Niccolo Paganini - komponierender Violinvirtuose aus Genua

  • Hallo,


    ich habe sowohl das Themenverzeichnis durchsucht, als auch die Suchfunktion genutzt und keinen Thread zu Niccolo Paganini gefunden. Das kann ich eigentlich kaum glauben. Immerhin handelt es sich hier vor mir um einen der größten und begabtesten Komponisten überhaupt. Leider ist er heute oft nur noch durch seine 24 Capricen für Violine solo bekannt. Er hat aber viel mehr geschrieben. Ich möchte hier unter anderem die "Duetti Amorosi" für französische Guitarre und Mandoline vorstellen. Paganini hat immer anrührende und eingängige Themen und eine ansprechende, emotional berührende Harmonik. In den "Duetti Amorosi" wird eine Emotion beschrieben, die in der klassischen Musik nicht so oft beschrieben wird (ausdrücklich z.B. im Finale von Mahlers 3. Sinfonie) - die Liebe. Carlo Aonzo und Sandro Volta phrasieren in der hier vorgestellten Aufnahme musikalisch sehr sinnvoll und artikulieren auch so. Hier kann man bei jpc in die Aufnahme hineinhören:



    Wenn es gefällt, rate ich dazu, jpc einfach nach weiteren Werken von Paganini zu durchsuchen. Ich kenne kein uninspiriertes Werk von ihm und keines mit Längen.


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Hallo,


    ich möchte auch an die Violinkonzerte von Niccolo Paganini erinnern. Sie haben eine schöne Melodik, eine emotional wirkende Harmonik und sind recht virtuos. Ich habe die Aufnahmen mit Massimo Quarta auf Paganinis eigener Geige, die ganz ausgezeichnet klingt. Sie ist recht oberwellenarm, klingt also weich, auch im Diskant. Quarta artikuliert und phrasiert musikalisch sinnvoll, er hat ein zurückhaltendes Vibrato und besonders auffällig ist sein gutes Legato-Spiel. Er bewältigt die Stücke vollkommen, ohne daß es sehr virtuos wirkt - obwohl es das ist. Sein Spiel wirkt sehr entspannt. Hier sind seine Aufnahmen bei jpc zum hineinhören:



    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Hallo,


    schade, daß es bisher außer meinen Beiträgen keine Beiträge zum Paganini-Thread gibt. Er hat doch recht viele Werke geschrieben, von denen ich hier dann weitere vorstellen möchte. So hat Paganini 15 Quartette für Violine, Viola, Cello und Guitarre geschrieben. Alle davon wirken auf mich inspiriert, sie haben eine schöne Harmonik und ausdrucksvolle Themen. Paganini schreibt überwiegend in einer homophonen Satztechnik, d.h. akkordisch. Es gibt aber auch polyphone (mehrstimmige) Elemente. Die Guitarre wird auch als Rhythmusinstrument benutzt, was den Quartetten zur mehr rhythmischer Struktur im Vergleich zum reinen Streichquartett verhilft. Ich finde diese Gattung durchaus vorteilhaft im Vergleich zum normalen Streichquartett. Ich stelle hier eine Gesamtaufnahme mit dem Quartetto Paganini vor, die sehr gelungen ist. Die Musiker artikulieren und phrasieren musikalisch sinnvoll, oft wirkt die Musik liebenswürdig, aber dabei auch immer tiefsinnig. Im letzten Quartett wird Paganini dann doch sehr traurig - etwas ungewöhnlich für ihn. Hier kann man bei jpc hineinhören (5 CD´s):



    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Zu Beginn oute ich mich als Freund der Violinkonzerte Paganinis. Schwierigkeiten habe ich indes mit der Behauptung, sie seien "inspiriert", während Du das vielen Werken Mozarts absprichst. Das ist natürlich Dein gutes Recht, Du wirst aber hier sellten ZUstimmung bekommen. Paganini war in erster Linie Violinvirtuose, wobei man seinen Werken nachsagt, sie seien mehr darauf ausgerichtet die Fähigkeiten des Virtuosen (nicht des Interpreten !!) ins rechte Licht zu stellen, Bravourstücke ohne tieferen Inhalt. Dazu muß man sagen, daß Paganini hier ganz am Puls der Zeit war, und in krassem Gegensatz zu Spohr - damals ebenfalls berühmt - war. Die beiden Komponisten erkannten bei einem Treffen, daß sie in der Tat KEINE Konkurrenten waren. Während Spohr eher auf "innere Werte"seiner Konzerte Gewicht legte, waren Paganinis Konzerte eher "Zirkusstücke", die nach aussen glänzten. So etwas war zu Paganinis Zeiten sehr gefragt, heute wird es eher scheel angesehen. Und deswegen hege ich die Vermutung, daß die meisten Tamino-Mitglieder Paganini nicht besonders schätzen (?)
    Paganini selbst war sich wohl bewusst, daß jeder erstklassige Virtuose (auch wenn es deren nur wenige gab) seine Werke trotz aller Schwierigkeiten spielen könnte - weswegen er die Noten stets versteckt hielt, damit niemand in deren Besitz gelangen könne. Er fürchtete eine "Entzauberung"
    Aus heutiger Sicht würde man Paganini zwar als einen der grössten Virtuosen (seiner Zeit !) sehen - aber kaum als einen der "grössten Komponisten" (Was meiner Zuneigung zu seinen Konzerten keinen Abbruch tut)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred



    PS: Auch wenn er vielleicht im Thread Directory nicht verzeichnet ist, so gab es zwischen 2005 und 2007 einen Thread über Paganinis Violinkonzerte. Es ist einerseits uralt und andrerseits nicht besonders tiefschürfend oder ergibig. Bleib also bitte bei Deinem.

    Paganini - Violinkonzerte

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Violinkonzerte sind nicht unattraktives Virtuosenfutter, allerdings aus meiner Sicht doch von gewisser Gleichförmigkeit. Die Capricen sind zweifellos wertvoll und irgendwann habe ich mal ein Trio für Gitarre, Flöte und Violine (wenn ich mich bezüglich der Besetzung jetzt nicht täusche) besessen, das mir gut gefallen hat. Finden kann ich es leider nicht mehr; es kann aber eine Magnetspule gewesen sein, die ich ohnehin nicht mehr hören könnte.


    Danke auf jeden Fall für Deine CD-Tipps!


    Mit dieser Bemerkung


    Zitat

    Immerhin handelt es sich hier vor mir um einen der größten und begabtesten Komponisten überhaupt.


    gehst Du allerdings zu weit, Andreas! Mit Verlaub! Wohl größenwahnsinnig, wa? (Kleiner Scherz.) :P:jubel:


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • :jubel: für den Beitrag von WolfgangZ


    Hallo AH.


    ein Blick in Wikipedia über Paganini ist recht interessant, wenn auch u. U. nicht mit der sorgfältigsten wissenschaftlichen Akribie verfasst.


    Eine CD mit Gitarrenwerken werde ich mir genehmigen.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    Eine CD mit Gitarrenwerken werde ich mir genehmigen.


    Das könnte ich dem zweitenbass doch glatt gleichtun!


    :thumbup: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!