• Das Kunsthistorische Musiem in Wien - dem ich formal noch bis 31.10. 2014 als Angestellter angehöre (bin aber schon im Genuss eines Resturlaubes) - veranstaltet ab 28. 10. 2014 eine große Sonder-Ausstellung, wo Gemälde von Velazquez aus aller Welt (Leihgaben) zu sehen sein werden.
    Ähnlich dem Thread "Wintermärchen" - der ebenfalls als Parallelthread zu eine SA - des KAHM von mir eröffnet wurde - möchte ich auch diesmal einen Thread zm Thema VELAZQUEZ einrichten. Der Vorteil ist, daß wir hier von Leihgaben weitgehend unabhängig sind - und somit eine sehr große virtuelle "Ausstellung" veranstalten können. Ich bitte pro Beitrag lediglich EIN Bild zu zeigen (Ausnahme sind Pendants), ein paar informative Anmerkungen zum Bild zu verfassen und letztlich das Museum zu nennen, wo sich das Bild üblicherweise befindet.


    Möge diesem Thread ein ähnlicher Erfolg beschieden sein, wie einst dem Wintermärchen Thread - der auf Wunsch heuer wieder geöffnet wurde und weitergeführt werden kann...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das berühmteste Gemälde von Diego Valzquez (1599-1660) heisst Las Meninas ("Die Hoffräulein") (1656). Es ist im Prado in Madrid ausgestellt.



    Links stehend hat sich der Künstler selbst verewigt. Die fünfjährige Infantin Margarita, die Tochter Philipp IV., ist umgeben von Zofen, einem Wächter, "Hof-Zwergen", im Spiegel ist das Königspaar zu erkennen.


    Auf Wikipedia findet sich unter dem Bildtitel ein Artikel, der das Gemälde eingehend untersucht und die Bedeutung und Stellung in der Kunstgeschichte würdigt.
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber Alfred,


    als Hispanist und Freund der spanischen Kunst komme ich Deiner Einladung zu diesem Thread nur allzu gerne nach. Eröffnen möchte ich den Reigen mit "Venus vor dem Spiegel" (La Venus del espejo). Das Gemälde stammt aus dem Zeitraum 1648 - 51 und kann in London in der National Gallery besichtigt werden. Auffallend ist vor allem der wunderschön gestaltete Körper, nach dem Motto, "ein schöner Rücken kann auch entzücken". Jedenfalls ist die plastische Gestaltung, trotz der Reduktion auf wenige Grundfarben, frappierend. Das Gesicht im Spiegel ist recht undeutlich, wohl ist es auch etwas größer, als es normalerweise der Fall wäre; auch wird der Spiegle von dem Amor so gehalten, dass sich ihr Gesicht eigentlich nicht im Spiegel zeigen sollte.
    1914 gab es sogar von einer militanten Frauenrechtlerin einen Anschlag auf das Gemälde, das heutzutage Gottseidank wieder vollständig restauriert bewundert werden kann.



    Nähere Informationen bietet ein eigener wikipedia - Artikel zu diesem Bild:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Venus_vor_dem_Spiegel

  • Das von moderato eingebrachte Bild Las Meninas von Diego Velazquez hat den 1942 geborenen spanischen Bildhauer Manolo Valdez angeregt, Bronzeskulpturen in unterschiedlicher Größe nachzubilden.



    Seit 2007 stehen vier dieser Skulpturen im Düsseldorfer Hofgarten. Zwei hat der Künstler der Stadt geschenkt, zwei weitere hat Düsseldorf dazugekauft.


    Ursprünglich standen über mehrere Monate noch weitere Meninas auf der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Allee. Sie sind inzwischen über die Welt verteilt. Eine oder zwei sollen im Park von Schloss Cäcilienhof in Potsdam aufgestellt sein.


    Dieser Beitrag liegt etwas neben dem Thema. Ich fand die Befassung eines modernen Künstlers mit den Meninas aber durchaus erwähnenswert.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Infantin Margarita Theresa im Blauen Kleid.
    Unter diesem Titel wird das Bild im KHM Wien geführt. Es zählt zu den berühmtesten Gemälden der Sammlung, die an berühmten Bildern sicher nicht arm ist. Es zeigt die Infantin und spätere Gemahlin von Kaiser Leopold im Alter von acht Jahren, wurde also 1659 gemalt. Die Vermählung mit Kaiser Leopold I war über lange Jahre geplant, desalb schickte man voraussehend in gewissen Abständen Portraits der künftigen Kaiserin nach Wien

    Die Abbildungen im Internet geben IMO einen völlig falschen Eindruck des Gemäldes wie es sich derzeit im Museum präsentiert wieder. So habe ich mich - mit mässigem Erfolg - bemüht den Charakter des hier veröffentlichten Bildes dem des Originals einigermaßen anzupassen. Auffällig sind die zurückgenommenen kühlen Farben, die blassen Hauttöne, die in gewisser Weise an eine colorierte Fotografie erinnern. Vielleicht kann der eine oder andere Wiener , der das Bild kennt, sagen ob es mir gelungen ist den Originalfarben näher zu kommen, als die sonst im Internet der Fall ist. Bei Sonderausstellungen hängen die Bilder naturgemäß nicht an ihrem üblichen Platz, werden anders beleuchtet - üblicherweise farblich wärmer. Aber das konnte ich natürlich nicht sehen - die Ausstellung wird erst am 28. 10 für die Öffentlichkeit geöffnet.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diego Velazquez malte den Hofzwerg Sebastian de Morra, der zum Hofstatt Philipp IV gehörte, im Jahr 1645. Das Bild gehört zum Museumsbestand des Prado in Madrid. Der spanische König umgab sich mit kleinwüchsigen Hofnarren, die seine melancholische Stimmungen mit Spässen vertreiben mussten. Die Herrscher jener Zeit hielten sich in ihrer Entourage "Zwerge" zur Belustigung, auf die man herabsehen konnte. Velazquez gibt, das ist meine Interpretation, in seinem Portrait die Würde dieser Person wieder. Man decke den Körper ab und betrachte die Gesichtszüge des Mannes.



    133 Jahre später schuf Francisco de Goya eine Radierung, die er nach dem Gemälde gestochen hatte. Im Blick des Kleinwüchsigen ist, so sehe ich es, mehr Misstrauen und Aufbegehren enthalten als in Velazquez Original. Man betrachte auch, wie die Hände genauer ausgeführt sind. Goya, der sich mit der menschlichen Existenz und ihren Abgründen in seinem Werk auseinandergesetzt hat, wird ganz bewusst die Aussage des Bildes verändert haben.



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928