Aida aus der Scala bei Servus TV bzw Classica

  • Hat eigentlich keiner die Aida Übertragung gestern abend gesehen ? ICh war doch sehr enttäuscht. Die Inszeneirung war an Langeweile nicht zu überbieten und was die Sänger und der Dirigent boten war katastophal. Einziger Lichtbilck war die Sängerin der Amneris . Das Publikum war auch nicht grade angetan von den sängerischen Leistungen.

  • Ich kann die Meinung leider so, Rodolfo, nicht ganz nachvollziehen.


    Die Inzenierung fand ich sehr klar, ganz ohne Aufgeregtheiten. Mir hat sie gefallen, auch weil der Bombast fehlte, der oft die doch relativ intime Grundstimmung der Aida nicht zugekleistert hat. Natürlich könnte man behaupten, dass gerade die Bühnenbilder kein richtiges Flair hervorriefen. So aber konnte man sich auf die Personenregie besser konzentrieren, die für mich die Handschrift eines Altmeisters hatte, der niemanden etwas beweisen muss.


    Bei der Beurteilung der Sänger bin ich etwas vorsichtiger. Was kann man heute erwarten? Ich denke, dass genau da das Problem liegt. Natürlich könnte ich eine CD aus der Glanzzeit der Oper anhören und das dann mit der gestrigen Aida vergleichen. Aber vorher muss man sich dann doch eingestehen, dass diese Zeit leider passé ist. Für mich war es ein geschlossenes Ensemble, wie man es heute leider nur sehr selten hört. Natürlich ist es die Frage, ob sich Matti Salminen das alles aufgrund der unüberhörbaren Schäden seiner Stimme antun sollte. Ich finde ihn als Persönlichkeit weiterhin beeindruckend.

  • Lieber casimir,
    und genau die Personenregie die du angesprochen hast ist mein Haupt Kritikpunkt an der Inszenierung von Peter Stein, denn die fand so gut wie gar nicht statt es gab leider nur das übliche hilflose rampen gesinge.

  • Ich habe auch nur streckenweise die Inszenierung verfolgt, von daher kann ich hier keine endgültige Wertung einbringen, lediglich einige erste Eindrücke. Die Inszenierung fand ich auch sehr blass, das Bühnenbild karg, uninspiriert und leer, die Personenführung ebenfalls sehr eindimensional und wenig einfallsreich. Gesanglich wurde eher Mittelmaß geboten für mein Dafürhalten; durchaus nicht schlecht, aber für die Scala? Da hätte man sich vielleicht dennoch etwas mehr erwarten können.
    Ein störendes Detail für mich war, bei der Übertragung auf "Servus tv":
    nicht nur, dass das Sender-Logo riesig in der rechten oberen Ecke prangte - in der linken oberen Ecke stand die ganze Zeit über der ellenlange Schriftzug: "Aida - live aus der Scala"...dadurch war die Sicht auf den oberen Teil des Bildschirms für mich doch empfindlich eingeschränkt.
    Gut, angesichts des leeren Bühnenraumes gab es dann wenigstens etwas zu sehen - allerdings wäre mir doch lieber gewesen, die penetrante Schrift wäre zumindest zeitweilig wieder ausgeblendet worden.
    Wie gesagt, dies sind nur pauschale, erste Eindrücke, die nicht den Anspruch erheben können, der Übertragung in vollem Umfange gerecht zu werden - jedoch hatte ich zumindest nicht den Eindruck, eine Sternstunde verpasst zu haben.

  • Wie wohl von Peter von Stein nicht anders zu erwarten, war das gestern eine gelungene Inszenierung der „Aida“ in der Scala. Er hielt sich an das Libretto und man spürte, dass er es – im Gegensatz zu manchem anderen Regisseur – ernsthaft und intensiv durchleuchtet hatte. Lediglich auf das Ballett in der Triumphszene verzichtete er, was aber meiner Ansicht nach die Szene realistischer machte.
    Das Bühnenbild war schlicht, manchmal etwas nüchtern, aber es erzeugte durchaus den Eindruck, in der richtigen Oper zu sein. Die Kostüme fand ich angemessen bis prächtig.
    Sängerisch war nach meiner Meinung – vom Pharao bis zum Boten – nichts auszusetzen. Darstellerisch gefielen mir am besten die Sängerinnen der Aida (Kristin Lewis), die in ihrer Hin- und Hergerissenheit zwischen Vaterlandsliebe und der zu dem Feldherrn ihres Feindes, und der Amneris (Anita Rachvelishvili), die in ihrer Verzweiflung besonders in der ersten Szene des vierten Aktes brillierten. Aber auch Amnasro (George Gagnidze), der unbewegt seine Tochter zwingt, ihren Geliebten zum Verräter zu machen, fand ich in der Darstellung glänzend. Lediglich Radames wirkte (vielleicht ob seiner Körperfülle) manchmal etwas steif. Matti Salminen als Hohepriester hat auch noch immer eine respektable Stimme.
    Auch das Dirigat von Zubin Metha fand ich durchaus angemessen.
    Insgesamt endlich wieder einmal eine höchst erfreuliche Inszenierung ohne Verlegungen, Entstellungen und zusätzlichen Schnickschnack, die auch vollen Applaus ohne jedes „Buh“ erbrachte, also wohl jedem etwas gegeben hat.
    Privatsender übertragen ja in äußerst seltenen Fällen einmal eine Oper. Dabei habe ich es aber schon erlebt, dass diese wenigstens zwischen einer solchen Übertragung auf die schrille Werbung verzichteten. Servus TV hatte leider nicht das Gespür dafür und platzte nach jedem Bild unmittelbar mit Werbung herein, was sich auf den Genuss störend auswirkte.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mich hat jedenfalls die Ausdauer des Amonasro beeindruckt, der es immer wieder geschafft hat, die Handfessel nicht abrutschen zu lassen.
    Dass es ihn große Mühe gekostet hat, sie meistens (immer gelang es doch nicht) straff zu halten, war deutlich zu sehen.
    Nicht jeder hätte sich unter diesen Umständen auf seine Rolle konzentrieren können.

  • Was nützen die schönen Kostüme, wenn zwischen den einzelnen Charakteren auf der Bühne keine Handlng stattfindet ? Wenn einem das Leiden von Amneris am Ende oder eines der schönsten Finale der Oper gar nicht berührt.

  • Zitat

    Zitat von Rodolfo: Was nützen die schönen Kostüme, wenn zwischen den einzelnen Charakteren auf der Bühne keine Handlng stattfindet ?

    Lieber Rodolfo,


    dann musst du eine andere Inszenierung als ich gesehen haben. Ich konnte viel Handlung erkennen, speziell im zweiten Bild zwischen Amneris und Aida, in der Nilszene und vor allem im ersten Bild des letzten Aktes, wo die Verzweiflung der Amneris so intensiv ausgespielt war, wie ich es bisher in keiner Inszenierung gesehen habe, und gerade von Aida besitze ich einige Inszenierungen und habe auch einige auf der Bühne gesehen. Gerade vor wenigen Minuten habe ich noch mit jemandem gesprochen, der von der spannenden Inszenierung ebenso angetan war wie ich.
    Aber die Ansichten sind sehr unterschiedlich. Wie hättest du das, was du Rampengesinge nennst, selbst anders gestaltet. Hättest du gewollt, dass der Regisseur noch zusätzlich in die Ensembles, z. B. in der Triumpfszene über das Libretto hinaus noch künstlich zusätzliche "Action" hinzuerfunden hätte?
    Aber selbst, wenn die Inszenierung so gewesen wäre, wie du sie siehst, ziehe ich eine solche in jedem Falle einer Verunstaltung durch das sogenannte Regietheater entschieden vor!
    Hier noch eine Kritik aus der Presse zu der Inszenierung:
    http://diepresse.com/home/kult…Verdis-Theatergenie-ernst


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard
    in Düsseldorf hatten wir vor einigen Spielzeiten eine sehr schöne Aida Inszenierung von Pat Halmen die in einem Museum spielt . Dort gab es auch sehr schön Kostüme die in die Zeit gepasst haben und vor allem gab es eine Personenregie. RT muss ja nicht immer Verunstaltung heissen sondern bedeutet für mich auch das Gefühle der einzelnen Personen ohne übertriebenden Auwand dargestellt werden. Außerdem hält sie auch nicht den Vergleich stand mit der Vorgänger Inszenierung von Zeffirelli.

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  • Auch ich fand die "Aida" recht langweilig. Die vielgepriesene Personenregie ging über das Übliche nicht hinaus und brachte keinen erhöhten Erkenntnisgewinn. Das lag natürlich auch vor allem an dem Radames, der sich erkennbar weigerte, irgendetwas auf der Bühne zu tun außer dazustehen und zu zu singen. Auch ein nicht ganz so schlanker Mensch sollte eigentlich in der Lage sei, wenigstens etwas Gefühl und Anteilnahme über die Rampe zu bringen. Warum sich gleich zwei Frauen um diesen Klotz stritten war einigermaßen rätselhaft. Immerhin hat er ganz ordentlich gesungen. Gefallen hat mir die Amneris sowohl stimmlich wie darstellerisch, die Aida selbst darstellerisch o.k., stimmlich hatte ich aber den Eindruck, dass ihr die Rolle (noch?) eine Nummer zu groß ist. Auch Amonasro war o.k., auch wenn er eher wie ein Apatschenhäuptling aussah als wie ein äthiopischer Krieger. Fehlten nur noch die Federn im Haar. Über den Ramphis (Salminen) decke ich den Mantel des Schweigens - was nützt in einer Oper wie Aida die Bühnenpräsenz, wenn von der Stimme nur noch Reste existieren.


    Mit einem kargen Bühnenbild kann ich leben, allerdings sollte es bei aller Kargheit doch etwas mehr Stimmung ausstrahlen - zwischen karg und nüchtern sehe ich doch einen gewissen Unterschied. Und egal, was der von Gerhard zitierte Rezensent schreibt - die Kostüme waren alles, nur nicht ägyptisch. Wenn es wenigsten einen durchgehenden Stil gegeben hätte, aber nein: das Gewand, das Amneris im ersten Akt trug, hätte auch eine Frau Ende der Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts tragen können, während ich die ägyptischen Soldaten eher irgendwo zwischen Assyrien und der Mongolei verortet hätte. Und die schwarze Büßerkutte, die der Tenor trug, wurde wohl zu keiner Zeit von irgendeinem Feldherrn oder Soldaten getragen außer vielleicht in der jüngeren Steinzeit. Aber vielleicht meinte es der Designer auch nur gut, weil er davon ausging, das Schwarz schlank macht.


    Alles in allem ein Opernabend, der zwar keine regielichen Ärgernisse bot, aber ansonsten nichts bot, was man unbedingt in Erinnerung behalten müsste.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)