CD-Kauf zu Bildungszwecken (?)

  • Liebe Forianer,


    ich habe mich entschlossen, die nächsten Tage mehr mit Musik und Musikthreads zu befassen als mit der Administration dieses Forums. Bei dieser Gelegenheit stoße ich gelegentlich auf Threads, die ich noch gar nicht kenne (Das Tamino-Klassikforum ist ein Dschungel :D ), so auch auf jenen über Hugo Wolf und seine Lieder.
    Von ihm ist mir (abgesehen von seiner Biographie und seinen wichtigsen Liederzyklen) lediglich erinnerlich, daß ich in meiner Jugend immer versucht habe wegzuhören, wenn eines seiner Werke erklang.


    Nun sind viele Jahre verstrichen und ich werde in der nächsten Zeit einen weiteren Anlauf wagen. Mir geht es momentan so, daß (von wenigen Ausnahmen und vom Opernbereich mal abgesehen) ich eigentlich jene Musik, die ich mag, schon besitze - und das oft mehrfach.


    So nutze ich meine CD-Käufe als "Bildungstrip", das heißt, ich kaufe auch CDs, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß sie mir nicht gefallen werden - aber man sollte sie kennen (zumindest glaube ich das) , bzw interessieren sie mich.
    Selten aber doch kommen dabei Entdeckungen zutage, die ich nicht erwartet habe.
    Wie ist das bei Euch, investiert Ihr auch in CDs bei denen das Interesse lediglich "platonisch" ist - und wenn ja - wie waren Eure Erfahrungen damit ?


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    eigentlich kann ich behaupten, dass ich CDs ausschliesslich zu "Bildungszwecken" erwerbe. Grundsätzlich, als ich anfing, mich mit der Klassik bzw. Mozart & Consorten zu beschäftigen, musste einfach alles, was Mozart je komponiert hatte und aufgenommen wurde, her. Hinzu kamen die "bekannteren" Werke Joseph Haydns und Ludwig van Beethovens, Franz Schuberts und Gustav Mahlers. Damals waren das noch MCs und gelegentlich LPs. Nachdem ich nun behaupten kann, dass ich den "ganzen Mozart" in- und auswendig kenne, wanderte mein Interesse zu Mozarts Zeitgenossen, darunter beispielsweise dann Johann Chr. Bach, Michael Haydn, Francois Gossec, Antonio Rosetti, Carl Ditters von Dittersdorf, Antonio Salieri, Peter von Winter, Franz Xaver Süßmayr, Joseph Martin Kraus, Martín y Soler, ...


    Durch Kenntnisaneignung dieser Komponisten und ihrer meistens grandiosen Werke schliesst sich hier eine Bildungslücke für mich: Der Stellenwert Mozarts erscheint in einem neuen Licht. Das ist für mich persönlich sehr wichtig: Was war das Besondere an Mozart zu seinen Lebzeiten? Das kann man zwar aus Briefen und Aufzeichnungen erfahren, erleben allerdings nur durch Vergleichshören mit im Prinzip ebenbürtigen - zumindest damals gleich- oder drübergestellten - Komponisten/Werken seiner Zeit.


    Dies ist "Bildung", die unheimlichen Spaß macht, man entdeckt Parallelen oder ganz verquere interessante Werke. Besonders interessant ist hierbei die Musik der ausländischen Staaten wie Spanien, Schweden und welche Einflüsse sie ggfs. auf die Musik "im Herzen Europas" nahm oder sich ganz davon entfernte.


    In diesem Sinne interessant sind ebenfalls Collectionen, wie sie Cecilia Bartoli derzeit produziert: Ein Rundumschlag um die Oratorien des Barock [Opera proibita], da ist die ein oder andere Perle dabei und der Wunsch entbrannt, diese Oratorien in ihrer Gesamtheit kennen zu lernen. Gleiches tut sie mit ihrem Salieri- und Vivaldi-Album. Über den Geschmack kann man sich natürlich streiten...


    Mir selbst reicht im Regelfall eine Aufnahme eines Werkes, um es kennen zu lernen, da ich zumeist noch die jeweiligen Partituren besorge und die Werke sehr detailliert "studiere" - mit Interpretationsfragen setze ich mich da zunächst weniger auseinander, es geht mir primär um das jeweilige Werk, dessen Schönheit sich mir in aller Regel unabhängig von der jeweiligen Interpretation erschliesst.


    Derzeit beschäftige ich mich überwiegend mit Opern des 18. Jahrhunderts, die nicht von Mozart sind, aber parallel aufgeführt wurden, teils seine Opern von der Bühne verdrängt haben, teils aber auch selbst schnell untergingen.


    Da ist noch einiges zu tun, um diese "Bildungslücke" zu schliessen.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    meistens kaufe ich natürlich Cds, bei denen ich davon ausgehe, dass sie mir gefallen werden. Daneben gibts manchmal Cds, die im Rahmen des Studiums angeschafft werden müssen, wie z.B. von Lutoslawski und Schönberg.
    Zur Erweiterung meiner musikalischen Bandbreite kaufe ich (wenn Angebot gut) gerne auch mal Sachen, von denen ich mir nicht viel erwarte, die ich aber trotzdem mal kennen lernen will, z.B. Bergs Lulu und Wozzeck.
    Außerdem versuche ich nach und nach jeden Beethoven-Sinfonien-Zyklus zu besitzen, mehr aus Interesse an den Interpreten als an den Sinfonien selber, die ich eigentlich ja alle Ton für Ton mitpfeifen könnte mittlerweile. Trotzdem gibts immer wieder schöne Sachen zu entdecken. Auch eine Form der Bildung =)


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ...Hugo Wolf und seine Lieder.
    Von ihm ist mir (abgesehen von seiner Biographie und seinen wichtigsen Liederzyklen) lediglich erinnerlich, daß ich in meiner Jugend immer versucht habe wegzuhören, wenn eines seiner Werke erklang...


    So nutze ich meine CD-Käufe als "Bildungstrip", das heißt, ich kaufe auch CDs, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß sie mir nicht gefallen werden - aber man sollte sie kennen (zumindest glaube ich das) , bzw interessieren sie mich....


    Wie ist das bei Euch, investiert Ihr auch in CDs bei denen das Interesse lediglich "platonisch" ist -



    welch koinzidenz!


    im august habe ich mir in london (mit eben dem von dir geschilderten hintergrund) das gekauft:



    erfahrungen? -ich würd' sagen, sie verschimmelt gerade im kühlschrank ;)
    ( Maik und siehe: HILFE ! ! ! - Ich habe mir eine CD gekauft!)


    :beatnik:

  • Hallo observator,


    also ich bewahre meine CDs , auch wenn sie erstmal nicht gehört werden, nicht im Kühlschrank auf. Sie haben ja dennoch einen wichtigen und hohen Stellenwert ;) So ist es ja nun nicht.



    Zum Thema.
    Also die Erfahrung, wie Alfred sie schildert habe ich noch nicht gemacht. Einerseits weil ich generell noch viel zum kennenlernen habe und auf alles gespannt bin. Und da war jetzt auch der Punkt zwei gleich mit drin. Die Einstellung ist sicher nicht so, 'och das kauf ich mir, auch wenn es eh nicht mein Geschmack ist'.
    BISHER bin ich nie an einen CD-Kauf so heran gegangen. Es war immer das Interesse da, neues zu finden und zu erleben.
    Derzeit ist es also noch lang nicht so, dass ich mit eher schlechter Miene zum Einkauf schreite...Was in zukünftiger Zeit sein wird kann ich ja noch nicht sagen.


    Mir geht es da eher so wie Flo, dass ich aufgrund schulischer Aufgaben mal eine CD kaufe, die "nur" zu Bildungszwecken dient/e.
    Siehe Beispiel Opern. (Übrigens behandeln wir keine der beiden Opern. Weder Don Giovanni noch Fidelio. Dennoch bereue ich den Einkauf, besonders den Fidelio, nicht!)
    Es war zum Eigenstudium gedacht. Um mir ein gewisses Grundwissen schon vor dem Unterricht zu erarbeiten. Denn zuvor war ich ja 'ganz nackt' in der Materie Oper.



    Letztlich ist es doch aber immer Bildung, wenn ich mir CDs kaufe, mit mir bis dahin unbekannten Werken. Es ist zwar nicht die Einstellung die zu diesem Bildungsvorgang die Initiative gegeben hat, aber dennoch erweitert man ja seinen Horizont damit.
    Man lernt dazu und etwas kennen. Schon alleine vom Komponisten oder auch den Interpreten...


    Klassische Musik ist Bildung pur!!!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Ich finde die Umschreibung von "CDs, die mir mit ziemlicher Sicherheit nicht gefallen werden" mit "zu Bildungszwecken" etwas krass :D
    Denn als beginnender Hörer (und das trifft auf irgendeinen Bereich auch nach fast 20 Jahrennoch zu) weiß man das ja nicht vorher; als erfahrener Hörer, weiß man, wie der Geschmack sind wandeln kann und wie wenig dem ersten Eindruck zu trauen ist
    Ich weiß daher vorher oft nicht, ob und was mir gefallen wird, kaufe allerdings sowohl Sachen aus bloßer Neugier als auch "zu Bildungszwecken" Opern z.B., bei denen ich meist nicht die Zeit finde, sie komplett zu hören, kaufe ich, um sie zu haben, wenn ich sie mal hören will bzw. ein Opernbesuch ansteht.
    Oder ich kaufe als Referenz gehandelte Einspielungen, obwohl ich eigentlich schon genügend Aufnahmen des Werkes habe.
    Und ich denke, dass man einfach einen Überblick über die Musikgeschichte, also auch Epochen und Werke, mit denen man recht wenig anfangen kann, haben sollte; ich jedenfalls will einen solchen haben (wobei zur Zeit noch viele Bereiche äußerst lückenhaft sind).
    Dagegen suche ich nur sehr eingeschränkt (wie es z.B. Ulli tut) weniger bekannte Komponisten einer bestimmten Epoche auf.
    Ich habe mal eine Zeilang versucht, mich an eine Art selbstgestellte Regel zu halten, dass bei jeder größeren Bestellung eine gewisser Prozentsatz von a) Musik, die ich gar nicht kenne, b) Musik aus Epochen, in denen ich mich noch gar nicht oder wenig auskenne (v.a von 1600 und "Zeitgenössisches" ab ca. 1960) enthalten sein sollte.
    Hat nicht recht geklappt
    Ich versuche das aber immer noch, jedoch ohne Zwang und prozentuale Anteile.


    viele Grüße


    JR


    Nachtrag: Wirklich sehr witzig, der "Hugo-Wolf-Effekt"... Mir geht es nämlich ähnlich: Als ich vor ein paar Jahren mal recht viel Schubert- und Schumann-, auch Brahms- und Mahler-Lieder gehört habe, versuchte ich Wolf: Fehlanzeige. Ich glaube das "Italienische Liederbuch" habe ich sogar wieder verscherbelt. Muß nachher mal schauen, was ich noch habe

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Eine Motivation zum CD Erwerb ist bei mir ähnlich, wie bei Ulli. Ich möchte eine Epoche möglichst umfassend kennen lernen. Ich finde es wichtig, auch die Konkurrenz zu den als Meisterwerke betitulierten Stücken bzw. als Meister angesehene Komponisten zu kennen, um zu verstehen, warum etwas als Meisterwerk/Meisterkomponist angesehen wird. Alles andere wäre nur nachplappern.


    Dann gibt es noch den Wunsch, das Standardrepertoire zu besitzen. Das ist so ähnlich, wie einen Brockhaus zu kaufen. Wie ein Nachschlagewerk, welches bei Bedarf weiterhelfen kann, ohne dass man ständig darinnen liest.


    Schließlich kaufe ich hin und wieder CDs recht wahllos und zufällig, um Ausflüge zu machen in Bereiche, in denen ich nicht bewandert bin. Weil ich einen Überblick über den "Rest" haben möchte und weil dabei oft ein völlig anderer, neuer Ohrenkitzel herauskommt. So hat mir z.B. der Thread über die nordischen Komponisten ungeheuren Appetit gemacht (danke an klingsor und guercoeur). Das wird sicher demnächst auch mal ein musikalischer Ausflug werden.


    Ich kann also die Anfangsfrage mit JA beantworten. Im Grunde ist (fast) jeder CD Kauf eine Bildungsinvestition. Wobei natürlich der Hörgenuß im Vordergrund steht, aber wer sagt denn, Bildung sei immer eine saure Angelegenheit.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich würde bei mir mal das Wort "Bildung" durch "Neugier" ersetzen. Natürlich ist alles was ich neu kennen lerne in dem Sinne Bildung, dass es mir den weiteren Umgang mit dem Leben – in diesem Fall mit Musik – erleichtert.


    In der Regel kaufe ich Unbekanntes nach den Tipps von Freunden, durch Foren, durch den Rundfunk oder nach der Lektüre von Komponisten-Biografien. Ich käme nicht auf die Idee, etwas zu kaufen, von dem ich befürchten muss, dass es mir nicht gefällt (Musikhören beinhaltet für mich einen hohen Grad an Lebensfreude/qualität), was mir eigentlich – bis auf wenige Ausnahmen – noch nie passiert ist. Eine Ausnahme war z. B. eine Gottschalk CD von Naxos. Ich hatte einige Gottschalk LPs und wollte zusätzlich eine CD kaufen, übersah aber, dass hier alles von irgendwem instrumentiert wurde.


    Diese Instrumentierungen erinnern mich an "schönheitsoperierte" aufgeblasene Frauenbilder mit Stupsnasen, aufgemalten Bleistiftstrichen am Kopf und Schlauchbootlippen. Wahrscheinlich werde ich diese Aufnahme nie wieder hören.


    Bildung ist ein weites Feld. Wie wir sie verstehen, würde sie mir beim Überleben im Urwald keine Minute helfen, und ich kenne eine literarisch und musikalisch hochgebildete Frau, die so lebensuntüchtig ist, dass sie ihren Unterhalt als Verkäuferin in Souvenierläden, Bedienung in Cafés oder Supermarktkassiererin verdienen muss. Das wenige gibt sie dann für Konzert- oder Theaterkarten aus. Das extrem wechselnde Lebensumfeld treibt sie ständig an den Rand des Wahnsinns, womit wir wieder bei ihrer Lebensuntüchtigkeit angelangt sind - ein tragisches Schicksal.


    Grüsse
    Walter

  • Ganz der Meinung von Ulli und Thomas,


    als ich damals anfing Klassik zu hören, tat ich es erstmal aus dem banalsten aller Gründe, ich fand die Musik mehr als ansprechend.
    Ich bekam zwei Klassikboxen von meinem Vater geschenkt, mit allerlei Komponisten mit lobenswerterweise hauptsächlich kompletten Werken.


    Aber mir fiel sofort etwas auf, da waren auch drei Komponisten dabei die anders komponierten: Bach, Händel und Vivaldi.


    warum war das so ? und wieso ist zwischen diesen drei und Mozart so ein gewaltiger Unterschied ? Fragen eines 11 Jährigen...


    Nun ich war sofort von der barocken Musik gefangen, wollte aber nun alles wissen, wie kam es überhaupt zu der Musik ? Wie wurde aus dem Trommeln der Ur-Menschen so komplexe Werke wie Bruckners Symphonien ?


    Zum einen kaufte ich CD's aus allen Epochen um die Entwicklung nachverfolgen zu können, auf der anderen Seite gefiel mir das auch noch was ich dort endeckte und hörte.


    Allein die Barockmusik ist dermaßen komplex, dass man immer wieder was neues endeckt.
    Es ist schon eine Suche gewesen, denn nicht alles war leicht zu finden.
    Aber ich bin auch bereit mal Einkäufe zu tätigen bei denen ich vielleicht nicht sofort angetan von dem Werk bin. So war es Anfangs auch bei Mozart :stumm:


    Jetzt weiß ich, wenn man sich auf etwas einläßt und nicht nur in "seiner musikalsichen Welt" bleibt kann man so vieles endecken und lieben lernen, und man lernt eine ganze Menge dabei.

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  • Mir ging es tatsächlich so, daß ich einen Komponisten bewußt gemieden hab, weil ich überzeugt war, er würde mir nicht gefallen.


    Es war - schlagt mich nicht- Richard Wagner! Irgendwie nicht meine Musik!


    Aber irgendwann kam dann der von Thomas beschriebene Brockhaus - Effekt: Darf man einen so bedeutenden Komponisten wie Wagner so einfach aus der Stube aussperren? Meine Antwort war NEIN! Hab mir also die Opern gekauft und was soll ich sagen: Zwar werd ich wohl niemalsnicht zum Wagnerianer, aber ab und an darf sich der gute Richard freiwillig in meinem Player drehen - besonders Parsifal und der Ring!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo Alfred,


    bleibst Du denn mit den Dir unbekannten CDs im Klassikbereich, oder kaufst Du Dir z.B. im Mediamarkt irgendeine Country-Musik-CD? Um einfach mal Country kennenzulernen? Und davon wie erwartet enttäuscht zu sein ;)


    Aus Deinem Eingangsposting klingt eine gewisse Müdigkeit heraus...Vielleicht bist Du zu sehr auf ein Genre fixiert?


    Gruß,
    Oliver

  • Hallo Oliver (und Rest der Klassikwelt)


    Nein, Country Western spielt hier nicht mit.


    Das ist eine andere Liga - aber durchaus Musik, die ich auch höre. Ich investiere zwar kaum Geld dafür hörs aber nicht ungern.


    Ich würde dasd in etwa vergleiche, daß jemand, wie Herr Reich-Ranicki neben seiner Literatur mit Sicherheit auch Zeitungen und Zeitschriften liest. Das sind IMO zwei Paar Schuhe ,-)


    Gemeint war, daß ich in letzter Zeit auch gelegentlich auch Werke des 20. Jahrhunderts kaufe - lediglich um mir "ein Bld zu machen"


    Hindermith - Britten - Lutoslawski Berg -Veinberg etc,


    All das war vor etwa 2-3 Jahren noch nicht vorhanden.


    Es wurde in diesem Forum noch nicht angesprochen, aber ich bin ein gerradezu exzessiver Sammler von "unbekannten Komponisten" des 18. und frühen 19. Jahrhunderts Jahrhunderts.


    Vanhal, Vranicky, Cannabich, Eberl, Ries, Boccherini, Kozeluch, Wagenseil, Salieri, Paisiello, Soler, Edelmann, Czerny, Hummel, Stamitz, Monn, Benda, Pichl, Wölfl, Gyrowetz, Clementi, Pleyel, Cimarosa - DAS ist meine Welt.


    Im Forum wurd das bisher noch nicht angesprochen, weil ich erst warten wollte bis genügend Interessente dafür hier sind.


    Wer sowas sammelt muß oft blitzschnell zugreifen - weil am nächsten Tag kann eine Interessante CD berits für alle Zeiten "verschollen" sein.


    Das mit der Müdigkeit stimmt.
    Das Forum har eine Größe erreicht, die es mir fast unmöglich macht, nähere Kontakte zu pflegen, was zu Beginn durchaus üblich war....



    Aber ich muß sagen, in den letzten Tagen hab ich wieder Energie getankt...


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    ich habe bisher eigentlich noch nie (bewußt :D) "platonische" CD-Käufe getätigt. Dazu ist zu sagen, dass ich einen ziemlich weiten Raum der Musik ohne Berührungsängste und mit Genuß hören kann. Aktuell reicht diese Spanne von Dufay bis Boulez und dazwischen gibt es eigentlich sehr wenig, was mir nicht zusagt und wenn, dann ist es zumindest eigentlich nie eine derart schroffe Ablehnung, die einem die Haare zu Berge stehen lässt.


    Beim CD-Kauf leiten mich eigentlich vor allem Neugier, aber auch in erster Linie Genußstreben, weniger akademische Gedanken. Insofern höre meistens eigentlich in alle CDs rein, bevor ich Sie kaufe. "Akademische Studien" verlege ich dann lieber ins Ladengeschäft oder borge von Freunden aus, wenn ich z.B. nur mal diesen oder jenen Sänger oder eine bestimmte Interpretation hören will. Wenn mir das aber nicht kaufwürdig erscheint (ich also nicht davon ausgehe, dass ich längere Zeit Freude mit dieser CD hätte), bleibt sie im Laden stehen.


    Die Probleme dieser "Methodik" sind evident, allein zwingt mich einerseits eine gewisse finanzielle Beschränktheit dazu, andererseits möchte ich wie gesagt eine CD auch "abhören", d.h. sie wenigstens eine zeitlang mehrmals mit Genuß hören, Freude an Werk und Interpretation haben. Nur einmal kurz einlegen und nebenbei hören und dann in enzyklopädischer Manier ins Regal einreihen ist nicht so mein Ding. Bin insofern eigentlich auch kein Sammler. (In meinem Weinkeller lagert auch selten mehr als ich trinken kann...das hat ebenfalls finanzielle Gründe, würde aber gewiss auch nicht so ausarten, wenn es anders wäre. ;))


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    Also ich bin schon ein Vollblutsammler - mich macht es richtig nervös, wenn ich ein gewünschtes Musikstück nicht parat habe.



    Zitat

    Nur einmal kurz einlegen und nebenbei hören und dann in enzyklopädischer Manier ins Regal einreihen ist nicht so mein Ding


    DAS steht auf einem anderen Blatt - Das mache ich nie. WENN eine CD gekauft wurde, dann wird sie in jedem Fall zu Ende gehört - strafweise sozusagen
    :baeh01:


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    So nutze ich meine CD-Käufe als "Bildungstrip", das heißt, ich kaufe auch CDs, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß sie mir nicht gefallen werden - aber man sollte sie kennen (zumindest glaube ich das) , bzw interessieren sie mich.
    Selten aber doch kommen dabei Entdeckungen zutage, die ich nicht erwartet habe.
    Wie ist das bei Euch, investiert Ihr auch in CDs bei denen das Interesse lediglich "platonisch" ist - und wenn ja - wie waren Eure Erfahrungen damit ?


    Nein, das mache ich nicht. Ich bin z.B. nicht der Ansicht, die Fledermaus kennen zu müssen oder alle 537 Opern von Verdi ...


    Ich kaufe nur das, von dem ich annehme, dass ich es mögen werde - wenn auch nicht immer nach einmaligem Hören (z.B. Pärt - da war es anzunehmen, dass es eventuell nicht sofort klappt, und nun kann ich durchaus sagen, dass mir die Missa syllabica gefällt).


    Warum sollte man etwas kennen sollen? Du meinst ja, die entsetzliche moderne Musik zu kennen und kaufst Dir zu dem Zwecke CDs und hörst sie an, um sagen zu können, Du magst es nicht, obwohl Du es kennst - und was hilfts? Nichts, ich kann mich erinnern, dass jemand Dir hier sagte, Du könntest Dir hierüber kein Urteil bilden, da Du es ja nicht kennst ...

  • Allein der Kanon der mich sehr interessierenden Werke und Aufnahmen umfaßt mehrere Hundert. Und ständig lese ich im Internet oder in Zeitschriften von unglaublich tollen und / oder interessanten und / oder absolut wesentlichen / referenzmäßigen weiteren Aufnahmen. Um die Neugier hierauf zu befriedigen, müßte ich
    1. irgendwo einen Millionengewinn machen und anschließend
    2. aus dem Berufsleben aussteigen, mich von Frau und Kindern verabschieden, um in einer einsamen Behausung nur noch Musik zu hören...


    Damit will ich sagen, daß ich nur einen Bruchteil der mich erwartungsgemäß begeisternden und bereichernden Anschaffungen realisieren und hören kann.


    Das darüber hinausgehende Schließen von "Bildungslücken", die Vorbereitung auf Konzertbesuche oder Diskussionen oder schriftliche Arbeiten zu musikalischen Werken, die mir (gemäß Erwartung) nicht so sehr zusagen werden - all dies versuche ich durch leihweises Hören (Bibliotheken, Freunde etc.) oder Audio-Recherche im weltweiten Netz abzudecken.


    Ich würde doch beispielsweise niemals freiwillig meine begrenzten finanziellen Ressourcen auf den Kauf einer Aufnahme von überbewerteten Tonsetzern wie Herrn M. verwenden, bei deren akustischem Lautsprecheraustritt mir erwartungsgemäß die Ohren welken und meine Kakteen zu weinen beginnen... :baeh01:


    Liebe Grüße :)

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Ich würde doch beispielsweise niemals freiwillig meine begrenzten finanziellen Ressourcen auf den Kauf einer Aufnahme von überbewerteten Tonsetzern wie Herrn M. verwenden, bei deren akustischem Lautsprecheraustritt mir erwartungsgemäß die Ohren welken und meine Kakteen zu weinen beginnen... :baeh01:


    Mendelssohn ist zwar nicht einer meiner Lieblinge, aber so schlimm, dass die Kakteen ihre Stacheln velieren müssen ist er auch wieder nicht...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Und ich dachte, er meint diesen Herrn:




    :angel:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Weiter, weiter, das wird eine lustige Sammlung von Vorschlägen! :hahahaha:


    Im Anschluß legen wir uns alle auf die virtuelle Couch und analysieren die Vorschläge! :faint:


    Grüße :)

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  • Die Frage dieses threads ist doch weniger, ob einem z.B. Musik von Guillaume de Machaut gefällt, sondern eher, ob man sie überhaupt je gehört hat. Und diesem abzuhelfen wäre ein "CD-Kauf zu Bildungszwecken" oder wie oben jemand schöner formuliert hat aus Neugier.
    Wer dagegen nach dem Hören von 10 Monteverdi-Madrigalen festgestellt hat, dass das eher nicht so sein Ding ist, der soll natürlich nicht aus Bildungszwecken noch zwei dutzend dieser Stücke kaufen und hören. ;)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Gib's zu, tief in Deinem Inneren wolltest Du die Freudsche Runde einleiten. :P



    Wie auch immer, meine Reizschwelle liegt irgendwo bei Schostakowitsch. Zwei Aufnahmen hab ich sogar, einmal das Violinkonzert Nr. 1 mit Hillary Hahn (ich hör Edwin schon stöhnen :pfeif: ) und das Klaviertrio Nr. 2 mit Berezovsky/Repin/Yablonsky. Das Violinkonzert kann ich mir, wenn ich in der Laune dazu bin (kommt selten vor, ich weiß), sogar anhören, bei dem Trio wirds langsam duster. Müßte ich mal wieder hervorkramen, sozusagen als Konfrontationstherapie. :D


    Vor diesem Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, einen CD-Kauf, wie eingangs von Alfred beschrieben, nur zu Bildungszwecken zu tätigen, dafür wäre mir das Geld dann zu schade. Für Bildungszwecke gibt es immer noch die Stadtbibliothek (und nicht nur dafür. ;))



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Gentilhombre
    Gib's zu, tief in Deinem Inneren wolltest Du die Freudsche Runde einleiten.


    ...wieso einleiten? :untertauch:


    Zitat

    Original von Gentilhombre
    ...ich hör Edwin schon stöhnen :pfeif:


    Der hat erstmal mit Anna zu tun und seiner Komsomolzen-Vergangenheit! :D


    Zitat

    Original von Gentilhombre
    Vor diesem Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, einen CD-Kauf, wie eingangs von Alfred beschrieben, nur zu Bildungszwecken zu tätigen, dafür wäre mir das Geld dann zu schade.


    Im Prinzip völlig einverstanden. Aber dann gibt es Gelegenheiten wie zum Beispiel derzeit den Schleuderpreisverkauf des Ligeti-Projektes bei jpc. Wichtige Musik, wertvolle Musik, manches kann ich sogar schon als ästhetisch reizvoll empfinden, bei anderem fehlt mir noch der Zugang. Vielleicht werde ich mich in zehn Jahren sehr ärgern, wenn ich jetzt nicht kaufe??? :rolleyes:


    Grüße :)

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Im Prinzip völlig einverstanden. Aber dann gibt es Gelegenheiten wie zum Beispiel derzeit den Schleuderpreisverkauf des Ligeti-Projektes bei jpc. Wichtige Musik, wertvolle Musik, manches kann ich sogar schon als ästhetisch reizvoll empfinden, bei anderem fehlt mir noch der Zugang. Vielleicht werde ich mich in zehn Jahren sehr ärgern, wenn ich jetzt nicht kaufe??? :rolleyes:


    Das würde ich dann aber eher unter strategische Kaufentscheidungen buchen als unter Bildungszwecke. Denn auch wenn Dir bei einigen Sachen noch der Zugang fehlt, so gefällt Dir dennoch schon ein Teil des Ligeti-Schaffens. Du hast Dich also mit der Materie bereits angefreundet.


    Meine zwei Schostis waren jeweils Beigaben (zu Mendelssohn und Tschaikowsky), und somit reine Schnupperboni. Eine reine Schostakowitsch-Scheibe hätte ich mir sicher nicht so schnell zugelegt. Von irgendwelchen Boxen halblegaler Kondrashin-Konzertmitschnitte, die während des kalten Krieges von lebensmüden KGB-Doppelagenten über die Schwarzmeer-Route aus dem Ostblock geschmuggelt wurden, ganz zu schweigen. :D



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Ihr Lieben, so wie Alfred würde ich das für mich so nicht ausdrücken.
    Bei mir war es meistens Neugier. Auf die war ich zumal am Anfang auch angewiesen: ich kannte ja nichts. Nach Tschaikowsky b-moll-Konzert wollte ich einfach immer mehr - es war, so gesehen, auch ein gewisser Suchtfaktor ;-)) dabei...
    Bei Opern wusste ich oft nach der Lektüre des Opernführers, das Thema passt zu mir (ich bereite gerade etwas aus diesem Bereich etwas für den Opernführer vor (Petemonova: ich habe es nicht vergessen!).
    Ich war z.B. verwegen genug, Blaubarts Burg zu kaufen: für mich zu meiner eigenen Überraschung eine auch musikalisch spannende Erfahrung!
    Bei Alban Bergs Wozzek und Lulu war ich einfach nur neugierig, werde mich aber im Leben nicht daran gewöhnen (die 5 Orchesterstücke als auch das Violinkonzert sprechen mich jedoch an)


    Herzliche Grüße!
    hemmi (Bernd Hemmersbach)

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ich kaufe auch CDs, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß sie mir nicht gefallen werden - aber man sollte sie kennen (zumindest glaube ich das)


    Hallo,


    nein, das mache ich nicht. Es gibt sehr wohl eine große Anzahl von Werken, von denen ich weiß, dass man sie eigentlich kennen "müsste", aber ich kaufe sie mir dennoch nicht. Gerade im Bereich Vokalmusik bin ich sehr schlecht bestückt, was mich aber nicht weiter stört. Schließlich höre ich Musik ausschließlich zu meinem Privatvergnügen, da nehme ich mir eben die Freiheit, mich auf Musik zu "beschränken", die mir auch wirklich gefällt. Hinzu kommt, dass ich ohnehin schon so viel Geld für Musik ausgebe und es nichtsdestotrotz fast unüberschaubar viele CDs gibt, die mich an und für sich sehr interessieren würden - es gibt also etliches, was ich mir zulegen würde, bevor ich mir Stücke kaufe, die mich eher wenig reizen. Letztlich ist es mir egal, wie "wichtig" oder bekannt eine Komposition ist, ich kaufe nur nach persönlichem Geschmack, wobei die von Bernd angesprochene Neugier eine sehr große Rolle spielt. So kommt es eben, dass ich zum Beispiel keine einzige Verdi-Oper besitze, aber einen Haufen Schallplatten mit völlig "obskurem" Repertoire aus dem ehemaligen Ostblock, das wahrscheinlich kaum jemanden hier interessiert (mich aber dafür sehr).


    Viele Grüße
    Holger

  • Mein Vorteil: Spontankäufe sind im Laden relativ selten. Wenn mir also eine CD schöne Halterungsringe macht, ich mir meiner Zuneigung zu ihr aber noch nicht sicher bin, kann ich erstmal warten. Ich hab Zeit, viel Zeit. Sollte das gute Stück dann in der Zwischenzeit verkauft sein, um so besser. Meistens gilt: aus den Augen, aus dem Sinn.


    Die Musik des 20. Jahrhunderts ist beispielsweise eine Riesenlücke bei mir - aber das soll auch so bleiben. Es gibt so viele Werke, die mich noch interessieren, da muß ich mich doch nicht durch Sachen quälen, die mich im günstigsten Fall kalt lassen :pfeif:.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Der Dualismus "Bildungszweck" und "Vergnügen" stinkt mir natürlich ...


    ...Abitur mit 1,0 ?? Im Matheunterricht vor Vergnügen gequietscht bei der Beweisführung durch vollständige Induktion von Zahlenfolgen? Du hast meine grenzenlose Verehrung, Du Bildungsgenießer! :jubel: :D :jubel:


    Grüße :)

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Du hast meine grenzenlose Verehrung, Du Bildungsgenießer!


    Naja, ich such mir schon aus, wo ich mich vergnügungshalber bilde und wo ich auf den Bäumen bleibe und an der Banane lutsch.


    Mathematik war in der Tat ganz lustig aber mit 1,0 wars nix.
    :pfeif:

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