Mein persönlicher Zugang zu Franz Liszt - und mehr ........

  • Schon 2011 kristalliserte sich eine gewisse Gleichgültigkeit, um nicht zu sagen Ablehnung gegenüber Franz Liszt heraus, trotz einiger Threads zu den unterschiedlichen Bereichen seines Schaffens. ich selbst mache hier keine Ausnahme. Da ich mir indes vorgenommen habe, EINZELNE Threads zu den Sinfonischen Dichtungen und Sinfonien zu starten (oder jemand anderer beteiligt sich an der Erstellung) werde ich - wie ich hoffe - meinen Zugang zu Liszt verbessern.
    Im Augenblick sehe ich ihn als überschätzten Komponisten mit einst hohem Selbstwertgefühl an, dessen wesentliche Werke Klavierparaphrasen auf die Werke anderer Komponisten sind. vorzugsweise dazu gedacht, die eigene Virtuusität - die von Zeitgenossen vielfach bestätigt ist - wirkungsvoll zu präsentieren. Die Sinfonischen Dichtungen indes sind weitgehend unbekannt, bzw sind im Dunkel der Geschichte versackt. Holen wir sie nach vorne. Diese Idee kam mir schon während unserer Beschäftigung im Forum mit Joachim Raff, welche ja noch nicht abgeschlossen ist, und daher zu gegebener Zeit fortgesetzt wird. Allerding hatte ich - meine großen Sammlung zum Trotz - nur eine kleine Auswahl der Sinfonischen Dichtungen Liszts im Archiv - ich musste also meine Sammlung ergänzen. Nun steht einer allmählichen Vorstellung der einzelnen Stücke nichts mehr im Wege....


    mfg aus Wien
    Alfred


    LISZT Franz: Die Sinfonischen Dichtungen und Sinfonien
    LISZT Franz: Legenden auf dem Prüfstand: Les Préludes – Fricsay (1959)
    LISZT Franz: Die Klavierkonzerte und andere Werke für Klavier und Orchester
    LISZT Franz: Klavierkonzert im ungarischen Stil
    LISZT Franz: Die Klaviersonate in h-moll
    LISZT Franz - Franz Liszt im Gespräch
    LISZT Franz - Was mich an Franz Liszt fasziniert.....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sinfonische Dichtungen von Liszt kenne ich schon seit meiner Jugend und habe sie immer gerne gehört. Les préludes gehört für mich immer noch zu den Schlüsselwerken des 19. Jahrhunderts. In meiner Studienzeit kamen als Lieblingswerke die h-moll-Sonate und die Faust-Sinfonie dazu, die ich vor ein paar Jahren mit Begeisterung live erlebt habe (ich gehe relativ selten in Konzerte mit Musik des 19. Jahrhunderts).


    Klavierparaphrasen von Werken anderer Komponisten kenne ich nicht - das interessiert mich auch nicht ...

  • Meine "Klassik-Karriere" in meiner Jugend begann nach (oder mit) Beethoven, Tschaikowsky, Brahms praktisch mit Liszt:
    Neben den beiden Klavierkonzerten mit Tamas Vasary (DG) mit der Haitink-GA der 13 Sinfonischen Dichtungen mit dem LSO (Philips-LP-Box). Ich war von den Sinf.Dichtungen so begeistert, dass Liszt für mehrere Jahre mein Lieblingskomponist war. :!: So etwas prägt eindeutig !
    Die Liebe zur Sinfonischen Dichtung und entsprechender Tonsprache blieb bis heute.


    Später auf CD habe ich neben Haitink alle guten Aufnahmen der Sinfonischen Dichtungen vorliegen = natürlich Solti (Decca) - der aber nicht alle aufgenommen hat --- Masur (EMI) - der alle sinf.Werke komplett vorgelegt hat - ein Lebenswerk mit rundum guten Aufnahmen; auch aller Werke für Klavier und Orchester (mit Michel Beroff am Klavier).


    Man vergesse auch nicht die Ungarischen Rhapsodien Nr.1 - 6, die keiner in der Orchesterfassung mit Zymbal so autentisch aufgenommen hat wie Dorati (Mercury).


    Les Preludes - Sinfonische Dichtungs Nr.3 hat eine Referenzaufnahme = Fricsay (DG); die LP erfreut mich seit meiner Jugend, die DG-LP hat Alfred in einem anderen neuen Liszt-Thread heute abgebildet. Mit mehr Ausdruckskraft haben es wenige hinbekommen. Natürlich habe ich die heute auf CD !
    Karajan (DG) ist übrigens auch nicht übel ! So wenig das einige wahrhaben wollen.


    Die Sonate h-moll und andere Klavierwerke habe ich in vielen Vergleichsaufnahmen.
    :angel: Liszt ... bei mir immer präsent !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Auf Liszt stößt man als Klaiver-Liebhaber zwangläufig durch die virtuose Literatur und solche Klaviertitanen wie Gilels, Horowitz oder Richter. Bei mir war das Schlüsselerlebnis in Sachen Liszt, dass ich Lazar Bermans Gesamtaufnahme der "Annees de Pelerinage" gekauft habe. Da habe ich zum ersten Mal richtig ermessen können, was für ein großer Komponist und eine überragende Künstlerpersönlichkeit Liszt war. Einige Stücke aus dem Band habe ich selber gespielt und mich da hinein vertieft - vereinigt sind dort Musik, bildende Kunst und Literatur im Sinne der romantischen Idee der Einheit aller Künste. Liszt ist in vieler Hinsicht für mich "der" romantische Komponist schlechthin - und dazu einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne. "Bei "Nuages gris" könnte man als Komponisten auch ohne weiteres Arnold Schönberg vermuten, wenn man es nicht weiß. :) Die beeindruckende Faust-Symphonie habe ich mal vor sehr langer Zeit in der Tonhalle Düsseldorf im Konzert erlebt - kann sein, dass das sogar noch mit Bernhard Klee war. In den letzten Jahren habe ich auch besonders Liszts Lieder zu schätzen gelernt. Er ist so vielfältig wie kaum ein anderer und bietet immer neue Entdeckungen!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich bin auch schon in meiner Jugend auf Franz Liszt gestoßen, und zwar in Form einer 17-cm-Schallplatte mit 33 rpm, auf der sich Liebstraum, Waldesrauschen und Gnomenreigen befanden, ich weiß aber, da das über 50 Jahre zurückliegt, nicht mehr, wer das damals gespielt hat. Die Stücke haben mich damals sehr bewegt, und meine nächste Anschaffung in Sachen Liszt eine 30 cm-LP. Dirigent war ein gewisser Ferenc Fricsay, und ich hatte die Platte zunächst nur wegen Liszt gekauft, nicht ahnend, dass mir dadurch der Zugang zu zwei weiteren Komponisten eröffnet wurde:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Les Preludes gab es bei mir zu Hause im Plattenschrank, die Platte habe ich schon als Kind oft gehört (Fricsay). Als sich mein Interesse für Klassik weiter entwickelte, gehörte relativ schnell auch die Faust Symphonie zu den gerne gehörten Stücken in der noch kleinen Sammlung (Ansermet). Und die beiden Klavierkonzerte in der legendären Richter/Kondrashin-Einspielung hatte ich auch schon als Schüler auf Band. Inzwischen höre ich Liszt relativ selten, am ehesten noch Klavierstücke und darunter vor allem die grandiose H-moll Sonate, die eine meiner Lieblingssonaten ist. Davon habe ich vermutlich auch ein halbes Dutzend Einspielungen: Argerich, Gilels, Arrau u.a. Von den symphonischen Dichtungen kenne ich außer Les Preludes die gerade anderweitig diskutierte Bergsymphonie am besten. Beide GA von Haitink und Masur stehen im Regal, dazu alle Aufnahmen von Georg Solti, den für dieses Repertoire vermutlich kongenialsten Dirigenten. Leider hat er nur Les Preludes, Prometheus, Von der Wiege zum Grab, Festklänge und Tasso sowie die Faustsymphonie eingespielt. Darüber dann bei den einzelnen Threads mehr.

  • Es gibt, glaube ich, kein einziges Stück Liszts, das ich wirklich schlimm vermissen würde... :untertauch:
    Ich höre aber die h-moll-Sonate, die Klavierkonzerte und einige weitere Klavierstücke recht gern. (Ein paar der ungarischen Rhapsodien, Liebestraum und weitere übliche Verdächtige gehörten sicher auch zu den ersten Klavierstücken, die ich als Klassikanfänger kennengelernt habe.) Selbst wenn mir keines davon emotional besonders nahesteht, sind sie stellenweise allein von der virtuosen und klanglichen Brillanz beeindruckend und gerade die Konzerte und die Sonate sind auch hochoriginelle Stücke in der unkonventionellen Form, die die traditionellen Satzcharaktere in eine durchgehende Struktur einbettet.
    Das mag auch auf die Tondichtungen zutreffen; ich habe da auch die Brilliant-Box, obendrein die Faust-Sinfonie in zwei oder drei Aufnahmen, auch schonmal gehört, aber mir fehlte für nähere Beschäftigung sowohl die Geduld als auch hat mich nichts davon wirklich gepackt.
    (Letztes Jahr habe ich sogar eine CD mit Liszt-Liedern gekauft, kann ich aber auch noch nichts drüber sagen, da nurmal flüchtig reingehört.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Meinst du vielleicht diese, lieber Johannes? M. E. lohnt es sich, sie mal ganz anzuhören. In den ersten 12 Liedern, die FiDi Mit JörgDemus 1961 aufgenommen hat, ist er allerdings noch 18 Jahre jünger. Das hört man der Stimme schon an. Aber ich finde, dass er auch 1979 (in den letzten 6 Liedern) in der Begleitung von Daniel Barenboim ausdrucksmäßig noch manchen Jüngeren aus dem Felde schlagen konnte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nein, es ist diese CD hier, mit Mitsuko Shirai:


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Aha, die habe ich wiederum nicht in meiner Sammlung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Im Augenblick sehe ich ihn als überschätzten Komponisten mit einst hohem Selbstwertgefühl an, dessen wesentliche Werke Klavierparaphrasen auf die Werke anderer Komponisten sind. vorzugsweise dazu gedacht, die eigene Virtuusität - die von Zeitgenossen vielfach bestätigt ist - wirkungsvoll zu präsentieren.


    Erst jetzt sehe ich diese Einschätzung, die natürlich als rhetorischer Kniff bedingt eine Reaktion hervorrufen sollte. Meine kommt zwar etwas verspätet aber dennoch: Virtuosität bei Liszt ist niemals ein Selbstzweck, sondern Mittel des musikalischen Ausdrucks (siehe etwa die Études d'exécution transcendante). Liszt ist eine ganz entscheidende Figur für die Weiterentwicklung der Klaviermusik. Die Paraphrasen sind dafür ein Paradebeispiel: Liszt versteht das Klavier als Orchester und schafft es, die Paraphrasen entsprechend zu instrumentieren. Und seine Années de pelerinage sind eine Sternstunde der Klaviermusik! Liszt hat einen besonderen Reiz, wenn man die Werke mit Notentext verfolgt (mehr noch als bei anderen Komponisten), weil man Virtuosität als musikalischen Ausdruck im Notentext wirklich sehen kann.


    Zitat Johannes Roehl

    Zitat

    Es gibt, glaube ich, kein einziges Stück Liszts, das ich wirklich schlimm vermissen würde... :untertauch:


    Da kann ich ja gleich fragen, welche Klaviermusik von Liszt Du angesehen von den genannten Werken kennst. Sein Œuvre ist ja beachtlich. Und vielleicht ist ja bei den Dir nicht bekannten Werken doch etwas dabei.
    Ich persönlich würde ihn gleich gegen eine ganze Reihe von Komponisten eintauschen. Ich habe meine Affinität zu Liszt in meiner Jugendzeit entdeckt, ein paar Stücke selbst gespielt und ihn kürzlich wiederentdeckt. So ist eben jeder Jeck anders. :D


    Beste Sonntagsgrüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich möchte mich heute in diesem Thread unter der Themenerweiterung "- und mehr.." melden und an Franz Liszt' Todestag erinnern. Dazu habe ich aus meiner Sammlung meine letzte Neurerwerbung von Franz Liszt ausgesucht, die ich für sehr empfehlenswert halte:




    Heute ist sein 129. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Im aktuellen Heft des "American Record Guide" gibt es eine vergleichende Diskographie der wichtigsten Liszt-Werke darunter natürlich auch der Symphonischen Dichtungen. Bei vieren davon geht die "Goldene Palme" an Aufnahmen des Naxos Label mit Michael Halasz und dem New Zealand SO. Bei drei weiteren landet Halasz auf Platz 2 bzw 3. Das hat mich dann doch neugierig gemacht, zumal ich auch in anderen Quellen lobende Hinweise fand. Hier im Forum allerdings gar nichts. Also habe ich mal eine der CDs für einen Pfenningbetrag kommen lassen.

    Und kann nach Anhören der Bergsymphonie bestätigen, dass es sich hier tatsächlich um eine klanglich, orchestertechnisch und interpretatorisch sehr feine Einspielung handelt. Ich habe jetzt nicht direkt im Vergleich die Masur-Aufnahme gehört, aber das ist schon sehr beachtlich was hier aus down-under herüberschallt. Dort hat man vermutlich noch genug Zeit, sorgfältige Orchesteraufnahmen zu gestalten. Wie schrieb ein Kritiker an anderer Stelle im ARG sinngemäß: früher hat man gesagt, ja für ein Billiglabel ist das ganz beachtlich, inzwischen setzt Naxos an vielen Stellen einen Standard, dem die Hochpreislabel hinterherhinken.

  • Das hört sich interessant an mit Michael Halasz.
    Es gibt noch eine weitere NAXOS-CD mit den Dichtungen und dem New Sealand SO ... allerdings dann wieder seltsam und bedenklich - im Prinzip ist die abgebildete CD für mich ohne Kaufanreiz (da ich Solti, Masur und Haitink habe) - , dass M.Halasz die 4TOP-Dichtungen mit dem Polnischen RSO aufgenommen hat:



    NAXOS, 1992, DDD


    Die CD ist ab 1Cent zu haben ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich glaube, das "Problem" bei Franz Liszt ist, dass man ihn landläufig "nur" als das Pianistengenie ansieht. Wie er geklungen hat, wissen wir leider Gottes nicht. Dagegen verschwindet der ernstzunehmende Komponist Franz Liszt im Hintergrund — und das ist schade. Als Einstieg empfehle ich noch heute jedem Neuling "Les Préludes", eine der schönsten und gelungensten Tondichtungen überhaupt.


    Aber auch das Genre Oratorium beherrschte er verblüffend. Eher durch Zufall stieß ich vor Jahren auf seinen monumentalen "Christus", ein Werk, das zwischen 1862 und 1866 komponiert wurde. Das Werk gliedert sich in drei Teile: Weihnachtsoratorium, Nach Epiphanias sowie Passion und Auferstehung. Insbesondere der Schluss ist unglaublich gelungen und könnte sogar Anregung für so manchen Filmkomponisten im Hollywood der Goldenen Ära der 1930er bis 60er gewesen sein.


    Zitat

    Wikpedia
    The final movement of the oratorio is 'Resurrexit!', a joyous, jubilant chorus backed up by the entire orchestra, celebrating Christ's resurrection. It is, in fact, a parallel to Händel's famous 'Hallelujah!', and quite similar in overall mood. So Liszt's greatest oratorio closes, using the full vocal and orchestral forces, with proclamations that 'Christ is risen!'.



    Text:


    Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat in sempiterna saecula. Hosanna in excelsis. Halleluja! Amen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • im Prinzip ist die abgebildete CD für mich ohne Kaufanreiz (da ich Solti, Masur und Haitink habe) - , dass M.Halasz die 4TOP-Dichtungen mit dem Polnischen RSO aufgenommen hat:


    Die positiven Besprechungen beziehen sich ausschliesslich auf die insgesamt drei Aufnahmen aus NZ. Die aus Kattowitz ist von 1991 also aus der Naxos-Frühzeit, da wäre ich sehr skeptisch, ob die vergleichbar gut ist.

  • Anschließend an Josephs Beitrag über das Oratorium CHRISTUS erlaube ich mir den Hinweis auf die Inhaltsangabe im Tamino-Oratorienführer mit diskographischen Hinweisen (für die ich allerdings keine Garantie auf Vollständigkeit bzw. Verfügbarkeit übernehme):


    LISZT, Franz: CHRISTUS


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER