barbiere di Siviglia" verwendet hat.....




    Es gibt zumindest 2 Aufnahmen des Werkes.
    Ich besiitze die (hier nicht abgebildete, weiol vermutlich gestrichene) Aufnahme unter Gianfranco Masini ,it José Carreras ud Montserat Caballé in den Hauptrollen (Philips)




    Die historische ELizabeth:


    Geboren 1533 als Tochter von Heinrich VIII und Anna Boleyn, besteigt sie 1559 nach dem Tod Ihrer Halbschwester Mary Tudor , der Katholischen (Bloody Mary) den englischen Thron.


    Sie ist um den Ausgleich von Protestantismus und Katholizismus bemüht, und gemessen an der ihrer Vorgängerin , äussert tolerant.
    Um aber ein wichtiges Staatsamt zu bekleiden muß man protestantisch sein. Der unter May Tudor erstarkte Katholizismus wird abgeschaft, aber nicht radikal verboten.


    Philipp II von Spanien, der schon mit Maria Tudor verheiratet war ,hält um Ihre Hand an, aber Elisabeth gelingt es durch ihre geschickte Hinhaltetaktik, der Heirat mit diesem düstren Monarchen zu entkommen, weist auch andere Kandidaten ab, und kommt so zum Titel "jungfäuliche Königin" (was sie in Wahrheit nicht war)



    Unter Elisabeth blüht das Land auf, ein ganzes Zeitalter wird man einst nach ihr benennen. Unter anderem schließt sie einen Friedensvertrag mit Fankreich.


    Ihr grösster Triumph war, als die englische Flotte 1588 die angreifende Spanische Armada nahezu völlig vernichtete.


    Schatten auf ihre Person wirft eher das Verhältnis zu Maria Stuart auf, das Friedrich von Schiller in seinem Dramal "Maria Stuart" in den Mittelpunkt des Fokus rückt.


    Jodoch nimmt sich Schiller hier gewisse Freiheiten, die wenig mit der Realität zu tun haben, und verfälscht die Geschichte, indem er Elisabeth als rachsüchtige böse Rivalin der "guten" Maria Stuart" auf der Bühne darstellt.Tatsache ist , daß Elisabet ihre Gegnerin über 20 Jahre (standesmaäß mit Hofstaat) unter einer Art Hausarrest hält, von wo aus es Maria Stuart aber immer wieder gelingt Verschwörungen gegen die englische Krone anzuzetteln. Elisabeth schaut weg. As das unmöglich wird unterschreibt sie Maria Stuarts Todesurteil.....


    Als Elisabeth 1603 kinderlos stirbt, hat sie ihre Nachfolge geregelt:
    Auf Ihren Vorschlag besteigt der Sohn der einstigen Rivalin Maria Stuart als Jakob I den englischen Thron.


    Beste Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Händel:
    (aber sicher im Barock auch anderweitig vertont):


    Riccardo Primo, Re di Inghilterra (Richard Löwenherz)
    Siroe, Re di Persia (Kyros)
    Serse (Xerxes)
    Tolomeo, Re d'Eggitto (Ptolemaios)
    Flavio, Re de' Langobardi
    Ottone, Re di Germania (IIRC Otto III. mit der byzantinischen Prinzessin Theophano)
    Admeto, Re di Tessaglia
    Alessandro
    Tamerlano (ist ein Khan oder Sultan oder sowas)


    Ich muß jedoch gestehen, die meisten nur dem Namen nach zu kennen.
    (Admeto, Tamerlano und Serse stehen immerhin im Regal...)
    Julius Cäsar allerdings ist keineswegs, wie man vielleicht denken könnte, eine banal Verherrlichung absolutistischen Herrschertums (wäre in England wohl auch nicht so richtig gut gekommen), sondern teils fast ein "Fürstenspiegel": Cäsar ist der weise, mutige, großzügige Herrscher (obgleich ja der Eroberer), Ptolemäus ein intriganter brutaler und lüsterner Tyrann (und wird nicht etwa als ehrenhafter Verteidiger seiner Heimat dargestellt)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Donizetti:
    Rosmonda, Regina d´Inghilterra
    Alina, Regina di Golconda
    Anna Bolena
    Maria Stuarda
    Pietro il Grande (Peter der Große)
    Caterina Cornaro (Regina di Cipro)
    um nur einige zu nennen!


    Rossini:
    Semiramide
    Eduardo e Cristina (Christina von Schweden)
    Elisabetta, Regina d´Inghilterra


    Bei Händel gehört z.B.noch rein:
    Ariodante, Re di Scozia
    Sosarme, Re di Parti


    LG joschi

  • Modest Mussorgsky: Boris Godunov !


    Zar gilt ja wohl auch...



    Dagegen wäre Glinkas Ein Leben für den Zaren (Ivan Sussanin) wohl zuviel gemogelt....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich fände es schön, wenn man Engelberts und Alfreds Beiträge in den Opernführer kopieren könnte, ich wollte nämlich schon den historischen Hintergrund zu meiner "Maria Stuarda" basteln, sehe aber nun, dass es ohnehin schon einen gibt.
    lg Severina :hello:

  • Arne: The Masque of Alfred


    Thomas Arnes "Alfred" ist heute vor allem bekannt wegen der Schlussnummer - "Rule Britannia", ob es nun Margaret Rutherford in Murder Ahoi oder Bryn Terfel (mit allen Insignien eines walisischen Rugby-Fans) bei der Last Night of the Proms singt. Es lohnt sich aber das ganze Werk (etwa in der hervorragenden Einspielung unter McGegan) kennen zu lernen.


    Kurz die Handlung: Alfred hält sich auf der Insel Athelney verborgen. Der Schäfer Corin und seine Frau Emma, von den Freuden des (einfachen) Lebens auf dem Lande singen, finden ihn schlafend auf. Nach dem Erwachen macht er sich auf die Suche nach seiner Frau Eltruda und seinem Sohn Prinz Edward. Ertruda erscheint und singt ein sehnsüchtiges Air, von der Flöte begleitet. Am Ende des 1. Akts ist die Königsfamilie vereint, um in erlesener Musik ein Trio zu singen. Im zweiten Akt tritt eine Edith auf, die den Tod ihres im Kampf gefallenen Geliebten beklagt. Alfred hat eine Vision, die Hoffnung auf den Sieg schenkt. Eltruda und Edwin rufen in einer Folge von brillanten Arien die Rachegöttin an, sich gegen die feindlichen Dänen zu wenden. Am Ende des Aktes steht ein Grabgesang für die Gefallenen. Der dritte Akt beginnt mit Eltrudas Gebet um einen erfolgreichen Ausgang des Krieges. Da verkündet ein Triumphmarsch den Sieg. Edward preist die Wiederherstellung nationaler Freiheit. Alle stimmen ein:


    When Britain first at heav'n's command
    arose from out the azure main,
    this was the charter of the land,
    and guardian angels sung this strain:


    Rule Britannia! Britannia rule the waves;
    Britons nevers will be slaves.


    Die Oper ist stilistisch abwechslungsvoll und bietet eine reichhaltige Palette von dem einfachen Arien und dem Duett von Corin und Emma bis zu den kunstvollen der Mitglieder des Königshauses, von dem ergreifenden empfindsamen Arie der Edith bis zu dem festlich-freudig-entschlossenen Ausgang der Schluss-Ode (Alfred, Etruda mit Chor) mit Pauken und Trompeten.


    LG Peter