Sir Alexander Gibson — Großer Dirigent aus Schottland

  • Vor zwanzig Jahren starb einer der bedeutendsten schottischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Da ihm bis dato kein eigener Thread gewidmet war, sei dies hiermit nachgeholt.



    Sir Alexander Drummond Gibson, CBE, FRSE, FRSAMD, Hon RAM, FRCM, RSA, FRSA (geboren am 11. Februar 1926 in Motherwell, Schottland; gestorben am 14. Januar 1995 in London) war ein britischer (schottischer) Dirigent und Opernintendant.


    Gibson wurde 1926 in Motherwell geboren und besuchte die Dalziel High School. Er zeichnete sich am Klavier und an der Orgel aus und wurde mit 18 Jahren Organist an der Hillhead Congregational Church, Glasgow, während er an der dortigen Royal Scottish Academy of Music and Drama Musik studierte. Ab 1943 schrieb er sich an die University of Glasgow für Musik und Englisch ein. Sein Studium wurde bereits ein Jahr darauf jäh unterbrochen, als er bis 1948 in der Royal Signals Band diente. Danach erhielt er ein Stipendium des Royal College of Music in London, nach welchem er am Salzburger Mozarteum unter Igor Markevitch sowie an der Accademia Chigiana, Siena, unter Paul van Kempen studierte.


    Zwischen 1952 und 1954 fungierte er als Assistenzdirigent des BBC Scottish Symphony Orchestra. 1957 wurde er zum Musikdirektor der Sadler's Wells Opera in London ernannt. Als solcher war er der jüngste dortige Amtsinhaber aller Zeiten.


    1959 wurde er der erste schottische Chefdirigent und künstlerische Leiter des Scottish National Orchestra. Diesen Posten behielt er bis 1984, bislang länger als jeder andere Dirigent. Unter seiner Leitung erarbeitete sich das Orchester einen internationalen Ruf und nahm u. a. bei den BBC Proms in London teil.


    Gibson gründete die Scottish Opera im Jahre 1962 und blieb deren Musikdirektor bis 1986. Durch seine künstlerischen Erfolge wurde das Theatre Royal, Glasgow, durch das Schottische Fernsehen gekauft und 1975 in das erste nationale Opernhaus in Schottland transformiert. Es wurde Heim der Scottish Opera, des Scottish Ballet sowie (ab 1980) der Scottish Theatre Company.


    1987 wurde Sir Alexander Gibson zum Ehrendirigenten der Scottish Opera ernannt und behielt diesen Titel bis zu seinem Lebensende. Zwischen 1981 und 1983 war er zudem Erster Gastdirigent des Houston Symphony Orchestra. Desweiteren amtierte er als Erster Dirigent des Guilford Philharmonic. Während seiner Karriere absolvierte er Gastdirigiate bei allen bedeutenden britischen Orchestern und unternahm umfangreiche Tourneen durch Europa, Australia, Nord- uns Südamerika, Hongkong und Japan.


    Sir Alexander erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Grand Prix International de l’Academie Charles Cros Awards, die Sibelius-Medaille der Jean-Sibelius-Gesellschaft Finnland (1978) und Ehrendoktorate der Universitäten Aberdeen, Glasgow, Newcastle, Stirling und York. Er wurde 1967 zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt und 1977 zum Ritter geschlagen (seither Sir). Zudem fungierte er als Präsident der Royal Scottish Academy of Music and Drama. Ihm zu Ehren wurde 1998 die Alexander Gibson School of Opera eröffnet.


    Gibson setzte sich besonders für fennoskandinavische Musik ein, so insbesondere für Jean Sibelius und Carl Nielsen. Daneben galt er als begnadeter Interpret der Musik von Mozart und Wagner. 1971 führte er den kompletten "Ring des Nibelungen" an der Scottish Opera auf. Gleichzeitig war er im italienischen Repertoire zu Hause und dirigierte auch Berlioz. 1969 führte er als erster "Les Troyens" komplett in beiden Teilen an einem Abend auf.


    Sir Alexander Gibson starb Anfang 1995 an den Komplikationen infolge eines Herzinfarktes. Er wurde 68 Jahre alt. Er war seit 1959 mit Veronica Waggett verheiratet und hinterließ drei Söhne und eine Tochter.


    Ein Orchestermitglied beschrieb ihn mit den Worten: "Er war sein eigener schlimmster Kritiker, was jeder große Dirigent sein sollte, und ich würde ihn ohne jedwedes Zögern groß nennen."



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões