Venus : Julia Faylenbogen
Elisabeth : Carla Filipcic Holm
Tannhäuser : Herbert Lippert
Wolfram : Steffen Kubach
Hermann : Shavleg Armasi
junger Hirt : Frauke Becker
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck und Chor & Extrachor des Theater Lübeck unter der musikalischen Leitung von Andreas Wolf; Inszenierung Florian Lutz, Bühnenbild Christoph Ernst, Kostüme Mechthild Feuerstein.
(Premiere am 31.August 2014)
Zwar sind seit meinem Besuch in Lübeck auch schon wieder zwei Wochen vergangen, aber trotzdem möchte ich wenigstens kurz von dieser Aufführung berichten: Immerhin handelte es sich um die erste lupenreine Regietheater-Inszenierung, die ich in meinem Leben, d.h. in gut 25jähriger persönlicher Operngeschichte erlebt habe!
Hier war gleich von Anfang an klar, was "gespielt" wurde; noch vor der Ouvertüre traten die vier Edelknaben auf die Bühne und erklärten dem Publikum Sinn und Zweck des Pilgerchores. Damit nicht genug wurde dann der Text inkl. Noten auf eine Leinwand projiziert und es durfte gesungen werden. Überaschenderweise folgte das Publikum (vertreten war der übliche Altersdurchschnitt > 60) dieser Aufforderung und wir sangen.
Nach der Ouvertüre - es wurde im Wesentlichen die Dresdner Fassung gegeben - dann wieder die vier Edelknaben: Gefragt wurde nach heutigen Sünden zu denen es passend auf der Bühne mehrere Stationen gab, an welchen jeweils ein Zuschauer seiner Sünde fröhnen durfte. Da waren Bar, Restaurant (mit Live-Cooking), Spieltisch und Beauty-Salon aufgebaut, aber auch unvermeidlich die Table-Dance-Stange inkl. "Zubehör". Während also in der ersten Szene des ersten Aufzuges die meisten Augen auf das "Zubehör" der Table-Dance-Stange gerichtet waren, sang Julia Faylenbogen eine ausgezeichnete Venus, während Herbert Lippert mit einer unüberhörbaren Stimmschwäche zu kämpfen hatte, die sich in der zweiten Sinne immerhin etwas milderte. Störend war tatsächlich das Publikum, welches ob der dargebotenen Show in intensives Gemurmel und Getuschel verfiel - bezeichnend jedoch, dass es keine klaren Unmutsbekindungen oder gar Buh-Rufe gab ...
Die zweite Szene spielte im "Deutschen Wald" angedeutet durch braune Plastikröhren. Darüber ein großes Plakat "Rettet den deutschen Wald". Die Mannen um den Landgrafen Hermann (Wolfgang Schäuble im Rollstuhl) waren u.a zu erkennen als S.Gabriel, G.Westerwelle, E.Stoiber und H.C.Ströbele (auf dem Fahrrad). Gesanglich hier hervorragend Shavleg als Landgraf Hermann. Nicht ganz so stark der Wolfram gesungen von Steffen Kubach.
Jedwedes Entsetzen am Ende des ersten Aufzuges hielt sich in Grenzen, aber man hätte doch gerne das eine oder andere Pausengespräch belauscht. Im kleinen Kreis meiner Bekannten kamen wir immerhin zu einigen interessanten bzw. plausiblen Deutungen und fragten uns, wie es wohl weitergehen mochte?
Der Schock kam, als die Direktorin vor Beginn des zweiten Aufzuges vor den Vorhang trat und verkündete, dass Herbert Lippert seiner Stimme nun doch komplett verlustig gegangen sei und man trotz diverser Telephonate im Vorfeld keinen Ersatz habe bekommen können. - Abbruch der Vorstellung!
Als kleines Trostpflaster gab es noch die Hallenarie mit einer ausgezeichnet disponierten Elisabeth (Carla Filipcic Holm im Kostüm Angela Merkels), den Abendstern, sowie zum Schluß den Einzug der Gäste.
Leider handelte es sich um die letzte Vorstellung der Spielzeit und ich hätte sehr gerne gesehen, wie sich dieses Regiekonzept weiterentwickelt hätte.