Referenzen und Alternativen seit 1990 - Vivaldi: Die vier Jahreszeiten

  • Liebe Forianer,


    da viele Klassik-Liebhaber die "vier Jahreszeiten" mit als erstes gekauft haben, um das Fundament ihrer Klassik-Sammlung zu bauen, ist das ein guter Anlass, hier damit aucvh nicht zu lange zu warten.


    Seit etwa 20 Jahren, seit dem der große Vivaldi-Boom einsetzte, werden wir auch mit den "Jahreszeiten" überhäuft. Da ist es schon schwierig den Überblick zu behalten. Wo man gestern noch dachte, mit dieser oder jener Aufnahme hat man die Referenz, der erlebt heute womöglich eine Überraschung der besonderen Art...


    Wie erfolgte die Auswahl? - Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ich die eine "Jahreszeiten"-CD gehört habe, möchte ich mit der nächsten in einen anderen Interpretations-Kosmos versinken und keine beliebige Variante der Vorgänger-CD hören.


    Referenz



    Künstler: Sharman Plesner, Balkan Baroque Band, Jean-Christophe Frisch
    Label: Arion, DDD, 2012

    Wer da meint, eigentlich sei ja bei den "Jahreszeiten" jetzt alles ausgereizt, dem wird diese Aufnahme eines Besseren belehren. Dazu kommt: es ist eine hoch-aktuelle Einspielung. Schon die ersten Spiel-Sekunden dieser CD lassen einen ins Schwärmen kommen. Auch wenn im weiteren Verlauf das Zupfen der Saiten im "Winter" zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, klingt das doch alles sehr reizvoll und detail-verliebt.



    Alternativen



    Künstler: Giuliano Carmignola, Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon
    Label: Sony, DDD, 1999

    Wer Carmignola einmal live erlebt hat, ich habe das, der ist von seiner Virtuosität zutiefst beeindruckt. Man meint, nur so und nicht anders dürfe es sich anhören. Dazu kommt, dass dieser Solist mit dem Venice Baroque Orchestra zu einer vollendet anmutenden künstlerischen Einheit verschmilzt.




    Künstler: Pavel Sporcl, Prague Philharmonia
    Label: Supraphon, DDD, 2007

    Hier weht nicht nur frischer Wind in die Stube, sondern es wird ideenreich und differenziert musiziert. Der tschechiche Jung-Geiger Pavel Sporcl wartet zudem mit interessanten Überraschungen auf: imposante Verzierungen und kleine Kadenzen, die mehr als nur aufhorchen lassen.




    Künstler: La Petite Bande, Sigiswald Kuijken (Violoncello da spalla & Leitung)
    Label: Accent, DDD, 2006

    Sigiswald Kuijken wollte es mit seiner "Bande" noch einmal wissen, und legte mit dieser Neueinspielung eine faszinierende Deutung des Vivaldi-Schlagers vor. Nicht nur technisch auf aller höchstem Niveau, sondern eben auch künstlerisch eine Bereicherung für jede CD-Sammlung. Altbekannte Hörgewohnheiten werden hier durch überraschende neue Details verdrängt.



    :hello: LT

  • Inzwischen wurde eine weitere Einspielung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" produziert und ist seit 7.10. 2016 bei unserem Werbepartner zu haben. Es ist müßig drüber nachzudenken ob der Markt nicht bereits gesättigt sei von Vivaldis Aushängeschild, denn es wird munter weiterproduziert - und jeder neuiie Aufnahme ist laut Aussage der jeweiligen Produktionsfirma besser als alle vorhergegangenen.
    Die neue Aufnahme mit Shunske Sato und dem Concerto Köln beansprucht für sich eine bisher nicht dagewesene Spontanität und Freiheit in der Gestaltung, auch in Bezug auf die Verzierungen. Die Aufnahme wurde Live gemacht und ohne Schnitte auf die CD überspielt Überragend die Tontechnil, die für sich beansprucht ohne jeglichen klangbeeinträchtigenden Kunstkniffe gearbeitet zu haben (Das Ergebnis kann sich IMO hören lassen)
    Damit man auch von der Einzigartigkeit der Aufnahme überzeugt ist, hat Berlin Classics keine Kosten und Mühen gescheut. Im Booklet wird das ideologische Konzept dieser Aufnahme erläutert und etliche bunte Bilder sollen die Wertigkeit der Aufnahme unterstreichen. Vor lauter Begeisterung wurde darüber vergessen, die ansonst übliche Liste mit der Konzertfolge im Booklet, aber auch am Cover der CD mit einzufügen. So ist man einigermaßen überrascht wenn statt der erwarteten Ersten Takte von Vivaldis Jahreszeiten das Konzert RV 156 ertönt. Des weiteren hat man zwischen Sommer und Herbst das Konzert RV 169 "eingeschoben" Meiner Meinung nach keine gute Idee


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Kremer, Kremerata Baltica 1998


    Eine energische, temperamentvolle, mit einer gewissen Leichttigkeit versehene hochvirtuose Interpretation der Vier Jahreszeiten, die durch die Kombination mit Piazollas Jahreszeiten-Zyklus alte Hörgewohnheiten bricht und somit jedes einzelne Werk umso besser zur Geltung bringt.


    Als Alternative dazu bietet sich noch das Arrangement des gleichen Programms für Violine und Akkordeon in der Interpretation von Sinn Yang, Violine und Harald Oeler, Akkordeon aus dem Jahr 2013 an, die Kremer in nichts nachsteht.



    John Doe