Dies Bildnis ist bezaubernd schön - Stimmen im Spiegel einer Arie

  • Im Rahmen meiner derzeit aktuellen Beschäftigung mit Stimmen der Vergangenheit und Gegenwart kommen einem immer wieder neue Schlüssel-Arien unter. Eine der bekanntesten Opernarien des deutschen Repertoire ist die sogenannte "Bildnis-Are" aus Mozarts Zauberflöte. Fast jeder Tenor hat sie gesungen - ob nun dafür geeignet oder nicht. Persönlich stören mich ein starke Akzent ebenso wie eine "falsche Darstellung". Darüber könnte man noch reden, welche Darstelung nun als "nicht rollengerecht" zu sehen wäre. Natürlich war der Wunderlich Thread der Auslöser, dessen Interpretation heut ja mehrheitlich als "ideal" gesehen wird. Es gab und gibt natürlich etliche Sänger, welche diese Arie ebenfalls mit mehr oder weniger guten Ergebnissen gesungen haben - und ich gestehe, daß ich nur wenige Aufnahmen dieser Arie kenne, die mich überzeugen...
    Rudolf Schock - in jüngeren Jahren war in meinen Augen ein sehr guter Interpret dieser Arie (und vermutlich der gesamten Rolle) und er sei hier vorgestellt - mit seinem eher männlichem als jünglingshaftem Tamino....


    Es kann natürlich widersprochen werden - und es können auch Negativbeispiele hier eingetellt werden. Einige meiner Lieblingssänger sind gerade an dieser Arie (in meinen Augen) kläglich gescheitert.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leider nur zum Klavier, manchmal ist die Stimme in der Mittellage etwas unruhig und "wackelig", aber insgesamt schon sehr, sehr gut gesungen, gerade auch die erste Phrase muss ihm erstmal jemand so nachsingen:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der Akzent hält sich eigentlich in Grenzen und der Grundton ist lyrischer und damit vielleicht "Mozartischer" als bei Wunderlich, einmal gelingt ihm ein sehr schönes Höhenpiano und doch ist mir die Höhe zu fragil, manchmal scheint der Ton ihm oben beinahe wegzurutschen (Um 2000 brach ihm als Stolzing in Berlin fast jeder hohe Ton weg, das finde ich hier schon tendenziell angelegt. Ein großer Fan von ihm war ich nie, muss ich zugeben):


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Vom Timbre her beinahe auf den Spuren Wunderlichs, noch etwas kräftiger und somit weniger "mozartisch", den ersten Abgang beinahe "buchstabiert", dazu ein leichter Akzent - nicht schlech, aber auch ncht wirklich berauschend:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eine interessante Fragestellung und gute Beispiele. Gerne reihe ich mich in die Schar der Wunderlich - Verehrer ein, ich halte ihn in der Tat für einen unerreichten Tamino - eine solch Reinheit, Purheit und Natürlichkeit wie bei ihm finde ich sonst bei niemandem - obwohl dieser Eindruck durch eine perfekte Atemkontrolle und technik erreicht wird - dieser Eindruck der Natürlichkeit ist harte Arbeit.
    Araiza, den Stimmliebhaber ebenfalls ins Spiel bringt, gefällt mir auch ganz gut; und Rudolf Schock hat, wie Alfred bereits zurecht erwähnt hat, ein eher männlich-kraftvolles Porträt vorgelegt.
    Sehr interessant finde ich auch die Interpretation von Juan Diego Florez; ein phänomenaler Sänger, allerdings bewegt er sich hier auf für ihn unsicherem Terrain, habe ich den Eindruck; Phrasierung und Aussprache sind noch verbesserungswürdig, trotz des betörenden Wohlklangs dieser herrlichen Tenorstimme.


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  • Eigentlich eine schöne Stimme, aber zu starker Akzent und manchmal auch etwas unruhige Stimmführung, die Phrasen scheinen mir nicht gleichmäßig genug geführt und nicht vollendet ausbalanciert, allerdings durchaus mit Emphase und strahlenden Spitzentönen, ein Rodolfo-Tamino:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diesen besonders hellen, aber auch charaktervollen Tamino-Ton bei perfekter Textverständlichkeit mag ich ganz gerne (er war auch der Tamino auf meiner ersten "Zauberflöten"-Aufnahme unter Colin Davis, später hatte ich ihn noch mehrfach live als Tamino an der Berliner Staatsoper), er war schon prägend für mich, auch wenn es lyrischere, schmelzreichere, sattere Tamino-Stimmen gibt, die auch schmelzeicher und emphatischer (wenn auch nicht unbedingt mit mehr Ausdruck) singen - aber dieser vielleicht sogar etwas "weiße" Tamino-Klang passt für mich zum Rollencharakter, wie ich ihn sehe, wirklich sehr gut:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dann möchte ich Jerry Hadley noch ins Spiel bringen - ein farbenreicher, energisch singender Tenor, und wie er hier Text und Musik zusammenbringt, ist schon interessant - wenn er evtl. auch gelegentlich etwas überartikuliert und den ein oder anderen Lapsus bei der Aussprache aufweist.



    Wunderschön finde ich auch diese Aufnahme mit Joseph Schmidt - das ist ungemein fein gemacht, zumal der Mann etwas in seiner Stimme hat, was mich immer zutiefst ergreift; ein nobles, elegisches, kraftvolles und doch verletzliches Timbre - wunderschön, finde ich.


  • Und nun noch ein berühmter Sänger, der im Gegensatz zu Schreier und Wunderlich keine Karriere als Tamino gemacht hat, um man merkt auch warum, obgleich sich der Akzent eigentlich in erstaunlichen Grenzen hält und mir das Männliche dieser goldbronzenen Stimme schomn sehr imponiert. Emphase und auch Phrasierung sind durchaus vorhanden. Eigentlich gefällt mir die Arie gerade viel besser, als ich dies vor Abspielen des Videos für möglich hielt. Er ist halt doch ein Jahrhunderttenor, wenn auch sicherlich kein genuiner Mozart-Tenor. Nach hinten heraus wird es etwas zu dramatisch, das "e" von "ewig" wechselt auf dem langen Ton zwischen geschlossen und offen, was sicherlich nicht sehr edel ist, aber ich bin durchaus positiv überrascht und angetan:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nach hinten heraus wird es etwas zu dramatisch, das "e" von "ewig" wechselt auf dem langen Ton zwischen geschlossen und offen, was sicherlich nicht sehr edel ist, aber ich bin durchaus positiv überrascht und angetan:


    Das spiegelt genau meine Eindrücke wider - Domingo ist ein weitaus besserer Tamino, als ich gedacht hätte, er macht das sehr gut und dokumentiert eindrucksvoll seine Wandelbarkeit und sein musikalisches Gespür. Beeindruckend.

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  • Mit Überraschung und Freude sehe ich hier die Resonanz auf meine neuen Threads. Da ich heute und morgen während des Tages Dienst habe, ist es mir nur möglich an frühen morgen oder nach 19 Uhr hier zu antworten, daher hier eine persönliche Einschätzung zu Juan Diego Florez: (Beitrag Nr 5) Ich oute mich an sich als einen seiner Bewunderer, eine ganz hervorragende Belcanto Stimme - von betörender Schönheit. Was er indes aus dieser Arie macht, ist - freundlich ausgedrückt - einfach peinlich - ein Desaster. Schmierig und fast "weinerlich" - ich hätte auf einen "Vorstadt-Tenor" bei einem Provizfestival getippt, wüsste ich nicht wer da sing. Ich hoffe nur, daß die deutschen Sänger nicht ähnliche Eindrücke bei den Italienern hinterlassen, wenn sie in deren Sprache singen.......


    Wenn der Threadverlauf es einigermaßen zulässt, werde ich am Abend vielleicht das eine oder andere kritische Statement über diverse Interpreten hinzufügen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein mutiger Versuch, lieber Wolfgang,


    doch nach dem betretenen Schweigen im Wunderlich-Thread fürchte ich, wir werden auch hier nicht viel Beifall ernten.
    Doch wie sehr auch die Kenner die Nase rümpfen mögen, es gibt kaum eine Stimme, die mich so berührt wie die Anton Dermotas.

  • Aber, aber, lieber hami. Wenn man nicht sofort auf einen angeschobenen Zug springt, muss das doch nicht heißen, dass der Zug uninteressant ist. Sicher ist AD ein ganz hervorragender Tenor gewesen. Mir ist er allerdings nicht als Tamino im Ohr geblieben, eher schon als Don Ottavio. Irgendwie ist für mich gerade diese Partie ein Synonym für AD. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass ich nur eine Gesamtaufnahme mit AD Dermota habe, nämlich den Salzburger Don Giovanni unter Furtwängler, ansonsten besitze ich nur mehrere CDs mit Liedern und Arien, die verschiedene Labels herausgebracht haben.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Mit Fritz Wunderlich möchte ich meine Einstellungen der Bildnisarie beginnen. Nicht zuletzt deswegen, weil ER Orchesterbegleitung verdient hat. Man soll schließlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.


    https://www.youtube.com/watch?v=scS4HMjy3-k (Hilversum 1958)
    https://www.youtube.com/watch?v=IHoeItKUX_M (Stuttgart 1959)
    https://www.youtube.com/watch?v=ARiVQaKCWR0 (Salzburg 1960)
    https://www.youtube.com/watch?v=FPUMr0Dcsmo (?1961)
    https://www.youtube.com/watch?v=tPAQXbfcrpg (München 1964)


    Daß nicht alle Aufnahmen glückten, zeigt die folgende, die leider nicht synchron ist:
    https://www.youtube.com/watch?v=ARiVQaKCWR0

    Freundliche Grüße Siegfried

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