Hallo,
besitzt man eine Lautsprecherstereophonie-Simulation für Kopfhörer, die
das Übersprechen zwischen den Kanälen und den Einfluß der HRTF auf die
Trommelfellsignalspektren simuliert, kommt man schnell zu der
Schlußfolgerung, daß die Lautsprecherstereophonie nur sehr schlecht
funktioniert, aufgrund des sehr lästigen Übersprechens zwischen den
Kanälen (jedes Ohr hört den rechten und den linken Lautsprecher gleichzeitig). Sie klingt daher phasig und führt zur Hör-Ermüdung. Ich besitze einen Lautsprecherstereophonie-Simulator für Kopfhörer, den AKG BAP 1000 zusammen mit dem Kopfhörer AKG K1000.
Wir benötigen also ein funktionierendes
Lautsprecher-Stereophoniesystem. Wichtig ist hierbei, daß das
Übersprechen zwischen den Kanälen vollständig unterdrückt wird. Ein
Freund von mir besitzt seit Jahren Martin Logan Aerius i Elektrostaten (sie bündeln ziemlich stark den Schall, allerdings frequenzabhängig)
und hört sie "auf Kante" mit geringem Übersprechen. Das wirkt zwar nicht
im ganzen Frequenzbereich, klingt jedoch überzeugend. Der lästige
phasige Druck auf den Ohren wird verringert.
Nun gibt es seit Jahren, so habe ich es in der Elektroakustik-Vorlesung
von Prof. Jörg Sennheiser gelernt, Schallwandler, die hörbaren Schall
auf Ultraschall aufmodulieren. Der Ultraschall wird streng gerichtet
abgestrahlt. Die Richtwirkung ist so hoch, daß man einen Lautsprecher
auf das recht Ohr ausrichten kann und einen Lautsprecher auf das linke
Ohr. Übersprechen zwischen den Kanälen wird dadurch vollständig
unterdrückt. Dies ist, wenn man die Mikrofonierung anpaßt, eine sehr
erfolgversprechende Stereophonieform, leider nur für eine Person. Das
System läßt sich noch verbessern, indem man hintere, obere und untere
Ultraschallwandler zur Simulation von Rückwand-, Seitenwand-, Decken-,
und Bodenreflexionen anbringt. Damit dürfte eine Raumsimulation (klingt
wie in der Musikhalle in Hamburg) näherungsweise für eine Person
erreichen können.
Dies liegt auch daran, daß die Wiedergaberaum-Akustik bei diesem Verfahren vollständig unterdrückt wird. Ein großes Problem herkömmlicher Lautsprecher-Stereophonie ist die sogenannte "Mehrräumigkeit". Darunter versteht man die Überlagerung der Akustik des Ursprungsraumes (i.d.R. Konzertsaal) mit der Akustik des Wiedergaberaums (im Heim meist das Wohnzimmer). Der Ursprungsraum ist meist "akustisch groß", d.h. die diskreten Reflexionen (Rückwürfe von den Begrenzungsflächen, wie Wänden, Decke oder Fußboden) kommen relativ spät nach dem Direktschall. Sie sind in einer normalen Tonaufnahme enthalten und sorgen dort unter anderem für die Tiefenstaffelung. Daher klingt ein großer Konzertsaal weiträumig. Der Wiedergaberaum ist meist "akustisch klein", d.h. die diskreten Reflexionen kommen relativ früh nach dem Direktschall. Ein Sinfonieorchester in einer Wohnzimmerakustik klingt grundsätzlich schlecht.
Vielkanalige Stereophonieformen wie die Wellenfeldsynthese oder Binaural Sky können aufgrund der Tatsache nicht funktionieren, daß die dafür nötige "Crosstalk-Cancellation" (Das Entfernen des Übersprechens zwischen den vielen Kanälen) physikalisch-psychoakustisch unmöglich ist. Die Forscher, die daran arbeiten, haben entweder zu wenig Kenntnisse oder sind Forschungsgeld-Betrüger.
Im Fernsehen habe ich gesehen, daß das Ultraschall-Lautsprecher-System
in den USA wohl unter dem Namen "Soundbeam" z.B. für Werbung in
Supermärkten kommerziell erhältlich sein soll.
Für die Raumbeschallung sind natürlich Halbraumstrahler oder
Nierenlautsprecher, beide mit möglichst frequenzlinearem Bündelungsmaß (sonst kommt es zu starken Klangverfärbungen),
weiterhin günstig. Man möchte ja oft mit mehreren Personen in einem Raum
hören. Das Übersprechen zwischen den Kanälen fällt dabei auch weniger
auf, da der Diffusschall-Anteil am Hörplatz erhöht ist.
Liebe Grüße
Andreas