Terje Stensvold — Großer Bariton aus Norwegen


  • Terje Stensvold, geboren am 10. Oktober 1943, ist ein norwegischer Sänger in der Stimmlage Bariton.


    Stensvold studierte Gesang in Norwegen und Berlin, Budapest und London. In 1972 wurde er als Solist an der Norwegischen Oper engagiert, wo er mehr als 70 Rollen sang. Später sang er an der Scottish Opera, an der Königlichen Oper Stockholm und an der Oper in Frankfurt, Stuttgart und Wiesbaden. Desweiteren war er an der Deutschen Oper in Berlin, der Opera de Monte-Carlo, an der Scala von Mailand und am Royal Opera House, Covent Garden, beschäftigt. Zudem sang er auf dem Edinburgh International Festival.


    Vor seiner Karriere als professioneller Sänger war Stensvold in Mitglied im Knabenchor Sølvguttene.


    Am 3. Dezember 2008 wurde er von König Harald V. von Norwegen zum Ritter 1. Klasse des Königlich Norwegischen Ordens des heiligen Olav ernannt.


    In den letzten Jahren sang Terje Stensvold vor allem Wotan/Wanderer im "Ring des Nibelungen" und den Holländer im "Fliegenden Holländer".


    Stensvold besitzt eine beeindruckende Kondition, die ihm derart anspruchsvolle Rollen wie den Wotan auch noch mit über 70 Jahren ermöglicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Im letzten November oder Dezember hat Stensvold seine Karriere als Barak in Frankfurt am Main offiziell beendet.


    Ich habe ihn höchst eindrucksvoll 2007 als Wotan in "Rheingold" und "Walküre" an der Deutschen Oper Berlin, ebendort immer noch ganz erstaunlich gut als "Walküren"-Wotan im Januar 2014. Mehr Live-Erlebnisse werden es nun wohl leider nicht mehr werden. :(

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Besonders als Wotan/Wanderer hat Terje Stensvold einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen.
    Seine Darstellung der Rollen im "Weigle Ring" aus Frankfurt braucht für mich keinen Vergleich, auch nicht mit den "allergrößten" Wotan Darsteller vor und nach dem 2. Weltkrieg, zu scheuen.


    Besonders beeindruckend ist es, daß er nicht nur die Noten singt, sondern auch vermittelt, was er singt. Seine deutsche Aussprache ist hervorragend, seine Gestaltungskraft ist singulär. Er verkörpert, wie kaum ein zweiter Darsteller, sowohl die Größe, als auch die Machtlosigkeit und Verzweiflung des Wotans. Exemplarisch steht dafür der 2. Akt der "Walküre".


    Stensvolds Timbre ist leicht nasal, seine Stimme ist gut geführt, und bis auf leichte, vereinzelte, Schwierigkeiten in hohen Lagen, beherrscht er sowohl die leisen, als auch die heldischen Passagen der anspruchsvollen Rolle.


    Auch, aber nicht nur wegen Terje Stensvold lege ich jedem Wagner Liebhaber den "Weigle Ring" ans Herz.




    Sein "Holländer" ist zweimal auf CD vertreten:



    In der ersten, 2004 aufgenommenen, Einspielung wird die Pariser Urfassung von 1841 gespielt, allerdings hat Stensvold dort noch mit Intonationsschwierigkeiten zu kämpfen. 2013 sind sie nicht mehr vorhanden, aber diese Aufnahme habe ich erst einmal gehört und möchte dazu noch nicht differenzierter Stellung nahmen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Man sollte sich vor Superlativen eigentlich immer hüten, aber ich meine auch, dass man Stensvold zu den allerbesten Sängerschauspielern des Wotan, die uns auf Tonaufnahmen überliefert sind, zählen muss. Ich betone gerade auch das Schauspielerische, das, wie Norbert schon anmerkte, hier wirklich unbestreitbar vorhanden ist. Gerade die oftmals als Durststrecken empfundenen Passagen im II. Akt würde ich hier ebenfalls nennen. Stensvold weiß, was er singt; seine Diktion ist zudem hervorragend. Ich stütze mich bei meinen Aussagen primär auf eine Aufnahme aus der Königlichen Oper in Stockholm unter Segerstam von Januar 2009, wo der Sänger demnach auch schon 65 Jahre alt war. Ich weiß nicht genau, wie es bei Weigle ist, aber auch in der teilweise sehr breiten Interpretation Segerstams hat Stensvold keine erkennbaren Schwierigkeiten. Noch den großen Abschied am Ende der Oper singt er mühelos und mit sehr für sich einnehmender Gestaltungskraft.


    Tatsächlich scheint es so, als habe der Sänger seine Karriere mittlerweile beendet. Operabase verzeichnet den Auftritt als Barak in "Die Frau ohne Schatten" vom 16. November 2014 in Frankfurt als seinen letzten. Davor sang er noch im Mai/Juni 2014 in Oslo den Holländer und im November/Dezember 2013 in Melbourne sowie im Januar 2014 in Berlin den Wotan/Wanderer.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • sowie im Januar 2014 in Berlin den Wotan/Wanderer.

    Nein, dort sang er nur den "Walküren"-Wotan. Eigentlich war er nur als Wanderer angesetzt, was mich auch interessiert hätte, da ich ihn in dieser Partie noch nicht gehört hatte, aber dann tauschte er mit Delevan (der auch der "Rheingold"-Wotan war) "Siegfried" gegen "Walküre" - vermutlich, damit Delavan einen Tag Erholungseit hat, denn zumindest die ersten drei Teile der Tetralogie wurden im Januar-Zyklus ohne Ruhetage dazwischen gespielt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Hier sein Wotan-Abschied unter dem Dirigat von Leif Segerstam (2009 live):



    Da kann man nur sagen: großartiger Sänger trifft auf großartigen Dirigenten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Terje Stensvold hat für mich eine Zeitlang die Lücke geschlossen, die Robert Hale hinterlassen hatte. Ich werde nie vergessen, wie er zusammen mit Evelyn Herlitzius eine zunächst dröge Walküre in der Philharmonie aufgemischt hat. Ich fand ihn bis zuletzt noch sehr gut, aber irgendwann ist nun einmal eine Karriere zu Ende.