Richard Wagner: Tannhäuser - die unverzichtbaren Aufnahmen der Taminos (Stand 2014)

  • Liebe Taminos,


    am 19. Oktober 1845, also heute vor vor genau 169 Jahren, wurde Wagners Tannhäuser in Dresden uraufgeführt. Die Uraufführung war nicht unbedingt ein Erfolg, daher begann Wagner gleich mit Umarbeitungen; die Pariser Erstaufführung wurde zum Eklat.


    Hier Näheres im Tamino - Opernführer bzw. in nachfolgendem Threat:


    WAGNER, Richard: TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF DER WARTBURG


    Wagners Tannhäuser und die unterschiedlichen Fassungen


    Mir liegt diese Oper ganz besonders am Herzen; es war die erste, in der ich im Saarbrücker Staatstheater mitsingen durfte; ein unvergessliches Erlebnis.


    Eine schöne, eindrucksvolle Aufnahme ist diese hier:



    Welche Aufnahme, egal in welcher Fassung, ob alt oder neu, favorisiert ihr?

  • Der "Tannhäuser" entwickelt sich sukzessive zu meiner bevorzugten "früheren" Wagner-Oper. Ich ziehe eigentlich ziemlich eindeutig die Dresdner Fassung vor (schon wegen der Ouvertüre).


    Oftmals wurde ja schon behauptet, es gäbe keine wirklich perfekte Aufnahme dieser Oper. Solti wäre nahe dran, ist aber leider Pariser Fassung (er spielte übrigens eine sensationelle Dresdner Ouvertüre mit den Wiener Philharmonikern 1961 ein). Konwitschny finde ich von der orchestralen Seite etwas abfallend. Hans Hopf ist mein Problem nicht. Die Einspielung von Gerdes ist viel besser als ihr Ruf, aber zur einsamen Referenz fehlt wohl doch einiges. Sehr gerne höre ich diverse Live-Mitschnitte aus Bayreuth (Keilberth, Cluytens, Sawallisch, Suitner, Melles, Klobucar, Leinsdorf, Davis), wobei dort auch nicht alle die Dresdner Fassung verwenden. Haitiniks Einspielung ist ziemlich fad, wenn man mich fragt. Leider konnte Karajan diese Oper nicht mehr im Studio einspielen; seine späte Ouvertüre von 1987 berechtigt zu der Annahme, dass das eine referenzträchtige Angelegenheit geworden wäre. Von meinen Hausgöttern Knappertsbusch, Klemperer, Furtwängler und Goodall gibt es diese Oper ja leider nicht als Gesamtaufnahme. Das ist aus meiner Sicht natürlich sehr ärgerlich und zeigt recht gut eine gewisse Geringschätzung des Werkes im Vergleich mit anderen Wagner-Opern. Mehr als eine Alternative ist die Aufnahme von Robert Heger von 1951, wo August Seider die Titelrolle singt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich bin, was ich schon des öfteren geschrieben habe, nicht so der große Wagner-Liebhaber, deshalb habe ich vom "Tannhäuser" auch nur zwei Aufnahmen: Jene vor Dir, lieber Don Gaiferos, oben eingestellte Konwitschny-Einspielung und die andere von Wolfgang Sawallisch geleitete aus Bayreuth.


    Sie sind beide hörenswert, wobei, die Wagnerianer werdens wissen, Sawallisch von der Ouvertüre direkt in das Bacchanal springt, während Konwitschny die Ouvertüre ausspielen lässt. Mir fällt die Wahl zwischen beiden Aufnahmen schwer, ich höre sie beide bei entsprechender Stimmungslage sehr gerne. Was die sängerischen Interpreten anbelangt, tun sich beide für mein Empfinden nicht schwer, aber zumindest Hopf hat bei mir die Nase vor, während ich mit Windgassen Probleme habe.


    Das Argument hat mir schonmal einen "Verweis" eingebracht, aber so ist das mit den persönlichen Vorlieben...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Joseph,


    die ideale Einspielung gibt es nicht, da hast Du wohl recht; eine noch weitere Aufnahme möchte ich hier ins Spiel bringen:



    Viele stoßen sich - nicht zu Unrecht - an Domingos deutscher Aussprache; aber dennoch singt er die Partie - wie man es von ihm kennt - mit viel Intensität, Leidenschaft und Verve, das finde ich sehr hörenswert, auch wenn mancher meint, dass dieser belcanto-artige Stil nun gar nicht zu Wagner passt. Ich halte dies jedoch für einfach eine andere, ungewohnte, jedoch durchaus spannende Lesart des Tannhäusers.
    Auch die anderen Rollen sind teilweise sehr gut besetzt - Cheryl Studer, Agnes Baltsa und Matti Salminen gefallen mir sehr gut. Ebenso finde ich Sinopolis Dirigat hervorragend.

  • Eine unverzichtbare Aufnahme des "Tannhäuser" (leider nur "Höhepunkte der Oper") datiert ins Jahr 1943:



    Hermann, Landgraf von Thüringen: Ludwig Hofmann
    Tannhäuser: Max Lorenz
    Wolfram von Eschenbach: Karl Schmitt-Walter
    Walther von der Vogelweide: Walther Ludwig
    Biterolf: Walter Großmann
    Heinrich der Schreiber: Alfred Frey
    Reinmar von Zweter: Wilhelm Ulbricht
    Elisabeth: Maria Reining
    Venus: Margarete Bäumer


    Chor des Deutschen Opernhauses Berlin
    Berliner Rundfunk-Symphonie-Orchester
    Artur Rother


    Aufgenommen: 1943


    Irgendwie hat es diese Einspielung nie auf CD geschafft, was ich nicht verstehe, denn Max Lorenz in der Titelrolle sollte jeder Wagnerianer mal gehört haben. Er ist für mich die unerreichte Referenz. Die restliche Besetzung und das Dirigat sind auch hervorragend. Wermutstropfen bleibt, dass es leider keine Gesamtaufnahme wurde.

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    – Luís de Camões

  • Am liebsten würde ich mir einen TANNHÄUSER aus mehreren Aufnahmen zusammenbasteln - wenn das denn ging und Sinn machte. Eine ideale Einspielung kenne ich nicht. Irgend etwas fehlt immer. Karsten Steiger führt in seinem Buch "Opern-Diskographie", erstmals 1999 im Florian Noetzel Verlag erschienen, 29 zwischen 1930 und 1990 veröffentlichte Aufnahmen vor. Inzwischen dürften noch einige dazu gekommen sein. Die von Don Gaiferos gleich zu Beginn eingestellte Aufnahme gilt als die am weitesten verbreitete, die auch mir ans Herz gewachsen ist. Vielleicht liegt es daran, dass es die erste Aufnahme war, die ich zur Kenntnis nahm. So etwas brennt sich ein. Sie ist sehr stimmungsvoll vor allem in der Jagdszene und im Auftreten Wolframs im dritten Aufzug. Dietrich Fischer-Dieskau will mir da unerreicht erscheinen. Ich höre diese Szene immer noch mit großer Ergriffenheit. Ja, ich scheue mich nicht, von einer Sternstunde der Plattengeschichte zu sprechen. Wie dann der Chor naht... Elisabeth Grümmer ist als Elisabeth sehr entrückt in diesem Aufzug, grundsätzlich aber etwas zu reif. Völlig unzureichend finde ich Marianne Schech als Venus. Sie klingt matt und unerotisch. Mit Hans Hopf als Tannhäuser kann ich genau so wie Joseph II. leben. Über Gottlob Frick als Landgraf ist alles gesagt. Einen der Höhepunkt der gesamten Produktion stellt für mich nach wie vor der Auftritt von Walther von den Vogelweide in Gestalt von Fritz wunderlich dar: "Der Bronnen, den uns Wolfram nannte ..." Es ist beglückend, dass Menschen so schön singen können!


    Diese Szene gibt es in der Pariser Fassung leider nicht, denn der zweite Akt strebt mit viel mehr Energie seinem dramatischen Höhepunkt zu. Dafür haben wir einen wesentlich leidenschaftlicheren ersten Aufzug. Christa Ludwig in der Einspielung der DECCA unter Solti wirklich ein Ereignis als Venus, die hier mehr zu singen hat und viel dramatischer ist. Venus ist meistens das Problem. Diesmal nicht. Eine Schwäche habe ich für Victor Braun, der den Wolfram mit leichtem Stigmatismus singt.

    Die Ludwig ist auch die Venus bei Karajan, dessen Wiener Aufführung von 1963 bei Deutsche Grammophon auf CD gelangt ist. Der Klang ist leider nicht berauschend. Ich habe diese Aufnahme lange nicht gehört, weil sie mir bei der ersten Wahrnehmung wenig zusagte. Es ist an der Zeit, sie mal wieder hervorzuholen. Max Lorenz, dieser fulminante Tannhäuser ist bereits von Joseph II. herausgehoben worden. Einer, der dem Lorenz ähnlich ist, war Ernst Gruber. Zu Glück hat sich auch mit ihm eine Gesamtaufnahme erhalten, die der Dresdener Fassung folgt:


    Die wichtige Quelle für das Ringen Wagner mit seinem TANNHÄUSER sind die Cosima-Tagebücher. An mehreren Stellen gibt es konkrete Aussagen und Hinweise, die berühmteste unter dem 23. Januar 1883, also wenige Wochen vor seinem Tod. "Abends Plauderei, welche R. mit dem Hirtengesang und Pilgerchor aus dem Tannhäuser beschließt. Er sagt, er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine Schwäche habe ich für Victor Braun, der den Wolfram mit leichtem Stigmatismus singt.


    Das ist interessant, denn ich fand Braun auch immer sehr rollendeckend. Andernorts wurde er als Schwachstelle, wenn nicht gar als Fehlbesetzung bezeichnet, was mir nie einging. Victor Braun sang übrigens auch einen sehr guten Sachs unter Wallberg bei der Eröffnung des Aalto-Theaters in Essen im Jahre 1988.


    Danke, lieber Rheingold, für die Erwähnung der Aufnahme mit Ernst Gruber. Die hat leider auch eine Schwachstelle, nämlich das Dirigat von Pflüger, das für mein Empfinden guter Durchschnitt, aber nicht mehr ist. Wie erwähnt, bevorzuge ich die Dresdner Fassung. Die brachiale Urgewalt der Ouvertüre macht mir das Bacchanale der Pariser Überarbeitung nicht wett. Und leider krankt es dort auch in vielen Aufnahmen, ob der gesamten Oper oder nur der Ouvertüre selbst. Man muss am Ende die Posaunen richtig stark und schön majestätisch hervorgehoben hören, auf diesen Höhepunkt steuert ja die ganze Ouvertüre zu. Das darf nicht im Gesamtklang untergehen. Exemplarisch gelingt das für mein Dafürhalten Sir Georg Solti mit den Wiener Philharmonikern 1961, René Leibowitz mit dem Royal Philharmonic Orchestra, Igor Markevitch und André Cluytens mit französischen Orchestern und Sir John Barbirolli mit seinem Hallé. Ja, leider alles keine Gesamtaufnahmen, aber so müsste es zumindest für meine Begriffe idealerweise herüberkommen.

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    – Luís de Camões

  • Das ist interessant, denn ich fand Braun auch immer sehr rollendeckend. Andernorts wurde er als Schwachstelle, wenn nicht gar als Fehlbesetzung bezeichnet, was mir nie einging.

    Mir schon... (Ich schätzte ihn Jahrzehnte nach dieser Aufnahme sehr als abgehalfterter (deutschsprachiger) Falstaff an der Komischen Oper Berlin - hinreißend! Aber mit seinem Wolfram unter Solti kann ich nichts anfangen.


    Die perfekte "Tannhäuser"-Aufnahme scheint es tatsächlich nicht zu geben, am ehesten noch die Konwitschny-Aufnahme, vor allem dank Grümmer, Fischer-Dieskau, Frick und Wunderlich - und trotz Einschränkungen an ein, zwei Stellen ("Ehelihisabäth") - auch wegen Hans Hopf! (Nicht ideal finde ich die Venus von Marianne Schech).


    Ich war anfangs mit Hopf da nicht sehr glücklich und hörte dann MET-Mitschnitte mit Melchior an, der mich in dieser Rolle aber nicht so sehr überzeugt wie als Tristan, Siegmund, Siegfried oder auch Lohengrin, dann die Bayreuth-Mitschnitte mit Windgassen, der mich aber auch nicht so wirklich überzeugt (zu weich, zu verwaschen, zuwenig Emotion), und auch die Haitink-Aufnahme mit dem live von mir so sehr geschätzten Klaus König, der mich als Studio-Sänger aber auch nicht wirklich überzeugt (zumal ich Weikl dort völlig über den Wolfram hinaus empfinde und auch ein Kurt Moll mich nicht so überzeugt wie anderswo - irgendwie wirkt die ganze Aufnahme auf mich etwas steril). Letztlich bin ich reumütig zu Hopf und Konwitschny zurückgekehrt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Kennt jemand eigentlich diese Aufnahme? die Besetzung liest sich sehr interessant, und die Ausschnitte klingen eigentlich auch ganz verheißungsvoll; daher würde es mich interessieren, ob jemand etwas zu dieser Einspielung sagen kann.


  • Kennt jemand eigentlich diese Aufnahme? die Besetzung liest sich sehr interessant, und die Ausschnitte klingen eigentlich auch ganz verheißungsvoll; daher würde es mich interessieren, ob jemand etwas zu dieser Einspielung sagen kann.


    Für mich ist das eine der belanglosesten Produktionen des TANNHÄUSER, lieber Don_Gaiferos. Zufällig treibt sie sich auch in meinem Regal rum, und niemand will sie haben. Als ich sie neulich bei mehreren Internet-CD-Ankäufer scannte, waren 49 Cent der höchste Preis. Das sagt vielleicht auch etwas aus. ;) Mal eben schnell in ein Studio gehen und dieses Werk aufnehmen, das reicht am Ende wohl doch nicht. Das soll aber nicht heißen, dass andere gegenteilige Eindrücke gewonnen haben. Wie wir in Deinem schönen Thread lesen können, gibt es durchaus divergierende Meinungen. So weit liegen sie am Ende gar nicht auseinander, was mich beeindruckt. Interessant finde ich, was Joseph II. über die Ouvertüre geschrieben hat. Sie ist ja in der Dresdener Fassung von allen Ouvertüren Wagners für meinen Eindruck die kompakteste und geschlossenste. In einem seiner Konzerte hat sie Celibidache gespielt. Ein Mitschnitt aus München ist bei EMI auf CD gelangt. Diese Ouvertüre war eines meiner stärksten Konzerterlebnisse. Die Posaunen, von denen Joseph spricht, waren auch dort der schlussendliche Höhepunkt, dem alles zustrebte - allerdings in der Art, dass die Welt der Venus, die ja im Untergrund bei einer transparenten Interpretation immer wieder aufflackernd zu vernehmen sein muss, wie unter gewaltigen Donnerschlägen begraben wurde. Das war unheimlich und auch bedrückend, schon wie ein Trauermarsch. Ich habe das nie wieder so gehört. Nach einer derart zwingend gespielten Ouvertüre ist alles gesagt. Es wäre unvorstellbar gewesen, dass danach die Oper beginnt. Wer hätte das wie singen können?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Diese von mir im vorangegangenen Beitrag erwähnte TANNHÄUSER-Ouvertüre unter Celibidache möchte ich doch noch mit dem Cover der entsprechenden CD nachreichen.



    Danke, lieber Rheingold, für die Erwähnung der Aufnahme mit Ernst Gruber. Die hat leider auch eine Schwachstelle, nämlich das Dirigat von Pflüger, das für mein Empfinden guter Durchschnitt, aber nicht mehr ist.

    Das, lieber Joseph, ist absolut unstrittig. Dabei war der Pflüger gar nicht so schlecht. Ich habe ihn noch live gehört. Später war er nämlich lange Jahre Generalmusikdirektor in Weimar. Vielleicht sollte man zu seinen Gunsten einräumen, dass sein TANNHÄUSER unter nicht den allerbesten Voraussetzungen entstand. 1954 beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig. Das Orchester war ja regelrecht zusammengestoppelt und hatte auch nicht die erforderliche Größe. Da spielten garantiert auch weniger begabte Musiker mit. Die Nachwirkungen des Krieges waren längst nicht überwunden. Und Künstler verließen in großen Scharen die DDR gen Westen. Das Dirigat ist ja auch nicht der einzige wunde Punkt. Viel wäre auch zu den anderen Sängern zu sagen. Aber immerhin ist es ein TANNHÄUSER in schwieriger Zeit. Das hört man halt auch mit. Insofern habe ich diese Aufnahme immer als historisch in doppeltem Sinn empfunden, der etwas zahmen Interpretation und der Umstände wegen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • In einem seiner Konzerte hat sie Celibidache gespielt. Ein Mitschnitt aus München ist bei EMI auf CD gelangt. Diese Ouvertüre war eines meiner stärksten Konzerterlebnisse. Die Posaunen, von denen Joseph spricht, waren auch dort der schlussendliche Höhepunkt, dem alles zustrebte - allerdings in der Art, dass die Welt der Venus, die ja im Untergrund bei einer transparenten Interpretation immer wieder aufflackernd zu vernehmen sein muss, wie unter gewaltigen Donnerschlägen begraben wurde. Das war unheimlich und auch bedrückend, schon wie ein Trauermarsch. Ich habe das nie wieder so gehört. Nach einer derart zwingend gespielten Ouvertüre ist alles gesagt. Es wäre unvorstellbar gewesen, dass danach die Oper beginnt. Wer hätte das wie singen können?

    Es ist mir € 3,91 + Porto wert, das zu überprüfen. :D

  • Es ist mir € 3,91 + Porto wert, das zu überprüfen.


    Das wäre doch schön, lieber lutgra. Auf Dein Urteil bin ich sehr gespannt. Nur bedenke bitte, dass die Wirkung im Konzert noch viel stärker gewesen ist für mich als von der CD. Konzert ist und bleibt Konzert. Niemand kann es einfangen. Schon die physische Anwesenheit dieses Mannes auf dem Podium war so raumgreifend, dass er eigentlich gar nicht mehr hätte musizieren brauchen. Er war da. Und das war schon Ereignis genug. Das werde ich nie vergessen und würde ich 150 Jahre alt, was Gott verhüten möge. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Danke, lieber Rheingold, für die Erwähnung der Aufnahme mit Ernst Gruber. Die hat leider auch eine Schwachstelle, nämlich das Dirigat von Pflüger, das für mein Empfinden guter Durchschnitt, aber nicht mehr ist.

    Ich habe diese Aufnahme auch erst im letzten Monat gehört und sehe da mehr als nur eine Schwachstelle beim Dirigat, welches ich auch gar nicht so schlecht finde. Insbesondere der völlig unzureichende Landgraf ist eine große Schwachstelle. Und Kurt Rehm ist ein hochehrenwerter Sänger, aber kein wirklicher Wolfram - er hat diese Rolle an seinem Stammhaus, der Berliner Staatsoper, auch nie gesungen, und das offenbar aus gutem Grund. In dramatischeren Rollen schätze ich ihn weit mehr. Und Gruber? Der hat einige starke Momente (v.a. Erbarm dich mein!"), aber auch einige andere, außerdem stört mich sein Lispeln doch gewaltig, optimal ist seine sonstige Artikulation auch nicht nicht wirklich. Brünnhild Friedland finde ich auch am Ende des Sängerkriegs unglaublich berührend, das Verletzte, Fragile kommt wunderbar aus Ausdruck, an den anderen Stellen gefällt sie mir nicht ganz so gut (insbesondere bei der Hallen-Arie) - und Frau Zschille ist zwar eine gute, aber für mich auch keine wirklich überragende Venus.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ja, jedem das Seinige, lieber Stimmenliebhaber. Ich verlange nicht, dass jedermann Victor Brauns Wolfram gouttiert. Ich bin ja z. B. auch kein besonderer Fan von Klaus König, akzeptiere dies aber natürlich bei anderen. ;)


    Bzgl. Aufnahmen der Ouvertüre: Danke, lieber Rheingold, den Celibidache habe ich natürlich unterschlagen. Es ist schlimm, immer vergesse ich mindestens eine großartige Interpretation bei solchen Aufzählungen. Mindestens. Denn Sir Adrian Boults Einspielung nicht anzuführen, ist geradezu verwerflich. Und wo wir schon dabei sind: Furtwängler und Toscanini fehlen auch (und wohl noch ein Dutzend weitere) ... :whistling:

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    – Luís de Camões

  • Neben der zu Recht in der Eröffnung von Don_Gaiferos vorgestellten Aufnahme unter Konwitschny, und zwar, wie Rüdiger (Rheingold1876) anmerkte, wegen Gottlob Frick und seinem jugendlichen Freund Firtz Wunderlich, möchte ich auch auf diese, ebenfalls von Rüdiger vorgestellte Aufnahme unter Solti:


    nicht verzichten, und zwar wie auf jede andere Wagner-Oper unter Solti nicht, sowie wegen der grandiosen Venus Christa Ludwig (wer von ihr nicht gefesselt ist, hat selbst Schuld), aber auch wegen des damals noch stimmlich kraftstrotzenden jugendlich frischen René Kollo.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Die drei Top-Wolframe des 20. Jahrhunderts waren meines Erachtens Herbert Janssen (20er bis 40er Jahre, dokumentiert auf der Studioaufnahme Bayreuth 1930 und zahlreichen Mitschnitten von MET-Übertragungen), Dietrich Fischer-Dieskau (40er bis 60er Jahre, dokumentiert in einem Live-Mitschnitt aus Berlin 1949, in Bayreuth-Mitschnitten von 1954 und 1961 sowie im Studio unter Konwitschny 1960 und Otto Gerdes 1968, wobei mir ebenso wie "Rheingold1876" die Konwitschny-Aufnahme am liebsten ist) und Siegfried Lorenz (70er bis 90er Jahre, meine bester live erlebter, und das häufig, zahlreiche Mitschnitte zusammengesammelt, von die Tonspur der Fernsehübertragung aus der Staatsoper von 1982 offiziell erschienen ist.)



    Vor allem wegen des Wolframs von Siegfried Lorenz ist diese Aufnahme für mich eine unverzichtbare.


    Alle drei genannte Wolfram-Sänger verbindet nicht nur eine große Erfahrung als Lied-Interpret und -Gestalter, sondern auch, dass sie gestandene Opernsänger waren, welche die Emotion dieser Rolle ausdrücken konnten und wollten und zudem neben alem vorhandenen Lyrismus (und wunderbaren Höhenpiano-Fähigkeiten!) auch genug dramatische Kraft hatten, dem Tannhäuser im 3. Akt Paroli zu bieten.


    Und zum Thema Klaus König, der den Tannhäuser an die 200 Mal live gesungen hat: Im Studio unter Haitink wirkt er auf mich befangen und überzeugt mich dort nicht so sehr, wie ich es live häufig erlebt habe. Hier hingegen finde ich ihn so großartig, wie ich ihn in Erinnerung habe:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke für den Hinweis auf die Aufnahme von Suitner! Ich kenne nur seinen "Tannhäuser" aus Bayreuth 1964.


    Welche Fassung lässt er spielen? Wenn es die Dresdner ist, würde diese Aufnahme für mich besonders interessant.


    Ein sehr nennenswerter Wolfram war aber auch Hermann Prey (Bayreuth 1965—1967 unter Cluytens, Melles und Klobučar).

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    – Luís de Camões

  • Danke für den Hinweis auf die Aufnahme von Suitner! Ich kenne nur seinen "Tannhäuser" aus Bayreuth 1964.


    Welche Fassung lässt er spielen? Wenn es die Dresdner ist, würde diese Aufnahme für mich besonders interessant.

    In Berlin spielte man seinerzeit die Dresdner Fassung, ergänzt um das Bacchanal der Pariser Fassung, also:
    Ouvertüre mit Abschluss, dann Bacchanal der Pariser Fassung, dann Venusberg in der Dresdner Fassung und auch alles andere in der Dresdner Fassung.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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