Liebe TaminoanerInnen
Erst kürzlich sind wir auf Guillaume Dufay gestossen und waren hingerissen von dieser faszienerenden Musik der frühen Renaissance die uns heute nicht mehr sehr vertraut ist und wollten gerne mehr über diesen Komponisten erfahren.
DUFAY, Guillaume, Komponist, * um 1400, † 27.11. 1474 in Cambrai an der Schelde (Frankreich). - D. wurde 1409/10 als Chorknabe an der Kathedrale in Cambrai angenommen. Wie lange seine Lehrzeit dort dauerte, wissen wir nicht. Seine erste selbständige Schaffenszeit führte ihn 1419/20 an den Hof der Malatesta in Rimini und Pesaro. 1426-28 hielt sich D. in der Heimat auf. Von Dezember 1428 bis Juli 1433 war er Mitglied der päpstlichen Kapelle in Rom. Die Urlaubszeit von August 1433 bis Mai 1435 verbrachte D. teils in Savoyen, teils in der Heimat. Im Februar 1434 verpflichtete ihn Ludwig von Savoyen als Kapellmeister für seine Hochzeitsfeier. Von Juni 1435 bis Juni 1437 war er in der päpstlichen Kapelle in Florenz und Bologna, da Eugen IV. wegen eines Aufstandes Rom verlassen hatte. 1436 verlieh ihm der Papst ein Kanonikat an der Kathedrale in Cambrai. 1437 gehörte D. einer Gesandtschaft an, die vom Kapitel in Cambrai zum Basler Konzil, zur Kurie und zu Kaiser Sigismund geschickt wurde. Nach dem Ausscheiden aus dem päpstlichen Dienst begab er sich zu Nikolaus III. von Este nach Ferrara, dann zu Herzog Ludwig von Savoyen. Seit 1445 lebte D. hauptsächlich in Cambrai. 1446 wurde D. Kanonikus an St. Waldetrudis zu Mons, der Hauptkirche des Landes. Die beiden Kanonikate in Cambrai und Mons bildeten von nun an seine Lebensgrundlage. - D. war der europäisch führende Komponist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sein Schaffen umfaßte gleicherweise geistliche und weltlich-höfische Musik, Messen und Motetten sowie französische Chansons.
Guillaume Dufay war einer der ersten Komponisten, die es zu internationalem Ruhm brachten. Von ihm sind etwa 200 authentische Werke erhalten, dazu zählen 52 meist im Fauxbourdon-Stil geschriebene kurze geistliche Werke, 8 Messen und 84 Chansons, die meistens 3stimmig, selten 4stimmig sind. Die große Beliebtheit und der Ruhm seiner Kompositionen lassen sich vor allem aus der Häufigkeit der gefundenen Abschriften folgern. Seine Kompositionen stellen eine Verbindung zwischen zwei Epochen dar: Dufays frühe Werke sind der Musik des ausgehenden Mittelalters noch eng verbunden, während seine späteren in bezug auf Technik und Inhalt schon der beginnenden Renaissance angehören. Obwohl sich die Stimmen mit großer Unabhängigkeit und in melodischen Linien bewegen, wandte Dufay seine Aufmerksamkeit mehr als seine Vorgänger - vielleicht nach dem Vorbild Dunstables - dem harmonischen Intervall der Terze und der Sexte (Fauxbourdon) zu.
In seine geistliche Musik führte Dufay populäre Lieder (z.B. "L'homme armé") ein, indem er die Melodie als Cantus Firmus im Diskant oder Tenor verwandte und sie mit eigenen Melodien verwob. Indem er stets den denselben gregorianischen Gesang oder dieselbe Volksliedmelodie in jedem Satz einer Messe verwandte, machte Dufay daraus ein einheitliches Werk und begründete so die Form der zyklischen Messe mit. Seine erste Messe, die "Missa sine nomine", kann als eine der frühesten Zyklen angesehen werden.
Inzwischen haben wir eine erste CD erworben, die wir hier gerne lobend erwähnen möchten.
Paul van Nevel und sein Huelgas Ensemble machen den Hörer mit der Musik aus Dufays Wanderjahren bekannt. Es sind dies dreizehn isorhythmische Motetten, also Tonstücke, in denen sich zwar die Intervalle ändern, aber der Rhythmus beibehalten wird. Sie alle entstanden in den Jahren 1420 bis 1442, bevor sich Dufay endgültig in Cambrai niederließ.
Das sehr informative Beiheft weiht den Hörer mit anschaulichen Beispielen in dieses ebenso spannende wie weitgehend unbekannte Repertoire ein und vermittelt unerlässliches Wissen, um diese Gesänge zu verstehen. Paul van Nevel versteht es einmal mehr, transparente und überlegene Stimmführung mit facettenreicher Dynamik und subtiler Emotionalität zu verbinden, am schönsten vielleicht in O gemma lux und Nuper rosarum flores. Besonders faszinierend das Zusammenspiel zwischen den Stimmen und den Bläsern.
Man kann aber auch nur einfach die Musik auf sich wirken lassen; dann steht plötzlich etwas Fremdes, Überpersönliches vor einem, etwas von unbewegter, unirdischer und faszinierender Schönheit.
Da wir ja einige versierte Experten der alten Musik unter uns haben, sind wir auf weitere Nennungen interessanter Einspielungen Dufays gespannt und hoffen auf rege Beiträge.
Grüsse
romeo&julia