AUBER, Daniel Francois Esprit: LE CHEVAL DE BRONCE

  • Daniel François Esprit Auber
    Le Cheval de Bronze
    (Das eherne Pferd)


    Zauberoper in drei Akten
    Libretto: Eugène Scribe
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1835


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Yang, kaiserlicher Prinz von China, Bariton
    Tsing-sing, Mandarin, Bass
    Tao-jin, seine vierte Gemahlin, Alt
    Tschin-kao, Bauer und Schankwirt, Bass
    Peki, seine Tochter, Sopran
    Yanko, ein junger Bauer, Tenor
    Prinzessin Stella, Tochter des Großmoguls, Sopran
    Lo-mangli, ihre Ehrendame, Mezzosopran
    Gefolge Stellas, Gefolge des Prinzen, Landvolk, Musiker


    Ort und Zeit der Handlung: Dorf in China, Planet Venus, Märchenzeit



    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Ländliche Gegend mit Haus des Tschin-kao und Pagode
    Die Landleute singen ein Hochzeitslied. Tschin-kao freut sich, dass der reiche Mandarin Tsing-sing seine Tochter Peki zur Frau genommen hat und über das Gold, das ihm diese Ehe einbringt. Dieser versucht, sich Peki zu nähern und sie mit Versprechungen auf reiche Geschenke zu umgarnen. Doch diese ist unglücklich, denn sie liebt den mittellosen Yanko.
    Tschin-kao ist erstaunt, als Tsing-sing ihm bekennt, dass dies seine fünfte Frau werden soll. Auf dem Land kann man sich so etwas nicht leisten. Er ist zwar skeptisch, aber Tsing-sing erklärt ihm, dass die ersten drei, von denen eine griesgrämig, die zweite cholerisch und die dritte eifersüchtig sei, keine Bedeutung hätten, weil sie nie ihr Zimmer oder ihre Sänfte verließen. Nur die vierte, Tao-jin, die alle Eigenschaften der ersten drei in sich vereine und ihn wie einen Sklaven betrachte, mache ihm Schwierigkeiten, aber er könne sie nicht zurückweisen, weil sie die Cousine des Kaisers sei. Die Befürchtung besteht, dass sie die Hochzeitszeremonie stören könne
    Und tatsächlich erscheint Tao-jin auf der Bildfläche und Tschin-kao muss mit ansehen, wir der stolze Mandarin beim Anblick seiner vierten Frau vor Angst schlottert. Von Tsing-sing aufgefordert verlässt er die Szene.
    Dann eröffnet Tao-jin dem Mandarin, dass sie ihm die Ehre verschafft habe, ständiger Begleiter des Prinzen am Hof in Peking zu sein. Er dürfe diesen bei Todesstrafe nicht einen Augenblick verlassen. Auch sie werde am Hof sein. Welch schweres Schicksal für den Bräutigam!
    Schon naht der Prinz, und Tao-jin begibt sich in die Pagode, um ihren Ehemann mit ihm allein zu lassen. Der Prinz hat erfahren, dass Tsing-sing sein ständiger Begleiter sein soll und erklärt, dass er mit ihm noch heute nach Peking abreisen müsse, weil sein Vater ihn mit einer Frau, die er nicht kenne, verheiraten will. Er sei durch die Welt gereist, eine Schöne zu suchen, die ihm als Traumbild immer wieder erscheine.
    Tsing-sing ist natürlich über die schnelle Abreise nicht erfreut und gesteht dem Prinzen, dass er seit heute früh frisch mit der Tochter von Tschin-kao verheiratet sei. Der Prinz fordert ihn auf, ihm seine Braut vorzustellen.
    Da taucht Tao-jin verschleiert wieder auf und der Prinz fragt, ob das seine Angetraute sei, was er aus Angst vor ihr bestätigen muss. Da der Prinz sie durch den Schleier nicht erkennen kann, findet er Gefallen an ihr, es könnte vielleicht die Schöne aus seinem Traumbild sein. Und Tsing-sing hofft, dass er sie vielleicht an den Prinzen loswerden könne.
    Als Tschin-kao hinzutritt, klärt er den Irrtum, dass dies seine Tochter sei, auf, und Tao-jin erfährt nun, dass Tsing-sing zum fünften Mal verheiratet ist. Dann kommt auch Peki und der Prinz erkennt, dass keine von beiden die Frau diejenige aus seinem Traumbild ist.
    Als der Prinz Peki nach dem Grund ihrer Trauer fragt und ihr Ehemann sie zum Sprechen auffordert, will sie vor den Anwesenden nichts sagen. Doch dem Prinzen will sie sich öffnen. Dieser befiehlt den Anderen, sich zurückzuziehen, doch Tsing-Tsin weigert sich, er dürfe sich nicht von der Seite des Prinzen entfernen. Dieser erklärt ihm, das gelte nicht, wenn er es befehle. Daraufhin geht Tschin-kao in sein Haus und Tao-jin führt Tsing-sing hinaus.
    Mit dem Prinzen allein gelassen, erzählt Peki, dass auf einem Felsen von Zeit zu Zeit ein ehernes Pferd erscheine. Auf dieses Pferd sei ihr Geliebter Yanko gestiegen und in den Wolken entschwebt, als er gehört habe, dass ihr Vater sie mit dem Mandarin verheiraten wolle. Peki will nicht wahrhaben, dass der Mandarin fünf Frauen und ihr Yanko keine habe. Doch der Prinz erklärt der Unglücklichen, er könne nichts daran ändern, dass sie nun die Ehefrau des Mandarin sei, weil die Gesetze das zuließen. Vielleicht würde ja Tsing-sing die anderen vier an Yanko abtreten. Übrigens sei ja Yanko auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
    Da eilt Tschin-kao herbei und erzählt, das eherne Pferd sei wieder erschienen und mit ihm Yanko. Dieser tritt dann auch sogleich auf. Auf die Frage, wo er gewesen sei, entgegnet er, dass er, wenn er das preisgebe, sofort sterben müsse.
    Nun kommt Tao-jin herbei und schwört, ihren Gatten hart zu bestrafen. Mit den Hochzeitsgästen wird Tsing-sing in einer Sänfte hereingetragen. Tao-jin tritt auf ihn zu und verlangt die sofortige Scheidung von Peki. Als er das erste Mal wagt Tao-jin zu widersprechen, tritt der Prinz auf ihn zu, und erinnert ihn daran, dass er ihm nach Gesetz folgen müsse, anderenfalls werde er seinen Kopf verlieren. Er wolle nach seiner Traumschönen suchen und fordert ihn auf, mit ihm das eherne Pferd zu besteigen. So sehr Tsing-sing sich auch sträubt, er muss dem Prinzen folgen.


    ZWEITER AKT
    Zimmer im Hause Tschin-kaos
    Tschin-kao freut sich über das Verschwinden Tsing-sings, denn nun kann er seine Tochter neu verheiraten und eine neue Mitgift erwerben. Er hat schon zwei reiche Werber in petto, weiß aber nicht, für welchen er sich entscheiden soll.
    Als seine Tochter erscheint, fragt er, ob das eherne Pferd noch einmal erschienen sei. Als sie verneint, eröffnet er ihr, er habe ihr einen neuen Ehemann ausgesucht, da sie ja nun Witwe sei. Sie erklärt jedoch, als Witwe sei sie frei und könne selbst bestimmen. Für sie käme niemand außer Yanko infrage. Dieser Habenichts, der bei ihm in Diensten steht, kann dem Vater aber nicht gefallen. Also besteht er weiterhin auf seinem Recht, den Mann für sie bestimmen zu können und geht den neuen Schwiegersohn aufsuchen.
    Allein geblieben bedauert Peki, dass der Prinz nun auch verschwunden sei, der ihr hätte helfen können, und beklagt das Schicksal der Mädchen, die sich immer unterordnen sollen. Sie aber will das nicht und wird ihrem künftigen Mann schon zeigen, wer Herr im Hause ist.
    Dann kommt Yanko, der sie jetzt mit „Madame“ anredet. Nicht genug, dass sie diesen Mandarin geheiratet habe, jetzt – nachdem dieser verschwunden sei – annonciere ihr Vater bereits, dass er einen neuen Schwiegersohn suche. Sie werde es nicht wagen, ihrem Vater zu widerstehen. Sie aber weiß ein Mittel: ihn zu heiraten bevor der Vater sie zu einer anderen Heirat zwingen kann. Sie möchte zwar erst wissen, wo er sich auf seiner Reise mit dem ehernen Pferd befunden habe, aber als er auch ihr erklärt, dass er dann mit dem Tode bestraft werde, verzeiht sie ihm schließlich. Sie will sich am Abend heimlich davonstehlen und mit ihm fliehen. Sie habe eine Verbündete, Tao-jin.
    Diese erscheint und gibt an, alles für den Abend vorbereitet zu haben. Peki soll in Männerkleidung gesteckt werden. Die beiden würden vor den Toren eine Sänfte vorfinden, die sie zu einem ihr gehörenden Palast bringe, wo ein Bonze bereit stehe, sie zu trauen.
    Als die beiden gegangen sind, gibt Tao-jin ihrer Freude Ausdruck, nun die Rivalin losgeworden zu sein und malt sich ihr eigenes Leben als Witwe aus. Doch ihr Traum währt nicht lange, denn plötzlich taucht das eherne Pferd mit ihrem Gatten wieder auf. Sie will wissen, wo er war, aber er sagt nichts. Sie versucht es, indem sie ihm vorgaukelt, dass sie gegen eine Heirat mit Peki nicht mehr einzuwenden habe, wenn er seine Erlebnisse offen lege. Doch er erklärt, dass er dann sofort zu Stein werde. Während sie wütend immer weiter in ihn dringt, wirft er sich in einen Sessel. Tao-jin verlässt daraufhin den Raum, und die Flucht Pekis vorzubereiten.
    Der von der Reise erschöpfte Mandarin schläft langsam ein. Tschin-kao und Peki kommen herein und erschrecken über die Rückkehr Tsing-sings, Peki, weil sie sich hier mit Yanko treffen will, Tschin-kao, weil er schon den neuen Bewerber bestellt hat. Er verabschiedet sich schnell von seiner Tochter, um den Bewerber zu bitten, noch ein wenig zu warten.
    Zu Peki gesellt sich Yanko, der ebenfalls erschrickt. Doch sie erklärt, dass sie zwar nicht sofort, aber noch heute mit ihm entfliehen werde und sich bei Hofe die Trennung von dem Mandarin erflehen werde. Sie bedeutet Yanko, dass er sich erst einmal entfernen solle, was er nach einigem Zögern tut. Doch bevor auch sie gehen kann, um die Männerkleidung anzulegen, erlauscht sie, wie Tsing-sing im Traum plötzlich von einem Palast, einer fürstlichen Schönen, nach der er verlange, und einem Zauberarmband berichtet. Darüber wird er immer schwächer. Sie kennt nun sein Geheimnis.
    Als der Vater mit einem Chor kommt, um dem Mandarin ein Ständchen zu bringen, eilt sie fort.
    Trotz aller Bemühungen erwacht dieser nicht und man stellt fest, dass er versteinert ist. Yanko kommt lachend hinzu, freut sich, dass er Tsing-sing nun los ist. Doch als er erklären will, was dieser falsch gemacht hat, und zuviel preisgibt, wird auch er zu Stein. Alle erschrecken, aber Peki, zur Flucht vorbereitet in Männerkleidung, und Tao-jin, die jetzt hereinkommen, wissen, dass beide zu viel geplaudert haben. Tao-jin schlägt vor, die beiden Steinfiguren in der Pagode aufzustellen. Peki entschließt sich, das das Geheimnis näher zu ergründen und Yanko zu retten. Voller Schrecken müssen alle sehen, wie sie das eherne Pferd besteigt und mit ihm in den Wolken verschwindet.


    DRITTER AKT
    Ein prächtiger Palast auf der Venus mit blühenden Gärten inmitten von Wolken.
    Lo-mangli und Mädchen umgeben Stella und preisen die Schönheit ihrer Welt. Prinzessin Stella fühlte sich gefangen in ewigem Einerlei. Doch seit der Prinz bei ihr ist, hofft sie auf neues Leben. Sie schickt die Mädchen, außer Lo-mangli, fort.
    Im Gespräch mit Lo-mangli erfahren wir jedoch, dass der Prinz noch eine Prüfung bestehen muss. Stella geht ab.
    Da landet Peki auf der Venus. Lo-mangli, die sie für einen Mann hält, erläutert ihr, dass es auf der Venus nur Frauen gäbe. Käme ein Mann, um die Prinzessin zu erlösen, muss er einen Tag lang den Reizen der Frauen widerstehen. Nur so könne er ihr das Zauberarmband entwenden. Wenn er sie nur leicht berühre, werde er zur Erde zurückgeschickt und dürfe nie mehr das eherne Ross besteigen.
    Als der Prinz mit Stella erscheint, nimmt Lo-mangli Peki mit sich fort. Der Prinz, dem der Tag, den er sich fernhalten muss, endlos vorkommt, gibt sich zunächst Mühe, ihr zu widerstehen. Doch schließlich kann er sich nicht mehr halten und umarmt sie. Donner ertönt und der Prinz versinkt.
    Die Prinzessin ist unglücklich, denn auch sie liebt den Prinzen, den sie ebenfalls im Traum gesehen hatte, und will nun sterben. Aber auf der Venus ist man unsterblich. Dann wird sie ihn aber ewig nicht vergessen. Doch Lo-mangli erzählt ihr von einem neu angekommenen Reisenden, der die Schönheit der Frauen nicht beachte. Sie habe versucht, ihn zu gewinnen, aber selbst auf ihre Reize sei er nicht eingegangen.
    Als Peki auftritt, macht Lo-mangi ihr nochmals schöne Augen, die sie aber nicht sieht. Lo-mangli entfernt sich verärgert.
    Die Prinzessin fragt den hübschen Reisenden, was ihn herführe. Peki antwortet kalt, dass es nur die Reiselust sei. Es sei zwar interessant, die Prinzessin und die Frauen hier zusehen, aber sie liebe keine und könne allen widerstehen. Alle Verführungsversuche Stellas scheitern. Peki bleibt kalt. Der Tag geht zu Ende und so kann sie Stella das Zauberarmband entreißen, und Stella muss ihr jetzt gehorchen. Die Wolken verdichten sich und lösen sich dann wieder auf. Man sieht die Pagode aus dem ersten Akt. Auf Podesten stehen Yanko, Tsing-sing und der Prinz, der ebenfalls geplaudert hat und zu Stein geworden ist. Tschin-kao steht davor und fragt sich, wen er nun zum Schwiegersohn nehmen soll.
    Da schwebt seine Tochter mit der Prinzessin auf einer Wolke herab. Peki schwingt das Armband und erlöst zunächst Yanko und den Prinzen. Prinz und Prinzessin fallen sich in die Arme. Tsing-sing will sie aber nur dann aus der Versteinerung erlösen, wenn er der Trennung von ihr und der Heirat mit Yanko zustimmt und löst den Zauber nur soweit, dass er ein bejahendes Zeichen geben kann. Als er das schließlich gibt, erlöst sie auch ihn.
    Der Akt endet mit dem Hochzeitslied vom Beginn der Oper.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    3 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Mein lieber Gerhard!


    Siehste wohl, hier habe auch ich noch Nachholbedarf. Denn von dieser Oper habe ich nur, glaube ich, zwei ganze Arien auf LP. Hier gibt es die Oper in einer älteren Einspielung sogar in deutsch-gesungen:


    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    leider kenne ich ich nur die Gesangstexte der deutschen Fassung. Ob die deutsche Fassung den ganzen Witz, der in den verschiedenen Dialogen des französischen Librettos steckt, auch auslotet, weiß ich nicht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Es gab vor zwei Jahren eine Neuinszenierung von Aubers Oper "Das bronzene Pferd" an der Komischen Oper Berlin mit einer neuen deutschen Textfassung. Ich habe die Aufführung gesehen und war von dem Werk sehr angetan. Im Übrigen wurde eine Vorstellung dieser Produktion auch im Radio übertragen, es gibt also einen Mitschnitt davon.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"