Haydn, Joseph: Sinfonie Nr 51 in B-dur Hob. I:51


  • Das Autograph der Sinfonie Nr 51 ist nicht erhalten , es gibt aber einige Abschriften davon, die insofern voneinenader Abweichen, daß bei einigen Exemplaren im 3. Satz das erste Trio fehlt. Als Entstehungszeit wird im allgemeinen 1771 bis 1773 angenommen- die verschiedenen Quellen weichen hier voneinander ab.


    Besetzung:


    2 Oboen, 2Hörner, 2Violinen
    Viola, Cello, Kontrabass, Fagott nach Belieben


    Besonders erwähnenswert ist der Einsatz der beiden Hörner, die höchste Ansprüche an die Solisten stellen
    Der erste Satz beginnt recht forsch, es folgen aber im Wechselspiel immer wieder sanftere cantable Orchesterpassagen. Die Hörner verleihen stellenweise einen lieblichen Klang, stellenweise betonen sie die scharfen Kontraste des Satzes


    Der zweite Satz (Adagio), ein Konzertsatz. Die beiden konzertierenden Hörner werden an die Grenze ihres klanglichen Spektrum ausgereizt, was einen sehr eigenwilligen Gesamtklang erzeugt, bzw „Effekt macht“. Während das erste Horn in extremer Höhe spielt, kontrastiert das 2 in extrem tiefer Lage, ein Effekt der dem Satz seinen „Charakter" verleiht, und der noch durch durch die 1. Oboe verstärkt wird. Man hat in diversen Publikationen oft gerätselt, was denn der Anlass für diese „Experiment“ gewesen sein mag.


    Der dritte Satz, (Menuett) enthält 2 Trios, wobei manche Abschriften indes nur das 2. Trio enthalten. Wieder befindet sich das 1. Horn in den höchsten Lagen, laut H.C: Robbins enthält dieses Trio den höchsten Ton, der je in der Geschichte der Schallplatte aufgenommen wurde. Robbins vermutet, daß das erste Trio erst später hinzugefügt wurde, da es im Pariser Erstdruck nicht enthalten ist. Die Möglichkeit, daß die beiden Trios als Alternativen zu sehen sind, wird heute als eher unwahrscheinlich gesehen, da es bereits aus dem 18. Jahrhundert Editionen mit beiden Trios gibt.


    Der vierte Satz ist ein fröhliches, gefälliges volkstümlich anmutendes Rondo mit Variationen,
    mit starker Beteilungung der Hörner am Klangeindruck.


    Alles in allem eine Sinfonie mit hohem Wiedererkennungswert


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfreds schöne Einleitung war Grund genug für mich, die entsprechende CD wieder aufzulegen und das Geschriebene mit der entsprechenden Aufnahme mitzuvollziehen.
    Der erste Satz besticht in der Tat durch das Wechselspiel zwischen straffen, federnden und ungemein ariosen, sanglichen Elementen. Die beiden kontrastierenden Hörner verleihen dem ruhigen, sehr getragenen zweiten Satz ein majestätisches, mystisches, fast schon stellenweise unheimliches Flair; der Satz fällt wirklich völlig aus dem Rahmen und erscheint äußerst unkonventionell. Der dritte Satz greift die extrem hohe Hornlage wieder auf und erhält dadurch etwas keckes, irrlichterndes Einsprengsel inmitten des lieblichen Tanzes. Der letzte Satz ist ein Ausbund an rhythmisch-straffer, überbordender tänzerischer Energie. Alles in allem ein tolles Hörerlebnis, extrem kurzweilig und überraschungsreich.


    Carl Ferdinand Pohl, ab 1866 Archivar der Musikfreunde Wiens und mit Johannes Brahms befreundet, schrieb sehr plastisch über Haydns Stil zur Zeit jener Symphonie:


    "Während Mozart hier mehr einen veredelten, den Tanz der vornehmen Welt repräsentirenden Zug beibehielt, hielt sich Haydn an den mittleren und niederen Stand, indem er Würde und seine Grazie durch volksthümliche Heiterkeit und behagliche Laune ersetzte und seinem Hang zu humoristischen Neckereien und Überraschungen freien Lauf ließ. Häufig herrscht in ihnen eine gewisse derbe Strammheit und spricht sich der beabsichtigte Grundton mit festen Strichen sogleich in den ersten Takten aus, während die Trios in Erfindung und Behandlung leicht bewegter und feiner gehalten sind, eine Fülle von naiven witzigen Einfällen bieten und häufig durch ihre gemüthlichen Weisen uns mitten unter das Volk versetzen, wobei aber stets die künstlerische Gestaltung gewahrt bleibt. Der Reichthum an immer neuen Motiven und geistreichen Wendungen ist hier umsomehr anzustaunen als die Anforderungen an Haydn gerade in diesem Genre wahrhaft exorbitant waren.


    Quelle: Pohl, Carl Ferdinand / Botstiber, Hugo: Joseph Haydn. Band 2, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1882., S. 423.

  • Immer wieder, wenn ich etwas in diesem Pool von Threads über Haydns Sinfonien schreiben will, bemerke ich wie klein meine Haydn-Sinfonien Sammlung eigentlich ist. Das ist natürlich nur relativ, dann bei 105 Haydn Sinfonien wären schon über 150 CDs notwendig, wollte man nur von jeder Sinfonie mindestens 3 Versionen haben...

    Soeben habe ich nachgezählt es gibt in meiner Sammlung 136 CDs Das ist schön - aber für einen "enzyklopädischen" Anspruch zu wenig. Ein schmerzliches Loch klafft vor allem bei den mittleren Sinfonien - vielleicht auch weil die oft nur in Gesamtaufnahmen zu haben sind.Ich habe Ende vergangenen Jahres noch einige CDs nachgekauft (sind noch nicht registriert und mitgezählt) aber weitere auf meiner Liste sind noch unerledigt geblieben, weil wichtigeres dazwischenkam. Kaufen allein genügt ja nicht - man will das ja auch hören

    Kommen wir zur Sinfonie Nr 51. Ich besitze sie unter anderem in einer Aufnahme unter Bruno Weil- alllerdings nicht in der gezigten Box, sondern noch als Einzelausgabe. irgendwann hat leider auch Sony die Nerven weggeworfen und das Project gestoppt, das offenbar als Gesamtaufnahme geplant war.... (???)


    Die Aufnahme der Sinfonie Nr 51 mit "Tafelmusik" unter Bruno Weil ist indes eine Sternstunde.: Dynamisch, zupackend und dennoch klangschön., sehr durchsichtig und klangfarbentreu. Das Besondere an dieser Sinfonie sind die schwierigen Hornpassagen im 2. Satz, aber auch die beiden Trios im Menuett. Das erste fehlt in zahlreichen Abschriften (ein Autograph existiert nicht). Die hier vorgestellte Aufnahme setzt beide Trios ein, das Werk dauert somit an die 20 Minuten...


    In meiner Begeisterung habe ich die Sinfonie heute gleich 2 mal abgehört - und suche jetzt nach einer neueren Aufnahme, um zu sehen ob diese Aufnahme eine Ausnahmeerscheinung repräsentiert oder ob andere Interpreten hier auch mitkönnen. Ein heisser Kandidat für mich wären die Heidelberger Sinfoniker. Aber die haben diese Sinfonie bislang noch ausgespart, ebenso wie viele andere Orchester. Vermutlich schrecken die Anforderungen an die Hörner ab. Natürlich können heutige Hornisten die Anforderungen- auch dank besserer Horntechnik - erfüllen. Aber zwischen einer Live-Vorstelung und einer "Aufnahme für die Ewigkeit - das ist eben etwas anders.

    Bei den Heidelbergern erinnere ich mich, daß die Fertigstellung des Haydn Zyklus eigentlich für 2009 (!!!) angekündigt war (???)


    Aber hier - aus der Ferne ist leicht zu lästern....:hello::saint:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei den Heidelbergern erinnere ich mich, daß die Fertigstellung des Haydn Zyklus eigentlich für 2009 (!!!) angekündigt war (???)

    Das liegt sicher daran, dass der frühere Leiter der Heidelberger Sinfoniker - Thomas Fey - so um 2012 herum einen schweren Unfall erlitt, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Ich glaube eine Haydn-CD brachten die Heidelberger in letzter Zeit noch unter einem anderen Dirigenten heraus, aber ich denke nicht, dass diese GA noch fertiggestellt wird. Haydn-GA's haben's schwer, das muss man sagen!


    Grüße

    Garaguly

  • Das liegt sicher daran, dass der frühere Leiter der Heidelberger Sinfoniker - Thomas Fey - so um 2012 herum einen schweren Unfall erlitt, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Ich glaube eine Haydn-CD brachten die Heidelberger in letzter Zeit noch unter einem anderen Dirigenten heraus, aber ich denke nicht, dass diese GA noch fertiggestellt wird. Haydn-GA's haben's schwer, das muss man sagen

    Lieber Garaguly.

    Ich antworte hier - wede Deine und meinen Beitrag aber in einigen Tagen hier löschen


    Der Unfall von Thomas Fey fand 2012 statt - DREI Jahre nach dem geplanten Fertigstellungsdatum


    In der Tat sah es einige Zeit so aus, als wäre das das Ende des Zyklus.

    Eine Cd, die Nr 24 der Serie wurde unter dem Konzertmeister des Orchesters, BENJAMIN SPILLNER herausgebracht

    Sinfonien Nr. 63, 38, 37, 9

    Seit vergangenem Jahr wurde - nach langer Entscheidungsfindung - JOHANNES KLUMPP

    zum neuen Chefdirigenten des Orchesters erkoren und zugleich eine *Willenserklärung zur Fertigstellung des Zyklus abgegeben.

    Die erste CD inter Klumpp, die Nr 25

    ist bereits am Markt

    Sie enthält die Sinfonien 2, 17, 18, 19, 20


    mfg aus Wien

    Alfred


    *und genau as diesem Grund plane ich einige CDs zur Erwiterung meiner Sammlung zuzukaufen...

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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