Hommage a Kenneth MacMillan - Stuttgarter Ballett 07.12.14 - Mahler und Faure

  • Kenneth MacMillan (1929-1992) war ein britischer Choreograph, der in vier Tagen seinen 85. Geburtstag gefeiert hätte. Ihm zu Ehren gibt das Stuttgarter Ballett in diesen Tagen eine Hommage an diesen bedeutenden Künstler. Ich muss gestehen - und den meisten Taminos wird es vermutlich nicht anders gehen - diesen Namen vorher nie gehört zu haben. Aber das hat sich heute abend grundlegend geändert.


    Aufgeführt wurden zwei Werke, die MacMillan 1965 und 1976 für das Stuttgarter Ballett entwickelt hat, eine Choreografie zum "Lied von der Erde" und eine zum Faure'schen Requiem, als Hommage an den zuvor verstorbenen Freund John Cranko, dem legendären Ballettchef in Stuttgart.


    Bei der Uraufführung von MacMillans Ballett "Lied von der Erde" war ein Tänzer im Ensemble, der später ganz groß herauskam, der junge John Neumeier. Und alle, die seine Werke etwas näher kennen, wissen, dass er mehrere Mahlerballette choreografiert hat, u.a. die 3. und 6. Symphonie. Seine Choreografie zu Mahlers 3. ist mein Lieblingsballett überhaupt. Insofern war ich sehr gespannt auf diese Umsetzung von Mahlers Lied, möglicherweise die erste choreografisch Auseinandersetzung mit Mahler überhaupt. Und es ging mir wie beim erstmaligen Hören der Symphonie von Hans Rott in Bezug zu Mahler, da war bei MacMillan unglaublich vieles schon vorhanden, was Neumeier später weiterentwickelt hat. Absolut faszinierend und trotz der 50 Jahre kein bisschen angestaubt.
    Nach der Pause das Requiem von Faure , das der Arbeitgeber von MacMillan in London als unaufführbar abgelehnt hatte. Ist es nicht, eine sehr stimmungsvolle und eindringliche Umsetzung ist ihm da gelungen, die auch wieder vorausweist auf Neumeier's Matthäus Passion. Beide Stücke übrigens vom Orchester live gespielt und das in absolut zufriedenstellender Weise, die Solisten bei Mahler - Christiane Iven und Erin Caves haben ihre Sache sehr gut gemacht, genauso wie Catriona Smith und Motti Kaston + Faure Vokalensemble. Ein grandioser Abend im ausverkauften und zu 100% begeisterten Stuttgarter Opernhaus.


    Mir scheient, dass Ballett liefert noch das, was die Oper schon lange vermissen lässt. Einen Abend, bei dem jeder erfüllt den Saal verlässt. Ich kann mich jedenfalls an keine einzige Opernaufführung in Stuttgart erinnern, die mir auch nur näherungsweise so gut gefallen hat wie der Abend heute.



  • Danke für den Bericht, lutgra. Die Kritik in der StZ war ebenfalls sehr gut. Mahler ist meins, aber mit Ballett habe ich sehr wenig Erfahrung. Am Donnerstag werde ich das Stück hören und sehen, und ich bin sehr gespannt. :-) Beste Grüße, Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)