La Cenerentola im Vergleich

  • Ich war am Wochenende in Zürich und habe mir die Cenerentola angesehen. Die Inszenierung stammt ja aus dem Jahr 1994. Pfingsten hatte ich ja die neue aus Salzburg gesehen. Am Samstag habe ich mir dann noch die DVD von der Vorstellung der Oper Houston angesehen.
    Der Vergleich dieser drei Inszenierungen ist interessant. Houston und Zürich sind vom Bühnenbild sehr einfach, was den Focus sehr auf die Sänger legt. Wobei bei beiden Inszenierungen schöne Einfälle zu bewundern sind. Bei der Salzburger ist das Bühnenbild schon eine Geschichte für sich und lenkt manchmal doch sehr von der sängerischen Handlung ab, weil man immer wieder mit den Bühneneinfällen gelockt wird.
    Das war für mich eine interessante Erfahrung. So gut mir die Salzburger Variante gefallen hat. Die beiden älteren schlichten Varianten haben mich noch mehr gefesselt.
    Leider habe ich die Aufführungen nur einmal gesehen. Im letzten Jahr habe ich mir die Alcina in Zürich zweimal angeschaut und das habe ich hier vermisst und werde mir wohl zukünftig öfters die Opern zweimal anschauen.
    Mich interessiert, ob jemand ähnliche Erfahrung mit mehreren Inszenierungen von Opern und deren Vergleich gemacht hat.

  • Na gut - schauen wir mal, was wir so finden. ich habe hier bewusst eine seir einprägsame Inszenierung herausgeklaubt, die noch dazu gut zu beschreiben ist. Es wurde hier auf alles verzichtet was große Oper ausmacht und ist ein wenig auf "Comic-Neveau" herabgestiegen, wobein man allerdings darauf verzichtet hat die Figuren umzudeuten. Sie wirken am ehesten wie Figurinen zu einer im Entstehen begriffenen Neuinszenierung. Grelle, einprägsame Farben, stilisierte Kostüme und puppenhafte Charaktäre, erinnern mich am ehesten an die Zeichentrickfilme von Walt Disney. Man kann allerdings dieser Ausstattung und Inszenierung einen gewissen Pfiff und Witz nicht absprechen, Realitätsnähe indes schon....



    Ob diese Sicht auf das Werk zulässig ist oder nicht, daran werden sich die vielleicht die Gemüter erhitzen. Aus meiner Sicht ein interessanter Grenzfall, ideal für all jene, die das Werk schon x-fach gesehen haben - nicht aber für "Erstseher", denn was man hier zu sehen bekommt ist nicht wirklich "La Cenerentola" sondern allenfalls eine witzig gemachte Parodie oder Karikatur davon....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man kann allerdings dieser Ausstattung und Inszenierung einen gewissen Pfiff und Witz nicht absprechen, Realitätsnähe indes schon....


    Realitätsnähe kann man freilich auch der Handlung selbst absprechen, wenn man will. 8-)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • und ich bin froh das wir unter vielen miesen Inszenierungen an der Rheinoper lange Zeit zwei Kultinsznierungen von Ponnelle den Rigoletto und La Cenerentola hatten. Da stimmt einfach alles vor allem die Darstellung der einzelen Personen. Die aktuelle Wiener Cenerentola habe ich mir im Livestream aufgenommen finde sie aber nur grauenhaft was die Inszenierung und auch die Sänger angeht. Welche Cenerentola auch noch zu empfehlen ist ist die aus Salzburg mit Fredrica von Stade und Francisco Araiza. Es gab sie mal auf You Tube hab sie aber nicht mehr finden können. Die aus Houston habe ich noch als VHS und finde die Inszenierung fantastisch und die Sänger lassen keine Wünsche offen. Die DVD lohnt sich schon wegen Frau Bartoli als cenerentola und Enzo Dara als grandiosen Dr, Bartolo.

  • Der von Alfred eingestellter Ausschnitt zeigt die "Cenerentola", in der die Regie sich wirklich an Walt Disney hält. Liebhaber dieses Comic-Evergreens kennen die Figuren (und auch die Mäuse).
    Für mich keine Sünde, sondern eine reizvolle Variante.


  • Enzo Dara - das ist das Stichwort für diesen Beitrag. Wer ihn je in dieser Inszenierung als Don Magnifico gesehen hat, der wird vermutlich nichts anderes mehr akzeptieren. Wir sehen hier, daß "große" "traditionelle" Oper durchaus auch sehr heiter sein konnte. Eine Sternstunde der Oper - ein Kabinettstück.


    Ich kann jedem nur empfehlen die Gelegenheit wahrzunehmen sich diesen Vidiocip anzusehen, solange das noch möglich ist. Wers nicht tut versäumt was - und ist selber schuld.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bei den Aufführungen sowohl jetzt in Zürich als auch im letzten Jahr in Salzburg sind mir "bühnentechnische" Ungenauigkeiten aufgestoßen.
    In Salzburg hat Cenerentola einen Wischeimer, der kein Wasser enthält.
    In Zürich ist in der Büchse keine Schuhcreme und auch bei Getränken nicht in allen Szenen ein Getränk im Glas oder der Tasse. Aber am augenfälligsten in Zürich war, dass bei der Gewitterszene der Regen akustisch dargestellt wird. Cenerentola stellt auch Eimer auf. Als dann ein Brand entsteht (Schirm von Don Magnifico und Kaminsims) löscht Cenerentola mit Eimer ohne Wasser.
    Bin ich da zu streng? Ich würde denken, dass es bei Laien- oder Improtheater okay wäre, aber in großen Theatern?
    Wie ist hier die Meinung der Profis?
    Bartolifan

  • Bin ich da zu streng? Ich würde denken, dass es bei Laien- oder Improtheater okay wäre, aber in großen Theatern?
    Wie ist hier die Meinung der Profis?

    Das nennt man "Behauptung"! :)


    Da man selbst bei größtmöglichem Bemühen Realität nie eins zu eins, also hundertprozentig glaubwürdig, auf die Theater-Bühne bringen kann (z.B. ein Unwetter), behauptet man diese Realität einfach, in dem man nicht alle Elemente, sondern zum Beispiel nur ein ausgewähltes, markantes, auf die Bühne bringt, also nur die aufgespannten Regenschirme oder eben nur die Sektgläser, aber ohne Flüssigkeit drin usw. - letzteres hat den Vorteil, dass der nicht vorhandene Inhalt nicht verschüttet werden kann oder dass der Saft, der den Sekt ersetzt, den Mundbereich verklebt und so beim Singen stört... 8-)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Unwetterszene in La Cenerentola wurde Anfang der 90 Jahre an der Met so inszeniert das Don Magnifico die Leiter die am Turm steht aus dem Rosina Figaro und Don Ramiro flüchten wollen, versucht wegzunehmen, aber dann so tut als wenn er von einer Stürmböhe erfasst wird und mit der Leiter in beiden Händen nach hinten strauchelt was immer für viele Lacher gesorgt hat grade wenn Enzo Dara den Don Magnifico gespielt hat.

  • Hier dreimal die selbe Szen - jeweils mit erstlöassigen Sänger besetzt.
    Aber welch unterschiedliche Ausstattung/Inszenierung.
    Clip 1 ist für mich einfach indiskutabel - Oper fürs gemeine Volk
    Clip 2 ist gut
    Das Ideal indes stellt für mich der bildschöne, affektierte Dandini von Gino Quilico und sein "Hofstaat" dar - (Clip 3) Die erhabene Eleganz - zugleich ironisch übertrieben - einfa köstlich. Die Inszenierung könnte von mir sein - ist es aber leider nicht....





    mit freundlichen GRüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier noch ein viertes Beispiel der selben Szene- Ich konnte es mir nicht verkneifen auch dieses Gustostück zu verlinken.
    Ebenfalls "eine "konventionelle" Inszenierung - ebenfalls geradezu ideal - und wie unterschiedlich zum Beispielclip 3.
    Hier werden gelich zwei Beweise erbracht:
    1) Traditionelle Inszenierungen können sehr unterschiedlich sein - bei voller Einhaltung der Anweisungen des Librettos
    2) Traditionelle Inszenierungen können sehr amüsant sein - auch ohne Umdeutungen


    man achte auf das Choregraphische Zusammenspiel der Agierenden....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !