Gottfried von Einem wurde heute vor 97 Jahren, am 24. Januar 1918, in Bern als Sohn eines österreichischen Militärattachés geboren; er starb am 12. Juli 1996 in Oberdürnbach (Niederösterreich). Seine Mutter, Baronin Gerta Louise, wurde von ihrem Sohn als „tatkräftige, engagierte und dabei mit großem Charme operierende Frau“ beschrieben. Sie war seit ihrer Kindheit mit Olga und Paula Göring, den beiden Schwestern von Hermann Göring befreundet. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, bei einem Besuch in London Winston Churchill zu besuchen und vom braunen Terror bedrohte österreichische und deutsche Juden bei der Flucht in die Schweiz behilflich zu sein. Gottfried von Einem selber war überzeugt, Spross einer Affäre seiner Mutter mit dem ungarischen Grafen Laszlo Hunyady, der in den 1920er Jahren bei der Jagd von einem angeschossenen Löwen zerrissen wurde, zu sein.
1938 wurde er Korrepetitor an der Berliner Staatsoper und bei den Bayreuther Festspielen. In diesen Jahren wurde von Einem mit Orff, Egk und Blacher bekannt; beim letzteren nahm er von 1941-1943 Kompositionsunterricht und Blacher verfasste die Libretti zu vier Opern von Einems.
Nach der erfolgreichen Premiere seines Balletts „Prinzessin Turandot“ im Jahre 1944 wurde er zum musikalischen Berater an die Dresdner Semperoper berufen. Gleich seine erste, 1947 in Salzburg uraufgeführte Oper „Dantons Tod“ (nach Georg Büchner), machte ihn schlagartig als einen der führenden Komponisten der jüngeren Generation bekannt.
Auch die folgenden Werke „Der Prozess“ (Salzburg 1953, nach Kafka, Text von Blacher und Heinz von Cramer), „Der Zerrissene“ (Hamburg 1964, Text von Blacher nach Nestroy) und „Der Besuch der alten Dame“ (nach Dürrenmatt, 1971 Wien), bestätigten diesen Ruf.
Alle späteren Werke, zu denen die Schriftstellerin und zweite Ehefrau von Einems, Lotte Ingrisch, die Texte schrieb, konnten an diese Erfolge nicht mehr anknüpfen: „Kabale und Liebe“ (Wien 1976), die Mysterienoper „Jesu Hochzeit“ (Wien 1980) und „Tulifant“ (Wien 1990). Gottfried von Einems letzte Oper „Luzifers Lächeln“ kam 1998 an der Wiener Kammeroper zur Uraufführung.
Gottfried von Einem, der seit 1944 in Wien ansässig war, gehörte von 1948 bis 1951 und von 1954 bis 1964 zur Direktion der Salzburger Festspiele, war von 1963 bis 1972 Professor für Komposition an der Wiener Musikhochschule, leitete von 1960 bis 1964 die Wiener Festwochen und war von 1965 bis 1970 Präsident der Österreichischen Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger. Der Komponist wurde postum im Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet.