Magische Töne

  • Einen lehrreichen, unterhaltsamen Spaziergang durch 300 Jahre Gesangsgeschichte bietet der Autor Klaus Günther in seinem neu erschienenen Buch "Magische Töne". Geschickt verbindet der Autor sorgfältig recherchiertes Wissen mit Episoden der jeweiligen Gesangsepoche. Er führt den Leser in die vergangene Welt der Kastraten ein. Berühmte Kastraten wie u.a. Francesco Bernardi, Cafarelli, Giovanni Carestini, Giovanni Battista Velutti ihr bewegtes Leben, ihre sängerischen Triumphe und ihr durch horrende Gagen ersungener Reichtum wird vorgestellt. Einige dieser Gesangsgrößen konnten sich sogar Adelsititel und Schlösser kaufen. Spannend wird es, wenn man erfährt, dass Joseph Haydn und Gioachino Rossini, die als Knaben außergewöhnlich schöne Gesangsstimmen hatten, nur durch den entschiedenen Widerstand ihrer Eltern der Kastration entgangen sind. Erstaunlich ist auch die Tatsache, dass Kastraten das Liebesleben bis zu einem gewissen Umfang möglich war und die Berühmtheiten unter ihnen sogar als Liebhaber gefragt gewesen sein sollen. Es wird auch mit dem Irrtum aufgeräumt, dass moderne Kontratenöre wie Andreas Scholl oder Philipp Jaroussky ähnlich wie Kastraten kilngen würden. Die heutige Gesangstechnik unterscheidet sich gegenüber der, welche die Kastraten anzuwenden pflegten grundsätzlich. Ausführlich werden auch die großen Primadonnen, ihre Siege,ihre Rivalitäten, ihre Affären, ihre Zickenkriege geschildert. Namen wir Francesca Cuzzoni, die nach einem Leben in Saus und Braus als verarmte Knopfmacherin endete, oder Elisabeth Gertrud Mara, die Primadonna Friedrichs des Großen, Paulline Viadot-García, die Geniale oder Maria Malibran sind uns kaum noch geläufig. Opernkenner werden Namen wir Jenny Lind, Adeline Patt, Nelli Melba, Henriette Sonntag und besonders Lilli Lehmann sicherlich noch kennen. Auch berühmte Tenöre aller Gesangsepochen, die diie Kastraten nach 1800 weitgehend ablösten, werden vorgestellt. Jean de Reszke wird sogar als berühmtester Tenor aller Zeiten bezeichnet. Klaus Günther schlägt einen Bogen zu Gesangsstars wie Cecilia Bartoli, Simone Kermes oder dem bereits erwähnten Jarousski, die heute dem Repertoire der Kastraten und Primadonnen des 18. und 19.Jahrhunderts neues Leben einhauchen und uns dadurch den Glanz vergangener Sängerepochen wieder erlebbar machen. Was das Büchlein jedoch so lesenswert macht, sind die köstlichen Geschichten und Anekdoten. So wird berichtet, dass Lorenzo da Ponte, der geniale Textdichter Mozarts, sich zum Priester weihen ließ. Dies hinderte ihn allerdings nicht daran, eine zeitlang ein Bordell zu leiten, indem er die Gäste im Priestergewand enpfing und ihnen Gassenhauer auf der Geige vorspielte.
    Insgesamt ist Klaus Günther ein Buch gelungen, das die Kenntnisse über 300 Jahrhunderte Gesangsgeschichte erweitert, Hintergrundinformationen und Zeitgeschichte liefert, unterhaltsame Geschichten erzählt, vor allem aber an Gesangsgrößen vergangener Zeiten erinnert - also sehr lesenwert und dazu noch spannend und unterhaltsam. Opernherz was willst Du mehr?


    Herzlichst
    Operus


    Literareon im Herbert Utz Verlag, GmbH, ISBN 978 - 3 - 8316 - 1789 - 0

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Hans,


    danke für diesen hochinteressanten Hinweis, für alle anderen Musikfreunde, die ebenfalls an dieser Lektüre interessiert sind, erlaube ich mir, den entsprechenden Link einzustellen:



    Des Weiteren darf ich auch noch nachtragen, dass derselbe Autor auch dieses bemerkenswerte Buch verfasst hat, das sicher ebenso eine Empfehlung verdient hat:



  • Opernherz was willst Du mehr?
    Herzlichst
    Operus


    Lieber Operus, mich hat das Buch damals sehr enttäuscht, ich habe darin nichts gefunden was ich nicht schon wusste.
    Zugegeben ein Leser der mit Oper nicht viel am Hut hat und trotzdem etwas darüber Wissen möchte, der kann etwas für sich finden und darauf aufbauen. Also nichts für ungut, aber es gibt besseres, gerade im Bereich Sänger.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    gerade habe ich Dich im Thread "Mitglieder stellen sich vor" mit Freude begrüßt. Deiner Vorstellung dort entnahm ich, dass Du Dich langjährig und intensiv mit klassischer Musik und Oper beschäftigst. Insofern kann es durchaus sein, dass - wie Du auch selbst schreibst - für Dich nicht viel Neues in der Lektüre geboten wurde. Denke jedoch an die zahlreichen Besucher, die wir Gott sei Dank auch in unserem Forum haben. Manchmal ist es auch nicht nur der Informationsgehalt, sondern das Herz mit dem das Geschriebene erfüllt ist, was Freude schenkt und einem einen Künstler näher bringt. Klaus Günther schrieb auch eine Biografie über Gottlob Frick. Sorgfältig recheriert und mit dem Stil des analytisch bewertenden Journalisten geschrieben. Ich selbst verfaßte lange vorher ebenfalls eine kleine Biographie. Ich möchte nun keinesfalls die beiden Veröffentlichungen gegeneinander stellen. Es sind andere Ansätze und Vorgehensweisen. Wenn Du mir Deine Postanschrift mitteilst sende ich Dir gerne das klaine Büchlein. Wenn Du mir schreibst bitte nicht hier im Forum. Persönliche Kontaktaufnahme über das Forum ist nicht gewünscht. Mit etwas detektivischer Begabung wirst Du jedoch meine Adresse/Mail sicherlich finden können.
    HEY nun bin ich gespannt ob Du Interesse hast, mich findest und anschreibst. Auch http://www.gottlob-frick-gesellschaft.de könnte weiterhelfen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus/Hans, erstmal herzlichen Dank für den kleinen Gottlob Frick, hatte bis dato nur das übliche (Wiki usw.) über G.Frick gelesen, aber dieses überaus liebenswerte und sehr menschliche Büchlein war wunderbar zu lesen!!!
    Es sei jedem interessierten empfohlen, weil es geschrieben ist wie es geschrieben ist.


    Ich möchte noch folgendes erwähnen, ich gehe zwar unregelmäßig aber des öfteren in ein Altersheim in der Nähe, und denen lese ich ab und zu was vor. Also nahm ich das G.Frick Büchlein beim letzten Besuch mit und fragte zuerst wer ihn kennt und oh Wunder jeder kannte ihn, zwar nicht unbedingt aus der Oper aber aus div.Fernsehsendungen (an was die sich noch alles erinnert haben).
    Dann fragte ich ob ich ihnen was über ihn vorlesen soll, die Reaktion war uneingeschränkt :thumbsup: ! Ich habe noch nie solange einen Nachmittag dort verbracht, über den Dank schweigt man !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Operus/Hans, erstmal herzlichen Dank für den kleinen Gottlob Frick, hatte bis dato nur das übliche (Wiki usw.) über G.Frick gelesen, aber dieses überaus liebenswerte und sehr menschliche Büchlein war wunderbar zu lesen!!!
    Es sei jedem interessierten empfohlen, weil es geschrieben ist wie es geschrieben ist.


    Ich möchte noch folgendes erwähnen, ich gehe zwar unregelmäßig aber des öfteren in ein Altersheim in der Nähe, und denen lese ich ab und zu was vor. Also nahm ich das G.Frick Büchlein beim letzten Besuch mit und fragte zuerst wer ihn kennt und oh Wunder jeder kannte ihn, zwar nicht unbedingt aus der Oper aber aus div.Fernsehsendungen (an was die sich noch alles erinnert haben).
    Dann fragte ich ob ich ihnen was über ihn vorlesen soll, die Reaktion war uneingeschränkt :thumbsup: ! Ich habe noch nie solange einen Nachmittag dort verbracht, über den Dank schweigt man !


    LG Fiesco

    Lieber Fiesco, lieber Rainer,
    nun musstest Du mich erst auf Deinen liebenswürdigen Beitrag über meine kleine Frick-Biographie aufmerksam machen. Verzeihe, dass ich das übersehen habe. Nun konnten wir ein längeres, telefonisches Gespräch über Opernerlebnisse führen. Danke für den Eintrag und das bereichernde Gespräch.
    Herzlichst
    Operus/Hans



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