Mein persönlicher Zugang zu Gustav Mahler - und mehr ........

  • Nachdem der letzte Thread dieser Serie "Beethoven" keine Antworten bekam wurde er von mir gelöscht und durch "Mahler" ersetzt. Vermutlich gab es keine persönlichen Zugangsschwierigkeiten zu Beethoven. Im Falle Mahlers legen sie geradezu auf dem Präsentierteller, war er doch über lange Zeit mehr als unbeliebt. Zudem sind seine Sinfonien doch sehr unterschiedlich, was dazu (wie etwa in meinem persönlichen Fall) führen kann, daß man gewisse Werke sehr schätzt - andere hingegen ablehnt. Es war ja schon schwierig die Entscheidung zu treffen, ob man die Mahler-Threads der Moderne, oder - wie geschehen - eher der romantischen Tradition zuorden soll.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es wundert mich doch sehr, daß gerade zu diesem interessanten Thema bisher noch keine Antwort erfolgte, daher werde ich einmal den Anfang machen.
    Man kann m.E. nur schwer verbalisieren, warum man von bestimmten musikalischen Werken fasziniert wird. Bei mir persönlich kam an erster Stelle die intensive Beschäftigung mit Mahlers Sinfonien, später seinem Liedschaffen, vermittelt durch unseren (übrigens aus Salzburg stammenden) Musiklehrer während meiner Gymnasialzeit.
    Dieser hing eines Tages eine Kopie der bekannten Portrait-Skizze von Emil Orlik hinter dem Flügel in unserem Musiksaal auf, zunächst ohne weiteren Kommentar. Auf unser Befragen hin erzählte er einiges aus Mahlers Leben und führte verschiedene -damals noch recht spärlich vorhandene- Schallplattenaufnahmen vor.
    Aus dieser Zeit datiert meine intensive Beschäftigung sowohl mit Mahlers Musik als auch mit seiner Person und seiner Zeit.
    Es ist ja schon fast eine Binsenweisheit, daß Mahler zwischen den Epochen gewirkt hat, als Vollender (manche sagen auch als Zerstörer) der spätromantischen Tradition und als Türöffner in die Moderne. Da er nur knapp 51 Jahre alt geworden ist, weiß man nicht, wie sich sein Komponieren weiterentwickelt hätte. Sieht man die nahezu bestürzenden Modernität seiner letzten Werke, besonders des Fragmentes der 10. Sinfonie, (hier einschließlich der verschiedenen Versionen des Versuches durch verschiedene Musikwissenschaftler, eine Endfassung zu erstellen), so beibt diese Frage faszinierend, auch wenn man naturgemäß keine befriedigende Antwort geben kann.
    Mahler gehört daher aus meiner Sicht zur Moderne, obwohl Bruno Walter, neben Klemperer sicher der verdienstvollste Sachwalter der frühen Mahlerrezeption, gerade dies immer geleugnet hat!
    Wenn man sich mit Mahlers Biografie befasst, taucht man zwangsläufig in die Welt der untergehenden Donaumonarchie ein, was schon ein gewaltiges Faszinosum an sich darstellt. Mahler war nach meiner Meinung -trotz mancher kritischer Bemerkungen, die von ihm überliefert sind- im Grunde ein überzeugter k&k-Österreicher. Der Untergang dieser Welt, den er glücklicherweise nicht mehr miterleben musste, hätte ihn sicherlich tief getroffen, gerade ihn, der sich im Gegensatz zu seiner Frau in Amerika nie recht am Platze gefühlt hat, trotz sehr großer Erfolge als Dirigent.
    Daß man Mahlers Sinfonien nicht alle in gleichem Maße schätzt und einige vielleicht sogar ablehnt, ist nur natürlich. Auch Klemperer hat einiges seines Meisters nie auf Schallplatte aufgenommen, Mahler selbst war mit seinem Werk nie zufrieden und hat -zum Schrecken der Musiker- noch während der Proben Veränderungen der Partitur vorgenommen.


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Zitat

    Es wundert mich doch sehr, daß gerade zu diesem interessanten Thema bisher noch keine Antwort erfolgte


    Vielleicht liegt es daran, daß in den beiden Mahler-Jubiläumsjahren sehr viel über Mahler geschrieben wurde. Die Gründe warum ein Thread keinen Anklang findet sind vielfältig. Oft war der Zeitpunkt des Starts ein falscher.
    Mein Zugang zu Mahler ist eher ein sehr gedämpfter - ursprünglich mochte ich ihn überhaupt nicht, eben weil er die traditionellen Pfade verlassen hatte. Mein Zugang erfolgte über den Zyklus "Lieder eines fahrenden Gesellen" - und folgerichtig dann zur 1. Sinfonie, die ja in einigen Themen parallel läuft. ich hatte sofort Zugang zur 4.Sinfonie und ebenso zur 5., wenngleich weniger ausgeprägt. für mich völlig überraschend mochte ich die 2. auf Anhieb, vorzugsweise in der Studio-Einspielung unter Klemperer. Die restlichen Sinfonien haben mir nicht gefallen, mich teilweise sogar abgestoßen, wobei die 3. vermutlich nur an einer mittelmäßigen Aufnahme scheiterte. Als ich das Fragment der 10. Sinfonie erstmals hörte, meinte ich lakonisch, es sei kein großer Verlust, daß sie unvollendet blieb - ich fand sie "schrecklich".
    Dass ich die Aufnahme "Das Lied von der Erde" in der Aufnahme mit Wunderlich mag, muß nicht näher betont werden, ebenfalls die Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn" mit Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer Dieskau.


    Mahler hat ja von jeher polarisiert, es gab ja einst einen Streit zwischen den Wiener Philharmonikern und Leonard Bernstein....


    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Irgendwann werde ich mir die "ungeliebten" Sinfonie erneut anhören - aber im Moment stehen einige hundert andere Werke auf meinem "Arbeitsprogramm" - vermutlich aber nur eine Schutzbehauptung von jemandem der "eingängiges" hören will (?)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte auch keine Zugangsschwierigkeiten zu Gustav Mahler, ganz im Gegensatz zu meinem Lieblingsdirigenten Günter Wand, der gar keinen Zugang zu Gustav Mahlers Musik gefunden hat.
    Mein Zugang zu Gestav Mahler war vielleicht nicht ganz alltäglich.
    Wir bekamen Mitte der 80er Jahre Kabelfernsehen, und von Anfang an waren alle drei hollängischen Fernsehprogramme in Deutschland frei empfangbar (heute ist das leider nicht mehr der Fall). Eine schöne Einrichtung des Holländischen Fernsehens war die sonntägliche Matinee, die immer live aus dem Royal Concertgebouw übertragen wurde. Einer der Komponisten, die am häufigsten gespielt wurden, war Gustav Mahler. Da die Musik mich sofort ansprach, konnte ich in schöner Regelmäßigkeit Mahler-Aufführungen mit Bernard Haitink, Edo de Waart, Hans Vonk und ab und an auch Leonard Bernstein erleben. Von da an brannte das Feuer für die Musik Mahlers in mir und brennt auch noch heute. Mein bisher schönstes Projekt war der Besuch aller neun Symphonien in den Jubiläumsjahren 2010 und 2011 in Berlin unter Sir Simon Rattle. Für ein Konzert musste ich allerdings nach Köln ausweichen, da (ich glaube, es war die Sechste) dieser Termin auf das Jahreseröffnungskonzert fiel, dass sofort ausverkauft war.
    Mein nächster Mahler-Termin wird am 19. Februar stattfinden, wenn Riccardo Chailly mit dem Gewandhaus-Orchester in Köln nach dem Mendelssohn-Violinkonzert die Erste aufführen wird, und das übernächste Mahlerkonzert wird am am 5. 9. 2015 sein, wenn Zubin Mehta beim Beethovenfest 2015 in der Bonner Beethovenhalle mit dem Israel Philharmonic Mahlers Neunte aufführen wird.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Mahler - das war etwas Geheimnisvolles. Meine Musiklehrer mochten Mahler nicht, man bekam nicht mal einen Ausschnitt einer Symphonie zu hören. Im Radio wurde wohl auch nicht viel Mahler gebracht und da das Geld für Schallplatten knapp bemessen war, kaufte ich mir lieber Einspielungen von Werken, die ich schon kannte. Während des Studums in Hannover in den Achtzigern war George Alexander Albrecht GMD und führte einen Mahler-Zyklus auf. Vor jedem Konzert gab es einen Einführungsvortrag, der im wesentlichen auf den Menschen Mahler und sein Leben einging und von dort wurde der Bezug zum jeweiligen Werk hergestellt. Es ging dabei weniger um strukturelle oder objektivierbare Aspekte der Symphonien. Die Musik selbst war mir "für so eine späte Epoche" - begonnen hat mein Interesse für Klassik mit dem barocken Repertoire und Zug um Zug erschloß ich mir dann die Epochen bis zur Romantik - sofort zugänglich. Das war sicherlich auch eine Konsequenz von Albrechts Vorträgen. Später las ich dann Vieles über Mahler. Die Ansichten waren seinerzeit sehr polarisiert - die einen fanden ihn genial, sahen ihn als Neuerer im Repertoire der Symphonie, der eine neue Gattung, "Programmmusik nach einem inneren Program" schuf. Die anderen bezeichneten ihn als rückständig, ja indiskutabel, weil er vom Ideal der absoluten Musik abrückte. Das hat mich nur noch mehr fasziniert. Vielleicht ist Mahler der erste Komponist, dessen Leben für mich einigermaßen greifbar war. Wann Beethoven, Mozart und Bach lebten, war kaum vorstellbar, zu lange her.


    Eine Anekdote hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt: Als Mahler sich mit seiner Familie Amerika näherte war seine Tochter ganz aus dem Häuschen. Die Amme oder Tante oder wer auch immer soll dann beschwichtigt haben "Kind, reg Dich nicht auf." Daraufhin Mahler: "Kind, reg Dich auf, reg Dich auf!" Ich weiß nicht ob das wahr ist, aber es paßt in mein Mahler Bild und macht einen Teil dessen, was mich auch heute noch so an Mahler fasziniert: Die Musik eines tief empfindenden, umgetriebenen, vielleicht auch suchenden Menschen, der darin viel über sich und den Menschen an sich Preis gibt - beides, in und jenseits der traditionellen musikalischen Formen. Das macht seine Musik für mich ganz leicht zugänglich, fast eine musikalische Direktansprache, von Mensch zu Mensch. Nicht dass ich das irgend einem anderen Komponisten absprechen würde, aber die Sprache, die Mahler wählt, erreicht mich auf einem sehr einfachen und unmittelbaren Wege. Soviel zu meinem ganz persönlichen Zugang zu Mahler.


    Mein Einstieg waren die 2. und 3., dann die 1., 4. und 5. und dann ... die 9. Insofern geht es mir ein bischen wie Alfred, ich bin durchaus nicht mit allen Symphonien gleich "warm" geworden. In meinem Plattenregal steht noch ein dicker Schuber mit der Haitink-Komplettaufnahme, daneben gibt es Einzelaufnahmen mit Bernstein; es dürfte jetzt leicht nachvollziehbar sein, was ich an denen schätze. Dann gibt es noch Rattle, Horenstein und einige mehr.


    Ich würde mich freuen auch von einigen anderen zu hören, wie Ihr "zu Mahler gekommen seid".


    Viele Grüße aus Berlin
    Stefan

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov

  • Als ich begann, mich für klassische Musik zu interessieren (ca. 1987) lag Mahler (ebenso auch Bruckner) recht klar außerhalb dessen, was man als Einsteiger in den ersten Monaten und Jahren entdeckte und ihre Werke kamen typischerweise auch nicht in kursorischen Überblicken, sei es im schulischen Musikunterricht oder in gängigen Schallplattenreihen wie "Große Komponisten", "Meisterwerke der klassischen Musik" usw. vor. Eher wurde da von den Sinfonien Tschaikowskys und Brahms gleich zu den bekannteren Werken von Debussy, Ravel, Stravinsky oder auch Strauss' Eulenspiegel oder Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert gesprungen. Bruckner, noch mehr Mahler galt als schwierig, eher etwas für Fortgeschrittene. Mit 17 waren Beethoven und Brahms meine Helden, ich war einerseits skeptisch gegenüber noch längeren Sinfonien (die 2 Platten benötigten?!), andererseits natürlich auch gespannt.


    Vermutlich war die 4. Sinfonie die erste, die ich gehört habe, von einem Schulfreund entliehen. Das hat mir zwar gefallen, war aber teils sehr langatmig (besonders in Relation zu dem pseudo-Haydnschen Tonfall), teils etwas bizarr (2. Satz) und ein Lied als Finale ist natürlich auch eigentümlich. Eine meiner ersten selbstgekauften Mahler-Aufnahmen war die 2. mit Klemperer. Die ist ja in vieler Hinsicht recht eng an Beethovens 9. angelegt, entspricht weit mehr als die 4. einer gewichtig-romantischen Sinfonie. Irgendwann in der Zeit habe ich auch die 1. gehört, bei der 5. kann ich mich ebenfalls noch erinnern, welche CD ich (für einen Gutschein zum 18. Geburtstag) gekauft habe, nämlich Bernsteins Mitschnitt bei DG. Auch die hat mir größtenteils sehr gut gefallen. Dagegen war ich von der 9., als ich sie zum ersten Mal vermutlich im Radio gehört habe, sehr befremdet. Den Anfang mit dem gestopften Horn fand ich einfach hässlich und das ganze Ding viel zu lang. Als ich das Stück dann irgendwann auf CD hatte, wich die Verwirrung aber bald der Faszination und heute halte ich die 9. Sinfonie für das beste Werk Mahlers.
    Sehr begeistert war ich einige Jahre später von einigen Liedern Mahlers; ich habe mal einen ganzen Sommer lang nahezu obsessiv die Gesellen- und Wunderhornlieder gehört.


    Die Entdeckung der Sinfonien zog sich über viele Jahre hin (es gab und gibt immer noch so viel andere Musik, die mich interessiert hat). Ich bin bis heute mit der 8. (und teils auch der 3.) nur recht oberflächlich bekannt. Die dritte ist mir einfach zu lang und die 8. müsste man vermutlich mal live erleben. Mahlers Lieder (und das Lied von der Erde) gehören aber seit langem zu meinen großen Favoriten. Auch "Das klagende Lied" ist ein viel zu wenig bekanntest, faszinierendes Stück.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mein Zugang zu Mahler ist eher ein sehr gedämpfter - ursprünglich mochte ich ihn überhaupt nicht, eben weil er die traditionellen Pfade verlassen hatte.


    Verglichen mit Brahms ist Mahler vielleicht nicht-traditionell, aber verglichen mit Strauss oder gar Debussy?

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Es ist gleichermaßen erstaunlich wie auch erfreulich, daß sich jedermann, der sich bisher in diesem Thread zu Worte gemeldet hat, recht genau an seine erste Kontaktaufnahme mit Mahlers Musik und sogar an die Reihenfolge der rezipierten Werke erinnern kann. Dies zeigt doch recht deutlich, daß Mahlers Musik den Zuhörer - im Anfang oft mit einer Mischung aus Fascinosum und Tremendum - sehr persönlich berührt.
    Oft sind es ja außermusikalische Erlebnisse, die man in der Erinnerung mit einem bestimmten Musikstück bzw. seinem Komponisten verbindet.
    Ich weiß noch ganz genau, wann ich die berühmten Kubelik-Mahler-Aufnahmen erstmals in toto angehört habe. Ich war chirurgischer Assistent im ersten Ausbildungsjahr und musste - so verfuhr man an dieser Klinik mit allen Anfängern - gleich am Heiligabend Nachtdienst verrichten. Meine Frau und ich waren natürlich todtraurig; sie hatte mir eine Gesamtaufnahme der Kubelik-Aufnahmen geschenkt, und am ersten Weihnachtstag habe ich - trotz erheblicher Übermüdung und voll des schlechten Gewissens, was ich ggf. im Dienst falsch gemacht haben könnte - mit ungeheurer Intensität, wie ich sie vermutlich kaum je wieder in diesem Maße erlebt habe, in diese Aufnahmen stundenlang hineingehört.
    So etwas vergisst sich nicht so leicht.


    @ Stefan: höre Dir unbedingt die Vinyl-Platten mit dem Haitink-Mahler an, es lohnt sich!


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Mein Einstieg zu Gustav Mahler war quasi dreigeteilt ... schnell ... langsam ... rasant ...
    1984 hörte ich in einem Platten(!)laden (WOM München) auf dem Weg zur Rockabteilung die 1. Sinfonie (Abbado, CSO, noch als LP) über die Vorführkopfhörer, welche mich sofort in den Bann zu. Ich hatte kurz vorher allerdings erst angefangen, klassiche Musik zu hören und so legte ich damals bei klassischer Musik eher Wert auf "Klang" und ordentlich Rumms in der Musik und besonders der erste Satz, der schöne lange Aufbau des Klangs bis hin zum Durchdringen der Sonne (so hab ichs für mich "gesehen") wurde monatelang abgenudelt. Mit dem Finalsatz konnte ich allerdings gar nix anfangen - das war mir dann doch noch zu handfest. Mozart war damals die Messlatte für mich.
    Ein Jahr später kaufte ich mir die 4. Sinfonie (unter Tennstedt, EMI), mit deren "himmelblauen" Klang ich aber recht wenig anfangen konnte - sie ging mir einfach nicht ins Ohr. Also blieb die 1. Stammgast auf meinem Plattenteller.
    N paar Jahre später - mittlerweile hatte auch ich nen CD-Spieler - kaufte ich mir die Abbado-1. als CD (von der ich klangtechnisch enttäuscht war - DG der ersten Generation halt) sowie eine billig hergehende Exoten-Einspielung der 2. Sinfonie (unter Mehta und dem Israelischen PO). Hier waren die Sätze recht unglücklich aufgeteilt und ich konnte mich nicht in die Struktur der Sätze (und der Musik) eindenken. Das wars dann erst mal für Mahler über lange Zeit.
    Dann kam von nun sieben Jahren oder so Tamino in mein Blickfeld (seit fünf Jahren nun auch Mitglied) und hier las ich allerhand faszinierendes über die Musik Gustav Mahers. Ergebnis: innerhalb von einem guten Jahr hatte ich von allen Sinfonien zwischen 10 und 25 Einspielungen hier rumliegen und Mahler war mir schlagartig "im Ohr". Und so war er dann für mich (und ist es bis heute) musikalsich das Maß aller Dinge.
    :-)

  • Kurz nachdem ich die 4. Sinfonie gehört hatte, sah ich 1989 auf einer Griechenland-Studienfahrt in einem der Meteora-Klöster eigenartige Wandgemälde (?), die gleichzeitig naiv und brutal (Märtyrer oder so etwas, ich weiß die Details nicht mehr genau) waren. Die schienen mir damals und die Assoziation hielt noch jahrelang irgendwie dem Ton, besonders des Finales der 4. mit dem "Paradies als Schlachtfest und Schlaraffenland" verwandt. Meine zweite Assoziation liegt erst einige Jahre zurück. 2008 oder so auf einer Berghütte in den Alpen die Herdenglocken in vorher so nie erlebter Fülle, aus unterschiedlichen Entfernungen, zusammen mit einer besonderen Abendstimmung. Auch da kam mir sofort Mahlers 6. und 7. Sinfonie (hier die ersten beiden Sätze) in den Sinn.

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  • Mahler hab ich relativ früh kennen gelernt, wobei ich lange, lange Zeit nicht über die ersten beiden Sinfonien hinausgekommen bin, wobei da mein Favourit die zweite in der Solti-Interpretation war. Der Rest war mir zu larmoyant, zu hysterisch.
    Da Mahler nun aber als ein Wegbereiter zur Musik des 20. Jhdt. gilt und ich immer mehr Musik aus diesem Jahrhundert gehört habe, bzw. immer noch höre, bin ich nicht mehr umhin gekommen, mich näher mit ihm zu befassen, jedoch haben mir die ganzen Aufnahmen von Solti, Bernstein, Kubelik, Abbado nicht zugesagt, waren mir alle wie oben schon gesagt zu larmoyant und zu überdreht, bis mir dann meine inzwischen verstorbene Lebensgefährtin 2010 eine Aufnahme von Mahlers 9. in der Interpretation von Boulez geschenkt hat. Und die war es dann: dieser nüchtern sachliche, völlig unsentimantale, das Moderene betonende Ansatz Boulezs hat mir dann Mahler erschlossen. Ich habe mir dann nach und nach die restlichen Boulez-Aufnahmen gekauft und wurde von keiner einzigen enttäuscht. Ja mehr noch, so manche Sinfonie, die ich vormals überhaupt nicht ertragen habe, wie z. B. die 6. gehören jetzt zu meinen Lieblingssinfonien, aber eben bloß in der Interpretation von Boulez!


    Selbstverständlich spiele ich nun mit dem Gedanken, mir den ein oder anderen weiteren Zyklus zuzulegen, jedoch sollte dieser ebenfalls in Richtung Boulez gehen.
    Wenn mir diesbezüglich also einer von euch einen Tipp geben könnte, wäre ich durchaus dankbar.


    John Doe

  • Gielen. Da gäbe es die 9. sogar zweimal (falls man sie noch findet). Allerdings ist Abbado m.E. auch eher auf der "modernen" Seite.
    Einen Versuch wert wären evtl. auch ältere Aufnahmen mit Dirigenten, die sich sonst besonders für die Moderne eingesetzt haben: Scherchen, Rosbaud, Mitropoulos (der ist aber ziemlich "hysterisch"), Maderna (die 9. bei BBC). Auch Bruno Walter ist, etwa verglichen mit Bernstein, "nüchterner". Klemperer in der 9. (und 2. und LvdE).
    Einen ebenfalls ungewöhnlichen, "alternativen" Zugang findet man bei Kondraschin (es fehlen die "zu christlichen" 2 und 8); ich kenne davon nur 6 und 7, zumindest die 5. und 9. sind aber auch in manchen Kreisen hoch angesehen. Als Schostakowitsch-Fan solltest Du Dir mal die 6. oder 7. mit Kondraschin anhören.


    Was "Larmoyanz" oder "Hysterie" betrifft, finde ich allerdings gerade die ersten beiden Sinfonien besonders gefährdet, insofern verstehe ich vielleicht auch nicht ganz, was Du meinst.

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Schallplatte hatte ich im Musikgeschäft gekauft, weil sie im Sonderangebot war. Als Jugendlicher hatte ich wenig Geld zur Verfügung und ich machte preisbewusste Einkäufe. Der Titel "Das Lied der Erde" sprach mich an. Dann hatte ich die schwarze Scheibe auf den Plattenteller gelegt und es begann mit dem Trinklied vom Jammer der Welt. Die Stimme des Sängers überschlug sich bei der lautesten Stelle. Ich war begeistert von dem, was ich zu hören bekam. Das "ewig ewig" am Schluss mit dem Mandolinenklang machte mir Hühnerhaut. Zigmal hatte ich den Tonabnehmer aufgelegt.


    Dass ich eine Jahrhundertaufnahme mir gekauft hatte, habe ich allerdings erst später erfahren.


    Fritz Wunderlich, Tenor und Christa Ludwig Alt, Otto Klemperer und dem New Philharmonia bzw. Philharmonia Orchestra London.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Dass ich eine Jahrhundertaufnahme mir gekauft hatte, habe ich allerdings erst später erfahren.


    Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Vielleicht liegt es auch daran, dass es mir ähnlich ergangen ist, wenngleich es nicht das "Lied von der Erde" gewesen ist, mit dem ich Mahler zuerst gewahr wurde. Es war seine 1. Sinfonie in der endgültigen Fassung. Das war auch mehr Zufall. Heute, wo ich alles ganz gut kenne von Mahler, komme ich immer wieder darauf zurück, weil ich dort das meiste angelegt finde, was mich fasziniert an diesem Komponisten. Der wunderbare Beginn, der zweite und dritte Satz. Das Liedhafte, die gebrochen Volksmusik. Für so einen elementaren Einstieg bin ich sehr dankbar.


    Ich glaube, Du hast schon beim ersten Hören des "Liedes von der Erde" selbst erfahren, dass es sich um diese so genannte Jahrhundertaufnahme handelt. Sonst hätte sie Dich nicht so ergriffen fürs Leben. Nur aus diesem Grund, den viele Menschen mit Dir teilen, lieber moderato, mich eingeschlossen, ist es die Aufnahme der Aufnahmen. Was man selbst erfahren hat, kann einem kein Musikkritiker oder Analyst und keine Verkaufszahl besser nahe bringen. Es ist fürwahr keine Mangel an entsprechenden Dokumenten. Ich würde sie alle freudig hingeben für diese eine. Es gibt immer solche Sternstunden, in denen alles zusammen kommt, was möglich ist. Hier ist es geschehen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Die Sinfonien Gustav Mahlers hatten in den 50er Jahren, als ich begann, die großen Werke der sinfonischen Literatur kennenzulernen, nicht zum Repertoire der Sinfonieorchester gehört. Meist gab es nur mal einen der Liederzyklen im Mittelteil eines Konzertes. Aber die Sinfonien eher ganz selten! Ich jedenfalls hatte erst 1959 erstmals Gelegenheit, eine seiner Sinfonien zu hören. Jascha Horenstein wagte es, bei einem seiner Berliner Konzerte die VI. Sinfonie ins Programm zu nehmen.


    Um mich vorzubereiten, ging ich in die Zehlendorfer Stadtbibliothek. Aber Literatur über Gustav Mahler und sein Werk gab es dort keine. Auch in der Amerika-Gedenkbibliothek fand ich nicht, was ich suchte. In Büchern, in denen überhaupt etwas über Mahler stand, ging es eher um seine ausgedehnte Tätigkeit als Dirigent. Hinweise auf seine Kompositionen waren rar und eher lakonisch. Vor allem waren sie nicht geeignet, Vorfreude auf das Konzert aufkommen zu lassen. Da war von hohler Gigantomanie, von obsessiven symphonischen Ausuferungen und von bombastischem Pathos die Rede. Maß- und formlos sei diese Musik und sie verliere sich in theatralischen Posen. In den Konzertsälen, so prophezeite der Verfasser eines damals allgemein geschätzten Konzertführers, werde man den Sinfonien, die Zeugnisse einer müde gewordenen Romantik seien und den Geist des Wilhelminismus atmen würden, kaum mehr begegnen.


    Aber es war nicht diese Prophezeiung sondern vielmehr Gustav Mahlers eigene Voraussage, dass seine Zeit erst noch kommen werde, die sich erfüllen sollte.
    In den 60er Jahren setzte - zunächst eher sachte aber sich dann bald schon überstürzend und seither nicht mehr abreißend - eine breite Mahler-Renaissance ein. Seine Musik hat offenbar den Menschen in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und auch noch im 21. Jahrhundert viel zu sagen.


    Eine Ahnung davon gab mir bereits die erste Begegnung mit der VI. Sinfonie im alten Konzertsaal der Berliner Musikhochschule in der Hardenbergstraße. Es fiel mir damals schwer, die sinfonischen Strukturen zu erkennen, die musikalischen Entwicklungen zu verfolgen und die hinter ihnen stehende Logik zu begreifen. Aber die Tonsprache erfasste mich sehr intensiv. Hohles Pathos und theatralische Posen habe ich nicht gehört - vielmehr Trauer über das Zerbrechen von Zusammenhängen, Gewissheiten und Orientierungen, düstere Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Gehört habe ich auch Passagen, in denen sich eine mal schwungvoll zuversichtliche und dann eine von tiefen Erfahrungen und Empfindungen sprechende Lyrik entfalten kann, Passagen, in denen Herdenglocken und Celesta eigentümliche Naturidyllen schaffen, die wie Sehnsuchtsorte in einer unwirtlichen Welt wirken. Aber besonders eindrücklich waren mir die wieder und wieder aufklingenden Marschrhythmen, die bald heroisch, bald grimmig, bald grotesk klangen, enorme Energien und Vorwärtsdrang entfalteten, sich dann verflüchtigten, neu entfesselt, unentwegt repetiert wurden und den Momenten der Ruhe und der Entspannung, des Glücks oder der Hoffnung kaum Raum ließen. Tief erschüttert hat mich das ganz unerwartete Ende der Sinfonie. Gerade als das Voranschreiten durch eine eigentümliche Zuversicht beflügelt wird und das zuvor ausgebreiteten Themenmaterial mit großem Aplomb und offenbar zielstrebig durchgeführt wird, zerschmettert ein mächtiger Hammerschlag die musikalische Entwicklung. Auch ein neuer Anlauf zu einem verheißungsvollen Finale wird durch einen Hammerschlag zertrümmert. Nichts bleibt als der Paukenrhythmus, der dem Kernmotiv der Sinfonie die Basis gegeben hatte, und ein Moll-Dreiklang, in dem keine Hoffnung mehr lebt.


    Ich kann heute nicht sagen, ob ich damals wirklich darüber nachgedacht habe, was eigentlich die Botschaft Mahlers an seine Hörer gewesen sein mag und ob hinter der Musik ein Sinn gefunden werden könnte. Aber empfunden habe ich diese zwischen 1903 und 1905 komponierte Musik als eine Vorahnung der ungeheuerlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts.


    Als dann in den 60er Jahren Mahler immer häufiger aufgeführt wurde, seine Werke ständig größere Wertschätzung bei Dirigenten und Orchestern gewannen und vom Publikum nicht nur angenommen sondern vielfach begeistert aufgenommen wurden, hatte ich reichlich Gelegenheit, mich intensiver mit Gustav Mahler und seinen Sinfonien zu beschäftigen.


    Dabei habe ich auch viel über die VI. Sinfonie erfahren und gelernt: über die Zusammenhänge von Leben und Werk bei Mahler, darüber dass er gerade die VI. Sinfonie in einer Zeit komponiert hat, in der er so glücklich war wie nie zuvor in seinem Leben, und dass ihn doch Unsicherheiten, Befürchtungen, ja ganz existenzielle Ängste plagten und er das Gefühl nicht los wurde, in seiner Welt und in seiner Zeit ein Fremder und ein Gefährdeter zu sein. Erfahren und gelernt habe ich auch viel darüber, wie Mahler sich mit den Prämissen, Traditionen und Paradigmen der klassischen sinfonischen Formgestaltung auseinandergesetzt hat, wie seine Musik auch in hohem Maß von Störungen lebt, von Abweichungen und Fluchten. Ich habe begriffen, dass es für Mahler gerade wesentlich war, die Zwiespältigkeiten, Widersprüchlichkeiten und Zerrissenheiten dieser Welt auch in der Form zu spiegeln. Und ich begann zu verstehen, wie vielfältig Mahlers Wege waren, musikalische Gedanken zu entwickeln, zu verzahnen und zu verdichten und dann auch wieder zu zerlegen und aufzulösen. Stetig gewann ich immer tieferen Zugang zu Mahlers spezifischem Ausdruckswollen: zu seiner Ruhelosigkeit und den Bewegungsimpulsen, die Bekker „dieses ständige Schreiten um des Schreitens willen“ genannt hat, zu den Idyllen, die so trügerisch sind, zu den Verzerrungen der musikalischen Bilder ins Fratzenhafte, natürlich aber auch zu der Unentrinnbarkeit, die gerade die VI. Sinfonie so eindrücklich prägt und die hier gar nicht mehr den Raum lässt für die Entfaltung eines Finales, wie Mahler es für die meisten seiner anderen Sinfonien gewagt hat und in dem wenigstens noch das Versprechen von Heilung und Heil aufgehoben bleibt.


    Im Laufe der Jahre habe ich nicht nur mannigfache Publikationen über Mahlers Musik gelesen. Viel wichtiger war für mich, immer wieder und immer neu Aufführungen der verschiedenen Sinfonien Mahlers zu hören. Dabei war auffällig, wie vielfältig und unterschiedlich die Interpretationen waren.
    Gar nicht so wenigen Dirigenten waren die Sinfonien Mahlers die Sprache, in der sie von sich reden konnten, ihre Erfahrungen mitteilen, Leidenschaften ausleben, ihre Sehnsüchte ausdrücken und ihre Hoffnungen weitergeben konnten. Wenn gesagt wird, Mahlers Komponieren sei immer und unbeirrt Selbsterkundung, so zeichnen diese Interpreten nicht einfach nur Mahlers Selbsterkundungen nach; sie erkunden gleich sich selber mit.
    Andere Dirigenten konzentrieren sich streng darauf, die musikalischen Strukturen und Verflechtungen bloß zu legen und die Originalität und Kühnheit der sinfonischen Komposition zu erhellen, die nicht mehr an der Konsequenzlogik eines Beethoven oder Brahms orientiert ist, deren Faktur oft rätselhaft ist und in deren Entwicklungen Wege einschlagen werden, die nicht selten im Nichts enden.
    Weiter gibt es Dirigenten, die sich primär von einer schlichten Liebe zu den klingenden „Dingqualitäten“ leiten lassen, an Strukturen und Relationen ebenso wenig Interesse haben wie an Intentionen und Funktionen, und die alle spieltechnischen Fähigkeiten ihrer Musiker und all ihr Raffinement als Orchesterleiter aufbieten, um Klangereignisse zu schaffen, die ihre unmittelbare Faszination entfalten und nicht darauf zielen, etwas mitzuteilen, was hinter den Klängen steht.

    Wieder andere Dirigenten nehmen Mahlers kritische Abwendung von einem ästhetischen Schein des Geschlossenen, einer sinnhaften Ganzheit ernst und arbeiten die Innenspannungen und die Widersprüche seiner Sinfonien heraus, sie machen fühlbar, dass es verstehbare Botschaften und unentschlüsselte, vielleicht unentschlüsselbare Geheimnisse im Werk Gustav Mahlers gibt.

    Ich mag sie eigentlich alle die verschiedenen Interpretationsansätze!
    So höre ich heute Barbirolli und morgen Chailly, mal Bernstein und mal Gielen, dann wieder Solti und nicht so selten Tennstedt, immer wieder Sejna aber auch Abbado, und.....und....und....


    und noch immer Horenstein



    Caruso41





    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Mein Einstieg in die Musik Mahlers verlief ungeplant und zufällig. In einem Schallplattengeschäft suchte ich um 1986 (ich hörte seit 2-3 Jahren Klassik und kannte die meisten Orchesterwerke Beethovens und die wichtigen Symphonien Haydns, Mozarts und Schuberts bereits) etwas Neues. Wegen des Namens von Claudio Abbado, den ich damals bereits unter "Großer Dirigent" intern abgespeichert hatte, griff ich zu einer Musikassette der DGG mit Mahlers Erster (CSO/Abbado). Ich kaufte also nicht wegen Mahler, den ich gar nicht kannte, sondern wegen Abbado, der mir offenbar dirigieren konnte was er wollte - solches Vertrauen hatte ich in den Mann. Die Musik irritierte mich sehr, aber sie fasznierte auch ein Stück weit. Nur - Feuer und Flamme war ich vor allem für den 3. Satz; der haute mich vom Hocker. Ich erinnere mich vieler langer Straßenbahnfahrten von und zur Schule, in deren Verlauf die "Rückspul"-Taste meines Walkmans wieder und wieder gedrückt wurde, um diesen Satz in schöner Endlosschleife immer wieder zu hören. Bald traten die Fünfte (Sinopoli) und dann die Zweite (Kubelik) hinzu.


    Ich muss allerdings gestehen, dass ich noch jahrelang bevorzugt Einzelsätze aus diesen Symphonien hörte. Bei der Zweiten beschränkte ich mich sets auf die rein orchestralen Sätze (heute unvorstellbar) und bei der Fünften auf die ersten beiden. Erst in der Oberstufenzeit (11. bis 13. Klasse), als ich einmal in den Weihnachtsferien beim Skifahren in Österreich eine Wienerin kennenlernte, mit der ich dann auch zwei Jahre zusammen war, wurde mir Mahler vertrauter. Damals fuhr ich dann natürlich (liebesbedingt) sehr oft von Frankfurt nach Wien (man flog - vor allem als relativ armer Schüler - damals noch nicht überall hin). Wien begeisterte und faszinierte mich von Anfang an. Ich entwickelte sofort eine zweite Liebe - nämlich die zu Wien und darüber hinaus auch zur Spätzeit der Habsburgermonarchie (vom 'Ausgleich' bis zum Untergang des Reiches im I. Weltkrieg). Und zu diesem Gefühl passte für mich dann halt Mahlers Musik immer besser. Auf den langen Zugfahrten las ich z.B. Romane von Joseph Roth (besonders und mehrfach den 'Radetzkymarsch') und hörte dazu über Kopfhörer Mahler und traurig-melancholische Orchesterwalzer und Märsche von Julius Fucik (z.B. "Winterstürme" - kennt ihr den? Gänsehaut pur!!!). So kam es, dass ich also immer mehr die vollständigen Symphonien zu hören begann. Allerdings wiederum auch nicht alle: Ich fremdele bis heute mit der Achten. Die Siebte ( 8-)8-) ) bedeutete mir bis vor rund 6 Wochen nicht viel - heute dagegen ... naja, ihr wisst schon!! :D:D


    Ich fasse zusammen: Gustav Mahlers Musik war für mich immer eine höchst emotional konnotierte Musik (wobei das natürlich jede Musik ist, aber hier halt in besonders persönlicher Ausprägung), die sich mir aber in ihrer Gänze nicht sofort erschloss, sondern mit der ich bis heute (siehe plötzlicher M7-Wahn) zu kämpfen habe. Und abgeschlossen ist dieser Anverwandlungsprozess noch immer nicht (siehe "M8").


    Grüße
    Garaguly

  • In meiner Jugendzeit kannte ich Mahler eigentlich kaum. Das änderte sich aber durch meine alljählrichen dreiwöchigen Sommer-Ferienaufenthalte bei meiner Tante in Holland. Da wurde viel Mahler gehört. Also habe ich dann zuhause mich in diese Musik eingehört. Angefangen habe ich mit der 2. und 4., dann kam die 3. und andere. Vor allem waren es zu Beginn die Aufnahmen mit Claudio Abbado, die mir Mahler erschlossen haben. Später war eine der ersten beiden CDs, die ich kaufte, die 1. Mahler mit Abbado (Chicago SO) - hat in meiner Sammlung die Nr. 1 oder 2. In den Benelux-Ländern damals wurden die Aufnahmen von Vaclav Neumann sehr geschätzt - so habe ich diese kennen und schätzen gelernt.


    Mahler hat mich sehr fasziniert - ich habe mich in seine musikalische Welt regelrecht "vergraben" - viel gelesen, von Mahler und über Mahler, Vorführungen mit Einführungen in seine Symphonien gemacht. Mahlers musikalische Welt ist eine meiner Zentren. Ich glaube, kaum jemand trifft die existenziellen Fragen unserer Zeit so gut. Und er hat wahrlich in die Abgründe der menschlichen Seele geleuchtet. Mahler macht nicht Musik über den Tod, er komponiert das Sterben aus - die Musik verklingt nicht nur, sie "endet" wirklich. Die Lieder finde ich höchst eindrucksvoll. Es gibt kein besseres Anti-Kriegsdlied als die "Revelge". Und dann die abgründig traurigen Kindertotenlieder. Dazu kommt Mahlers tiefsinniger Humor in der 3. und 4. Am wenigsten höre ich eigentlich Mahlers 8. Und die 7., die ich sehr mag, habe ich lange Zeit wenig verstanden. Also habe ich mich da hinein vertieft. Da wird wohl hoffentlich bald ein Aufsatz draus werden, wo ich insbesondere Adornos Verdikt was das Finale angeht kritisch behandeln werde...


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Dr. Holger Kaletha. Es gibt kein besseres Antikriegslied als die "Revelge"

    Dem kann ich nur zustimmen lieber Holger. Auch ich liebe die Lieder Mahlers heiß und innig. Hier ist eine besonders schöne Aufnahme der Revelge in einer Sammlung der Wunderhornlieder, die Fischer-Dieskau sich mit Elisabeth Schwarzkopf teilt und der hier die Revelge singt, begleitet vom LSO unter George Szell (1968):


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe es zwar an anderer Stelle schon einmal erzählt, finde den Beitrag aber gerade nicht.


    Gustav Mahler hat mich zu Klassik bekehrt.


    Seit frühester Jugend war ich begeisterter Musikhörer, aber Popmusik, Beatles, Beach Boys, Jimi Hendrix usw. Diese Musik entwickelte sich von einfachen Songs zu immer komplexeren Werken (Sgt. Peppers) und es entwickelte sich eine Richtung, die man damals Artrock bezeichnete, heute eher als Progressive Rock. Die frühen Genesis, Yes, King Crimson, Emerson, Lake und Palmer und Van der Graaf Generator waren die Helden dieser Musikrichtung, die Musik wurde komplex und symphonisch. Zitate aus der Klassik wurde eingeflochten und Symphonieorchester begleiteten Rockbands (Deep Purple, Pink Floyd). Mitte der 70er war diese Zeit mit einem Schlag vorbei und Punkbands übernahmen die Szene. Da war es Zeit, sich anderweitig umzuschauen. Ein älterer Bekannter spielte mir den Anfang von Mahler 2 vor und das war's. Da war sie, die Musik, auf die ich gewartet hatte. Kurze Zeit darauf kam der ziemlich schräge Mahlerfilm von Ken Russell heraus, der Film war so lala, aber die Musik.... Wenige Tage später stand die Mahlerbox von Bernstein als erste Großanschaffung im Regal. Anfangs hatte ich Probleme mit dem "Gesinge". Hielt halt noch Inga Rumpf und Grace Slick für die grössten Sängerinnen auf dem Planeten. Das hat sich aber schnell gegeben. Vor allem als ich das "Lied von der Erde" kennenlernte, ob die Klemperer oder Walteraufnahme als erstes, erinnere ich nicht mehr. Dieses Stück war für mich viele Jahre das grösste überhaupt.


    Nicht alle Symphonien haben mir auf Anhieb gefallen, an der neunten z.B. habe ich hart arbeiten müssen. Aber ich halte sie inzwischen für eine der grössten Schöpfungen überhaupt. Auch die Lieder liebe ich, gleich noch ein "Revelge"-Fan hier, aber in der m.E. unübertroffenen Aufnahme von Heinz Rehfuss (auf einer Aufnahme mit meinem Lieblingsalt Maureen Forrester unter Felix Prohaska).



    Es gab eine Phase der Überexposition, die zu einem leichten Mahler-Verdruss führte, aber eiserne Hördiät hat das wieder korrigiert. Ich habe viele Mahlerbiographien gelesen, es fehlt wohl nur noch das 5000-Seitenwerk von Henry de la Grange, aber das steht noch auf der Liste. Kein anderer Komponist interessiert mich auch von der Biographie her mehr.

  • Dabei ist es eine wahre Schande, daß die große Mahler-Biografie von de La Grange bisher nur im französischen Original und einer englischen Version, aber nicht ins Deutsche übersetzt erschienen ist!


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

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  • Dabei ist es eine wahre Schande, daß die große Mahler-Biografie von de La Grange bisher nur im französischen Original und einer englischen Version, aber nicht ins Deutsche übersetzt erschienen ist!


    Es ist zumindest schade, denn es schränkt den Kreis der potentiellen Leser ein. Für mich persönlich zum Glück nicht, da ich einige Jahre in USA gelebt habe.

  • Und die 7., die ich sehr mag, habe ich lange Zeit wenig verstanden. Also habe ich mich da hinein vertieft. Da wird wohl hoffentlich bald ein Aufsatz draus werden, wo ich insbesondere Adornos Verdikt was das Finale angeht kritisch behandeln werde...


    Den Mahler hat Adorno also auch mit einem Pamphlet überzogen? Ehrlich gesagt, kann ich diesen Mann nicht mehr ernst nehmen, seitdem ich von seinen Äußerungen über Sibelius weiß. Ich mag das Finale der 7. Symphonie übrigens sehr gerne, es ist eine grandiose Karrikatur des "Meistersinger"-Vorspiels. Ich meine gelesen zu haben, dass Gustav Mahler selbst vor diesem Werk genau dieses Vorspiel setzte.


    Mein persönlicher Zugang zu Mahler begann, was viele wohl überraschen wird, mit der 8. Symphonie, die heutzutage gemeinhin eher zu den unbeliebteren gezählt wird (vor hundert Jahren war das offenkundig anders). Ich habe für mich dann erstaunlicherweise zunächst die großen Symphonien (Nr. 2 und 3) daneben lieben gelernt. Die 5. und 6. Symphonie gefallen mir noch heute besonders unter Karajan, was man wohl auch als etwas kurios bezeichnen könnte. Die Erste erschloss ich mir seltsamerweise ziemlich spät, liebe sie aber heute umso mehr. Wenig bis keinen Zugang konnte ich zu den Symphonien Nr. 4 und 9 sowie zum "Lied von der Erde" entwickeln; den Sonderfall Nr. 10 habe ich zu selten gehört. Meine liebsten Mahler-Dirigenten sind heute wohl Barbirolli und Horenstein, wobei ich da für vieles offen bin.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke, lieber lutgra! Ich glaube, alle drei Aufnahmen befinden sich tatsächlich in meinem Besitz. Die muss ich bei Gelegenheit nochmal hören. Aber ich glaube, es liegt wirklich eher an den Werken an sich. Zumal alle drei Dirigenten — Tilson Thomas, Klemperer und Horenstein — wirklich als Mahler-Experten zu bezeichnen sind.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Im Alter von acht Jahren hatte ich Zugang zu einer braubaren Musikbibliothek und hörte querbeet in Werke von jenen mir namentlich bekannten Komponisten hinein, die mir nicht ohnehin anderweitig begegneten. Bei Mahler fiel die Wahl der "Hörprobe" auf die 1. Sinfonie, wegen des verheissungsvollen Beinamens: "Titan". Von einem Jean Paul hatte ich nie gehört, hegte aber - wie viele Gleichaltrige - eine gewisse Faszination für grosse Dinge mit Zerstörungspotential :D .Titanisch schien mir dann höchstens die lärmige Finalcoda, auch der naturhafte Beginn war faszinierend - alles zwischen Anfang und Ende des Werks überforderte allerdings meine Konzentrationsfähigkeit...


    Damit war Mahler zunächst abgehakt. Ein Jahr später war ich allerdings veranlasst, mich mit der 3. Sinfonie auseinanderzusetzten. Im Rahmen von Tonträgerkonsum hätte ich vermutlich nicht einmal den Kopfsatz überstanden. Nun musste da gesungen werden, und dann auch noch diesen offenkundig doofen Text. Auf dem Podium stehend war ich gezwungen, mir dieses Monstrum drei- oder viermal vollständig anzuhören - und langsam gewann es Konturen. Dirigiert hat's Bernard Haitink. Ganz zufällig sind meine heutigen Lieblingsaufnahmen Haitink mit dem CSO und Haitink mit den Wienern ;) .


    Sukzessive folgten die Sinfonien 2, 5 und 9 (deren Kopfsatz sich mir ungleich schneller erschloss als das Finale). Die 6. und die 7. wurden erst gegen Ende der Schulzeit etwas nachvollziehbarer, die Lieder folgten noch später. Dass ausgerechnet so ein Schlüsselwerk wie die nun mehrfach erwähnten Wunderhorn-Lieder selbst in Zeiten einer explodierenden Mahler-Diskographie in nur wenigen überzeugenden Aufnahmen vorliegt, ist ebenso bemerkenswert wie bezeichnend.


    Zitat

    (von Dr. Holger Kaletha) Und die 7., die ich sehr mag, habe ich lange Zeit wenig verstanden. Also habe ich mich da hinein vertieft. Da wird wohl hoffentlich bald ein Aufsatz draus werden, wo ich insbesondere Adornos Verdikt was das Finale angeht kritisch behandeln werde...

    Erfreulich, die 7. hat sich mir zuerst über diesen oft kritisierten Satz erschlossen, vermutlich wegen der ausgeprägt polyphonen "Schreibe".


    Zitat

    (von Joachim Schneider) Dabei ist es eine wahre Schande, daß die große Mahler-Biografie von de La Grange bisher nur im französischen Original und einer englischen Version, aber nicht ins Deutsche übersetzt erschienen ist!

    Eine deutschsprachige Ausgabe wäre dann wieder so teuer, dass die Mehrzahl der Leser weiterhin die englischsprachige kaufen würde...

  • Hallo Johannes Roehl,


    Danke für die Tipps! Besonders für die alten Modernisten und den Kondraschin. Werde es die nächste Zeit mal ausprobieren.
    Von Gielen hab ich sogar eine Aufnahme, die 10., da die aber eine Fremdvollendung ist, werden Vergleiche schwierig.


    Und nun noch kurz zur 1. und 2.
    Meine erste Aufnahme von der 1. war entweder von Abbado oder Bernstein, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau, außer dass sie von der DG war. Mir ist sie auf jeden Fall immer ein bißchen plüschig vorgekommen, war aber insofern erträglich, als dass sie eben kurz war. Von Norrington hab ich auch eine Aufnahme dieser Sinfonie, irgendwie klingt mir die zu verkrampft, zu sehr auf der Suche nach dem anderen, ohne dass das dann auch gefunden wird. Und da nutzt es auch nicht, dass der Blumine-Satz eingefügt wird.
    Boulez nun geht diese Sinfonie von der modernen Seite her an, diese ganzen Idyllen und sentimentalen Einschübe bleiben isoliert und verleihen diesem Werk einen collagenhaften Charakter, mit der Folge, dass es auf mich wesentlich moderner wirkt, als die späteren Werke.


    Die zweite habe ich jahrelang nur in der Interpretation von Solti gehört. Solti geht die derart wild an, dass für Sentimentalitäten und Larmoyanz schlicht weg kein Platz bleibt (siehe dazu auch seine Aufnahme vom Verdi-Requiem, die auch keine religiösen oder sonst welche spirituellen Gefühle entstehen lässt.).
    Boulez geht sie nicht annähernd so stürmisch an, betont dafür aber mehr die Details und die Struktur und nimmt die Sinfonie deutlich flotter.


    Als besonders nervig hab ich immer die Sinfonien 5, 6 und 7 gefunden, da hat doch jede schon von Haus aus gewissee ironische, teilweise auch parodistische Elemente in sich. Werden diese nun überbetont, dann kommt da meiner Meinung nach allzuoft etwas geisterbahnmäßiges heraus. Und Geisterbahnen sind bei aller Erschreckerei doch etwas komisches, lustiges, was Mahlers Sinfonien nun doch wieder nicht sind.
    Bei Boulez nun wird halt ironisch angemerkt, sarkastisch gegrinst ohne dabei Fratzen zu produzieren oder Grimassen zu schneiden.


    John Doe

  • @ Gombert
    Die englische Ausgabe kostet auch ca. €90.- pro Band (bei rel. schlechter Qualität der Ausstattung), wesentlich teurer dürfte eine deutsche Version auch nicht werden. Als "Schande" habe ich es bezeichnet, daß die bedeutenste Biographe eines der größten Komponisten des deutsch-österreichischen Kuturkreises bisher nicht in dessen Muttesprache erschienen ist.


    @ Joseph
    Daß Du Karajans Aufnahmen der 5. + 6. Sinfonie besonders schätzt, ist gut nachvollziehbar, da dies hervorragende Interpretationen sind, die m.E. oft nicht hinreichend gewürdigt werden.
    Karajan war am Mozarteum u..a. Schüler von Bernhard Paumgartner. Dieser, als Sohn der berühmten Sängerin Rosa Papier, in deren Haus Mahler oft zu Gast war, kannte als junger Mann den Meister naturgemäß recht gut und besuchte so oft wie möglich dessen Konzerte und Opernaufführungen.
    Paumgartner hat in Bezug auf seinen berühmten Schüler später einmal in einem Interview gesagt, Karajans Interpretationsstil, insbesondere sein ausgeprägter Sinn für Strukturen und eine reichhaltige Klanglichkeit erinnere ihn stark an Mahler.
    Das ist doch ein interessanter Aspekt!


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Solch einen Schinken zu übersetzen, ist eine extrem undankbare Arbeit.
    Jeder, der sich professionell mit Mahler befasst, hat ohnehin das Original (oder spätestens die engl. Übersetzung gelesen). Ein Verlag kann daher nicht erwarten, viel Geld mit einer Übersetzung zu verdienen. Entsprechend schlecht würde ein Übersetzer bezahlt. Idealerweise sollte ein Übersetzer auch ein Musikhistoriker sein. Der hat aber fast immer besseres zu tun, weil mit solch einer Übersetzung annähernd Null akademische Meriten zu gewinnen sind. Da englisch internationale Fachsprache mit entsprechend höherer Auflage ist (zumal selbst englischsprachige Wissenschaftler notorisch fremdsprachenschwach sind (wenn auch zigmal besser als normale Englischsprachige).


    Man könnte ja mal eine Internet-Sammelaktion starten...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist ja doch bemerkenswert, wie sich die Wege, auf denen die verschiedenen Musikfreunde zu Mahler gefunden haben unterscheiden.


    Aber nicht weniger bemerkenswert finde ich, wie leicht es heute ist, das Werk dieses Komponisten kennen zu lernen. Das wurde mir besonders deutlich, als ich den Beitrag von William sah, in dem er auf eine Edition aufmerksam macht, die ja nun wirklich nicht unerschwinglich ist.


    . . 35.--EURO für 16 CDs




    Wahnsinn!!!
    Was war es noch Ende der 50er Jahre schwierig, überhaupt an die Aufnahme einer Mahler-Sinfonie zu kommen!!!
    Ich kann mich nicht erinnern, dass es damals in irgendeinem Berliner Schallplattengeschäft welche gegeben hätte!


    Erst in den 60er Jahren, als die Wiederntdeckung des sinfonischen Werks von Gustav Mahler auf etwas breiterer Basis begann, konnte man dann neue (z. B. von Barbirolli oder Kubelik) oder auch ältere Einspielungen bekommen! Aber was haben die gekostet!!!!
    Die erste Mahler-Sinfonie in meiner Sammlung war die 4. Sinfonie unter Karel Sejna mit der unvergleichlichen Maria Tauberova.
    Das war eine Supraphon-LP. die man in Ostberlin für 12.-- DM(Ost) bekam. Das waren für mich als Westberliner nicht mal 3.--DM!
    Im Westen gab es LPs nicht unter 24.--DM!


    So ändern sich die Zeiten!!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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